X-Mas In Hell Festival 2023 am 09.12.2023 in Glauchau

Belphegor auf ihrer 30 Year Anniversary Prosession als Teil des "X-Mas In Hell Festivals" 2023

Event: X-Mas In Hell Festival 2023

Bands: Belphegor, Asphyx, Arkona, Strocity, Monastry

Ort: Alte Spinnerei Glauchau

Datum: 09.12.2023

Zuschauer: ca. 650

Genre: Black Metal, Death Metal, Pagan Folk Metal

Links:
http://www.asphyx.nl/
http://www.belphegor.at/
http://arkona-russia.com/
http://www.atrocity.de/
https://www.monastery.hu/

Setlisten:


1. Baphomet
2. The Devil’s Son
3. Belphegor-Hell’s Ambassador
4. Conjuring The Dead
5. Lucifer Incestus
6. Virtus Asinaria-Prayer
7. The Devils
8. Der Lichtbringer
9. Totentanz-Dance Macabre

1. The Quest Of Absurdity
2. Botox Implosion
3. Molten Black Earth
4. Death The Brutal Way
5. Forgotten War
6. Deathhammer
7. Knights Templar Stand
8. Wasteland Of Terror
9. We Doom You To Death
10. Scorbutics
11. Division Brandenburg
12. Wardroid
13. Vermin
14. The Nameless Elite
15. Forerunners Apocalyse
16. The Rack
17. Last One On Earth

2023-12-09 Asphyx, Belphegor, Arkona, Atrocity, Confess [Spinne]

Für mich soll es heut der Abschluss einer genialen Konzertsaison sein, bevor ich mich an den restlichen Tagen des Jahres ausschließlich der Familie widmen werde. Ein letztes Mal dieses Jahr bekannte Gesichter aus der Szene treffen und gemeinsam der geliebten Mucke in Liveatmosphäre frönen, das wird noch mal ein echtes Fest. Am Nachmittag besuchen wir aber erst einmal die Freunde vom Cudgel Vertrieb, die zusammen mit dem Party.San Open Air und War Anthem Records im Verbund für unschlagbare schwermetallische Vollbedienung stehen. Es wurde zum weihnachtlichen Hoffest in den Stammsitz nach Weimar geladen und so genießen wir in gemütlicher Atmosphäre eine Thüringer Rostbratwurst und ein paar vorweihnachtliche Heißgetränke unter lieben Menschen.

Monastery

Leider läuft der Weg später Richtung Glauchau in die Alte Spinnerei nicht ganz so glatt, sodass wir leider in der Venue erst ankommen, als sich die erste Band bereits auf der Bühne befindet. Ein kleiner Vorteil unserer Verspätung ist allerdings, dass wir dem üblichen Andrang beim Einlass in die Spinne entgehen und verhältnismäßig zügig in die Halle kommen, die bereits extrem gut gefüllt ist. Da ich ja ein eher klein gewachsener Mensch bin, entscheide ich mich, auf der Empore zu einem Bereich nahe über der Bühne durchzukämpfen und erlebe wenigstens noch ein paar Songs der Ungarn Monastery, die dem Publikum mit brutal knüppelndem Death Metal einheizen. Gedanklich muss ich zwar noch ankommen, aber eines weiß ich schon jetzt: Die Truppe merk ich mir vor, wenn die Jungs mal wieder auf einem Billing in der Region auftauchen sollten, denn der Stoff kommt echt gut.

Atrocity

Als zweite Band im Vorprogramm konnte Bogo die Ludwigsburger von Atrocity gewinnen. Ursprünglich als Grind-Formation gestartet und später zum Todesblei gewechselt, hatte die Band ab Mitte der Neunziger eine recht lange experimentelle Phase, um es mal milde auszudrücken, und das hat der Mannschaft um Alex Krull mit Sicherheit den einen oder anderen Anhänger gekostet. Den Göttern sei es getrommelt und gepfiffen, ist man auf den Pfad der Rechtschaffenheit zurückgekehrt und bewegt sich routiniert wie in den alten Tagen im Death-Metal-Sektor. Das Set besteht durchgehend aus Material vom ersten Frühling der Band und aus Songs jener Phase, die ich dem Zeitpunkt nach der Läuterung zuordnen wollen würde. Da ich leider erst Ende der Neunziger auf diese Kapelle aufmerksam gemacht worden bin, kenn ich die Sternstunden von Atrocity nicht ganz so gut, aber zumindest hab ich mich in alle Schaffensphasen ausreichend eingehört, um zu wissen, dass ihre Okkult-Phase sehr deutlich back to the roots gegangen ist und immer noch geht. Ein typisches Death-Metal-Revival eben, das zumindest mir als Spätgeborenem heute live viel Freude beschert.

