Cancer Bats am 3. Mai im Jungle Club, Köln

“10 Jahre Hail Destroyer“

Eventname: Ten Years Of Hail Destroyer

Headliner: Cancer Bats

Vorband(s): Kids Insane

Ort: Jungle Club, Köln

Datum: 03. Mai 2018

Kosten: 17,95€ im Vorverkauf

Genre: Hardcore (-Punk), Sludge

Besucher: ca. 200 Besucher

Veranstalter: Prime Entertainment, Wizard Promotions

Link: Facebook-Event, Jungle Club

Setlist:

  1. Pneunomia Hawk
  2. Arsenic In The Year Of The Snake
  3. R.A.T.S.
  4. Hail Destroyer
  5. Harem Of Scorpions
  6. Deathsmarch
  7. Regret
  8. Bastard’s Waltz
  9. Sorceress
  10. Lucifer’s Rocking Chair
  11. Let It Pour
  12. Smiling Politely
  13. Pry For Darkness
  14. PMA ‘til I’m DOA
  15. Zed’s Dead, Baby
  16. Gatekeeper
  17. Brightest Day
  18. Sabotage
  19. Bricks & Mortar

Pünktlich um 20 Uhr betreten Kids Insane an diesem sonnigen Maiabend die Bretter. Die Jungs aus Israel spielen eingängigen Hardcore Punk und eigenen sich allein deshalb wunderbar als Openening-Act für Cancer Bats. Die Songs sind auch ohne vorherige Kenntnis gut hörbar und sorgen beim Publikum für eine angenehm entspannte Stimmung. Die Jungs sind gleichermaßen bemüht wie dankbar für die Möglichkeit, ein paar Support-Gigs mit einer mittlerweile recht bekannten Band spielen zu dürfen, und werden auch nicht müde das zu betonen. Nach einer Hand voll Songs und etwa dreißig Minuten Spielzeit verlässt die Band die Bühne auch schon wieder. Ein Support, der seinen Zweck voll erfüllt: Stimmung angeheizt, passendes Genre und angemessene Spielzeit, die nicht für ein Gefühl des Hinhaltens sorgt. Ein paar lobende Worte für das Publikum: ein Großteil der Besucher hatte sich auch schon während Kids Insanes Auftritt eingefunden.

Kurz vor 21 Uhr sind etwa 200 Zuschauer anwesend. Wer sich noch an den letzten Gig der Cancer Bats in Köln erinnert – 2016 war das, damals noch im Underground – wird über die Zuschauerzahl erfreut sein, war die Zahl damals doch fast lächerlich gering. Verglichen mit den vier ausverkaufen Shows in London, die die Band zu Beginn der Tour gespielt hat, oder dem gut besuchten Gig im Amsterdammer Melkweg am Abend zuvor, wirken die 200 Seelen in Köln trotzdem ein wenig ernüchternd. Das ist dann aber auch eine der wenigen negativen Erinnerungen, die die Zuschauer an diesem Abend mit nach Hause nehmen. Einen kleinen Vorteil bringt das überschaubare Publikum auch mit sich: vor der Bühne und im Pit ist es sehr angenehm gefüllt – nicht so leer, dass man bei jeder Kollision gleich gefühlte 30m durch den Saal fliegt, aber auch nicht so voll, dass man Probleme hat, einen guten Platz zu ergattern.

