Wolfheart, Before The Dawn & Hinayana auf King Of The North Tour am 09.11.2023 im Mergener Hof in Trier

Bands: Wolfheart, Before The Dawn, Hinayana

Ort: Mergener Hof, Rindertanzstr. 4, 54290 Trier

Datum: 09.11..2023

Kosten:  33 € AK

Genre: Melodic Death Metal, Melodic Death Doom

Besucher: ca. 150 Besucher

Veranstalter: Mergener Hof Trier

Link: https://mjctrier.de

Setlisten:

Wolfheart:

1. Skyforger
2. Ghost Of Karelia
3. Zero Gravity
4. Knell
5. Boneyard
6. Routa Pt. II
7. The King
8. Strenght And Valour
9. Aeon Of Cold
10. The Hammer
11. The Hunt

Before The Dawn

1. Unbreakable
2. Destroyer
3. My Darkness
4. Faithless
5. Dying Sun
6. Chains
7. Downhearted
8. Winter Within Introlla
9. Warath
10. Deathstar
11. Deadsong

Die finnischen Melodic Death Metaller Wolfheart haben im Festivalsommer bewiesen, dass sie einer der fesselndsten Metal-Acts nördlicher Herkunft sind. Die Band scheint momentan einen echten Lauf zu haben. Allein in den letzten drei Jahren hat die Band mit der Veröffentlichung ihres hochgelobten Full-Length-Albums Wolves Of Karelia (2020) und der Skull Soldiers EP (2021) unermüdlich weitergemacht und mit ihren eisigen Geschichten von Kampf und Triumph bei Fans und Presse gleichermaßen großes Lob geerntet.

Das neue Album King Of The North (erschienen am 16. September 2022 über Napalm Records) soll nun in einer Headliner Tour promotet werden. Mit dabei sind die Bands Before The Dawn und Hinayana. Einen Tourstop macht der Tross heute im Keller des Mergener Hofes, direkt neben der Porta Nigra in Trier. Diesen Termin nehmen wir von Time For Metal natürlich gerne wahr.

Vom 04.11. bis zum 26.11. steht jeden Tag ein Gig an, das ist natürlich schon eine extreme Belastung. Gestern waren Kumpels von mir in Siegburg dabei, von denen habe ich nur Gutes gehört. Also freue ich mich heute Abend auf den Gig in Trier. Pünktlich angekommen, werde ich wie immer nett von Veranstalter Oli empfangen. Es ist immer etwas Besonderes, hier in Trier bei Konzerten dabei sein zu dürfen. Oli erzählt mir, dass Tuomas Saukkonen, der Frontmann von Wolfheart, wohl leicht erkrankt ist. Oh, das ist natürlich schade, trotzdem wird der Gig natürlich gespielt. Etwas früher, als ich es auf dem Ticker hatte, beginnen Hinayana ihren Gig. Dass ich das nicht wusste, bin ich allerdings selbst schuld, denn Oli hatte auf der Veranstaltungsseite bei Facebook den geänderten Beginn gepostet. Also schnell das Gespräch mit Oli beendet und runter in den Keller.

Hinanaya ist eine Melodic Death/Doom Band aus Austin, Texas. Ursprünglich entstanden 2014, als Soloprojekt von Casey Hurd, formierten sich Hinanaya zu einer richtigen Band, die 2018 mit Order Divine ihr erstes Album noch im Eigenvertrieb herausgebracht hat. Es folgte ein Labelvertrag beim österreichischen Label Napalm Records, bei dem 2020 die viel beachtete EP Death Of The Cosmic herauskam. Am 10.11.2023 ist offizielles VÖ-Datum des neuen (zweiten) Albums Shatter And Fall, welches erneut bei Napalm Records erscheint. Da habe ich eben schon am Merchstand nachgeschaut. Das haben die Amis schon dort (einen Tag vor VÖ-Datum) liegen und wird natürlich von mir direkt nach dem Gig verhaftet.

