Cradle Of Filth und ACOD am 26.04.2019 im Mini-Z7 in Pratteln

Dramatisches Düstertheater mit Dani Filth

Event: Lustmord And TourGasm – Cruelty And The Beast Exclusive Shows 2019

Headliner: Cradle Of Filth

Vorband: ACOD

Ort: Konzertfabrik Z7, Kraftwerkstr.7, 4133 Pratteln, Schweiz

Datum: 26.04.2019

Kosten: 42,00 CHF VVK

Genre: Dark Metal, Symphonic Black Metal, Extreme Metal, Death Metal, Black Metal

Besucher: ca. 400

Veranstalter: Konzertfabrik Z7 http://www.z-7.ch

Link: https://www.facebook.com/events/2279043465700423/

Setlisten:

ACOD:
01. Omnes Tenebrae
02. Road To Nowhere
03. Broken Eyes
04. Between Worlds
05. Tristis Unda
06. Fleshcell
07. Sleeping Shores

Cradle Of Filth:
01. Once Upon Atrocity (Intro – Tape)
02. Thirteen Autumns And A Widow
03. Cruelty Brought Thee Orchids
04. Beneath The Howling Stars
05. Venus In Fear (Tape)
06. Desire In Violent Overture
07. The Twisted Nails Of Faith
08. Bathory Area: Benighted Like Usher, A Murder Of Ravens In Fugue, Eyes That Witnessed Madness
09. Portrait Of The Dead Countess (Tape)
10. Lustmord And Wargasm (The Lick Of Carnivorous Winds)
11. Malice Through The Looking Glass (Zugabe)
12. Heartbreak And Seance (Zugabe)
13. Wester Verspertine (Zugabe)
14. Saffron`s Curse (Zugabe)
15. From The Cradle To Enslave (Zugabe)

Zum 20-jährigen Jubiläum legten die britischen Düster Metaler Cradle Of Filth ihren Albumklassiker Cruelty And The Beast neu auf und kündigten eine Jubiläumstour an, die sie heute auch in der schweizerischen Konzertfabrik Z7 Halt machen lässt. Grund genug, mich zum zweiten Mal in dieser Woche über die Grenze ins nahe gelegene Pratteln zu begeben. Bei der Ankunft bin ich jedoch überrascht, nachdem am Mittwoch schon das Septicflesh Konzert nur im Mini Z7 stattfand, so werden auch heute nur die Tore für die Miniaturausgabe geöffnet. Damit habe ich im Vorfeld gar nicht gerechnet, doch offenbar ist auch für die Briten um Frontmann Dani Filth der Vorverkauf nicht so gut gelaufen. Egal, klein, eng, kuschlig…, ab dafür…

Den Anfang machen jedoch die Franzosen ACOD, von denen ich bis zum heutigen Tage noch nie gehört habe. Auch habe ich im Vorfeld nicht die Zeit gefunden, mich zu informieren, und mal in ihr Schaffen reinzuhören. Das Trio aus Marseille hat sich bereits 2006 gegründet und das Namenskürzel lässt fast auf eine weitere AC/DC Coverband schließen, aber Bluesrock aus Down Under als Opener für Cradle Of Filth? Nun ja, möglich ist ja alles, insbesondere, da ACOD kurzfristig für den eigentlich geplanten Special Guest The Spirit auf die Tour aufgesprungen sind.

Hier das Statement von Cradle Of Filth dazu: Cradle Of Filth are very much looking forward to our Cruelty And The Beast – themed shows in Europe. Even more than you could imagine! And at the very last minute our French friends from ACOD have stepped in for our original support act The Spirit, who, due to circumstances beyond the ken of mortal understanding, have had to leave the tour. ACOD are certainly an incredibly worthy replacement and Cradle are very much looking forward to sharing a stage with the band. Bring on the tour!

