Dark Tranquillity – Moment

Ein langer Moment Melo Death der Extraklasse

Artist: Dark Tranquillity

Herkunft: Göteborg, Schweden

Album: Moment

Genre: Melodic Death Metal, Gothenborg Metal

Release: 20.11.2020

Label: Century Media Records

Links: https://de-de.facebook.com/dtofficial/
http://www.darktranquillity.com/

Bandmitglieder:

Gesang – Mikael Stanne
Gitarre – Johan Reinholdz
Gitarre – Christopher Amott
Bassgitarre – Anders Iwers
Keyboard – Martin Brändström
Schlagzeug – Anders Jivarp

Tracklist:

  1. Phantom Days
  2. Transient
  3. Identical To None
  4. The Dark Unbroken
  5. Remain In The Unknown
  6. Standstill
  7. Ego Deception
  8. A Drawn Out Exit
  9. Eyes Of The Word
  10. Failstate
  11. Empires Lost To Time
  12. In Truth Divided

Dark Tranquillity liefern am 20.11.2020 ihr 12. Studiowerk aus. Wir hatten vorab bereits die Möglichkeit zu einem Pre-Listening im Rahmen einer Pressekonferenz (Klick). Zu der Geschichte von Dark Tranquillity gibt es eine kleine Kolumne zum Release Haven, welches im Juli 2000 das Licht der Welt erblickte (Klick). So geht es im Review ausschließlich um die Musik auf der neuen Scheibe und die Frage, inwieweit die ersten Eindrücke aus dem Pre-Listening bestätigt werden können.

Phantom Days gefiel mir auf Anhieb bereits beim Pre-Listening und so ist es auch nach wie vor, der gutturale Gesang und melodische Bogen zum Refrain, um anschließend wieder Volldampf aufzunehmen, sind top, sehr schöne Eröffnung des Langeisens. Nach starkem Anfang legen die Herren auch gleich nach. Transient erhält das Prädikat besonders hörenswert, die Nummer verbindet druckvolle Saitenarbeit und Gesang mit intensiver Melodie, ist in sich absolut stimmig und wandert tatsächlich etwas auf den Spuren des Haven Outputs Wonders At Your Feet von vor 20 Jahren. Das Ding hat das Zeug zu einem Klassiker. Identical To None ist im Refrain fast noch eine Spur brillanter, ein richtiger Nackenbrecher wie sein Vorgänger, auch hier alle Daumen nach oben. Etwas dunkler und getragener wird es mit Keyboard und The Dark Unbroken. Es gibt Mikael nun erstmals klar und so kommt ein gewisser gefühlvollerer Touch mit rein, als bei dem rein guttural gesungenen Auftakt, kein schlechtes Teil. Remain In The Unknown legt im Gefühl noch mal mächtig zu, balladeske Passagen und größtenteils im Midtempo geht es vorwärts. Das Gitarrensolo im hinteren Teil macht mächtig Spaß, willkommen Johan Reinholdz und Christopher Amott bei der Studioarbeit. Im ersten Durchhören fand ich die Nummer nicht so prickelnd, aber nach mehreren Durchläufen muss ich mich korrigieren. Es ist nicht DT klassisch, aber da ist einiges drin in dem Track – vom Gesang ,aber auch von der Saitenarbeit. Es gibt einen feinen Spannungsbogen, der Remain In The Unknown mit jeder Umdrehung weiter wachen lässt. Standstill liefert die typischen DT Trademarks der letzten Jahre: wechselnder gutturaler und klarer Gesang, feine Melodien und ein perfekter Kopfnicker. Bei Ego Deception sagt ja der Titel schon aus, dass es um ein Thema geht, wo man auch mal richtig sauer werden kann, aber auch nachdenklich. Genauso ist die Nummer auch aufgebaut, harte „kick your ass“ Passagen und nachdenklicher, klarer Gesang, Mikael Stanne in großer Form. Richtig düstere Atmosphäre verbreitet A Drawn Out Exit. Dark Tranquillity meets Dark Metal? So ein wenig geht es in die Richtung, allerdings werden auch schnelle Passagen und sägende Saiten eingebaut. Dark Melodic Death Metal, wenn das Kind einen Namen zwingend benötigt. Sicher anders als DT Standard, aber auch hier kann ich durchaus Gefallen an dem Teil finden und die neue Saitenfraktion liefert richtig stark ab. Ein wenig mehr elektronische Effekte gibt es bei Eyes Of The Word, die Saiten werden aber nicht vergessen. Der Song dürfte eine Geschmacksfrage sein, einige Passagen sind richtig klasse, aber insgesamt tue ich mich mit den Augen der Welt etwas schwerer. Failstate ist dann aber wieder genau das, was ich als Hörer benötige. Ich werde nach den eher dunklen und nachdenklichen Passagen wieder richtig mitgerissen. Stanne legt sich mächtig ins Zeug und knurrt den Laden zusammen. Das Urteil vom ersten Durchgang bleibt, macht absolut Spaß und ist großartig zum Hören und Headbangen. Mit Empires Lost To Time werden direkt noch mal ein paar Kohlen draufgelegt, ein richtig fetter Nackenbrecher. Zum Atemholen gibt es ein Keyboardintermezzo und eine Midtempopassage, ansonsten Leinen los und ab durch die Mitte mit kräftig Knurren und Power. Das Outro In Truth Divided ist kein Rausschmeißer, sondern eher ein echtes sanftes Begleiten der Hörerschaft aus dem Album. Dark Rock mit sehr viel Gefühl, balladesken Parts und irgendwer schrieb Dark Tranquillity sendet Grüße an Depeche Mode. Das kann man genau so stehen lassen und ist eine Geschmacksfrage. Der Song alleine trifft nicht ganz meinen Geschmacksnerv, aber als Schlusspunkt zu Moment passt er sehr gut.

Dark Tranquillity – Moment
Fazit
Ich habe fünf Nummern als Anspieltipps herausgepickt. Gerade zweimal steht ein wenig die Geschmacksfrage. Hier liefern die Göteborger Melo Death Pioniere einen richtig fetten Output. Die beiden neuen Gitarren klingen, als hätten Johan und Christopher ihr Leben lang nichts anderes gemacht, als mit Dark Tranquillity zu musizieren. Der letzte Track passt im Verlauf der Scheibe sehr gut als Schlusspunkt. Wer auf druckvollen Melo Death, starke Melodien zum Niederknien aber auch Abwechslung und Ideenreichtum steht, wird an der neuen Scheibe von Dark Tranquillity nicht vorbeikommen. Dafür zieh ich meinen Hut, den ich nicht aufhabe oder besitze und ansonsten die Höchstnote. Glückwunsch an Mikael und seine Mitstreiter zu diesem genialen Werk.

Anspieltipps: wer Zeit hat, sollte sich die gesamte Scheibe in der vorgegebenen Reihenfolge als Hörgenuss gönnen, sonst Phantom Days, Transient, Identical To None, Failstate und Empires Lost To Time
Jürgen F.
10
Leser Bewertung22 Bewertungen
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10
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