Dark Tranquility & Ensiferum, Double Headliner Tour am 13.04.2022 in der Markthalle, Hamburg

Vier Bands zum Preis von einer

Event: Dark Tranquility & Ensiferum, Double Headliner Tour 2022

Bands: Dark Tranquility, Ensiferum, Nailed To Obscurity, The Legion:Ghost

Ort: Markthalle Hamburg

Datum: 13.04.2022

Kosten: 30 Euro VVK, 35 Euro AK

Genre: Melodic Death Metal, Melodic Folk Metal, Metalcore

Besucher: ca. 800

Veranstalter: Markthalle Hamburg

Links: https://www.darktranquillity
https://equilibrium-metal.net/
http://www.nailedtoobscurity.com/
https://www.thelegionghost.com/

Setlisten:

  1. Unwelcome
  2. Discharged
  3. Myprivacy.com
  4. The Price
  5. Farewell
  6. The End Of Tides

  1. Black Frost
  2. Protean
  3. Liquid Mourning
  4. Deadening
  5. Desolate Ruin

  1. Rum, Woman, Victory
  2. Andromeda
  3. One More Magic Potion
  4. Into Battle
  5. For Sirens
  6. Run From The Crushing Tide
  7. Treacherous Gods
  8. In My Sword I Trust
  9. Lai Lai Hei
  10. From Afar

  1. Phantom Days
  2. Transient
  3. Focus Shift
  4. Monochromatic Stains
  5. Forward Momentum
  6. Terminus (Where Death Is Most Alive)
  7. The Dark Unbroken
  8. Final Resistance
  9. Atoma
  10. The New Build
  11. Identical To None
  12. Encircled
  13. Thereln

Zugabe:

14. The Treason Wall
15. Lost To Apathy
16. Misery’s Crown

Quelle: Head of PR

Ein Konzert, ein richtiges Konzert, mit Vorband, Hauptacts und all dem, was dazugehört. Dazu kommt, dass einer unserer Lieblingsveranstaltungsläden, die Hamburger Markthalle, heute ein Re-opening feiert. Pandemiebedingt fand in der Halle so gut wie nichts statt, und die Location wurde für andere Dinge genutzt, wie z. B. als Tagesaufenthaltsstätte für Obdachlose oder auch Streaminglocation einiger Bands. Heute nun also das erste Konzert und durch das hochwertige Line-Up ist es natürlich klar, dass es viele anzieht. Gleich vier Bands sind angekündigt und entsprechend früh ist Einlass. Kurz vor 18:00 Uhr stehen schon viele vor der Halle und sind hocherfreut, endlich wieder ein anständiges Liveevent zu erleben. Die Einlasskontrolle geht nach 2G+ Regelungen und dann sind wir schon fast in der Halle. Maske wird nicht mehr verlangt, trotzdem ist sie vielerorts noch zu sehen. Noch den Fotopass abwarten, dauert etwas, und dann geht’s in die Halle an einen angestammten Platz in der Nähe des Einlasses zum Fotograben. Rainer Mohrdet ist auch schon da und hat einen guten Platz mit seinem Rolli erwischt. Wir haben inzwischen eine Running Order erhalten, auf der die einzelnen Spielzeiten der vier Bands vermerkt sind. So sollen The Legion:Ghost nicht wie angekündigt um 18:45 Uhr beginnen, sondern erst eine gute halbe Stunde später. Somit ist also noch Zeit, um am Merch Stand Raimund von Nailed To Obscurity zu begrüßen und ein paar Worte zu wechseln. Für die Band aus der Nähe von Jever ist es heute der letzte Auftritt. Sie waren mit Drak Tranquility und Ensiferum schon länger auf Tour und haben in Amerika und ein paar Gigs in England erfolgreich absolviert.