Die Franzosen ACOD entern pünktlich um 20:00 Uhr die Bühne und steigen mit einem Song namens Omnes Tenebrae vom noch aktuellen 2018er-Album The Divine Triumph in ihr Set ein. Schnell wird klar, hier haben wir es nicht mit einem weiteren AC/DC Klon zu tun, sondern es gibt ordentlich auf die Glocke. Was es mit dem Namenskürzel nun aber auf sich hat und für was es steht, konnte ich nicht herausfinden. Auch auf Anfrage bei der Band bekam ich nur mitgeteilt, dass die Bedeutung bisher noch ein Geheimnis ist und erst am Ende der Album-Trilogie bekannt gegeben wird. Die Jungs sind nicht ganz einfach in eine Schublade zu packen, aber Melodic Death Metal mit schwarzen Einflüssen dürfte es ganz gut treffen. Es geht sehr düster mit episch klingenden Synthies los, bevor es dann aber kraftvoll in eine stärker vom Thrash beeinflusste Richtung geht. Allzu viel ist noch nicht los in der Konzertfabrik, vielleicht 100 Besucher haben sich zu Beginn vor der Bühne eingefunden, und den allermeisten wird es wie mir gehen, dass sie nämlich noch nie von den Franzosen gehört haben. Nichtsdestotrotz stößt man im Z7 auf offene Ohren, denn nicht wenige der Besucher gehen gleich zu Beginn mit und fangen wild an zu bangen. Auch schnappt man Bemerkungen auf, wie z.B. „… einer der besten Opener überhaupt bisher…“. Das würde ich so jetzt zwar nicht unterschreiben, aber ihre Hausaufgaben haben die Jungs auf jedem Fall gemacht. Ich kenne keinen der Songs, aber mit langsameren und pfeilschnellen Passagen sind sie durchaus interessant gestrickt. Blast Beats treffen auf galoppierende Amon Amarth Riffs und auf melodische Soli und auch der Gesang von Frontmann Fred deckt von Death Metal Growls, über gutturalen Gesang bis zu aggressivem Black Metal Geschrei alles ab. Ein ständiger Wechsel aus Aggressivität und Melodie und symphonischen Elementen sorgt für großartige Unterhaltung. In manchen Momenten ist man etwas zu nah an den Schweden von Amon Amarth, so z.B. in Tristis Unda, in dem die bekannten Wikinger Vibes besonders präsent sind. Die Gitarren erinnern hier unweigerlich an Twilight Of The Thunder God. An anderen Stellen erinnert man dann wiederum an Devildriver. Auch wenn keine große Show geboten wird, so ist aber die Bühnenpräsenz okay, denn immer wieder treten die Musiker an den Bühnenrand und posen und bangen wild drauflos, oder der Frontmann sonnt sich mit ausgebreiteten Armen regelrecht im Applaus der begeisterten Headbanger. Auch wenn die einzelnen Songs nicht langfristig im Gedächtnis bleiben und man auch sicher auch nicht das Rad neu erfindet, so hat der Auftritt durchaus Spaß gemacht und die Besucher bestens auf den Hauptact vorbereitet.

