Das Interview mit Ivan und Wanja von Craving zum neuen Album „Call Of The Sirens“

Craving schreiben die Drehbücher für ihre Musikvideos selber und überlassen auch sonst nichts dem Zufall

Artist: Craving

Herkunft: Deutschland

Genre: Melodic Death Metal, Black Metal, Pagan Metal

Label: Massacre Records

Link: www.cravingmetal.de

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre, Orchestration – Ivan Chertov
Gitarre – Jonas Papmeier
Bassgitarre (Live) – Leonid Rubinstein
Schlagzeug – Wanja Gröger

Time For Metal / René W.:
Hallo Ivan und Wanja,
schön, dass ihr Zeit gefunden habt, über die aktuellen Aktivitäten rund um Craving zu sprechen und natürlich einen Blick aufs neue Album Call Of The Sirens zu werfen.

Craving / Ivan:
Gerne!

Time For Metal / René W.:
Ivan, du hast Craving vor einigen Jahren in Oldenburg gegründet, seitdem ist viel passiert. Mittlerweile seid ihr im Süden der Republik und habt ein neues Line-Up. Erzähl doch bitte mal, wie es zum Wechsel innerhalb der Band gekommen ist und warum die Konstante immer noch auf den Namen Leonid hört, der euch am Bass weiterhin live unterstützen wird.

Craving / Ivan:
Im September 2019 haben wir uns sowohl von unserem ehemaligen Label Apostasy Records als auch von unserem Bassisten Leo getrennt. Da Leo jedoch im Sommer 2019 bei mir in Bamberg den Bass eingespielt hat, gehört er noch zum Recording Line-Up. Unser ehemaliger Drummer Maik ist bereits 2016 gegangen, da er keine Musik mehr machen wollte. Am Bass haben wir derzeit zwei Leute für den Posten eines Live-Bassisten. Stefan Seidler (Ex-Aletrun), den Wanja und Jonas bereits aus ihrer Band Aletrun kennen sowie meinen Arbeitskollegen Romain Eddebaarh. Die beiden werden sich dann je nach Verfügbarkeit abwechseln. Seit 2016 spielen Wanja Gröger am Schlagzeug und Jonas Papmeier an der Gitarre bei Craving mit.

Photo by Micha Gröger

Time For Metal / René W.:
Die letzte Veröffentlichung liegt bereits sieben Jahre zurück. Wie schwer war es, sich aus dieser Pause noch mal aufzuraffen? Zudem würde mich interessieren, ob die alten Strukturen ohne Probleme wieder reaktiviert werden konnten. Als Partner könnt ihr auf Massacre Records blicken, die euch für Call Of The Sirens ein professionelles Umfeld verschafft haben.

Craving / Wanja:
An sich habe ich das Schlagzeug zu Call Of The Sirens schon 2019 eingespielt und 2020 lag das Album schon fertig auf dem Tisch. Doch dann kam Corona dazwischen und die lange Suche nach einem geeigneten Label. Wir wollten nichts übers Knie brechen und uns lieber Zeit mit dem Release lassen, um es dann “richtig” zu machen. Wir haben in der Zeit z.B. all die Musikvideos gedreht und uns viele Gedanken um die Promo für das Album gemacht.

Time For Metal / René W.:
Lasst uns direkt auf Call Of The Sirens zusteuern. Wann habt ihr mit dem Songwriting begonnen und wie kam es zu den vielen Sprachen, in denen die Tracks besungen werden?

Craving / Ivan:
Wir haben an sich keine Pause gemacht. Es ist so, dass wir nicht mehr wussten, wie wir weitermachen. Das Songwriting am Album wurde bereits 2017 begonnen. Shum war ein Zufall, denn wir haben das Lied einfach für gut gefunden. Das Lied auf Russisch ist eine Tradition, die sich durch alle Craving Alben zieht – es ist ein Gedicht des russischen Dichters des silbernen Zeitalters Nikolaj Gumilev.

Time For Metal / René W.:
Wie habt ihr selber den Prozess erlebt, von der eigentlichen Aufnahme des Silberlings, bis dieser schlussendlich jetzt in allen Music Stores erhältlich ist.

