Brainrage Over Europe Tour 2022 am 12.11.2022 in Hanerau-Hademarschen

Festschmaus für Gaumen und Ohren im Hademarscher Hof

Eventname: Brainrage Over Europe Tour 2022

Headliner: Brainstorm, Rage

Special Guest: Tri State Corner

Ort: Hademarscher Hof, Hanerau-Hademarschen

Datum: 12.11.2022

Kosten: 36,00 € VVK

Genre: Power Metal, Heavy Metal

Besucher: ca. 200 Besucher

Veranstalter: Twisted Talent Entertainment (https://www.twisted-talent.com/)

Link: https://www.facebook.com/events

Setlisten:

  1. Where Ravens Fly
  2. Worlds Are Coming Through
  3. Devils Eye
  4. Shivas Tears
  5. Glory Disappears
  6. Highs Without Lows
  7. The Pyre
  8. Jeanne Boulet
  9. Escape The Silence
  10. Turn Off The Light
  11. All Those Words
  12. Ravenous Minds

  1. Great Old Ones
  2. My Way
  3. A New Land
  4. Shadow Out Of Time
  5. End Of All Days
  6. Back In Time
  7. To Live And To Die
  8. From The Cradle To The Grave
  9. Don’t Fear The Winter
  10. Empty Hollow
  11. Straight To Hell
  12. Higher Than The Sky

  1. Faster
  2. Nothing At All
  3. Free Prison
  4. Schemer
  5. Sooner Or Later
  6. Hypocrisia
  7. Tomorrowland
  8. Run Away
  9. Daydreamer
  10. Stereotype

Der Hademarscher Hof ist in vielerlei Hinsicht etwas ganz Besonderes. Da soll auch der heutige Stopp der Brainrage Over Europe Tour 2022 keine Ausnahme machen, aber dazu komme ich etwas später. Der Landgasthof in Hademarschen liegt etwa 90 km nördlich des Hamburger Flughafens oder um der Metal Fangemeinde einen bekannteren Fixpunkt zu nennen, etwa 20 km nördlich von Wacken. Bekannt ist er für seine beliebten Buffet-Abende, aber neben dem Restaurantbetrieb mit Biergarten werden auch Gästezimmer vermietet und es steht ein Veranstaltungssaal zur Verfügung. Ja, jetzt komme ich endlich auf den Punkt, denn neben Familienfeierlichkeiten veranstalten Susanne und Frank Olschewski regelmäßig Livekonzerte der metallischen Gangart. Die Veranstaltungsreihe wurde 2020 unter erschwerten Bedingungen aufgrund der Pandemie-Maßnahmen gestartet, konnte sich aber dennoch etablieren. Heute geht das Hall Operation Festival bereits in die elfte Runde. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch der Hademarscher Hof mit geringen Vorverkaufszahlen zu kämpfen hat. Auch hier bleiben die Besucherzahlen, trotz der überragenden Rahmenbedingungen und der tollen Bands, deutlich unter der Kapazitätsgrenze. Leute, ihr verpasst hier etwas!

Tri State Corner, Hademarscher Hof, Hanerau-Hademarschen,
Foto: Lars Thoke

Als ich eintreffe, steht ein großer Nightliner vor der Tür der Venue. Sicherlich kein allzu üblicher Anblick in diesem Ort, aber einer, an den wir uns gerne gewöhnen wollen. Heute steht die Brainrage Over Europe Tour 2022 auf der Speisekarte. Bevor es so weit ist, kann man es sich zu fairen Konditionen am Schlemmerbuffet gutgehen lassen. Heute gibt es sogar Grünkohl, lecker. Mit dieser Grundlage kann der Abend kommen.

