Event: Shining Over Europe Tour 2025
Band: Swallow The Sun
Support: Before The Dawn, Stam1na
Datum: 06.05.2025
Genres: Thrash Metal, Doom Metal, Melodic Death
Besucher: ca.300
Ort: Logo, Hamburg
Setlisten:
- Vereen Piirretty Viiva
- Valtiaan Uudet Vaateet
- Kadonneet Kolme Sanaa
- Utopia
- Viisi Laukausta Päähän
- Taivas
- Metropolio
- Sirkkeli
- Unbreakable
- My Darkness
- Faithless
- Dying Sun
- Chains
- Downhearted
- Winter Within
- Monsters
- Wrath
- Deathstar
- Deadsong
- Innocence Is Long Forgotten
- What I Have Become
- When A Shadow Is Forced Into The Light
- Under The Moon & Sun
- Don’t Fall Asleep
- Cathedral Walls
- Charcoal Sky
- New Moon
- MelancHoly
- These Woods Breathe Evil
- November Dust
- Swallow (Horror, Part I)
Heute ruft das Logo in Hamburg: Angesagt sind Swallow The Sun, die ihre Shining Over Europe Tour 2025 im legendären Hamburger Musikclub beenden. Mit dabei sind Stam1na und Before The Dawn, die die Bühne für die melancholischen Death Doom Metaller bereiten sollen. Es hat sich bereits eine kleine Schlange gebildet, aber pünktlich um 19:00 Uhr öffnen sich die Pforten und die schwarze Schar strömt in die kleine Halle. Auf der linken Seite, wie eigentlich immer, ist der Merchstand, der in Anbetracht der fast beendeten Tour reichlich ausgedünnt ist. Es gibt kaum noch Tonträger, und T-Shirts sind in einigen Größen nicht mehr vorrätig. Wir sichern uns einen Platz am Rand, damit ich meine Fotoutensilien abstellen kann. Leider hat sich ein etwas größerer Mensch direkt vor uns aufgebaut und der direkte Weg aus der linken Seite zur Bühne ist versperrt. Egal.
Um 19:30 Uhr legen Stam1na mit Vereen Piirretty Viiva vom Album X los. Die eigentlich aus fünf Musikern bestehende Combo verzichtet auf den Keyboarder, denn es ist schlichtweg kein Platz auf der Bühne. Aber auch so sind die vier auf der Bühne kaum zu bremsen. Es scheint so gar nicht zu den noch folgenden Klängen von Swallow The Sun zu passen. Außerordentlich thrashig lassen die Finnen nichts anbrennen. Die Texte sind ausschließlich in Finnisch und demzufolge schwer mitzusingen. Aber das tut auch nicht Not, zumindest für mich nicht. Es gibt aber einige, wenn ich so in die Gesichter schaue, die das scheinbar hinkriegen. Sänger Veli Antti Hyyrynen spielt auch noch Gitarre, sodass es hier zwei Gitarristen, ’nen Basser und eben einen Drummer gibt. Die Rhythmusabteilung legt ordentlich vor und so wummern die fetten Thrash Beats in die noch relativ lichten Reihen. Das Licht ist, wie so oft im Logo, nicht so berauschend, aber das eine oder andere Bild gibt es schon. Auf der Bühne versuchen sich die Gitarristen Pekka „Pexi“ Olkkonen und Antti „Hyrde“ Hyyrynen gegenseitig im Kopfkreisen zu übertrumpfen. Aber eindeutig als Sieger geht Bassist Kai-Pekka „Kaikka“ Kangasmäki in dieser Disziplin hervor. Wie drei startende Hubschrauber sind die Jungs dabei. Das scheint so warm zu sein, dass die eine oder andere Wasserflasche über dem Kopf ausgeleert wird. Vor der Bühne gibt es dann auch einige, die das ob ihrer Haarlänge mitmachen. Der letzte Song Sirkkeli punktet dann noch mal mit einer fetten Rhythmusleistung, die einfach treibend nach vorn geht. Nicht so übel. Auch der Aufruf, später noch beim Merch Reste einzukaufen und die Band zu treffen, darf nicht unerwähnt bleiben.
Dann wird es wuselig auf der Bühne. Altes Equipment runter, na ja, Schlagzeug bleibt bis auf ein paar Becken stehen, Gitarren wechseln, und ein paar Töne Soundcheck reichen aus. Nach gut 20 Minuten stehen dann Before The Dawn auf der Bühne. Inzwischen ist es auch gut gefüllt. Erwartungsvoll sehen die gut 350 Gäste dem Auftritt entgegen und sollen zumindest im Großen und Ganzen nicht enttäuscht werden. Elf Songs stehen auf der Setlist und anders als bei anderen Konzerten beginnen sie mit Unbreakable vom 2003 erschienenen Longplayer My Darkness. Das geht gleich in die Vollen und wir haben die Freude, in Front von Gitarrist Juho Räihä zu stehen. Der ist ja ein ganz Umtriebiger und spielt noch bei diversen anderen Bands. Darunter sind Gloria Morti, I Am The Night und Swallow The Sun. Das fällt mir so gar nicht auf, dafür aber der Maren. Nach Unbreakable kommt dann auch gleich der Titeltrack des eben erwähnten Albums. Auf der Fahrt nach Hamburg haben wir schon mal einige Stücke von Before The Dawn gehört und waren mit einem „na ja, geht so“ verblieben. Immerhin hat uns die Gesangsleistung gefallen, was sich jetzt hier etwas zwiespältig gestaltet. Der Harschgesang, das Tiefe und Growlige ist mega. Paavo Laapotti hat eine stattliche Figur und bis weit über den Rücken hängende Rastalocken. Und dann kommt plötzlich Klargesang, der ziemlich schräg klingt. Schlecht gemischt, oder einfach nur nicht passend? Man weiß es nicht. Ansonsten machen die Instrumentalisten und auch der Sänger ihre Sache klasse, aber der Klargesang? Puh. Trotzdem sind die Gäste begeistert und feiern Before The Dawn. Auch hier wird auf das Keyboard verzichtet, das macht der Gitarrist wett. Before The Dawn gibt es seit 1999, und die Band hat bisher neun Alben veröffentlicht. Somit ist genügend Material vorhanden, um die Setlist abwechslungsreich zu gestalten. Es gibt Songs von Deadlight und Deathstar Rising, aber auch Stormbringers, Soundscape Of Silence oder die bereits erwähnte My Darkness sind mit Stücken vertreten. Die 45 Minuten Spielzeit sind also gut investiert und auch das Mitsingpotenzial bei Chains wird voll ausgeschöpft. Da klappt dann das lyrisch anspruchsvolle „Hei Hei Hei“ problemlos. Winter Within und Monsters können überzeugen und gerade bei ersterem kommt der stakkatohafte Rhythmus gut rüber. Um Viertel nach neun ist dann Ende, Zugaben sind einfach nicht drin.
