Behemoth – The Deathless Summer Tour 2023 am 18.06.2023 in Hannover

Schwarze Hohepriester zum ersten Mal in Hannover

Event: The Deathless Summer Tour 2023

Band: Behemoth, Hypocrisy, Spiritworld

Ort: Capitol, Hannover

Datum: 18.06.2023

Genre: Black Metal, Death Metal, Extreme Metal

Links: http://behemoth.pl

Wenn deine Lieblingsband für zwei Termine nach Deutschland kommt, dann versuchst du als wirklich truer Metalhead auch irgendwie auf eines dieser Konzerte zu gehen – egal wo! Mit diesem noblen Prinzip im Hinterkopf sitze ich am 18.06. in diversen Regionalzügen von Berlin nach Hannover. Dank Deutschlandticket ja völlig flexibel und kein Problem. Nun ja. Über die Verlässlichkeit der Deutschen Bahn wollen wir hier und jetzt keine wissenschaftliche (oder besser philosophische) Abhandlung schreiben. Viel lieber will ich heute berichten, wie die hannoverische Konzertpremiere der polnischen Black, Death und Extreme Metal Giganten Behemoth vonstattengeht.
Wir kommen also doch irgendwann in Hannover am Hauptbahnhof an und machen uns auf den Weg ins Hotel. Trotz einer Stunde verspäteter Ankunft bleibt genug Zeit, um sich frisch zu machen und auf den Abend vorzubereiten. Das Capitol ist auch leicht per U-Bahn zu erreichen. Direkt vor der Tür liegt die Station. Die Anreise ist also denkbar einfach und so eine mit Metalheads gefüllte Bahn hat auch irgendwie was Familiäres. Das Capitol in Hannover fasst bis zu 1600 Menschen – für das Line-Up, das heute auf dem Plan steht, eigentlich viel zu klein. Behemoth sind gerade auf Festivaltour durch Europa und nehmen dabei auch das eine oder andere Konzert wahr. Für diese Termine haben sie sich niemand Geringeren als Hypocrisy mit in den Tourbus geladen und dazu noch Spiritworld als Support dazu gepackt.

Hypocrisy

Mit diesem Support startet der Abend auch pünktlich. Wenn man Spiritworld in eine Schublade stecken müsste, dann würde wohl Western Death Metal ganz gut passen. Die drei Herren aus Las Vegas würden zumindest optisch ziemlich gut in dieses Genre passen. Was aber in Anbetracht der nachfolgenden Bands im Line-Up wiederum nicht so gut zusammenpasst. Behemoth und Hypocrisy sind doch ein ziemlicher Unterschied zu den Cowboys – nicht nur optisch. Musikalisch beherrschen die Jungs aber ihre Instrumente und wissen, was sie da tun. Dennoch wirken sie etwas deplatziert. Eine Einstimmung auf den Abend hätten wir uns anders vorgestellt. Nichtsdestotrotz sind die Hannoveraner gnädig und danken dem Auftritt mit entsprechendem Applaus.

Die Halle im Capitol füllt sich immer weiter. Das könnte daran liegen, dass Hypocrisy in den Startlöchern stehen. Eine kurze und traurige Ansage gibt es allerdings vor dem Auftritt. Gitarrist Tomas Elofsson musste kurzfristig ins Krankenhaus eingeliefert werden und steht dementsprechend nicht mit auf der Bühne. Doch das ist lange kein Grund, die Show abzublasen. Per Einspieler werden seine Gitarrenparts zur Show hinzugefügt. Zwar keine idealen Voraussetzungen, aber dennoch bleibt die Stimmung ungetrübt. Mit Fractured Millennium eröffnen die Death Metalheads ihr heutiges Set, das ohne Pause in Fire In The Sky übergeht. Aus dem aktuellen Album schaffen es nur zwei Titel in die Tracklist, was dem einen oder anderen vielleicht etwas wenig erscheint. Dafür eskalieren die Hannoveraner Fans zu einer abwechslungsreichen Show. Krönenden Abschluss bildet der Hit Rosewell 47, der dann jeden Anwesenden in großen Jubel verfallen lässt. Dementsprechend ungern verabschiedet das Publikum die Schweden von der Bühne. Mit dem Headliner im Hinterkopf weicht die Wehmut der Vorfreude jedoch schnell.