Den Auftakt machen Tri State Corner. Anfang des Jahres hat die vierköpfige Combo ihre fünfte LP, Stereotype, vorgestellt (hier geht’s zu unserem Review) und daraus dürfen wir heute den einen oder anderen Titel live erleben. Das Set beginnt explosiv, Faster ist einer meiner Lieblingssongs von Tri State Corner und fängt mich direkt ein. Der vierte Song des Abends ist der erste des in diesem Jahr veröffentlichten Albums. Zu Schemer hat die Band auch ein Musikvideo released. Die vier Recken aus dem Bergischen Land – Vassilios ‚Lucky‘ Maniatopoulos (Gesang), Ioannis ‚Janni‘ Maniatopoulos (Bouzouki), Christoph ‚Brat‘ Tkocz (Gitarre) und Christos Efthimiadis (Schlagzeug) – gehen den Weg der Band bereits stolze 17 Jahre gemeinsam in unveränderter Formation. Über 700 Konzerte haben sie dabei in mehr als 22 Ländern und auf drei Kontinenten gespielt. Es folgt Sooner Or Later, ein weiterer eingängiger Song. Das Set wechselt jetzt zwischen aktuellen Songs und Hits vorheriger Alben.

Tri State Corner, Hademarscher Hof, Hanerau-Hademarschen,
Foto: Lars Thoke

Den Bass haben sie gegen eine Bouzouki eingetauscht. Das Instrument ist nicht nur auffallend schön, es verleiht Tri State Corner auch einen unverwechselbaren Klang; ein Hauch Griechenland im Heavy Metal Gewand. Dazu kommt eine überzeugende Bühnenpräsenz und in der Folge großartige Stimmung im Saal. Aber es wollen noch zwei weitere Bands spielen, das Set ist entsprechen begrenzt, sodass der letzte Song, Stereotype, und somit der Gig gefühlt viel zu schnell vorüber ist.

Nach einem kurzen Umbau kann es eigentlich weiter gehen, aber warum steht da noch dieser kleine Tisch am vorderen Bühnenrand? Rage beginnen ihren Auftritt mit einer Ansage. Ich habe noch einen Teil des Soundchecks gesehen, daher habe ich es mir schon gedacht, aber jetzt ist es Gewissheit, Peter ‚Peavy‘ Wagner ist immer noch angeschlagen und nicht bei Stimme, Singen somit für ihn nicht möglich. Etwa zehn Tage konnte Peavy nicht bei der Band sein, da er eine Lungenentzündung auszukurieren hatte. Die Tour wurde aber nicht unterbrochen, die Band hat sich zusammengerauft und ein improvisiertes Set zusammengestellt.

Rage, Hademarscher Hof, Hanerau-Hademarschen,
Foto: Lars Thoke

Die Fans sind begeistert von diesem geschlossenen Einsatz und freuen sich, Peavy zumindest mit dem Bass in Aktion zu sehen. Die ersten drei Songs schmettert Jean Bormann uns von links außen um die Ohren. Los geht es mit Great Old Ones. Die Band ist voller Spielfreude und tobt agil über die Bühne. Allen voran das Gitarrenduo Jean und Stefan Weber und der Saal geht da voll mit. Lucky ist vom Schlagzeug aufgestanden und nach vorne gekommen. Dass er auch hervorragend singen kann, haben wir zuvor bei Tri State Corner bereits erleben dürfen. Ein paar einleitende Worte liefern die Erklärung für den kleinen Tisch. Lucky ist nicht 100 % textsicher und hat dort also die erforderlichen Lyrics zum Nachlesen. Ab und an blickt er tatsächlich drauf, aber das tut der Sache keinen Abbruch. Der aufmerksame Leser wird sich jetzt womöglich fragen, wer trommelt denn jetzt? Gut aufgepasst!

Rage, Hademarscher Hof, Hanerau-Hademarschen,
Foto: Lars Thoke

Da sollst du sogleich mit einer Antwort belohnt werden. Vielleicht ist euch bekannt, dass Christos lange Zeit bei Rage gespielt hat. Von 1987 bis 1999 hat er satte elf Alben mit Rage veröffentlicht und ist damit allemal ein würdiger Vertreter. Auch in dieser Konstellation wird für drei Songs gezockt. Am Ende von Back In Time baut Lucky erneut eine Brücke. Die Band ist der Meinung, dass es kein Rage-Konzert ohne Peavys markanten Gesang geben darf. Playback ist ja grundsätzlich eher verpönt, aber in dieser besonderen Situation bejubelt die Fangemeinde die Idee, zu den live gespielten Instrumenten die Stimme von Peavy vom Band hören zu können. Spätestens jetzt ist es wohl auch dem Letzten klar, dass wir hier gerade etwas ganz Besonderes erleben, was es wohl so kein zweites Mal geben wird. Lucky geht also wieder zurück in die zweite Reihe und erneut hören wir drei Songs. Ausgelassen feiern die knapp 200 Besucher ihre Helden und wissen dabei ganz sicher zu würdigen, was für eine Energieleistung hinter dieser improvisierten Show steckt. Aber das ist ja noch nicht das Ende. Rage warten mit einer weiteren Überraschung auf.

