When Waves Collide – Chasm

Ein großartiges Album

Artist: When Waves Collide

Herkunft: Paris, Frankreich

Album: Chasm

Spiellänge: 29:28 Minuten

Genre: Post Rock

Release: 23.04.2021

Label: Antigony Records

Link: https://www.facebook.com/WhenWavesCollide

Bandmitglieder:

Gitarre – Adrien Deurveilher
Gitarre – Romain Fortané
Bassgitarre – Timothée Valentini
Schlagzeug – Andrea Gallo

Tracklist:

  1. The Fallen
  2. Cataclysm
  3. Dark Matter
  4. Chimera
  5. Omen
  6. Stranding

Nachdem ich im Oktober 2019 bereits etwas zur Debüt-EP von When Waves Collide schreiben und da gleich mal neun von zehn Punkten vergeben durfte (hier nachzulesen), habe ich mit großem Interesse verfolgt, was sich auf ihrer Facebook-Seite so tut. Nachdem die Jungs dann am 01.02. verkündeten, dass sie einen Vertrag mit Antigony Records unterzeichnen konnten, kam schon einen Tag später die Nachricht, dass am 09.02. die erste neue Single veröffentlicht würde. Weitere zehn Tage später wurde dann das neue Album Chasm angekündigt, das schließlich am 23.04. veröffentlicht wurde.

Nachdem die Debüt-EP I mit ungefähr neun Minuten ja doch recht kurz war, aber schon einen sehr verheißungsvollen Einblick in das Schaffen der vier Jungs bot, kommt Chasm mit seinen sechs Songs auf doch ungefähr 29 Minuten. Dabei überschreiten When Waves Collide mit Chimera auch mal die Sieben-Minuten-Marke, wohingegen der letzte Track Stranded nur auf zweieinhalb Minuten kommt, also fast so etwas wie ein Outro sein könnte. Zumindest ist es der Abschluss der Geschichte, die When Waves Collide auf Chasm erzählen. Es könnte fast unsere eigene Geschichte sein, denn es geht um eine Kultur, die am Rande des Kollapses steht. Die sechs Songs stehen für sechs Stationen auf der Reise dieser Zivilisation, bis sie am Ende des Weges angekommen ist.

Bei den Instrumenten ist das Keyboard nicht aufgeführt, aber When Waves Collide bringen es natürlich auch auf Chasm zum Einsatz. Und wie schon auf I verstehen sie es wieder einmal wunderbar, seinen Klang zu nutzen. Sei es eher im Hintergrund gehalten, um den Songs mehr Volumen und Tiefe zu geben, oder auch, um bestimmte Akzente zu setzen, wofür das Keyboard dann auch gern mal in den Vordergrund treten darf. Gleich der erste Track The Fallen ist dafür ein schönes Beispiel. Bleibt er mit den klaren Gitarren und den sphärischen Keyboardklängen zunächst einmal noch recht verträumt und „spacig“, steigert sich die Intensität des Songs kontinuierlich. Dazu trägt sicherlich auch Andrea mit seinem kraftvollen Schlagzeugspiel bei, das von mir mit heftigem Kopfnicken – Headbanging wäre zuviel gesagt – begleitet wird. Und trotzdem ist da noch Platz für perlende Keyboardklänge. Mit seinen lauten und leisen Passagen ist dieser Song sehr dynamisch. Etwas verhaltener kommt Cataclysm zunächst einmal daher, steigert sich aber ungefähr in der Mitte des Songs zu einem wunderbaren Crescendo. Ihr kennt sicherlich das Gefühl, wenn man mit der Achterbahn fährt, der Wagen am höchsten Punkt der Strecke angekommen ist und sich auf den Weg nach unten macht. Genau dieses erhebende Gefühl habe ich hier. Und dann könnte man denken, When Waves Collide lassen den Song langsam ausklingen, aber es ist nur das Luftholen vor einem von jeglichen Effekten befreiten Gitarrenspiel. Dass die Jungs genau dieses Spiel von ein paar flirrenden Keyboardtönen umschmeicheln lassen, ist schon sehr cool.

Dark Matter ist leider der zweitkürzeste Song des Albums, hier perfektionieren When Waves Collide das, was sie schon in Cataclysm angedeutet haben. Die Grenzen zwischen Keyboard und Gitarren werden stellenweise aufgehoben, alles ist im Fluss und spielt langsam und beständig auf den wirklich „headbang-würdigen“ Höhepunkt zu. Und auch hier setzen die Jungs als krassen Gegenentwurf zu der tiefer gestimmten Gitarre die pulsierenden und perlenden Keyboardtöne. Nach dem zweitkürzesten kommt der längste Song des Albums. Aber auch die etwas über sieben Minuten von Chimera sind zu keiner Sekunde langweilig. Hier können die Jungs den einzelnen Parts mal etwas mehr Zeit geben, ohne sie übertrieben in die Länge zu ziehen. Statt nur einem gibt es hier gleich zwei wunderbar erhebende Crescendos, wobei When Waves Collide das erste leider abrupt beenden. Ziemlich lang ist das Outro, hier scheint es fast so, dass statt dem Schlagzeug das Keyboard als „Rhythmusgeber“ dient.

Fast ein wenig wie The Fallen kommt Omen ebenfalls mit einem sphärischen Outfit daher. Zu diesem Eindruck tragen nicht nur das Keyboard, sondern auch die klaren und hohen Gitarrentöne bei. Und dann entdecke ich noch so kleine Feinheiten, wie zum Beispiel Thimotée, der an einigen Stellen mit seinem Bass die Zeit zwischen zwei Trommelschlägen von Andrea füllt. Oder dass mich einige der Keyboardeffekte wieder einmal an Jean-Michel Jarre denken lassen, und hier speziell sein Album Equinoxe. Aber bei Post Rock-Alben auf die ganzen wunderbaren Feinheiten einzugehen, die die Künstler sich so ausdenken, würde wahrscheinlich pro Song zu einer seitenlangen Rezension führen. Also am besten selbst anhören! Mit Stranded sind die Protagonisten der Geschichte, die Chasm erzählt, genauso am Ende angekommen, wie es das Album selbst ist. Beim kürzesten Song begleitet dann ausnahmsweise mal die Gitarre das Keyboard und nicht umgekehrt.

When Waves Collide – Chasm
Fazit
Statt eines eigenen Fazits möchte ich ausnahmsweise mal die großartige Truppe von Where Postrock Dwells zitieren, die mit nur einem einzigen Satz die Quintessenz von Chasm erfasst: "Eingängige Melodien, geniale Breakdowns, krachende Riffs und clevere Synth-Passagen kombiniert mit cineastischen Post-Rock-Arpeggios - wenn das nicht Eure Aufmerksamkeit erregt, wissen wir nicht, was es tut!" Dem habe ich nichts hinzuzufügen. 🙂

Anspieltipps: The Fallen, Dark Matter und Chimera
Heike L.
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