Arkona

Mit Arkona steht jetzt eine Band auf dem Programm, die sicherlich den einen oder anderen etwas verwundert zurücklässt, da sie den stilistischen Ausreißer im Billing des Abends darstellt. Mal abgesehen davon, dass es mittlerweile nicht selbstverständlich ist, eine russische Band nach Deutschland zu bekommen, stand diese Band ja nie für die extreme Härte, die dem restlichen Programm des Abends innewohnt. Ich hab mich in der Konzertpause mit dem einen oder anderen Deathmaniac unterhalten, denen der paganlastige Death Doom von Marsha und ihren Jungs zu wenig Schub nach vorn leistet. Für mich allerdings ist das Set eine perfekte Verschnaufpause und ist einwandfrei ausgewogen zwischen brachialer Intensität und dem beinahe hypnotischen Gesang von Masha „Scream“. Beim Gesang macht die Gute aber gerade beim Material von der aktuellen Platte Kob’ oder dem Vorgängeralbum Khram ihrem Beinamen alle Ehre und beweist, dass radikale Growls nicht nur den Kehlen hochgewachsener Gesangskollegen entspringen müssen. Wieder bei völlig anders gearteten Nummern lässt die Gute derart viel Traurigkeit in ihren Gesang fließen, dass einem die Gänsehaut den Körper rauf und runter marschiert. Masha – keine leidet schöner!

Belphegor

Die Umbaupause für Belphegor dauert um einiges länger, obwohl deren Drumset im Hintergrund bereits aufgebaut bereitsteht, da noch die eine oder andere Dekokomponente der Bühne hinzugefügt wird. Ich freu mich schon auf die Show, obwohl ich die Band von Platte eher selten genossen habe, allerdings mag ich ja optisch ansprechende Bühnenshows normalerweise recht gern. Warum es damit dann leider – zumindest von meinem Standpunkt – leider Essig ist, darauf komm ich dann noch. Irgendwann fährt das Bühnenlicht auf ein Minimum herunter, ein monotones Soundgewabere erklingt und verschiedene Nebelwerfer beginnen alles in dichten Dunst zu hüllen. Nach einer gefühlten Ewigkeit endlich erklingt das unheilvolle Intro und das Trio Infernale um Helmut entert die Bühne der Alten Spinnerei. Das heißt, es steht zu vermuten, denn sehen kann ich von meiner Position aus absolut nichts, außer einem gelegentlichen Schemen ist absolut nichts zu erkennen. Dann setzt heftiges Stroboskopgewitter untermalt von ohrenbetäubendem Lärm ein. Ich gewinne den Eindruck, dass man sich nahe an Dresden ’45 heranarbeiten will. Versteht mich nicht falsch, ich bin absolut kein Black-Metal-Gegner und habe in meinem Leben doch vergleichsweise viele Auftritte erlebt und teilweise auch für gut befinden können, aber ich sag’s frei raus: Das, was dort unten passiert, entzieht sich zu locker 66,6% meinem Verständnis. Ich hoffe einfach, dass das Showtechnikteam einfach zu wenig Ahnung von der Beschallung, Ausleuchtung und Einnebelung eines Ladens wie der Spinne hatte, eine andere Erklärung scheint mir nur schwer möglich. Denn auf CD haben mir Belphegor immer recht gut gefallen: hart, pfeilschnell, fieser Gesang, aber klar strukturiert und immer mit einem gewissen Touch Melodie. Irgendwie hat das Ereignis es zwar interessanterweise trotzdem auf eine ganz eigene Art geschafft, bei mir Spuren zu hinterlassen, aber auf eine für mich völlig ungeplante Art und Weise.

Asphyx

Und auch wenn die Österreicher Namensgeber der besagten Tour sind, kommt zum krönenden Abschluss des Abends eine Kapelle zum Einsatz, die ich schon seit vielen Jahren nahezu verehre. Eine Band, die bereits seit über 35 Jahren dem doomendem Todesblei treu ist und in der Zeit zehn vollwertige Studioalben nebst ungezählten Nebenreleases auf die Headbangerschaft losgelassen hat: Die Rede ist von keinen Geringeren als den niederländischen Obersympathen Asphyx. Um die Gigs, die ich mit dieser Band bereits in Clubs und auf Festivals erleben durfte, abzuzählen, reichen, glaub ich, meine Hände und Füße nicht mehr ganz aus. Zwei Dinge stehen daher für mich von vornherein fest: Eine schlechte Asphyx-Show ist beinahe unmöglich und die Band wird definitiv niemals langweilig.
 Schon als die Kapelle die Bühne betritt, ist die Stimmung am Überkochen und beim Opener vom Debütalbum kennt das gesamte Auditorium kein Halten mehr. Die beiden folgenden Songs sind gut 20 Jahre jünger, aber im direkten Vergleich wage ich zu behaupten, dass die Jungs in absolut nichts eingebüßt haben. Der Großteil des Sets stammt zwar aus den späteren 2000ern, die Performances stehen aber dem Opener und dem Schlusspart des Abends allesamt in absolut nichts nach. Pfeilschnell oder aggressive Langsamkeit, hier wird Song für Song feinste Maßarbeit geleistet. Und über allem steht Stimm- und Körperriese Martin van Drunen, der gleich einem unheiligen Zeremonienmeister mit launigen Ansagen durch den Schluss der harten Nacht führt. Oh man, ich liebe es so sehr, wie er mit liebenswürdigen Ansagen auf deutsch-holländisch auch die Zeit zwischen den Songs ausfüllt. Als nach reichlich anderthalb Stunden mit Last One On Earth der letzte Titel verklungen ist, stolpere ich völlig fertig, aber sauglücklich in den Saal hinunter, um mit meinen Freunden noch das eine oder andere Schlussgetränk zu heben. Ja, der Abend sollte dann doch noch etwas länger als üblich andauern. Danke an alle, die für diesen geilen Jahresabschluss noch einmal alles gegeben haben!