Die Band serviert live dunkle Riffs mit melodischen Passagen. Für mich persönlich die richtige Mischung. Die Band kommt hier heute Abend richtig klasse rüber. Wenn ich den Infos glauben darf, handelt es sich bei Hinanaya eigentlich um ein Quintett. Auf der Bühne sind es allerdings nur vier Bandmitglieder. Es fehlt der Keyboarder, denn die Töne des Keyboards kommen vom Band, wie heutzutage so oft bei den sogenannten Melodic Death Bands.

Das tut der Stimmung hier heute Abend allerdings keinen Abbruch, die vier Jungs unterhalten vorzüglich und insbesondere Casey Hurd hält den Kontakt zum Publikum. Das Erscheinen des neuen Albums wird angekündigt. Und klar, davon stehen auch Songs heute Abend auf dem Programm. Eine ausgewogene Mischung aus älteren und neueren Songs gibt die Band zum Besten. Hinayana entpuppen sich als großartiger Melodic Death/Doom Act. Amerikaner mit einem nordischen Touch. Das hätte ich persönlich in dieser Form nicht erwartet. Nach dem Gig unterhalte ich mich noch mit den Jungs ausführlich, die sich freuen, hier in Deutschland unterwegs zu sein.

Es folgen die Finnen Before The Dawn. Das heißt für den angeschlagenen Tuomas Saukkonen den ersten Auftritt heute Abend, denn der Frontmann von Wolfheart ist hier zugleich der Schlagzeuger. Before The Dawn ist eines der vielen Projekte von Tuomas Saukkonen, der aktuell neben Wolfheart noch eben diese Before The Dawn und auch die großartige Doom Band Dawn Of Solace als Projekte am Start hat. Zumeist spielt er bei den Alben alle Instrumente selbst ein. Ein richtiger Tausendsassa, dieser Mann. Bei Before The Dawn sitzt er hinten im (überwiegend) Dunklen und malträtiert die Kessel wie ein Berserker. Dass er gesundheitlich etwas angeschlagen ist, merkt man ihm nicht an.

Before The Dawn, die bereits 1999 gegründet wurden, sind im Grunde genommen die Vorgängerband von Wolfheart. Im Stil schon ähnlich, mit ein wenig mehr Gothic-Einfluss. Mit Gründung von Wolfheart ruhte die Band nach sieben Alben. Aber auch alle anderen Bands von Tuomas Saukkonen fielen der Gründung von Wolfheart zum Opfer, wie zum Beispiel Black Sun Aeon, oder Dawn Of Solace (mittlerweile ebenfalls wieder zum Leben erweckt).

Gitarrist Juho Räihä und Bassist Pyry Hanski waren bereits vor dem Split schon einmal Bestandteil von Before The Dawn. Frontmann/Sänger Paavo Laapotti ist erst seit 2022 dabei. Der schwergewichtige Mann mit den langen Rastazöpfen übernimmt sowohl clean als auch harsh Vocals. Seit diesem Sommer gibt es mit Stormbringers (erschienen bei Napalm Records) in der aktuellen Besetzung sogar ein erstes Album. Nachdem das Set mit Unbreakable vom Album May Darkness eröffnet wird, springt man direkt mit Destroyer zu einem neuen Song. Insgesamt bringt die Band eine ausgeglichene Setliste mit neueren Songs und alten Klassikern der Band. Frontmann Paavo Laapotti ist dabei, genauso wie seine Saitenmänner, ziemlich in Bewegung und gibt sein Bestes. Dabei gefallen mir die Growls des Mannes, der ansonsten auch noch bei der Atmospheric Black Metal Band Kuusuo unterwegs ist, besser als die Clean Vocals. Aber wie alles: Geschmacksache. Das Quartett erfüllt hier seine Funktion als Anheizer der Hauptband ihres Schlagzeugers gut.

