“Beim Besteigen der Welt kurz stagniert“
Artist: Stallion
Herkunft: Baden-Württemberg, Deutschland
Album: From The Dead
Spiellänge: 44:34 Minuten
Genre: Heavy Metal, Power Metal, Speed Metal
Release: 30.06.2017
Label: Highroller Records
Link: http://www.heavymetalstallion.com
Produktion: Homestudio
Bandmitglieder:
Gesang – Pauly
Gitarre – Äxxl
Gitarre – Olli Gee
Bass – Christian Stämpfe
Schlagzeug – Aaron
Tracklist:
- Underground Society
- Down And Out
- Hold The Line
- Waiting For A Sign
- From The Dead
- Kill Fascists
- Lord Of The Trenches
- Blackbox
- Step Aside
- Awaken The Night
Mit From The Dead lassen die Speed Metaller von Stallion ihr zweites vollumfängliches Pferd auf die Welt los. Nach der viel gelobten EP Mounting The World (2013), die die Band erstmals in der Szene auftauchen lies und ihrem ersten Album Rise And Ride (2014) folgt drei Jahre später also die Bewährungsprobe für die fünft Jungs aus Baden-Württemberg.
Erstmals spielt der Bandname dabei nur eine untergeordnete Rolle, der Hengst, der die Welt besteigt, findet sich nur noch auf der Artwork wieder. Dort wird er als Untoter dargestellt, der eine Armee verjagt, im Maul eine Kette, zu seiner Rechten ein Adler, den der Hengst von einer Säule reißt und der schwer an den Reichsadler erinnert, angedeutetes Hakenkreuz inklusive. Neben dem 17 Sekunden Stück Kill Fascists glücklicherweise die einzige offensichtliche poltisch-gesellschaftliche Aussage der Band. Das Weltverbesser-Image versteht sich einfach nicht mit dem sonstigen Image, dass Stallion suggerieren: Old-School Heavy und Speed Metal, Leben am Rand der Gesellschaft und Rock ’n’ Roll – hier hat sich seit dem letzten Album nicht viel geändert. Bemerkenswert ist, dass die Band so früh in ihrer Karriere schon ihren Signature-Sound gefunden hat. Dieser zeigt sich wie immer in Form von krächzenden hohen Vocals, schnellen und simplen Gitarrenriffs, melodischen Leads und einer Produktion, bei der eher die Authentizität als der Hochglanz im Vordergrund steht. Was Stallion auf diesem Album allerdings dazu gewinnen konnten ist ein gesundes Maß an Experimentierfreudigkeit. Das ruhige Waiting For A Sign könnte man schon fast als 80s AOR abstempeln – auch oder gerade das liegt der Band ziemlich gut. Die melodischen Leads im Refrain, Synthesizer und der cleane Gesang zeigen eine gewisse Reife, was das Songwriting angeht. Rein musikalisch liegt dieses Spektrum Sänger Pauly ein Stück besser als der gezwungen aggressive Stil, der sich sonst durch die Songs zieht. Leider passt das nicht so gut ins Gesamtkonzept der Band. Das ruhige Intro zu From The Dead und vor Allem das atmosphärische Vorspiel von Awaken The Night hinterlassen einen positiven Eindruck. Letzterer ist insgesamt einer der stärksten Tracks des Albums – simpel aber stimmig. Das Mainriff, der, auch vom Riffing her, melodische aber trotzdem schnelle Refrain und der Stallion-typische Keychange mitten in der Strophe bilden das Fundament des klassichen Stallion-Songs und werden durch das Instrumental zu Beginn aufgewertet. Einzig das gesprochene Zwischenstück hätte man sich sparen können. Stallion halten es aber scheinbar für nötig einen ähnlichen Part in jedem Album zu integrieren. Der Rest des Albums zeichnet sich durch etwas rockigeres Riffing aus als der Vorgänger, Geschwindigkeit ist nicht mehr das oberste Gebot – auch wenn Stücke wie Step Aside wieder eine andere Sprache sprechen. Hervorzuheben wären noch Hold The Line und Lord Of The Trenches, hier zeigen sich Stallion von ihrer besseren Seite. Der Midtempo-Track Down And Out wirkt hingegen eher unglücklich.
Nach den vielversprechenden Releases zuvor wirkt From The Dead etwas ernüchternd. Ein solides Album alle Mal, für die Zukunft darf die Band allerdings von ihren oft zu simplen Riffs abweichen. Die Songs klingen an zu vielen Stellen zu ähnlich. Mit etwas mehr Kreativität und Experimentierfreude – Paradebeispiel Waiting For A Sign – schreiben Stallion weitaus interessantere Songs. Dieses Album können Fans und Kritiker sicher noch hinnehmen, ohne die Band abzuschreiben, beim nächsten Album sollten Stallion allerdings eine Schüppe drauf legen, um nicht in der breiten Masse der Retro-Bands unterzugehen.