Wolfsfest 2019 mit Varg und Support am 08.11.2019 im Z7 in Pratteln

Wolfsrudel fällt in der Schweiz ein

Event: Wolfsfest 2019

Headliner: Varg

Support: Nachtblut, Ektomorf, Thormesis

Ort: Konzertfabrik Z7, Kraftwerkstr.7, 4133 Pratteln, Schweiz

Datum: 08.11.2019

Kosten: 41:13 € VVK

Genre: Pagan Metal, Neue Deutsche Härte, Melodic Death Metal, Dark Metal, Thrash Metal, Groove Metal, Post Black Metal

Besucher: ca. 600

Veranstalter: Konzertfabrik Z7 http://www.z-7.ch

Link: https://www.facebook.com/events/2136075856475707/

Die Wölfe laden zum wiederholten Male zum Wolfsfest nach Pratteln, eine Einladung, der wir natürlich gerne folgen. Wie das bei Wölfen nun einmal so ist, kommen sie nicht alleine, sondern immer im Rudel. In diesem Jahr haben die Coburger Wölfe von Varg die deutsche Dark Metal Band Nachtblut aus Osnabrück, die ungarischen Thrash/Groove Metaller von Ektomorf und die deutschen Post Black Metaller Thormesis aus Rothenburg ob der Tauber mit im Gepäck. Für mich wird es in diesem Jahr ziemlich eng, da ich am Nachmittag noch eine LKW-Tour in den Schwarzwald habe, was bei den Wetterbedingungen mit dem ersten Schnee des Jahres kein Spaziergang ist. Trotzdem schaffe ich es irgendwie, passend zum Einlass um 17:00 Uhr im schweizerischen Pratteln zu sein …, nur fliegen ist schöner!

Pünktlich um 18:00 Uhr tut sich dann auch etwas auf der Bühne, Thormesis aus Rothenburg ob der Tauber entern die Bühne und steigen düster in ihr Set ein. Besonders viel zu sehen ist erst mal nicht, denn die eingenebelte Bühne ist völlig in ein ebenso düsteres Lila gehüllt. Zu dieser frühen Stunde, in der selbst der feierfreudigste Metalhead im Normalfall noch arbeiten muss, ist die Konzertfabrik noch nicht besonders gut besucht, aber die ersten paar Reihen vor der Bühne sind trotzdem schon gefüllt. Die Band ist bisher völlig an mir vorbeigegangen und so bin ich auch mit den Songs überhaupt nicht vertraut, aber der melodische Black Metal / Post Rock passt perfekt zu dem trüben, nassen Herbstwetter. Eindringlich heller und kreischender und überwiegend deutscher Black Metal Gesang dröhnt durch die Location, doch die Band ist während des Auftritts immer mal für Überraschungen gut, denn Frontmann Velsir kann auch hohe und cleane Vocals. Auch der Sound ist nicht ganz einwandfrei einzuordnen, mal ganz klar im Black Metal angesiedelt mischen sich auch immer mehr Post Rock Elemente, oder auch einige wenige Pagan Einflüsse in die Songs. Mal sehr melodiebetont, dann wieder von sphärischen Klängen getragen. Aber auch Blastbeats kommen natürlich nicht zu kurz. Im Laufe des Auftritts gelingt es den Bayern, immer mehr Leute vor die Bühne zu ziehen, doch als dann die Stimmung hochkocht und einige Kuttenträger so richtig einsteigen, da ist die Spielzeit auch schon vorbei und man bedankt und verabschiedet sich. Nun gut, als Opener nicht schlecht, aber so richtig abgeholt hat mich die Band nicht.

Als ich von der Zigarettenpause wieder reinkomme, hat sich das Bild vor der Bühne wesentlich verändert, es wird eng und laut. Mit lautem Jubel werden die ungarischen Neo Thrasher von Ektomorf begrüßt, kaum zu glauben, dass es hier um die zweite Supportband des Abends geht. Mit The Prophet Of Doom wird gleich zu Beginn klar gemacht, dass heute keine Gefangenen gemacht werden. Ein gut gelaunter Zoltàn Farkas feuert das Publikum weiter an und das steigt nur allzu bereitwillig darauf ein. War ja eigentlich auch nicht anders zu erwarten, doch heute kommt der erste Pit früher als erwartet. Zu Zoli`s Jump, Jump-Rufen springen die Schweizer Metalheads in die Höhe und es ist beeindruckend, welche Energie hier freigesetzt wird. Was im Publikum perfekt funktioniert, habe ich auf der Bühne aber schon besser gesehen. Zwar spielen sich Gitarrist Simon Szebasztián und Bassist Csaba Zahoràn den Arsch ab, aber showmäßig habe ich die beiden schon wesentlich agiler gesehen. Die wilden Sprünge auf der Bühne finden heute nur in stark abgemilderter Form statt, doch das ist Meckern auf hohem Niveau und tut der Stimmung natürlich keinen Abbruch. Mit Holocaust erreicht die Stimmung dann ihren Höhepunkt und es gibt vor der Bühne kein Halten mehr. Die groovige Abrissbirne Ektomorf reißt heute alles mit und die Meute singt, springt, pogt und mosht, was das Zeug hält. Das Ding ist im Sack und Songs wie Aggressor, Destroy und das abschließende Outcast machen diesen zu. Nach gut 45 Minuten ist Schluss und das Z7 bestens aufgewärmt.

