Artist: La Fin
Herkunft: Milan, Italien
Album: The Endless Inertia
Spiellänge: 52:31 Minuten
Genre: Post Metal, Progressive Metal, Extreme Metal
Release: 09.10.2020
Label: Argonauta Records
Link: https://www.facebook.com/LaFinOfficial/
Bandmitglieder:
Gesang – Marco Balzano
Gitarre – Michele Banfi
Gitarre – Loris Laugelli
Gitarre – Lorenzo G. Ruggiero
Bassgitarre – Federico La Torre
Schlagzeug – Riccardo Marino
Tracklist:
- Inertia
- Zero
- Hypersleep
- Memory
- Repetita
- Disembody
- Blackbody
- Endless
- Eulogy
Als ich las, dass die italienische Band La Fin mit gleich drei Gitarristen antritt, musste ich doch glatt erst einmal googeln, wie viele Bands noch so fulminant ausgestattet sind. Zu meiner Überraschung standen da tatsächlich einige Namen. Im krassen Gegensatz dazu hat Mike Oldfield auf seinem Debütalbum Tubular Bells vor über 30 Jahren alle Instrumente mithilfe eines 16-Spur-Tonbandes selbst eingespielt, und musste dabei auch tatsächlich alles durchspielen, copy & paste gab es da noch nicht. Wie die Zeiten sich doch ändern! Aber zurück zu La Fin. Im Jahr 2016 veröffentlichten sie ihre Debüt-EP Empire Of Nothing, mit The Endless Inertia legten sie Anfang Oktober ihr Debütalbum nach. Und sie haben tatsächlich überlegt, ob das in der aktuellen Situation überhaupt Sinn macht, wie sie selbst im mitgelieferten Pressetext ausführen: „About the current situation for the whole music scene, we are equally bereft for not being able to perform on stage and for not attending gigs lately as we literally starve for them. May this release provide some nourishment to everyone willing not to give up on music, like us. RESIST!“ Ich bin auf jeden Fall froh, dass sie an der Veröffentlichung festgehalten haben.
Dieses Jahr 2020 ist sicherlich für keinen von uns ein leichtes, aber wer von La Fin ein wenig Trost erhofft, der muss umdenken. Das fängt schon mit dem ruhigen Gitarrenspiel zum Start vom zweitlängsten Song des Albums, Inertia, an, das gleichzeitig ziemlich traurig klingt. Nach etwas über einer Minute walzt der Song dann mit all seiner Macht alles nieder, was vielleicht noch aufrecht stehen könnte. Wenn man nicht gerade vollkommen gebannt vom Schreigesang von Marco ist, kann man sich streckenweise tatsächlich aus diesem Gitarrenkonglomerat eine raussuchen, deren Spiel man folgen möchte. Kompliment an das Produktionsteam! Mit Leichtigkeit behalten La Fin die Intensität ihres Werkes über sämtliche Tempo- und Rhythmuswechsel bei, wobei sie sich, wie auch in Disembody und Endless, überwiegend im Downtempo bewegen. Das Tempo anziehen können sie aber natürlich auch, wie sie gleich mit dem folgenden Zero beweisen. Die Saitenfraktion klingt teilweise wie ein Schwarm aggressiver Hornissen, und Riccardo darf immer mal wieder mit seinen Blastbeatattacken vorstoßen. Auch Hypersleep, Repetita und Blackbody kommen insgesamt schneller daher, sind aber ein stetes Wechselbad aus Vorpreschen und Zurücknehmen, aus Schreien und Klargesang, aus Laut und Leise, aus schweren Riffs und schönem Spiel. Und fast als ob La Fin es ahnen, dass dem geneigten Hörer irgendwann mal der Kopf schwirrt, gibt es nach den ersten drei Songs mit dem kurzen Instrumental Memory eine kleine Verschnaufpause. Die Wirkung hält aber nicht allzu lange vor. 😀
Ein wenig herausstellen möchte ich den letzten und längsten Song. Eulogy, der die Neun-Minuten-Marke knackt, kommt als mächtige, fast schon melodische Ballade um die Ecke, die dem ganzen Wahnsinn der vorangegangenen ungefähr 43 Minuten entflieht. Auch wenn „Eulogy“ übersetzt „Lobrede“ oder „Laudatio“ bedeutet, klingt es eher verzweifelt, wie sich Marco zum letzten Mal auf diesem Album durch den Song schreit. Dazu gibt es noch einmal den schönen Klargesang, den La Fin auf dem gesamten Album immer mal wieder haben einfließen lassen. Gar nicht stellvertretend für dieses Album, und ich bin auch eher ein Balladenverweigerer, aber der Song ist trotzdem mein Favorit.