About An Author – Where The Wild Things Aren’t

“Gut – aber keine wilden Sachen!“

Artist: About An Author

Herkunft: Augsburg, Deutschland

Album: Where The Wild Things Aren’t

Spiellänge: 40:58 Minuten

Genre: Metalcore / Post-Hardcore

Label: Eigenproduktion

Link: https://www.facebook.com/aboutanauthor/info

Klingt wie: Enter Shikari und Linkin Park

Bandmitglieder:

Gesang – Robin Wilhelmsen
Gitarre, Gesang – Valentin Scherer
Bass – Ralph Stachulla / Bass
Schlagzeug – Benny Paska
Gitarre – Andreas Schug

Tracklist:

  1. WTWTA
  2. You’re Mine Now
  3. Ocean Of Innocence
  4. My Honesty
  5. The World Is Nothing
  6. Perfect Deceiver
  7. Beatiful Suffering
  8. Lower I Sink
  9. Your Embrace
  10. PM
  11. My Honesty (Piano Version by Ewald Klassen)
  12. Your Embrace (Acoustic Version)

About An Author - Where The Wild Things Aren't

„Ist Metalcore eigentlich tot?“, fragte ich mich kürzlich, als ich mir Where The Wild Things Aren’t zum ersten Mal zu Gemüte führte. Die Frage führt unweigerlich zu der Frage, ob in einer Zeit der alteristischen Post-Moderne (oder sogar schon Meta-Moderne, if you will) überhaupt noch Musikrichtungen aussterben. Vielmehr scheint es gleichzeitig alles auf einmal zu geben. Für jeden noch so verrückten und wahlweise auch betagten Trend findet sich eine Anhängerschaft glühender Verehrer. Un-Hippness ist hip geworden und Außenseiter(-gruppen) sowieso – man betrachte nur die scheinbaren Bekenntnisse auf „Nerd“-Plattformen. Die Frage, die man sich stellen muss, lautet also vielmehr: „Wo steht Metalcore heute?“. Vielleicht können About An Author bei der Suche nach einer Antwort auf diese Frage helfen.

Metalcore war ja irgendwie schon immer der überraschend hübsch geratene mittlere Bruder von Hardcore und (Death-)Metal. Und auch auf Where The Wild Things Aren’t finden sich schöne, poppige Elemente, die es dem Hörer leicht machen, sich beispielsweise in einen Chorus fallen zu lassen oder zu der obligatorischen Ballade das Feuerzeug zu entflammen. Auch das – an Linkin Parks Song Minutes To Midnight erinnernde – Intro baut mit seinen elektronischen Sounds und Beats den trügerischen Schein einer leicht zugänglichen Hör-Erfahrung auf. Dem setzt dann aber das Schlagzeug-Intro von You’re Mine Now eine andere Meinung entgegen und zeigt, dass About An Author auch ganz anders können. Allerdings hält dieser progressive Anflug nur kurz vor und das melodische Riffing, das den Rest des Albums bestimmen wird, setzt ein. Hierbei fallen dann immer wieder die kurzen Momente synthetischer Ruhe oder hektische, tranceartige Strobo-Sounds auf, die an die letzten Werke von Enter Shikari und ähnlichen Bands erinnern. Insbesondere soundtechnisch ist das aber als Kompliment zu verstehen, denn das Album klingt wirklich knackig und auf den Punkt. Die Stimme steht – umgeben von den Instrumenten – mittig im Raum, lässt aber Platz für die vielen kleinen Spielereien, die ihren Weg in die Musik finden. Ein besonderes Shoutout verdient die Klavierversion der Brecher-Hymne My Honesty von Ewald Klassen – die Umsetzung in eine Yann Tiersen-mäßige Ballade ist hervorragend gelungen (wenn auch sie zugegebenermaßen – genau wie die Akustik-Version der Ballade Your Embrace – stilistisch etwas hintenüber fällt).

Metalcore war aber auch schon immer der unpolitische Bruder von Hardcore, kommt dafür aber eher nach dem düsteren, egozentrischen Bruder Metal. Darauf deutet nicht nur das Artwork des Albums hin, sondern auch die Texte, die Sänger Robin im Verlauf von Where The Wild Things Aren’t von sich gibt. Auch wenn der Titel eine hypertextuelle Referenzebene andeutet, die sich aus popkulturellen Trans-Media-Items zusammensetzt, geht es es doch vornehmlich um die guten, alten Themen Liebe, Verrat (der Liebe) und Trauer (um verflossene Liebe). Damit bleiben About An Author den Genre-Konventionen zwar treu, liefern aber auch kaum einen Grund, die eigentlich sehr schönen Vocals abseits ihrer melodischen und rhythmischen Funktion genauer zu untersuchen.

Es bleibt abschließend also festzuhalten, dass Metalcore keinesfalls tot ist, sondern sich vielmehr einer vitalen Szene erfreuen kann, die das Genre langsam weiter auslotet – man darf gespannt sein, wie beispielsweise About An Author in zehn Jahren klingen werden.

Fazit: Insgesamt bietet Where The Wild Things Aren't ein Album, das Freunde des Genres bei der Stange halten kann und es Neulingen leicht macht, einen Eindruck zu gewinnen. Das Rad erfinden sie dabei allerdings nicht neu.

Anspieltipps: You're Mine Now, Perfect Deceiver und My Honesty (Piano Version by Ewald Klassen)
Sören R.
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