Eventname: Wintermelodei MMXXIII
Headliner: Austere, Hulder, Thy Light
Vorbands: Sumerian Tombs, Hallig, Äera, Horn
Ort: Sputnikhalle, Am Hawerkamp 31, 48155 Münster
Datum: 02.12.2023
Kosten: 39,00 € VVK (Early Bird), 49,00 € VK (ausverkauft)
Genre: Black Metal, Extreme Metal
Besucher: ca. 1000 Besucher
Veranstalter: Black Silence Productions (Blacksilencepro)
Link: Wintermelodei 2023
02.12.2023, es ist kalt und trüb. Vereinzelte Schneeflocken fallen vom Himmel. Genau das richtige Wetter für ein kleines, aber feines Underground Black Metal Festival! Zum sechsten Mal öffnet das Wintermelodei mittlerweile seine Pforten in Münster und ich bin schon richtig gespannt, was mich da heute alles erwartet!
Bereits um 14 Uhr öffnen sich die Türen der Sputnikhalle für uns und zu diesem Zeitpunkt hat sich auch schon eine recht beachtliche Menge schwarz gekleideter Gestalten dort versammelt. Da bis zum ersten Gig noch etwas Zeit ist, folgt, kaum ist man drin, nun natürlich der obligatorische Gang zur Theke und ein Blick auf die im Café aufgebauten Merchstände.
Um 15 Uhr ist es dann endlich so weit und Sumerian Tombs aus Köln entern die Bühne – und was soll ich sagen? Kein typischer Opener! Die Jungs haben zwar erst 2022 ihr erstes Full-Lenght veröffentlicht, aber hier stimmt von Anfang an alles! Bühnenpräsenz, Atmosphäre, Sound. Natürlich versinkt alles in rotem Nebel und die groben Kutten und tief ins Gesicht hängenden Haare lassen mich unwillkürlich an die Untoten aus dem Film „Die Nacht der reitenden Leichen“ denken! Haben die 1972 nicht auch das Blut ihrer Opfer getrunken? Das Songmaterial der Kölner, mal schneller, mal langsamer, aber immer melodisch und manchmal nahezu episch, befasst sich jedenfalls unter anderem mit Vampirlegenden. Aggressive Parts, bei denen die Matte kreisen muss, wechseln sich mit Passagen ab, in denen man die Augen schließen und sich einfach mitreißen lassen kann! Ich bin von der Live-Performance beeindruckt! Wuchtig und ein wirklich guter Opener ohne Schwächen!
Als zweiter Act des Tages werden Hallig aus Bochum auf das Publikum losgelassen. Wobei losgelassen definitiv der richtige Ausdruck ist! Schnell, hart und brutal schlagen die Jungs zu! Trotzdem geht es auch hier immer recht melodisch zu. Nimmt das Tempo doch mal ab, geht es regelrecht melancholisch zu. Düstere, unheilschwangere Sekunden bis zum nächsten Gewaltausbruch! Dann wieder schnelle Schläge mit der Saitenaxt. Lassen die Ohren des Gegners bluten! Geiles Zeug! Das Ganze kommt live auch nochmals besser rüber als von Platte. Dazu trägt natürlich auch die Präsenz auf der Bühne bei! Geradezu riesig wirkt der Shouter aus dem winzigen Fotograben. Passend zum Sound! Wir haben uns definitiv nicht zum letzten Mal live gesehen!
Nach der üblichen Umbaupause dürfen nun die ebenfalls noch recht jungen Lokalmatadoren Äera (Sandplatt für Erde) ihre ganz eigene Interpretation des Black Metals unter die Leute bringen. Kerzenschein erhellt die Bühne eher mäßig, gibt dem bläulichen Nebel höchstens ein paar warme Farbtupfer, als uns die atmosphärischen, geradezu eindringlichen Klänge umwabern. Langsam baut sich der Sound auf. Zeit ist hier entscheidend und doch egal. Die Songs benötigen diese Zeit, um zu wirken, für mich ist die Zeit völlig egal! Augen schließen und eintauchen in den Strudel! Treiben lassen! Runterkommen nach den ersten beiden Acts! Die deutschen Texte, so eindringlich wie die Musik, tun ihr Übriges, um das Erlebnis zu komplettieren! Das Album kommt auch in die Sammlung!
