Cryptopsy – As Gomorrah Burns

Der kanadische Wahnsinn geht in die achte Runde

Artist: Cryptopsy

Herkunft: Kanada

Album: As Gomorrah Burns

Spiellänge: 33:08 Minuten

Genre: Technischer/Brutaler Death Metal

Release: 08.09.2023

Label: Nuclear Blast Records

Link: https://linktr.ee/Cryptopsy

Bandmitglieder:

Gesang – Matt Mc Gachy
Gitarre – Christian Donaldson
Bassgitarre – Olivier Pinard
Schlagzeug – Flo Mounier

Tracklist:

1. Lascivious Undivine
2. In Abeyance
3. Godless Deceiver
4. Ill Ender
5. Flayed The Swine
6. The Righteous Lost
7. Obeisant
8. Praise The Filth

Wenn es um technischen Death Metal geht, der brutal klingen muss und auch ein wenig grindig, dann fallen mir als Erstes sofort Cryptopsy ein. Ich fahr voll auf diese Kanadier ab. Die Alben Blasphemy Made Flesh und vor allem None So Vile haben mich damals absolut vom Hocker gehauen und rotieren noch heute sehr oft in meinem Player. Eigentlich sind sie nun schon seit 1988 dabei, aber unter dem Banner Cryptopsy erst seit 1992. Nach dem siebten Album namens Cryptopsy im Jahre 2012 hat man sich ein wenig rar gemacht. Einige EPs folgten noch und natürlich Gigs, aber es fehlte ein Full- Length. Und nun ist es endlich so weit. Album Nummer acht ist draußen. Nicht nur ich habe darauf gewartet.

Lascivious Undivine lässt dann auch gleich offene Münder zurück. Ohne Intro oder sonstigen Schnickschnack geht man gleich in die Vollen. Die Gitarren wirbeln kurz vorweg und dann setzt auch schon Flo Mounier mit seinem grandiosen Drumspiel ein. Blastbeatmassaker. So steht es geschrieben im Buch der Kanadier und so soll es auch sein. Schon bin ich dabei. Verspielte und technische Momente waren bei den Burschen schon immer sehr wichtig und an einigen Stellen waren es mir auf den EPs zu viel, aber hier kommen sie absolut auf den Punkt. Das kontrollierte Chaos. Die Vocals von Matt sind wieder einmal Weltklasse. Besonders die Screams gehen voll ins Mark. Ich liebe es, wenn die Riffs etwas länger gezogen werden und Flo dann im aggressiven Midtempo dazu knüppelt. Wenn danach die Hölle ausbricht, ist der Teufel los. So eben auch hier beim Opener. Natürlich verlassen sie den Pfad der Normalstruktur, allerdings bleibt man bei einer gewissen Nachvollziehbarkeit und vor allem gehen dabei die Brutalität und der Flow nicht verloren. Schleppende und groovige Momente werden auch mit eingebaut und natürlich ist man weit davon entfernt, auch hier einfach zu klingen. Sehr, sehr geil und vor allem, sehr intensiv das Ganze. Welche Riffs und vor allem, welche Drums … Wow! Ein absoluter Vernichtungsschlag zu Beginn des Albums. Und wie immer brummt der Bass.

Cryptopsy waren schon immer eine Band, in der sich der Basser austoben kann, so auch bei In Abeyance bzw. natürlich auf dem ganzen Album. Nach einem ballernden Anfang kommt ein Break, Matt fängt an zu singen und dann bricht wieder die Zerstörung aus. Ja, die machen einen fertig und wer braucht das nicht hier und da einmal wieder? Keine Ahnung, egal, denn was die Burschen hier zaubern, ist allererste Sahne. Bei den ganzen frickeligen Momenten kommt man immer wieder auf den Punkt, groovt sogar und zerlegt dann wieder alles. Der Song geht sofort ins Ohr, bleibt hängen und fordert mich auf, die Repeattaste zu drücken. Später, denn das Album ist ja zum Glück lange noch nicht zu Ende.