Rage, Hademarscher Hof, Hanerau-Hademarschen,
Foto: Lars Thoke

Andy B. Franck kommt auf die Bühne, sein Bühnenoutfit hat er noch nicht an, aber singen darf er dennoch. Auch er bedient sich des Tisches für die Lyrics. Nach Empty Hollow scherzt er noch, dass er nicht für Kurzarbeit engagiert worden sei und da stimmt Jean auch schon Straight To Hell an. Der Song wird auf und vor der Bühne gleichermaßen zelebriert. Damit neigt sich das Impro-Set dem Ende entgegen, aber ein Song darf selbstverständlich auf gar keinen Fall, niemals nicht und absolut gar nicht fehlen: Zum krönenden Abschluss trägt Lucky den Evergreen Higher Than The Sky vor und ich glaube, jetzt gibt es wirklich niemanden im Saal, der nicht mitgrölt. Was ist das bitte für eine unglaubliche Leistung, so ein Set zu improvisieren und am vorletzten Tag der Tour noch mit so einer riesigen Spielfreude darzubieten? Hut ab! Und weiterhin gute Besserung, Peavy.

Und schon betritt der letzte Act des Abends die Bühne. Für Brainstorm ist es Premiere im Hademarscher Hof. Andy sagt, man hätte ihm nur Gutes über das Publikum hier berichtet und jetzt will er sich selber von den Feierfähigkeiten in diesem Saal überzeugen. Und schon gibt Dieter Bernert den Takt an. Es wird gar nicht lang gefackelt und die Energie der letzten Rage Songs direkt wieder aufgegriffen. Where Ravens Fly vom aktuellen Album Wall Of Skulls (mein Review findest du hier) macht den Auftakt. Alle hauen sich voll ins Zeug, dabei fällt mir insbesondere Andreas Armbruster auf. Anfang des Jahres habe ich seinen zweiten Gig mit Brainstorm auf dem Rock In Rautheim gesehen (hier kannst du den Festivalbericht noch mal nachlesen). Im Vergleich lässt sich feststellen, dass Andi offenbar gut in der Band angekommen ist und die Darbietung der süddeutschen Metalhelden ordentlich belebt. Musikalisch geht es weiter quer durch die Bandhistorie. Das aktuelle Album steht weniger im Fokus, als ich erwartet hätte, aber bei der Hitdichte haben Brainstorm halt auch viele Optionen. Nach etwa der Hälfte des Sets wird der Mann in der zweiten Reihe etwas prominenter ins Rampenlicht gesetzt. Die Bandkollegen verlassen die Bühne und Dieter begeistert die Meute mit seinem Drumsolo. Gemeinsam beenden sie dann Highs Without Lows und knüpfen mit The Pyre direkt einen weiteren Killersong an.

Brainstorm, Hademarscher Hof, Hanerau-Hademarschen,
Foto: Lars Thoke

Die Partyqualitäten des Hademarscher Publikums sind inzwischen wohl auch von Andy erkannt worden, der ganze Saal singt immer wieder lauthals mit. Bei der Setliste fällt es mir wirklich schwer, einzelne Songs herauszustellen. An diesem Abend gibt es so viel positive Energie vor, auf und hinter der Bühne, sodass ich einfach nur absolut begeistert bin. Brainstorm mussten sich allerdings auf ein Highlight zum Abschluss ihres furiosen Auftritts festlegen und so endet die Show mit Ravenous Minds.

Wie die Zeit vergeht, wenn man Spaß hat. Der Hademarscher Hof hat wieder einmal für eine ganz tolle Atmosphäre gesorgt und auch musikalisch war es ein einmaliger Abend, den wir so sicher kein zweites Mal erleben werden. Der nächste Termin im Hademarscher Hof findet übrigens zum Jahresabschluss statt. Zur Silvestersause gibt es selbstverständlich wieder ein Buffet und Livemusik auf die Ohren. Stepfather Fred und Rossi rocken den Jahreswechsel in Hademarschen.