Underoath – Erase Me

„Und vielleicht stärker als je zuvor“

Artist: Underoath

Herkunft: Florida / USA

Album: Erase Me

Genre: Metalcore, Post-Hardcore, Alternative Rock

Release: 06.04.2018

Label: Fearless Records

Link: https://www.facebook.com/underoath/

Bandmitglieder:

Lead-Gesang – Spencer Chamberlain (seit 2003)
Lead-Gitarre, Background-Gesang – Timothy McTague (seit 2001
Rhythmus-Gitarre – James Smith (seit 2003)
Bass – Grant Brandell (seit 2002)
Keyboard – Christopher „Fattie“ Dudley (seit 2000)
Schlagzeug, Gesang – Aaron „Pig“ Gillespie (bis 2010, seit 2015)

Tracklist:

  1. It Has to Start Somewhere
  2. Rapture
  3. On My Teeth
  4. Wake Me
  5. Bloodlust
  6. Sink with You
  7. ihateit
  8. Hold Your Breath
  9. No Frame
  10. In Motion
  11. I Gave Up

Trennungen sind manchmal schwer, wenn sie auch nicht immer für die Ewigkeit bestehen müssen. Und selbst wenn der Zustand der Trennung sich wieder löst, so besteht doch noch immer die Gefahr, dass nichts mehr wieder so zusammenwächst, wie es noch zuvor war. Die Metalcore Band Underoath aus Florida, USA, meldete sich dieses Jahr nach 8 Jahren Pause zum ersten Mal wieder zurück. Mit dem Album Erase Me veröffentlichten sie am 6. April 2018 nicht nur ihr inzwischen achtes Album, sondern mit Aaron Gillespie kehrte auch eines der Gründungsmitglieder zurück hinter das Schlagzeug – eine Tatsache, die wohl vor allem Fans erfreute. Auch löste sich die Band bewusst von der „christlichen Metalband“ Zuordnung, welche ihr noch aus vorherigen Zeiten anhaftete und eventuell auch noch weiterhin anhaften wird. Doch wie sieht so eine Rückkehr nach acht Jahren eigentlich aus?

It Has To Start Somewhere – der Titel des Opening-Tracks von dem neuen Album passt auf jeden Fall wie Faust aufs Auge. Underoath starten Erase Me auch nicht nur irgendwo, sondern entsprechend laut, fokussiert und mit einer gewissen Wut hinter den Worten. It Has To Start Somewhere behält dabei seine mystische Atmosphäre bei und lässt den Vocals freien Lauf gewisse Wut auszufüllen. Ein Song, der sich wohl live ebenso gut als Intro eignen würde, eine Botschaft hat und dabei eine recht positive, wenn auch mit Wut bereicherte Motivation verstreut. Und was darauf folgt, war den meisten Zuhörern vor Release schon bekannt: Rapture war eine der Comeback-Singles von Underoath und wirkt, wenn auch etwas fokussierter als der Opening-Track, nicht weniger wütend und energisch.

Auch On My Teeth zählt sich zu den Singles, die bereits vorab veröffentlicht wurden und beinhaltet wohl alles, was ein guter Underoath Song benötigt. Hier treiben es die Jungs zum ersten Mal auf dieser Platte auf eine Spitze, die bereits im Vor-Release für deutliches Aufsehen sorgte – unter anderem auch aufgrund eines gewissen F-Wortes, welches man als „christliche“ Band ja eigentlich vermeiden sollte. On My Teeth war jedenfalls die Diskussion zum diesbezüglichen Status Schuld – eventuell sollte man mal erwähnen, Musik nicht als Religion zu labeln und ihr damit einen Stempel aufzudrücken, aber das nur als Gedanke am Rande. Underoath haben jedenfalls mit beiden Pre-Releases vieles richtig gemacht und sowohl alte als auch neue Facetten gezeigt.

Und was hier dann angefangen wurde, wird mit Wake Me wieder verlassen, was insgesamt wohl ein wenig für Überraschung sorgt, vor allem, wenn man die bisherigen Singles der Platte bedenkt. Doch Underoath haben bereits in Interviews kein Geheimnis daraus gemacht, in welche Richtung sich Erase Me bewegen würde – nicht zuletzt war der ursprüngliche Plan das Album zusammen mit Bring Me The Horizon zu entwickeln. Und an solchen Songs wie Wake Me werden sich wieder die Rezipienten in zwei Lager spalten – die Einen werden ihn zu lasch finden und dabei jegliches Positive übersehen. So ist es doch vor allem die düstere, aber auch energetische Wirkung, welche Wake Me besitzt und hat dabei auch durchaus Potenzial sich als Ohrwurm im Kopf festzumachen.

Bloddlust führt beide Welten ein wenig stärker zusammen und wartet vor allem mit einer recht spannenden Instrumentation auf die Zuhörer – die Art und Weise, wie Underoath die elektronischen Elemente in ihren Songs platzieren, zeigt sich sehr unterschwellig und wirkt genau deswegen entsprechend positiv auf das gesamte Songgerüst. Ähnlich dunkel atmosphärisch kommt auch ihateit um die Ecke und spätestens hier zeigt sich deutlich, dass Underoath eine Richtung mit Erase Me gefunden haben, die man durchaus als „softer“ oder eventuell auch „breiter“ definieren könnte – wenn man es eben so einfach sehen möchte. Vor allem auf Gefühlsebene gelingt es Underoath aber hier eine volle Punktzahl zu landen, da sie sich davon treiben lassen, was in ihrem Herzen steckt. Musik ist am besten, wenn sie authentisch wirkt – und Underoath wissen dies zu nutzen. Vor allem ihateit steigert sich in der zweiten Hälfte so extrem, dass es der Song wird, zu dem man immer wieder zurückgeht, wenn man sich das Album wieder zu Gemüte führt. Hold Your Breath bringt dann noch einmal zurück, was Underoath eher am Anfang des Albums platziert hatten, nämlich eine gewisse Wut und ein energetisches Chaos. Bei diesem Song finden die Jungs eine recht ansprechende Mitte. Eine Mitte, die sich mehr oder weniger so fortsetzt und damit auch das Gesamtbild der neuen Platte zeichnet.

Fazit: Nacht acht Jahren meldeten sich Underoath mit dem Album Erase Me zurück - und ja, so ganz bleibt die Pause dann im Sound doch nicht unbemerkt. Wenn auch Underoath anfangs recht energisch an die Sache gehen, so ist es doch vor allem ein gefühlvolles, konzentriertes Bild, welches sich mit dunkler Atmosphäre über das Gesamtbild des Albums legt. Eine Richtung, die für viele Zuhörer ein Stück enttäuschend sein wird, dennoch für Underoath selbst unglaublich echt rüberkommt und dabei vor allem berührt und verzaubert. Hier reihen sich große Texte und Songstrukturen, die im Kopf bleiben, aneinander und ein wenig hat man das Gefühl stetig neue Facetten finden zu wollen. Ja, der Vergleich mit den Kollegen in Bring Me The Horizon kommt nicht von ungefähr, doch mit Erase Me ist es Underoath durchaus gelungen ein sehr vielschichtiges, überzeugendes Comeback Album abzuliefern und dabei auch gleich eine recht überfällige Diskussion zu gewissen Musikklischees ("christliche" Band) zumindest ein wenig ins Rollen zu bringen.

Anspieltipps: On My Teeth, ihateit, Wake Me
Anabel S.
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