Ich habe beim Hören das Gefühl, dass die Burschen sich ein wenig an ihre Anfangstage erinnert haben, denn man hat immer wieder Parts dabei, die sofort hängen bleiben. Dieser drückende und treibende Part bei Godless Deceiver. Großartig. Dann dieses Stakkatoriff und das betonende Drumming dazu. Fett. Und dann holt man einfach ein melodisches Solo heraus und groovt sich danach den Wolf. Natürlich nimmt man noch einmal kurz Fahrt auf und dann übertreibt man es nicht mehr, sondern lässt den Song so enden. Wahnsinn. Brett. Großartiges Songwriting.

Und so geht es weiter und weiter. Welch ein Feuerwerk an Riffs und welch ein Hörvergnügen! Dieses teilweise melodische Riffing beim folgenden Song Ill Ender und dann der darauf folgende Groove. Schon sehr geil. Auch hier ist man weit entfernt von einfachen Strukturen, aber der Zuhörer bekommt dieses nur am Rande mit. Geil! Kurz vor Schluss geht man dann ganz in den Keller und bedient sich schon beinahe eines Slamparts, natürlich auf Cryptopsy-Art! Matt brüllt sich die Seele aus dem Leib!

Puh, welch ein Wahnsinn. Und was Flo da wieder einmal an den Drums zaubert, passt auf keine ostfriesische Kuhhaut und da ist ja gewöhnlich viel Platz. Wow! Aber im Grunde ist die ganze Band in absoluter Höchstform. Flayed The Swine überrollt einen förmlich und nimmt einen mit auf eine abgedrehte Tour. Einfach auf sich wirken lassen. Auch The Reighteous Lost ist so ein Überfallkommandosong.

Bei Obeisant lässt man es am Anfang ein wenig ruhiger angehen und bedient sich eines kleinen Intros, baut den Song dann ein wenig untypisch auf, lässt ein Break folgen, um dann wieder das totale Chaos ausbrechen zu lassen. In der Mitte entspringt ein Fluss, bei Cryptosy ist ein melodischer Part mit anschließendem Groove, der aber nur kurz anhält und dann in ein totales technisches Gemetzel übergeht. Dieses wird dann aber nicht endlos so weitergeführt, sondern man holt noch einen bangfreundlichen Part ans Tageslicht.

Praise The Filth lässt zu Beginn die Gitarren fliegen. Sehr fettes Riffing, schon fast ein wenig blackig. Das Tempo ist langsam und gediegen und der Propeller nimmt seinen Lauf. Welch ein geiler Part. Natürlich wird man wieder ein wenig unrhythmisch an den Gitarren, das Tempo bleibt aber gediegen. Und dann darf Flo wieder blasten – und wie! Hier gibt es keine Gefangenen. Matt holt auch noch einmal alles sich heraus. Am Ende wird man sogar atmosphärisch. Ein würdiger Abschluss eines genialen Albums.

Dass mir das neue Album von Cryptopsy gefallen wird, war mir klar, aber dass es so fetzt, hätte ich nicht gedacht. Teilt sich mit Whisper Supremacy Platz 3 in meiner Liste. Brett!

Cryptopsy – As Gomorrah Burns
Fazit
Cryptopsy haben sich über zehn Jahre Zeit gelassen, um uns wieder mit ihrer Art des technischen Death Metals zu beglücken und vor allem zu begeistern. Sie schaffen es erneut, das hohe Aggressionspotenzial und die musikalischen Fähigkeiten in ein gelungenes Songwriting umzuwandeln. Ein Album, welches von vorne bis hinten jeden erfreuen dürfte, der auf brutalen und technischen Death Metal abfährt. Vielleicht hätten sich einige mehr abgedrehte Moment gewünscht. Ich finde aber, dass diese Mischung genau richtig ist. Großartiges Album!

Anspieltipps: Lascivious Undivine und Praise The Filth
Michael E.
9.5
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