“Wie das Land, so das Album“
Artist: GlerAkur
Herkunft: Reykjavik, Island
Album: The Mountains Are Beatiful Now
Spiellänge: 48:47 Minuten
Genre: Post Rock, Post Metal, Ambient
Release: 21.07.2017
Label: Prophecy Productions
Link: https://glerakur.bandcamp.com
Produktion: Isländisches Nationaltheater, Reykjavik von Elvar Geir Sævarsson
Bandmitglieder:
Komposition und Sounddesign – Elvar Geir Sævarsson
Tracklist:
- Augun Opin
- Can’t You Wait
- Hallalone
- Strings
- Fagurt Er Á Fjöllum Nuna
Es scheint fast ein wenig zu einfach zu sein, dass Elvar Geir Sævarsson ein Album schreibt, das so klingt, wie Island aussieht: Das raue, steinige Land – nur spärlich von dünnem Gras bewachsen – welches die Hälfte des Jahres in bedrückender Dunkelheit und fast seine gesamte Existenz in eisiger Kälte verbringt. Und dennoch bietet es mit seinen weiten Ausblicken, riesigen Gletschern, Wasserfällen, Steilküsten und menschenentleerten Abgeschiedenheiten eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf, der sich in den letzten Jahren immer weniger Touristen entgegenstellen wollen.
Doch wie gesagt: Das wäre der einfache Weg. Dabei gibt es so viel andere spannende Geschichten über das Album zu erzählen. So hatte angeblich ein Freund den Track Can’t You Wait, den Sævarsson eigentlich für sich selbst aufgenommen hatte, ins isländische Radio geschmuggelt, woraufhin der überraschte Komponist prompt einen Vertrag von Prophecy angeboten bekam – eine echte Rock’n’Roll-Geschichte, wie sie im Buche steht. Oder da wäre die Erzählung, wie der einsame Komponist und Tüftler sich ein ganzes Bandorchester (mit vier Gitarren, zwei Schlagzeugen und einer Bassgitarre) zusammentrommelte und das Album in der Bar unter seiner Arbeitsstätte, dem Nationaltheater von Island, des nächtens einspielte. Das ist vielleicht nicht punkig-DIY, aber dafür entbehrt es einer gewissen Coolness nicht. Und dabei haben wir noch gar nicht über die Musik gesprochen.
Das Album beginnt mit dem Stück Augun Opin (isl.: „Augen offen“) einem ganz bezeichnenden Moment für die Musik von GlerAkur (isl.: „Glas-Acker“ oder „Glas-Feld“): Ein düsterer Synthesizer verheißt – im Ton eines Nebelhorns – drohendes Unheil, nur um wenige Sekunden später von feinen, ziselierenden Gitarren abgelöst zu werden, die dem Hörer ein akustisches Bett bereiten. Langsam weichen sie dann auf, schweben davon oder zerschmelzen zu einem leise wabernden Klangteppich, der – wie die offene See – jede Möglichkeit zur Orientierung nimmt. Nur entfernt lassen sich Melodien oder überhaupt differenzierte Töne ausmachen und fügen sich dann langsam, mithilfe des Basses zunehmend schneller, zu einer Welle, die konstant anschwillt und droht den Hörer zu verschlingen. Doch mit einem Mal bricht die Melodie ab und nur ein entferntes Rauschen und Klingeln verbleibt, nebelartig. Nahtlos beginnen die sägenden Gitarren von Can’t You Wait, jener erfolgreichen Auskopplung, die Sævarsson seinen Erfolg erlaubte. Mit dem einsetzenden stampfenden Schlagzeugbeat bricht sich dann der Metal-Einfluss in The Mountains Are Beautiful bahn: Immer wieder lassen die Musiker das atmosphärische An- und Abebben der Musik zugunsten echter Naturgewalten von Soundwänden zurücktreten. Insbesondere am Ende des Titeltracks Fagurt Er Á Fjöllum Núna (isl.: „Schön ist es auf den Bergen jetzt“) donnern die Gitarren mit der Gewalt des Dettifoss aus den Lautsprechern.