Nun aber, mit Pils versorgt, geht es mit den Rheinländern The Legion:Ghost los. Die mir bis dato unbekannte Band hat zunächst noch mit leichten Soundproblemen zu kämpfen, aber Mitte des ersten Songs Unwelcome hat sich das erledigt. Die Halle ist noch relativ überschaubar gefüllt, immerhin sollen es gut 800 Gäste heute werden, aber die fünf juckt das nicht und sie schaffen es relativ schnell, die Stimmung anzuheizen. Sänger Kevin Kearns und seine Mitstreiter lassen es mit Metalcore und gutem Nu Metal in ihrer halben Stunde Spielzeit krachen. Mit der erst vor wenigen Tagen veröffentlichten Single The Price und dem letzten Song The End Of Tides haben sie sicherlich neue Fans gefunden.

Nach der raschen Umbaupause kommt mit Nailed To Obscurity eine unserer favorisierten Melodic Death/Doom Bands. Schon lange folgen wir dem stetigen Aufstieg der sympathischen Ostfriesenjungs und freuen uns immer wieder aufs Neue, ihre doomigen Songs live zu hören. Auch wenn sie hier leider nur eine halbe Stunde haben, sind sie Feuer und Flamme und zeigen ihr Potenzial. Raimund Ennega schafft es bei Songs wie Black Frost oder Protean seine Growls mit Klarstimme verschmelzen zu lassen, während die Gitarristen Jan Ole Lamberti und Volker Dieken mit einer Soundwand aufwarten, der man sich nur schwer entziehen kann. Derweil liefern Carsten Schorn und Jan Hillrichs im Background das notwendige feste Fundament und verleihen den Tracks Tiefe und Schwere. Es macht einfach Freude, ihnen zuzuhören, auch wenn der Fotograf es bei den genrespezifischen Lichtverhältnissen nicht einfach hat. Mit Desolate Ruin von 2017er-Album King Delusion verabschieden sich die fünf und werden abgefeiert. Ich hoffe auf ein baldiges neues Album (ist wohl bereits in Mache) und eine sich daran anschließende Headliner Tour. Mit Liquid Mourning, einer neuen Single, gibt es aber bereits einen kleinen Vorgeschmack.

Nach dem erneuten Umbau steht mit Ensiferum der erste der Double Headliner Show auf der Bühne. Die Finnen sind für mich, neben den „Genagelten“, der eigentliche Grund, diesem Abend beizuwohnen. Ensiferums Folk/Viking Metal hat uns schon das eine oder andere Mal begeistert und so ist es auch hier ein Selbstgänger. Markus Toivonen, Gitarrist und einzig verbliebenes Gründungsmitglied, lässt keine Zweifel aufkommen, dass sie hier die Bude zum Wackeln bringen wollen und das gelingt ab der ersten Minute. Mit einem stetigen Dauergrinsen versehen zeigt er, dass es ihm einfach Spaß macht, auch wenn die Band bereits die x-te Show abliefert. Der Opener Rum, Woman, Victory kann ohne Probleme bereits beim zweiten Refrain mitgegrölt werden. Die Markthallen-Zuschauer sind in bester Feierlaune und müssen nicht viel animiert werden, um in Bewegung zu kommen. Ohne viel Schnickschnack geht es mit Andromeda und One More Magic Potion weiter. Nach den drei Songs im Fotograben, bei dem Markus Toivonnen oftmals mit ausgestreckter Zunge für ordentliche Bilder sorgt, kann das Set genossen werden. Die Stimmung wird immer besser und es bildet sich ein sitzendes Ruderboot in der Hallenmitte. Die Band macht keine Gefangenen und ein schneller Track jagt den Nächsten. Folkig sind hier einzig und allein die Kilts von Bassist Sami Hinkka und Keyboarder Pekka Montinn, der die Rolle des Sängers bei Lai Lai Hei übernimmt und den Zuschauern viel Stimme abverlangt. Sänger und Gitarrist Petri Lindroos bedankt sich immer wieder bei den Zuschauern, die hier eine mehr als nur ordentliche Packung finnischen Rock bekommen. Die Reaktionen auf Ensiferum sind nicht überall nur positiv, obwohl es die Finnen verstehen, die Zuschauer einfach gekonnt zu unterhalten. Six String Bassist Sami, oftmals hinter seiner Mähne verborgen und Drummer Janne Parviainen, mit deutlich geschorener Mähne, sorgen bei der zehn Tracks umfassenden Setlist für ordentlich Bums. Die Gitarristen geben ihr Scherflein dazu und so ist es eine stimmige Performance. Der Sound ist gut und so kommen Tracks wie Into Battle und dem unverzichtbaren In My Sword I Trust, mit einem Plastikschwert als Requisite, einfach nur geil zur Geltung. Immer wieder fordern Petri und Markus die Menge zum Mitmachen an, was auch in die Tat umgesetzt wird. Nach einer Stunde ist dann aber doch letztendlich Schluss.