Behemoth brauchen bekannterweise immer ein wenig länger zum Aufbau, da die Bühnenshow und alles Drumherum so ihren Platz benötigt. Auf der Bühne wirbeln daher einige Techniker der Band umher. Die Crew hat sogar einen eigenen Namen – Behemoth Wolfpack! Man erkennt sie am Shirt und ist doch überrascht, wie viele es sind. Nach einer Weile wird dann ein weißer Vorhang heruntergelassen, der die Bühne für das Publikum erst einmal uneinsehbar macht. Auf das gedimmte Licht folgt ein Intro und die Schattenspiele auf der Leinwand lassen den Bühnenaufgang der einzelnen Bandmitglieder erahnen. Unter großem Jubel fällt der Vorhang und gibt die Sicht frei auf Nergal und Konsorten. Mit Ora Pro Nobis Lucifer beginnt zum ersten Mal die Behemothsche schwarze Messe in Hannover. Selbst Hohepriester Nergal lässt dies nicht unkommentiert und fragt sich, warum die Band eigentlich nie den Weg in die niedersächsische Hauptstadt gefunden hat.

Behemoth

Zwischen den Gesangsparts schwebt er immer wieder über die Bühne und hat dabei auch keine Scheu, nah ans Publikum heranzutreten. Ob im Graben gerade Fotografen stehen, ist ihm da recht egal. Ein wenig erschrocken bin ich dann doch, als er plötzlich so direkt vor meiner Linse steht. Mit auf die Songs angepasste Feuereinlagen wird die Show abgerundet und die eh schon aufgewärmte Temperatur im Capitol steigt bei jedem Feuerwerfer noch ein wenig höher.
Die Setlist ist ein bunter Mix aus alten Alben und beinhaltet natürlich auch Stücke aus dem aktuellen Opvs Contra Natvram. Mit dabei sind der Gassenhauer Deathless Sun und Versvs Cristvs. Vor allem Ersterer wird vom Publikum entsprechend gefeiert und lauthals mitgesungen. Genauso verhält es sich auch mit Blow Your Trumpets Gabriel, das im Verlauf des Abends ebenfalls angestimmt wird und von allen Anwesenden mit Freudenjubel begleitet wird. Nergal und seine Bandmitglieder haben heute aber auch noch eine Livepremiere dabei. Den erst vor Kurzem veröffentlichten Song Once Upon A Pale Horse spielen Behemoth zum ersten Mal vor Publikum. Der sympathische Bandleader weist vorsichtshalber darauf hin, dass sie selbst noch an der Darbietung feilen, und bittet um Nachsicht.
Bekannt sind die polnischen Black Metaller eben auch für ihre Show und Live-Darbietungen. So ändert Nergal, auf den jeweiligen Song angepasst, immer mal sein Outfit oder spuckt Blut. Das gehört irgendwie auch zu Behemoth dazu und macht die Show aus. Vor dem letzten Song der offiziellen Trackliste, Chant Of Eschaton 2000, versprechen Behemoth, Hannover ab sofort öfter in ihre Tourdaten aufzunehmen und reißen noch einmal die Bühne im Capitol ab. Dass die Fans Behemoth so einfach nicht gehen lassen, versteht sich von selbst. Für den Megahit Oh Father, Oh Satan, Oh Son treten die Polen noch einmal auf. Ein erfolgreicher und erinnerungswürdiger Abend geht zu Ende. Wir fahren mit der mit Metalheads gefüllten U-Bahn zurück ins Hotel. Eines ist klar – für Behemoth kann man so eine Reise immer auf sich nehmen.