Als die vier Kanadier die Bühne betreten, rasten die anwesenden Zuschauer komplett aus. Kein Wunder: Haupt-Animateur Liam Cormier brennt von Sekunde Eins an ein Feuerwerk ab, dass sich sehen lässt. Während der anschließenden gut einstündigen Show steht der Frontmann kaum einen Augenblick ruhig und springt vom einen Ende der Bühne zum anderen. In den Refrains bezieht er regelmäßig das Publikum mit ein und sorgt so für die gesunde Portion Singalongs. Im Publikum schlägt sich das in einem überschaubaren Pit und jeder Menge Groove- und Head-Bang-Einlagen nieder. Eine so positive Stimmung ist heutzutage leider nicht der Normalfall. Ganz anders steht es um Gitarrist Scott Middleton. Er ist mit seinem Erscheinungsbild schon fast ein Ruhepol zum Sänger. Zu seiner Verteidigung hat er, als einziger Gitarrist und mit seinem oppulenten Pedalboard, auch genug um die Ohren. Die groovigen Riffs und effektbeladenen Soli sitzen auf jeden Fall on Point. Bassist Jaye R. Schwarzer pendelt sich von der Aktivität irgendwo zwischen den beiden ein und sorgt vor Allem mit seinen Backing Vocals für einen zusätzlichen Push an Energie. Das heizt das Publikum ein ums andere Mal noch ein Stück weiter an.

Die Tour, die unter dem Namen Ten Years Of Hail Destroyer steht, lässt natürlich nicht viel Spielraum für eine ausgefeilte Setlist. 19 Songs reißen die Cancer Bats am heutigen Abend ab. Mit Pneunomia Hawk gibt’s zu Beginn einen Klassiker, der schon gut beim Publikum ankommt. Die neueren Stück Arsenic In The Year Of The Snake und R.A.T.S. packen im Anschluss aber nochmal ein bis zwei Schüppen oben drauf. Nach dieser kurzen Einleitung folgen dann die ankündigten 12 Songs vom 2008er Album Hail Destroyer. Beachtenswert ist dabei, wie es der Band gelingt die Songs quasi nahtlos aneinander zu reihen. Gerade durch die Energieleistung von Mr. Cormier ist das erstaunlich, sorgt aber dafür, dass das Feeling der Platte hervorragend eingefangen wird. Nach dem Hail Destroyer-Part des Sets folgen mit Gatekeeper und Brightest Day die Openening-Tracks des erst kürzlich und ohne Vorankündigung erschienen Albums The Spark That Moves. Dafür, dass das Album zum Zeitpunkt der Show nicht einmal zwei Wochen alt ist, zeigen sich große Teile des Publikums erstaunlich vertraut mit dem Material. Den krönenden Abschluss bilden zwei Songs, die seit einigen Jahren fest in jedes Cancer Bats-Set betoniert sind: das Beastie Boys-Cover Sabotage und Bricks & Mortar vom 2012er Album Dead Set On Living. Gerade bei letzterem geben sowohl Publikum als auch Band nochmal alles. Die markanten Textzeilen „Grief like a halo around my neck“ und „Bricks and mortar” nutzen die beiden Vocalists gelegentlich für eine kleine Verschnaufpause, das Publikum weiß aber zum Glück, was zu tun ist.

Ein bemerkenswerter Gig. Stimmung und Energie waren sowohl im Publikum als auch auf der Bühne äußerst überzeugend. Die Setlist war so gestrickt, dass sich die Zuschauer darauf einstellen konnten und zahlten das mit jeder Menge Beteiligung zurück. Liam Cormier gebührt ein großes Kompliment für seine Ausstrahlung – ohne dabei seine gesangliche Performance zu vernachlässigen. Besonders seine glaubwürdige Ansage, in der er beteuert sich an viele Gesichter und verkaufte Shirts erinnern zu können, zeigt wie sympathisch und charismatisch der Frontmann ist. Auch der Rest der Band versteht es die Songs von der Platte gekonnt zu überliefern. Das sorgt für eine überzeugende Gesamtperformance und ein stimmiges Klangbild – die PA hätte trotzdem drei bis sechs dB leiser sein dürfen. So bleibt, neben der eingangs erwähnten geringen Zuschauerzahl, nur ein kleiner Wermutstropfen: durch die knappen Ansagen und fixen Übergänge bei überschaubarer Songlänge, wirkt die Gesamtspielzeit der Cancer Bats von etwas über einer Stunde ein Stück zu kurz. Hier hätten ruhig noch zwei oder drei Songs Platz finden dürfen.