Craving / Ivan:
At Dawn oder By The Storm echt entspannt. By The Storm war an sich schon 2014 fertig aufgenommen, da wir 2014 mit dem Release dessen gerechnet haben. Diesmal haben wir uns viel Zeit gelassen und uns eher auf den Kern unseres Schaffens konzentriert. Wir haben alles selbst produziert, den Mix und den Master hat unser langjähriger Toningenieur Christoph Brandes übernommen und wir sind mehr als zufrieden mit dem Ergebnis. Das meiner Meinung nach ebenfalls sehr gelungene Cover wurde von unserem langjährigen Designer und Freund All Things Rotten gestaltet. Mit beiden arbeiten wir bereits seit über zehn Jahren.

Craving / Wanja:
Für mich als Drummer waren die Aufnahmen auch sehr entspannt, da ich alles im eigenen Studio gemacht habe und mich somit keiner “fremden” Arbeitsweise anpassen musste. Darüber hinaus hat mir Ivan vollkommen freie Hand gelassen, sodass ich mich richtig kreativ austoben konnte. Bei den allermeisten Riffs sind mir die Ideen quasi sofort nur so in den Kopf gesprungen. Auf der einen Seite gibt es die eher rhythmischen Parts, in denen ich eng mit den Gitarren zusammenarbeiten konnte und auf der anderen Seite sind da auch die großen Klangflächen, in denen ich dann etwas freier und improvisierter agieren konnte. Großes Lob auch an Christoph Brandes, dessen fantastischer Mix alle Feinheiten beim Drumming super zur Geltung kommen lässt!

Time For Metal / René W.:
Welche Idee steckt hinter Call Of The Sirens, welche Story wollt ihr dem Hörer näherbringen? Zudem habt ihr einige Gäste in den Songs verankert, wie kam es zur Zusammenarbeit?

Craving / Ivan:
Call Of The Sirens ist ein Konzeptalbum über Psychopathie und Narzissmus. Call Of The Sirens behandelt das Thema des Narzissmus, Gods Don’t Negotiate handelt von Psychopathie, Prayer For The Rain von Hoffnungslosigkeit/Depression, Mich Pack Die Wut um extreme Wut, Death March um Trennung von toxischen Beziehungen und so weiter. Genaue Hintergründe zu den Songtexten und deren Bedeutung kann auf www.cravingmetal.de/lyrics nachgeschlagen werden.

Michele Bouma ist bereits auf Penelope’s Prayer auf By The Storm zu hören. Esther Sarai Devries war Feuer und Flamme, auf Call Of The Sirens mitzusingen. Marek “Ashok” Smerda ist ein Ehrengast auf Call Of The Sirens, wir sind allesamt ziemliche Cradle Of Filth Nerds und für uns ist es eine große Ehre, ihn auf Gods Don’t Netogiate als Gast zu haben. Die Zusammenarbeit verlief allesamt sehr professionell und für beide Seiten zufriedenstellend!

Time For Metal / René W.:
Mit El Diablo (Elena Tsagrinou Cover) und Shum (Go A Cover) habt ihr zwei Cover zum Ende eingebunden. Ich vermute, das liegt nicht daran, dass ihr große ESC Fans seid, vor allem nicht bei der Shum Version, die vermutlich politisch und solidarischen Ursprung hat.

Craving / Wanja:
Die Songs sind beide vom Eurovision Song Contest 2021, den zumindest Ivan und ich verfolgt haben. Ich würde uns jetzt nicht als “Fans” bezeichnen, aber ich finde es einfach super interessant, die ganzen unterschiedlichen Stile zu sehen. Craving hatten schon einmal einen ESC Song gecovert (Only Teardrops) und El Diablo wurde vom gleichen Songwriter geschrieben und so kam Ivan auf die Idee. Bei Shum hat es sich einfach total angeboten, da wir den Song so richtig gefeiert haben. Und gerade mit den Tempowechseln etc. war sofort klar, dass man damit was richtig Krasses machen konnte! Ivan hat es dann umgesetzt und ich brauchte nur noch die Drums beisteuern. Wir waren uns zuerst gar nicht sicher, ob wir diese Cover tatsächlich mit auf das Album packen wollten, aber diese Songs nur rein zum Spaß gemacht zu haben, wäre dann doch ein wenig Verschwendung gewesen 😀

Das ganze Album mitsamt der Bonustracks war schon lange vor Beginn des Krieges fertig, wir hatten bei der Wahl der Songs also nicht an Politik gedacht. Aber so wie es nun ist, ist es trotzdem ein sehr schönes (wenn auch unbeabsichtigtes) Statement, einen ukrainischen Song mit dabei zu haben.