Nach der recht kurzen Umbauphase kommt dann mit Wolfheart der Topact. Wie bereits vorhin schon einmal erwähnt, die Hauptband von Mastermind Tuomas Saukkonen. Hier ist er nicht der Schlagzeuger, der im Hintergrund dezent wütet, sondern der Frontmann an der Gitarre in der Mitte und der Mann mit den Harsh Voices. Wolfheart, einst aus der Asche von Before The Dawn aufgestiegen, sind nun hier voll im Gange. Schon irgendwie komisch, dass Before The Dawn nun auch wieder wie ein Phönix aus der Asche aufgestiegen ist, aber sei es drum. Wir können zwei doch im Ansatz ähnliche Bands ganz gut verkraften. Die drei Saitenmänner vorne auf der Bühne haben jeweils vor sich ein Mikro und einen dazugehörigen Ständer mit schwarzen Schädeln mit Geweih aufgebaut. Die beiden Männer an Bass und Gitarre neben Tuomas Saukkonen dürfen hier und da auch einige Vocals hinzufügen. Aber ganz klar, der Leadsänger mit den bösen Vocals hier ist der Gründer von Wolfheart selbst.

Nicht nur das Bühnenbild mit den Schädeln ist hier ansprechend, sondern auch die Musik von Wolfheart, die meines Erachtens noch ein Stück härter wirkt, als das, was Before The Dawn eben herausgeholt haben. Das Bühnenbild unterstreicht zudem die Stimmung sehr schön. Nicht wesentlich heller als bei den vorangegangenen Bands ist es nun, allerdings wird der Frontmann schon etwas besser ins Licht gerückt. Der wirkt in seiner Aufmachung recht martialisch, wie ein Wikinger, der eben mit seinem Schiff die Mosel heruntergekommen ist.

Eine tolle Atmosphäre ist nun hier im Keller des Mergener Hofes. Die Fans gehen unbedingt und unaufgefordert mit. Tuomas Saukkonen ist nicht unbedingt der Geschichtenerzähler zwischen den Songs, er fokussiert sich auf die Songs selbst. Die Songs sind die Geschichten aus dem hohen Norden. Massive und atmosphärische Songs wie Ghosts Of Karelia oder Routa Part 2 sind es, die die Fans packen. Dies sind Klassiker vom allerersten Album Winterborn, welches von ihm noch komplett alleine aufgenommen wurde. Die Songs verströmen hier im noch recht warmen November eine eisige Kälte. Gerade die älteren Songs haben es in sich, wobei Songs wie Skyforger, Knell und auch gerade The Hunt vom aktuellen Album King Of The North es auch in sich haben. Insgesamt bietet die Setliste einen breiten Überblick über die zehnjährige Schaffensperiode von Wolfheart. Die Band existiert fast noch in der Gründungsbesetzung. Lediglich Vagelis Karzis ersetzte 2020 Mika Lammassaari an der Leadgitarre.

Mit dem wilden The Hunt vom Erstling Winterborn endet die heutige Melodic Death Metal Jagd, bei der man dem Frontmann Tuomas Saukkonen auch bei seinem zweiten Gig am heutigen Abend nicht ansieht, dass er gesundheitlich etwas angeschlagen ist. Das ist er allerdings, das bestätigt mir nach dem Konzert auch sein Gitarrist Vagelis Karzis: „Tuomas ist a little sick.“ So kommt er auch nach dem Konzert nicht mehr zu seinen Fans, was in diesem Fall absolut zu verstehen ist, denn er hat noch einige Termine vor sich.

Insgesamt ein schöner Metalabend, bei denen die Fans des Melodic Death Metals voll auf ihre Kosten kamen. Ein paar mehr Fans wären dem Veranstalter und den Bands zu gönnen gewesen. Für mich persönlich waren die Jungs von Hinayana eine richtig positive Überraschung heute Abend. Nächste Woche geht es mit einem Top-Avantgarde Konzert mit der prämierten Ausnahme-Cellistin Jo Quail hier in Trier an gleicher Stelle weiter.