Der Umbau ist wie bereits davor relativ schnell gemacht, da Verstärker, Bühne und Drums stehen bleiben. Bereits während des Umbaus läuft die Nebelmaschine, mir schwant Böses, und es soll sich bewahrheiten. Als das Licht um 21:40 Uhr ausgeht und dann noch die geschickt auf der Bühne verteilten nach vorne strahlenden LED-Lichtsäulen ihr weißes Licht in den Sucher meiner Kamera schicken, weiß ich, das wird nichts. Durch die Aufstellung der Säulen erscheint die Bühne tief, was aber nur eine optische Täuschung ist. Keine Täuschung ist das Blau, das zu den Strahlern die Musiker im Dunklen stehen lässt. Da die nun auch noch teilweise mit Kapuzen auf der Bühne stehenden Musiker kaum zu erkennen sind, gibt es halt nur einige wenige Schnappschüsse. Das macht aber der Musik nichts aus. Wie bereits erwähnt, ist Gitarrist Juho Räihä wieder in gewohnter Pose auf der linken Bühnenseite und wie bereits bei Before The Dawn hat er ein kleines Podest, auf dem er des Öfteren steht. Auch Swallow The Sun haben eigentlich nur auf den Platten Keyboards dabei und so wird hier alles per Gitarre geregelt, außer den Einspielern zwischen den Songs, die dann vom Band kommen. Jetzt wird es also richtig Death Doomig. Mit Innocence Is Long Forgiven vom letzten Album Shining (Review hier) eröffnet sie das 12 Songs umfassende Set. Live eine ganz andere Nummer, erkennt man doch den auf der Platte so starken melancholischen Ansatz. Es gefällt und den Gästen sieht man das an. Verklärte Gesichter, geschlossene Augen und sich dem Takt und der Melodie hingeben ist überall zu beobachten. Die Gitarre profiliert sich und so wird der Auftritt doch rockiger, als es das Genre vermuten lässt. Dazu gesellt sich der donnernde Rhythmus von Drummer Juuso Raatikainen und mit Bassist Mati Honkonnen ergibt das eine Wand, die einfach jeden umfängt. Das gefällt und schnell ist die Bildermacherei unwichtig geworden. Das, was sie auf Platte so vorzüglich vorgelegt haben, setzen sie hier geschickt um. What I Have Become (ebenfalls von Shining) und When A Shadow Is Forced Into The Light vom gleichnamigen Album schließen sich an. Warum ich seinerzeit nicht mit ins Flensburger Roxy zur When A Shadow Is Forced Into The Light Tour 2019 gegangen bin, erschließt sich mir nicht mehr. Auch wenn ich die letzte Platte abfeiere, ist das live alles einen Tick anders, aber nicht minder geil. Oft lege ich im Auto oder zu Haus Shining auf und erfreue mich an den schönen Songs, die in vielen Fällen einzigartig sind. Sänger Mikko Kotamäki schafft es hier zu überzeugen, auch wenn ich seine Stimme auf Platte mehr abfeiere. Don’t Fall Asleep gibt einen Doom par excellence, bei dem es möglich ist, zwischen den einzelnen Takten ein Pils zu holen, wäre es nicht so voll. Bei Charcoal Sky gibt es endlich ein paar helle Lichtstrahlen in Richtung Bühne. Serienbildaufnahme und das eine oder andere Bild geht. Mein auf Platte absolutes Highlight MelancHoly holt mich heute genauso ab wie zuvor auf Scheibe. Tja, und dann sind es plötzlich nur noch drei Songs. Bevor Swallow The Sun sich mit Swallow (Horror, Part I), vom ersten Album The Morning Never Came verabschieden, bedanken sie sich noch bei der Crew, den Mitmusikern und allen anderen, die für diese Tour zuständig waren. Es geht bereits morgen für alle Finnen zurück in die Heimat.
Sobald die letzten Töne verklungen sind, geht das Licht an und die Menschen bewegen sich gen Ausgang. Die Musiker von Stam1na stehen noch beim Merch, von den anderen ist keiner zu sehen. Wir wollen nicht warten (eigentlich ungewöhnlich), aber ich habe irgendwie keine Lust. Platten zum Signieren sind nicht zu bekommen, und Setlisten haben andere abgegriffen. So fahren wir dann kurz nach 23:00 Uhr zurück in unsere Heimat. Alles in allem war es gut. Erste Band kann man machen, zweite Band hatte gute Momente (Gesang im Cleanbereich sehr gewöhnungsbedürftig), und Swallow The Sun über alle Zweifel erhaben.