In der Umbaupause zu Nachtblut wird es dann urplötzlich eng vor der Bühne und erste Rufe werden laut. Die Bühne wird in blutrotes Licht gehüllt und die Band aus Osnabrück steigt mit Multikulturell vom gleichnamigen Album in ihr Set ein. Regelmäßige Besucher des Wolfsfestes kennen die Dark Metaller natürlich, traten sie doch auch im Jahr 2016 schon auf dieser Tour auf. Damals trat man als zweite von fünf Bands vor einer Handvoll Leute auf und die Stimmung hielt sich arg in Grenzen und man kam kaum über einen Höflichkeitsapplaus hinaus. Heute ist die Stimmung gleich beim ersten Song eine ganz andere und etliche Kehlen brüllen „Ich Habe Rassisten Schon Immer Verachtet …“ mit. Nachtblut, die immer wieder einmal als blasphemisch oder menschenfeindlich betitelt werden, sind eine echte Mittelfinger-Band, die gesellschaftliche Probleme in ihren Texten aufgreift und den Leuten den Spiegel vorhält. Obwohl nicht im Black Metal beheimatet, treten Askeroth und seine Jungs im Corpsepaint an, wobei der Sound mit den deutschen Texten eher an eine Mischung aus Michael Roth von Eisregen und Dani Filth von Cradle Of Filth erinnert. Die Band ist sichtlich gut gelaunt und gibt alles, doch auch das Publikum ist nicht zu bremsen. Amokläufer werden als Scheiße auf zwei Beinen bezeichnet und auch Jupp an der Latte kriegt in Kreuzigung sein Fett weg. Spätestens hier lässt sich auch die Vorliebe der Musiker für Rammstein nicht mehr verbergen, erinnern doch die stampfenden Riffs stark an die Berliner. Askeroth nimmt kein Blatt vor den Mund und das Publikum erfreut sich an der sehr plastischen Ausdrucksweise. Nachtblut sind definitiv eine Sache für sich, die garantiert nicht jedem gefällt, besonders, wenn es um weniger lustige Gewaltfantasien wie in Frauenausbeiner geht. Zuerst erinnert die Nummer ein wenig an die Deutschrocker von Ohrenfeindt, doch dann schlägt die Stimmung um und es wird gruselig. Ich Trinke Blut wird dagegen im Publikum wieder richtig gefeiert und mitgesungen. Einen Instrumentalpart nutzt Askeroth dann sogar, um sich selbst in den Moshpit zu begeben und das Publikum noch mal so richtig aufzumischen. Nach gut 45 Minuten geht es dann mit dem hymnenhaften Apostasie zu Ende. Schade eigentlich, ich mag diese Art Humor und wegen mir hätte es so weitergehen können. Zeit für Zugaben bleibt heute aber nicht, denn die Wölfe stehen schon in den Startlöchern.

Nun zieht sich der Umbau etwas länger hin und es bleibt neben der Zigarette sogar noch Zeit für was Flüssiges und etwas Small Talk. Einige verlassen nun auch schon die Location, andere dafür kommen jetzt erst. Ähnlich wie Nachtblut sind auch Varg nicht jedermanns Sache und die Diskussionen um die Coburger dürften jedem bekannt sein. Die Band kommt dann mit der üblichen Gesichtsbemalung und in ledernen Rüstungsfragmenten und haben rein optisch, passend zum Back to the roots-Programm, wieder etwas mehr von einer Pagan Metal Band. Der Einstand gelingt dann bestens mit Wolfszeit vom gleichnamigen 2007er-Album, schließlich befindet man sich ja auf dem Wolfsfest. Im Publikum geht vom ersten Moment an die Post ab, in den ersten Reihen werden wild die Haare geschüttelt und die Fäuste gereckt, im hinteren Bereich prallen schon früh nackte Oberkörper aufeinander. Ich habe die Wölfe ja nun schon einige Male live gesehen, doch selten klangen sie so frisch. Der Gastgeber, in Form von Frontmann Freki, bedankt sich artig für das zahlreiche Erscheinen und jedes Wort des Rudeloberhaupts wird mit lautem Gegröle beantwortet. Wie bereits im Vorfeld angekündigt, gibt es heute überwiegend älteres Material auf die Ohren und der erneute Imagewechsel steht dem Pagan Rudel ordentlich zu Gesicht. Neuere Songs gibt es heute wenig, aber ein paar wenige wie z.B. Streyfzug, Achtung oder Das Ende Aller Lügen werden dann doch in das Set eingestreut. Alte Nummern wie Asatru stehen der Band auch viel besser zu Gesicht. Leider immer wieder, einige Varg Fans müssen immer wieder negativ auffallen. In der Mitte des Sets fordert Freki Licht auf das Publikum, denn einen dieser Übeltäter hat er offenbar von der Bühne ausgemacht. Wer übertrieben aggressiv gegen Frauen und überhaupt Metalheads agiert, der hat auf einem Varg Konzert nichts verloren, so Freki. Die Security wird kurzerhand aufgefordert, den Herrn vor die Tür zu begleiten, jedoch nicht, ohne dass der Frontmann ihm hinterher brüllt, dass er das Varg T-Shirt ausziehen soll, denn er sei eine Schande! Eine Aktion, die vom Schweizer Publikum begrüßt wird, wie das zustimmende Gegröle zeigt. Danach geht es dann langsam aber unweigerlich dem Ende des Abends entgegen. Der tatsächliche Abschluss kann dann aber nur Blutaar und last but not least Schildfront sein, welches von einer richtig fetten Wall of Death begleitet wird. Danach werden die Besucher rundum zufrieden in die düstere Herbstnacht entlassen.