Child In Time am 09.04.2022 im Lutterbeker in Lutterbek

Eine der besten Deep Purple Coverbands hat das Livespielen nicht verlernt

Event: Child In Time im Lutterbeker

Band: Child In Time (Deep Purple Coverband)

Ort: Lutterbeker, Lutterbek

Datum: 09.04.2022, Nachholtermin vom 30.12.2021

Kosten: 15 Euro VVK und AK

Genre: Hard Rock

Besucher: ca. 100

Veranstalter: Lutterbeker

Link: http://www.childintime.de/

Setliste:

  1. Stormbringer
  2. Never Before
  3. Bloodsucker
  4. Burn
  5. Sometimes I Feel Like Screaming
  6. Black Night
  7. Pictures Of Home
  8. Child In Time
  9. Speed King
  10. Rat Bat Blue
  11. Perfect Stranger
  12. Strange Kind Of Woman
  13. Lazy
  14. Woman From Tokyo
  15. Into The Fire (Whole Lotta Love/Kashmir)
  16. Highway Star

Zugabe:

  1. When A Blind Man Cries
  2. Smoke On The Water

Vollkommen unerwartet bin ich heute zu einem Auftritt einer der besten Deep Purple Coverbands gekommen. Die Kieler Band Child In Time gibt ihr Nachholkonzert vom Dezember 2021, das nicht wegen Corona, sondern wegen einer einfachen Erkältung des Sängers Arne Danklefsen abgesagt werden musste. Also flugs ins Auto, in das nur knapp zwanzig Kilometer entfernte Lutterbek und dann in die Kultkneipe und Veranstaltungslokal Lutterbeker gefahren. Diese alteingesessene Location existiert gefühlt schon immer und bietet neben Gastronomie auch Ausstellungen, Lesungen und, so wie heute, kleine aber oftmals sehr feine Konzerte aller Richtungen an. Rein geht es zügig und zu meiner Überraschung – Sitzplätze. Das ist Vorgabe, aber an der Seite darf man dann stehen und das ist gut so, denn sonst wären nicht genügend Plätze da gewesen. Das Publikum (deutlich werden die 50 Lenze überschritten) ist, wie es scheint, sehr froh über die Sitzgelegenheiten. Durch die Bestuhlung würden auch nicht viel mehr als 120 Gäste reinpassen und so kann man mit den gut 100 zahlenden Gästen mehr als zufrieden sein. Getränke gib es am Tresen, der auch bis zum Konzertbeginn gut zu tun hat. Um 20:00 Uhr verlischt das Licht und die fünf mir so bekannten Jungs betreten die Bühne. Sie haben sich kaum verändert, als wenn es keine drei Jahre seit dem letzten Auftritt gedauert hat. Ihr letzter Auftritt war genau an dieser Stelle im Dezember 2019. Man merkt ihnen eine leichte Nervosität an, die aber beim einsetzenden Applaus recht schnell verschwindet. Auch technisch wurde aufgerüstet, so hat die Truppe jetzt In-Ear-Monitore, die für ein noch besseres sich selbst hören sorgen sollen. Das führt gerade beim Sänger und beim Gitarristen für eine wesentliche Verbesserung der Tongenauigkeit. Tja, und dann nicht lang schnacken, sondern spielen.