Nach einer letzten kurzen Umbaupause, in der ich mich mit Volker Dieken am Merchstand festquatsche, stehen Dark Tranquility auf der Bühne. Ich bin erst zum zweiten Song da, sodass meine Bilderauswahl eingeschränkt ist und ich auch den eindringlichen Appell, keine Bilder nach den ersten drei Songs zu machen, verpasse. Aber die Security ist heute gut gelaunt und mit einer Ermahnung komme ich davon. Dark Tranquility haben insgesamt eine etwas längere Spielzeit, und nach den drei ersten Songs Phantom Days, Transient und Focus Shift geht es mit Songs aus der Bandgeschichte weiter. Die Schweden werden der sogenannten „Göteborger Schule“ des Melodic Death Metal zugeordnet und gehören neben In Flames, At The Gates oder Soilwork zu den Vertretern dieser Szene. Allerdings ist von der DT Gründungsformation nur noch Mikael Stanne dabei. Die Fanbase ist hoch und so wird das Material der Schweden gefeiert, auch wenn es nicht ganz rund läuft. Das mag an der Umbesetzung liegen, aber auch soundtechnisch ist noch etwas Luft nach oben. Deutlich merkt man, dass Ensiferum das hier und heute besser gemeistert haben. Eine Besonderheit gibt es aber noch, Gitarrist Johan Reinhodz ist kurzfristig ausgefallen (er ist gestern Abend Vater geworden) und wird von Joe Conception ersetzt, der sich in nur einer Nacht das Material bravourös angeeignet hat. Ansonsten sind die Jungs aus Schweden routiniert und lassen die Markthalle kochen. Ein Circle Pit, moschen und viel Bewegung zeigen den Willen zur Normalität auf. Im Vorfeld habe ich mich mit Dark Tranquility auseinandergesetzt und fand einige Songs ganz ansprechend. Live hat es mir nicht so ganz zugesagt, obwohl es stilistisch insgesamt zusammenpasst. Somit ist für mich heute bereits vor dem offiziellen Ende Schluss. Bis Encircled hab ich ausgeharrt, aber dann reicht es auch. Noch schnell die im Vorfeld reservierte und signierte Dark Tranquility Vinyl abgeholt, von den Nailed To Obscurity Jungs verabschiedet, die sich zu recht auf zu Haus freuen und dann ab in die Heimat.

Mein Fazit fällt gemischt aus. Für mich sind eindeutig Nailed To Obscurity und Ensiferum die zwei Top Acts des Abends, dazu eine Band, die mir persönlich nicht in Gänze zusagt und ein Newcomer, der sich super geschlagen und einen klasse Opener abgegeben hat. Trotz des Ohrensausens war es ein schöner und vor allem mal wieder lang erwarteter Musikabend ohne viele Einschränkungen. Auch schön, dass so viele altbekannte Gesichter – sei es an der Tür, am Tresen oder im Graben – noch da sind.