“Ein außergewöhnliches audiovisuelles Gesamtpaket“
Bands: Suntrigger, Watered, Terraformer
Ort: Baracke, Münster
Datum: 05.04.2017, 18:00 Uhr (Einlass)
Kosten: 5,00 – 7,00€ AK
Genre: Progressive Rock, Post Rock, Post Metal
Veranstalter: Tortuga Booking (https://www.facebook.com/TortugaBooking/)
Link: https://www.facebook.com/events/1639169043044929/
Setlisten:
- Time Machine
- Go Ahead Make My Day
- Seven Deadly Sins
- Unbreakable
- Deep Black Sea
- Lost
- Suntrigger
- Keratokonus
- The Garden Of Cyrus
- Ambiguity Pt. I: The Blur
- Ambiguity Pt. II: The Depth
- The Quincuncial Lozenge
- Aegean
- ƩoyƩanne
- Epoch
- Wyverne
- The Sierpinsky Triangle
- Adamantine
Mitten in der Woche auf eine der Autobahnen im Ruhrgebiet zu fahren, um an einen ca. 100 km entfernt liegenden Ort zu gelangen, ist ja immer eine Gleichung mit vielen Unbekannten. Vor allem, wenn man auch noch in den täglich anstehenden Feierabendverkehr gerät. Darum mache ich mich am 05.04. schon um 15:00 Uhr auf den Weg, damit ich auch ganz sicher rechtzeitig in Münster ankomme. Das gelingt dann auch so gut, dass ich schon um 16:30 Uhr dort eintreffe, aber die Eingangstür zur Baracke ist geöffnet, und drinnen stehen auch schon die Männer von Suntrigger und der Veranstalter höchstpersönlich. Also viel Zeit für einen Kaffee und wieder mal sehr nette Gespräche.
Die Zeit, bis die Show von Suntrigger startet, vergeht also relativ zügig, aber nach einem kurzen Soundcheck ist es soweit, und die ersten Töne von Time Machine erklingen. Den gab es bereits bei der Release Show für das Album Interstellar auf die Ohren, es ist einer der Songs, die schon für das nächste Album geplant sind. Ebenfalls wie schon bei der Release Show gibt es auch heute zu ausgewählten Songs einige Worte von Oliver. So kann bei Deep Black Sea das Kopfkino eröffnet werden, die hier verwendeten Samples lehnen sich nämlich an die immer dramatischer werdende Filmmusik in Der Weiße Hai an, die immer dann ertönt, wenn die Bestie wieder mal auf Beutezug ist und die Menschen noch nichts von der drohenden Gefahr wissen. Für das Intro zu Lost wählten Suntrigger einen Auszug aus einer Rede vor der UN, die im Jahr 1948 gehalten wurde, als die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte zum ersten Mal veröffentlicht wurde. Das hierin enthaltene Asylrecht solle man sich doch gerade im Hinblick auf die sogenannte „Flüchtlingskrise“ noch mal besonders vor Augen führen. Damit sind dann aber auch fast alle Songs der Setlist gespielt. Ging die Release Show noch mit dem Song Suntrigger los, ist das heute der letzte Track eines wieder mal sehr entspannten Auftritts, den die drei Männer in der ihnen eigenen Art absolviert und damit die Bühne für die beiden noch folgenden Bands bereitet haben.