Time For Metal / René W.:
Mich konntet ihr mit den neuen Songs ohne Probleme abholen. Die Balance aus Härte, die bis in Extreme Metal Bereiche vordringt, in Kombination mit stimmigen Pagan-Metal-typischen Refrains und einem Spielwitz, der die vielen Einflüsse von euch verbindet, ist euch die bislang stärkste Platte gelungen. Wie geht ihr grundsätzlich mit Feedback um und seid ihr auf den Social-Media-Kanälen für eure Fans präsent und geht dort auch auf individuelle Anfragen ein?

Craving / Ivan:
Vielen Dank, das Pagan Metal muss ich auf Power Metal auskorrigieren 😉

Craving / Wanja:
Vielen Dank! Freut mich, dass es dir gefällt! An sich haben Craving als Band eine sehr persönliche Beziehung zu den Fans, gerade auch auf den Social-Media-Kanälen. Wenn du also unter einem Video einen Kommentar hinterlässt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass einer von uns ihn liest und bei Bedarf auch antwortet. Mit Feedback haben wir keine Probleme, da es in den meisten Fällen sehr positiv ist. Und wenn doch mal jemand was auszusetzen hat – nun ja, man kann es halt nicht jedem recht machen. Kritik kann außerdem auch hilfreich sein, wenn es jetzt nicht nur um reine Geschmacksfragen geht, aber letzten Endes ist es das Wichtigste, dass wir selbst unsere Musik mögen und stolz auf unser Werk sein können.

Time For Metal / René W.:
Ihr habt ein paar Musikvideos zu den neuen Kompositionen aufgenommen. Welche Werke wurden untermalt, wie kamen die Drehbücher zustande und welche Unterstützung habt ihr extern bei der Umsetzung erhalten?

Craving / Ivan:
Wir haben uns für vier Songs entschieden. Blood Ov Franconia wurde in Bamberg und der Oberpfalz gedreht. Gods Don’t Negotiate in Oberfranken, Call Of The Sirens im Fichtelgebirge und Death March ebenfalls. Um das zu bewerkstelligen, musste ich einen A1/A3 EU-Drohnenführerschein machen und einiges an Genehmigungen in Bamberg und Umgebung einholen.

Craving / Wanja:
Die Musikvideos haben wir komplett in Eigenregie und mit eigenem Equipment umgesetzt. Drehbuch und Planung (soweit vorhanden, haha!) kamen von Ivan und wir haben beim Dreh natürlich auch einige spontane Ideen mit eingebracht.

Craving / Ivan:
Gute Freunde von uns haben für die Story-Drehs hergehalten. Quinn und Evelyn sind beide in unseren Videos Call Of The Sirens und Death March zu sehen. Wir haben quasi in einer Woche vier Musikvideos gedreht, es war wie eine Art Klassenfahrt und hat unfassbar viel Spaß gemacht.

Time For Metal / René W.:
Eine fast immer gestellte Frage: Wann und wo wird man das neue Material live hören können? Im Cadillac in Oldenburg werdet ihr im Oktober spielen. Habt ihr eine Tour geplant und wie ist es mit den Festivals in diesem bzw. im nächsten Sommer?

Craving / Ivan:
Wir suchen einen professionellen Booker, wer also Interesse hat, mit uns zu arbeiten, sollte sich umgehend bei uns melden. Die beiden Konzerte finden wie geplant statt. Am 24.06.2023 spielen wir auf dem Let The Bad Times Roll Festival in Manslagt und am 21.10.2023 im Cadillac Oldenburg. 24.06.2023 feiert quasi die Premiere der neuen Songs live! Kommt rum!

Time For Metal / René W.:
Das letzte Wort gehört wie bei mir üblich ganz alleine euch. Ihr könnt es ganz offen an eure Fans und unsere Leser wenden. Ich wünsche euch noch viel Erfolg mit Call Of The Sirens und werde das Material schnellstmöglich auf einer Bühne begutachten.

Craving / Ivan:
Vielen Dank an alle, die unser neues Album Call Of The Sirens gehört oder sich eine CD, LP und Merch zugelegt haben! Ohne eure Unterstützung wäre alles nicht möglich gewesen! Und an alle, die es noch nicht gehört haben: Hört unbedingt rein, z.B. auf YouTube oder Spotify – ich bin mir sicher, es wird euch gefallen! 🙂