Der Amerikaner Steve Vai hat im Januar ein neues Soloalbum herausgebracht. In über einer Dreiviertelstunde zelebriert er seinen instrumentalen Rock in neun einzelnen Kapiteln. Inviolate wurde über Favored Nations / Mascot Lavel Group veröffentlicht und trifft mit etwas Verspätung auf meine Ohren. Bekannt wurde er als Gitarrist von Frank Zappa, zudem spielte er in Gruppen wie Deep Purple und ist seit Jahren sehr zufrieden alleine unterwegs. Sechs Jahre sind seit Modern Primitive verstrichen, die Zeit gut genutzt, sollen es jetzt direkt Teeth Of The Hydra und Zeus In Chains richten. Die exotischen Titel versprühen jedoch kaum Flair aus dem guten alten Griechenland. Vielmehr beackert der Gitarrist Pfade des guten alten Hard Rock, streift durch das Classic Rock Dickicht, um immer wieder experimentelle Sessions in die Tracks zu mischen, ohne dabei ein südeuropäisches Feeling zu erhalten. Schroff und nur ansatzweise mitreißend, muss man Inviolate wirklich Zeit geben. Keine hochkomplizierte, aber schwere Kost. Steve Vai gleitet durch die meist vier bis sechs Minuten starken Tracks, ohne dabei den Hörer ernsthaft fesseln zu können. Für einen lockeren Abend am Lagerfeuer kann man den Silberling als Hintergrundbeschallung mal ausprobieren, ansonsten muss man einfach Lust haben, von meist gleichbleibenden Soundwänden verschlungen zu werden, ohne davon emotionale Überforderung zu erfahren. Technisch ganz und gar nicht schlecht, fehlt die Lust, Hard Rocker zu begeistern. Nach dem Motto „was mir gefällt, muss auch anderen gefallen“, fährt Steve Vai mit Greenish Blues und Knappsack weiter auf. Einen Fuß bekommt man nur sehr schwer in die berühmte Tür, die nur einen Millimeter weit aufsteht und am liebsten keinen neugierigen Eindringling hereinlassen möchte. Wie immer kommt es auf den eigenen Geschmack an. Fans vom instrumentalen Rock dürften durch Inviolate gespalten werden. Ein klarer Jubelschrei bleibt zumindest bei mir aus.
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