Auf die nächste Band des Tages habe ich bereits gewartet! Horn aus Paderborn liefern immer klasse Liveshows und so ist es heute auch hier in Münster! Der Pagan/Black mit größtenteils deutschen Texten zündet quasi sofort! Der einzige Gig am heutigen Tage, der Fans zum Mitsingen einlädt! Der eine wird es hassen, der andere wird es lieben! Horn haben, was das angeht, schon immer polarisiert! Das Soloprojekt ist mittlerweile 20 Jahre alt und hat so einige Alben auf dem Buckel und das merkt man auch in der Live-Performance! Nerrath weiß, wie man sich da oben auf den Brettern feiert und man sieht ihm den Spaß an! So ist das hier wohl der eingängigste Gig des Tages! Horn machen live großen Spaß und eigentlich endet es immer damit, dass man ein Album kauft!
Ok, der Übergang von Horn zu Thy Light ist dann gelinde gesagt etwas holprig! Vom Feiergig stürzt man direkt in ein DSBM-Loch! Corpsepaint, schwarze Kerzen, melancholische Riffs! Thy Light erzeugen eine dichte, düstere Stimmung. Die Songs, durch gewollt repetitive Elemente, eine fast meditative Wirkung. Und es funktioniert! Der Saal, gebadet in rotem Licht, durchzogen von Nebelschwaden, gehört Thy Light! Was da langsam und schleppend von der Bühne kriecht, das Publikum in seinen Bann schlägt und mit sich ein finsteres Loch schleppt, ist großartig! Thy Lights einziges Full-length ist mittlerweile zehn Jahre alt, aber wenn man das Material so live hört, dann weiß man, warum die Jungs trotzdem bekannter sind als manch andere Band!
Die vorletzte Band des Abends ist dann noch einmal etwas Besonderes! Hulder spielen ihren allerersten und gleichzeitig auch einzigen Gig 2023 in Deutschland hier in Münster! Das Soloprojekt gilt noch immer als Geheimtipp, was starke Shows angeht und so bin ich mehr als nur gespannt, was da auf mich zukommt. Und auch hier werde ich nicht enttäuscht! Klirrend kalte Riffs öffnen ein Portal in die düsteren Anfänge der 90er und der Sog reißt einen mit sich! Begleitet von giftig fiesen Vocals stürzt man dreißig Jahre in die Vergangenheit und trotzdem klingen Hulder weder altbacken noch aufgesetzt! Hier werden nicht einfach die alten Meister kopiert, das hier ist ein frischer (eiskalter) Wind aus einer längst vergangenen Ära des Black Metals! Majestätische Momente versinken binnen Sekunden in purer Raserei, roh und gewaltig! Definitiv mein Highlight des Abends!
Zu guter Letzt entern die leider unvollständigen Austere die Bühne. Aufgrund eines Krankenhausaufenthaltes von Mitchell Keepin müssen die Jungs zu dritt die Fahne hochhalten. Sehr schade! Gern hätte ich das neue Material nach der langen Pause in voller Besetzung gesehen beziehungsweise gehört. Aber was das Trio da abliefert, ist trotzdem große Klasse und ein gelungener Abschluss für den Abend! Austere kanalisieren die Musik, formen Bilder, ganze Landschaften! Rau, düster und einsam! Was für ein Lebenszeichen nach mehr als zehn Jahren Stille! Perfekt, um sich noch einmal treiben zu lassen! Ein gelungener Ausklang für den Tag!
Vielen Dank an die Bands und vor allem Black Silence Productions für einen geilen Tag tief im Underground!