Amorphis – Queen Of Time, Live At Tavastia 2021

Pandemisch bedingt ohne Zuschauer, ein beeindruckendes "Live"-Ereignis

Artist: Amorphis

Herkunft: Helsinki, Finnland

Album: Queen Of Time, Live At Tavastia 2021

Spiellänge: 60:28 Minuten

Genre: Progressive Metal, Melodic Doom Metal

Release: 13.10.2023

Label: Atomic Fire Records

Formate: CD, Blu-ray, farbiges Vinyl, Download

Link: https://amorphis.net/

Bandmitglieder:

Gitarre – Esa Holopainen
Gesang – Tomi Joutsen
Gitarre – Tomi Koivusaari
Keyboards – Santeri Kallio
Bass – Olli-Pekka Laine
Schlagzeug – Jan Rechberger

Tracklist:

  1. The Bee
  2. Message In The Amber
  3. Daughter Of Hate
  4. The Golden Elk
  5. Wrong Direction
  6. Heart Of The Giant
  7. We Accursed
  8. Grain Of Sand
  9. Amongst Stars (feat. Anneke Van Giersbergen)
  10. Pyres On The Cost

Mitten in der Coronapandemie überlegten sich Amorphis, dem Trend des Stillstandes nicht nachzukommen. So packten sie Instrumente, Bühne und ihre gesamte Produktion ein und bauten alles in einem der ältesten Liveclubs in Europa, dem Tavastia in Helsinki wieder auf. Dort nahmen sie dann ihr von den Kritikern hochgelobtes Queen Of Time Album in einer einzigartigen Performance auf und lassen dieses Ereignis nun auf ihre Fans los. Mir liegt bereits die Blu-Ray Version vor und somit komme ich nicht nur in den Genuss der Musik, sondern auch der dazugehörigen Performance. Atmosphärisch beginnt The Bee mit der Vorstellung der einzelnen Bandmitglieder, bis Tomi Joutsen mit mächtigem Growl in die Lyrics einsteigt. Wer Amorphis je gesehen hat, der weiß ob der nicht immer ganz einfachen Lichtverhältnisse. Hier wird aber entsprechend gut ausgesteuert, sodass ein Blick auf die Akteure immer gegeben ist. Es sieht aus wie ein normales Konzert, was allerdings fehlt, sind die abgehenden Zuschauer. Die Band selbst agiert wie bei einem normalen Konzert, allerdings etwas verhaltener und auch bei Song drei, Daughter Of Hate, schwitzen die Akteure nicht wirklich. Trotzdem kommt ein gewisses Livefeeling auf, auch wenn einem bewusst ist, hier stehen keine Menschen vor der Bühne. Für jemanden, der Amorphis nie live gesehen hat und einen Eindruck bekommen möchte, ist es schon ein guter Einstieg. Da hier das gesamte Album Queen Of Time aus dem Jahre 2018 gespielt wird, gehe ich nicht mehr auf jeden Song ein. Das Review (hier) brachte damals gute 9,5 Punkte von 10, was wohl in Ordnung ging. Herausragend wie immer Tomi Joutsen, der mit seinen beiden Stimmlagen die Songs richtig rüberbringt. Santeri Kallio an den Tasteninstrumenten verleiht den Tracks die notwendigen progressiven und doomigen Einflüsse. Zu den Highlights gehört ohne Zweifel Wrong Direction. Hier dominiert wie schon in The Bee eine ungeheure eingängige Melodie, die es einem unmöglich macht, den Song nicht gut zu finden.

Lichttechnisch unterstreichen Amorphis in diesem Set ihre Stärke. Für Fotografen nicht immer einfach, wirkt die Abstimmung bei dieser Performance aber schon und kann beeindrucken. Bei einem der letzten Konzerte von Amorphis (Wacken 2023) gab es noch mehr rot und blau, was dem Sensor meiner Kamera echt viele Probleme bereitete. Aber das gehört bei einem Auftritt der Finnen einfach dazu. Das Konzert im Tavastia beinhaltet ausschließlich das Album Queen Of Time. Das sind also die zehn Songs, die auch auf Platte zu finden sind, ohne irgendwelche Zugaben. Dabei sind sie in dieser Version noch einen Tick härter und dynamischer und behalten trotzdem die Klasse der Songs bei. Deutlich wird dies bei Amongst Stars, das auf der Platte mit Anneke Van Giersbergen im Duett eingesungen wurde. Da war das schon der Top-Song, so ist er auch jetzt neben The Bee und Wrong Direction ein absoluter Hinhörer und auch Hinseher, da Anneke bei ihrem Einsatz als Hologramm eingeblendet wird. Das ist eine Verbindung, die gesanglich gern noch mehr zusammen machen darf. Mit Pyres On The Cost endet dieses Spektakel. Da werden noch mal in gut acht Minuten alle Register gezogen. Atmosphärisch, auch durch den zusätzlichen Gesang von Olli-Pekka Laine, entwickelt sich der Song in seiner Dramaturgie zu einem würdigen Abschluss. Esa und Santeri wechseln sich im Solo ab, aber auch Tomi Koivusaari steuert fleißig eingängige Riffs bei. Es gibt dann noch eine gemeinsame Verbeugung vor dem virtuellen Publikum und nach gut einer Stunde ist es dann vorbei. Leider fehlen ein paar Klassiker vorheriger Alben, aber das war wohl nicht das Ziel bei dieser Produktion. Wer Bock hat, der kann im Oktober Amorphis mit Sólstafir bei der European Halo Tour 2023 sehen oder im November beim Metal Hammer Paradise (Vorbericht hier) dabei sein.

Amorphis – Queen Of Time, Live At Tavastia 2021
Fazit
Gelungenes Live-Opus der finnischen Metal Heroen von Amorphis. Gänzlich ohne Zuschauer wird das Erfolgsalbum Queen Of Time komplett performt. Durch die Live-Einspielung sind mehr Ecken und Kanten zu hören und die Songs erfahren mehr Härte. Technisch einwandfrei produziert, sind alle Instrumente optimal eingestellt und jeder hat so seine Bühne. Joutsen in seiner besten Zeit ist der Growler, der Klarsänger, der Duettpartner mit Gefühl, aber auch der nötigen Härte. Wer ein ganzes Konzert mit Schweiß, mitgehenden Zuschauern und auch mit Klassikern der Band möchte, wird hier nicht bedient. Trotzdem ein eindrucksvolles Stück visuelle Musik, das in dieser Form wohl nicht noch mal auf die Bühnen kommen wird.
<br< Anspieltipps: The Bee, Wrong Direction, Amongst Stars und Pyres On The Cost
Kay L.
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