Hat die Band Suntrigger noch die in der Baracke vorhandene Lichtanlage genutzt, bringen die vier Jungs von Watered ihre eigene mit, und neben einigen Arbeitsleuchten sind selbst die hier schon etwas größeren Pedalboards noch mit Leuchten und Leuchtbändern ausgestattet. Auch eine kleine Nebelmaschine passt noch auf die Bühne, und nach einer etwas längeren Umbaupause aber einem erfreulichen kurzen Soundcheck geht es dann auch schon mit Keratokonus vom Album Some Are Born Into The Endless Night aus dem Jahr 2014 los. Allein dieser Track ist schon über zehn Minuten lang, zeigt aber auch, dass die Jungs bereits damals in der Lage waren, ihre Songs so geschickt aufzubauen, dass es nicht eine Sekunde langweilig wird. Der zweite Track The Garden Of Cyrus stammt vom gerade veröffentlichten Split-Album, zu dem Watered zwei und die heute noch folgenden Terraformer drei Stücke beigetragen haben. Wieder mal mit einer Spielzeit von fast 12 Minuten aufwartend, muss Bassist Alfred bei diesem Song dann auch zum ersten und einzigen Mal das aufgebaute Mikrofon nutzen, um zum hier auch einsetzenden Black Metal-Geschreddere seine fast unmenschlich klingenden Schreie loszulassen. Erinnert mich ein wenig an Ghost Brigade. Das erste Album aus dem Jahr 2011 wird bei der Setlist ausgespart, stattdessen gibt es noch zwei Tracks vom 2014er Album, bevor mit The Quincuncial Lozenge auch von Watered schon wieder der letzte Track gespielt wird. Auch dieser Song wird durch den sehr geschickten Einsatz der eigenen Lichtanlage begleitet, das ist ein tolles Gesamtkonzept, das die vier Jungs aus Karlsruhe da von der Bühne lassen. Viele Worte machen auch sie nicht, aber die sind auch gar nicht nötig, denn die Musik spricht ja gerade im Post Rock für sich. Den Blick meistens nach unten gesenkt bearbeitet die Saitenfraktion ihre Instrumente und bedient zwischendrin immer mal wieder einen der vielen kleinen Kästchen auf dem für mich nach wie vor rätselhaften Pedalboard. Das wird auch bei der letzten Band des heutigen Abends, Terraformer aus Belgien, nicht anders sein, aber das, was insbesondere lichttechnisch möglich ist, wird von denen noch getoppt.
Da es draußen mittlerweile relativ kühl geworden ist und die Umbaupausen hier natürlich etwas länger sind, weil die Bands alles allein machen und auch viel Equipment dabeihaben, schaue ich dem Treiben, das jetzt in der Baracke stattfindet, zu. Insgesamt sechs ziemlich große Bühnenscheinwerfer finden ihren Platz am vorderen Rand der Bühne, auch die Nebelmaschine ist einige Nummern größer. Damit wäre der Platz vor dem Schlagzeug dann besetzt, also bauen die beiden Jungs von der Saitenfraktion ihr Equipment vor der Bühne auf. Die Pedalboards sind noch größer als schon bei Watered und ebenfalls mit Leuchtband bestückt. Dazu werden auch hier noch Arbeitsleuchten auf dem Boden platziert, die Spannung steigt, was jetzt passieren mag. Zunächst einmal arbeitet die Nebelmaschine auf Hochtouren, die Bühne ist bald komplett dicht, und der Schlagzeuger verschwindet mitsamt seinem Instrument hinter der dicken Nebelwand. Die wabert dann auch so langsam aber sicher in den Zuschauerraum und verleiht der Show von Terraformer, die mal in weißes, mal in oranges und mal in blaues Licht getaucht ist, diese ganz spezielle Atmosphäre. Fast könnte man bei den ganzen visuellen Eindrücken das Zuhören vergessen, aber auch nur fast. Denn auch die Songs von Terraformer wollen gehört, beachtet, aufgesogen und intensiv verfolgt werden. Das tun wir dann auch alle, und fast sieht es aus, als ob wir alle um ein Lagerfeuer stehen, das die Männer mit Gitarre und Bass und ihrem ganzen Equipment da vor der Bühne entfachen. Die Selist ist mit drei Tracks vom gerade veröffentlichten Album Mineral und zwei Tracks des Split-Albums bestückt. Nur Wyverne, der mit fünfeinhalb Minuten Spielzeit fast schon als kurz zu bezeichnen ist, geht zurück zum Album Creatures, das Terraformer im Jahr 2014 veröffentlicht haben. Allen Songs gemein ist aber sicherlich die unheimlich dichte Atmosphäre, die Terraformer aufbauen, und die wohl auch entstehen würde, wenn die Band ihre Werke in einem nur durch Neonleuchten erhellten leeren Raum spielen würde. So wird aber hier und heute auch bei Terraformer für Auge und Ohr etwas geboten, das man definitiv nicht jeden Tag und auch nur bei solchen Bands erlebt, die über diese wahnsinnige Kreativität verfügen und ihr Ding mit viel Herzblut, hohem persönlichen Einsatz und viel Liebe, für das, was sie tun, durchziehen. Danke dafür!
Danken könnte ich auch noch einigen anderen Leuten, die diesen Abend zu einem ganz besonderen und die Fahrt nach Münster wieder mal lohnenswert gemacht haben. Erwähnen möchte ich nur den Mann am Ton Pult, mit dem ich ein sehr nettes Gespräch hatte und der am liebsten „ganz laut“ abmischt. Da hat David mal wieder einen Glücksgriff bei den Bands getan und eine tolle Truppe vor Ort gehabt.