Nun schlägt die Stunde doch für die Briten von Cradle Of Filth, die zu dem Intro Once Upon Atrocity, welches vom Band kommt, die Bühne betreten, über die dicke Nebelschwaden ziehen. Der Frontmann kommt schon gewohntheitsbedingt im schwarzen Umhang und hat sich auch die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Quasi jeder könnte darunter stecken, denn von der Person ist nichts zu sehen, doch nach einem kurzen Moment fliegt die Maskerade auch schon in die Ecke. Die Band, die in den Neunzigern zu den bekanntesten Black Metal Bands gehörte, hier noch näher vorzustellen, erachte ich als komplett überflüssig. Nachdem Frontmann Dani Filth kurz Keyboarderin Lindsay Schoolcraft ins Rampenlicht zieht, geht es dann auch schon los und das Biest Thirteen Autumns And A Widow wird als erstes auf das Schweizer Publikum losgelassen. Der Song stammt natürlich, ebenso wie das eingehende Intro, vom 1998er-Klassiker Cruelty And The Beast, der heute Abend ja passend zum Jubiläum in voller Länge auf die Bühne gebracht werden soll. Somit ist heute Abend nicht wirklich mit Überraschungen zu rechnen und jeder der Anwesenden weiß, was ihn erwartet. Somit geht es dann auch weiter mit Cruelty Brought Thee Orchids, gefolgt von dem Albumhighlight Beneath The Howling Stars. Dani rennt nun wie ein wahnsinnig gewordener Psychopath auf Koks über die Bühne und strotzt plötzlich vor Energie. Gegenüber dem französischen Opener geht es tempomäßig nun etwas gediegener zu, doch die Band zeigt sich voller Spielfreude und auch Dani Filth betont mehr als einmal, dass er froh ist, endlich mal wieder im Z7 spielen zu dürfen. Auch ohne große Bühnenshow ist die Symbiose aus bösem Black Metal, dramatischem Düstertheater und Vamp ’n‘ Goth-Szenario absolut sehens- und hörenswert. Der charismatische Frontmann hält sich häufig im Hintergrund und kommt nur immer wieder kurz vor an den Bühnenrand. Auch scheint er stimmlich nicht ganz auf der Höhe zu sein, denn ab und zu schleichen sich kleine Unsicherheiten ein, was aber vom Großteil des Publikums sicherlich gar nicht bemerkt wird. Die Stimmung hat schon früh ihren bisherigen Höhepunkt erreicht, denn die Fans, es dürften mittlerweile an die 400 sein, geben alles: grölen, bangen und reißen die Arme, die mit dicken, schwarzen Nietenarmbändern behangen sind, in die nebelgeschwängerte Luft. Doch trotz leichter Unsicherheiten ist es beachtlich, was der gebürtige Suffolker auch nach über 25 Jahren kreischend noch aus der Kehle bekommt. Die zarte Stimme von Keyboarderin Schoolcraft bildet dabei den perfekten Kontrast zu Danis wildem Gekeife. Venus In Fear erklingt wieder vom Band, gefolgt von Desire In Violent Overture und The Twisted Nails Of Faith. Ein meisterlicher Soundkampf zwischen Licht und Dunkelheit, oder Gut und Böse, der von den Fans abgefeiert wird. Während Filth weiterhin immer wieder im Hintergrund abtaucht, übernehmen den Bühnenrand die flinken Finger von Bassist Daniel Firth und die Gitarristen Richard Shaw und Marek Ashok Smerda, die auch immer munter die Plätze wechseln und das Publikum zu weiteren Höchstleistungen antreiben. Die engagierte Leistung aller Beteiligten macht auch das dreiteilige Bathory Area zu einem besonderen Erlebnis, Benighted Like Usher, A Murder Of Ravens In Fugue und Eyes That Witnessed Madness begeistern gleichermaßen. Die lyrische Mischung aus Fakten und Phantasie über die blutrünstige Adlige Elisabeth Bathory zieht heute Abend jung und alt gleichermaßen in ihren Bann. Danach gibt es noch Portrait Of The Dead Countess vom Band und Lustmord And Wargasm (The Lick Of Carnivorous Winds), womit das offizielle Set dann auch beendet wäre. Die anfängliche Verwunderung über das frühe Ende schlägt dann aber schnell in lautes Gejohle und Zugaberufe um, und man lässt sich auch gar nicht lange bitten. Die Zusatzrunde wird eingeleitet von Malice Through The Looking Glass, einem 1996er Dusk … And Her Embrace Song, der dann sogar noch viel lauter bejubelt wird. Der Zugabenblock hat es dann noch einmal in sich, denn mit Heartbreak And Seance, Wester Verspertine und Saffron`s Curse lässt man sich nicht lumpen. Nach einer Dankesrede folgt dann aber mit From The Cradle To Enslave das endgültige Ende und und das Publikum wird hochzufrieden in die Nacht entlassen. Der Abend profitierte von einem kleinen, dafür hochwertigen, Line-Up. Weniger ist manchmal eben doch mehr!