Die zwei Jahre Zwangspause haben Child In Time genutzt und ihre Setlist überarbeitet und erweitert. So fangen sie heute mit Stormbringer an. Never Before und Bloodsucker schließen sich an und das Publikum wird auch recht schnell warm. Applaus gibt es nach jedem Stück, wenn auch durch die Bestuhlung die Reaktionen noch verhalten sind. Dabei punktet Matthias „Matze“ Orlitz an der Gitarre, steht konzentriert, oftmals mit geschlossenen Augen am Bühnenrand und lässt seine Finger über die Saiten tanzen. Seine Fingerfertigkeit hat er nicht verloren. Im steten Duell mit Tastenvirtuose Christian Muuß, dessen Hammondorgel schon mal Jon Lord bei einem Konzert in Kiel genutzt hat, gibt es packende Duelle wie etwa bei Child In Time oder Strange Kind Of Woman. Aber auch der Rest der Truppe kann sich sehen und vor allem hören lassen. Nils Dawert drückt mit seinem wuchtigen Drumming das Spiel der Vorderleute nach vorne und die Bassläufe von Jan Ufo Becker begeistern nicht nur bei Pictures Of Home und Never Before, sondern auch bei Perfect Strangers und Woman From Tokyo. So schaffen es die fünf, uns hier im Lutterbecker abzuholen und zu begeistern. Die Live-Luft wird wie Götterodem aufgesogen und ein großes Stück Freiheit dadurch zurückgewonnen. Vereinzelt wird mitgetanzt und auch auf den Sitzplätzen gehen Arme nach oben oder das teilweise lichte Haupthaar wird in bester Manier geschüttelt. Auch Arne würde gern, nach eigenen Ansage, wie der junge Ian Gillan mit wehendem Haar und wallendem Gewand auftreten, aber da macht ihm die Natur einen Strich durch die Rechnung. Das ist aber nur eine Äußerlichkeit, denn gesanglich kommt er dem schon recht nahe, auch wenn das eine oder andere Mal etwas viel Hall die Stimme pusht. Das tut dem Ganzen so gar keinen Abbruch und nicht nur das Publikum feiert die Band, sondern auch alle Musiker agieren voller Spaß und ihre Spielfreude wird ins Publikum transferiert. Jegliche anfängliche Nervosität war umsonst, denn sie verstehen es, die Zuschauer mit den super gespielten Deep Purple Klassikern zu erreichen. Mit jedem Song wird die Erleichterung über diesen gelungenen Auftritt größer.

Dass Child In Time über einen tollen Sänger verfügen, wird spätestens bei den ruhigeren Stücken klar. Sometimes I Feel Like Screaming und gerade auch Child In Time, bei Deep Purple schon seit Jahrzehnten nicht mehr im Repertoire, beweisen dies eindrucksvoll. Nach einer guten Stunde wird eine kleine Pause eingeschoben, sodass auch die Gastronomie einen anständigen Getränkeumsatz verzeichnen kann. Im zweiten Teil kommt, neben dem orgellastigen Lazy und dem rasanten Speed King, wie bereits auf den vorherigen Setlisten bei Into The Fire ein kurzes Led Zeppelin Medley. Whole Lotta Love und Kashmir erreicht scheinbar sehr viele, denn der Bewegungsdrang verdoppelt sich fast. Tja, und nach dem Machine Head LP Opener Highway Star, bei dem Matze Orlitz noch mal alle Register seine Schnelligkeit auf dem Griffbrett beweist, ist der reguläre Teil vorbei. Natürlich gibt es eine Zugabe und da kommt dann das wunderschöne Stück When A Blind Man Cries bei dem Arne Danklefsen nochmals sein Stimmvolumen zeigt und anschließend als letztes Stück, na was wohl? Klar, Deep Purples Überhit Smoke On The Water. Das darf nicht fehlen und endlich darf auch das Publikum ran. Das ist so textsicher und lautstark, zumindest im Refrain, dass es selbst durch die In-Ear-Kopfhörer zu vernehmen ist. Um 22:30 Uhr ist dann Feierabend und Child in Time haben es in 135 Minuten fast vergessen gemacht, dass es eine zweijährige Zwangspause gab. Danke dafür.

Natürlich werden die fünf Kieler Musiker gefeiert und sind auch anschließend für Kollegen, Freunde und Bekannte zu sprechen und umlagert. Alle sind sichtlich erfreut und neben fachsimpeln wird natürlich auch die vergangene konzertlose Zeit beleuchtet. Wir werden uns hoffentlich bald wiedersehen, spätestens zur Kieler Woche, auch wenn dann vielleicht ein anderer Drummer dabei ist, denn im Hause Dawert wird zu dem Zeitpunkt Nachwuchs erwartet.