Das Interview mit Sänger Eike der deutschen Melodic Death Metal Band Apallic zum kommenden Album „Edge Of Desolation“

Alle Infos zu den einzelnen Songs im Track-by-Track

Artist: Apallic

Herkunft: Emden, Deutschland

Genre: Melodic Death Metal, Death Metal

Label: Kernkraftritter Records

Link: https://www.facebook.com/Apallic

Bandmitglieder:

Gesang – Eike Scheubach
Gitarre – Klaas Olthoff
Gitarre – Frank Schöne
Bassgitarre – Kristian Bloem
Schlagzeug – Dennis Harms

Time For Metal / René W.:
Hallo Eike, jetzt kennen wir uns schon so lange durch die ganzen Konzerte in unserer schönen Heimat Ostfriesland, da können wir nun mal ein paar Worte zu deiner Band Apallic und das neue Album Edge Of Desolation verlieren. Mit dem neuen Werk habt ihr ein Labelwechsel von Boersma-Records zu Kernkraftritter Records vollzogen. Was waren die Gründe für die Veränderung und warum habt ihr euch für die Label-Familie von Kernkraftritter Records entschieden?

Apallic / Eike S.:
Kay
von Kernkraftritter Records hatte uns schon 2019 angeschrieben und meinte, dass er gerne unser zweites Album veröffentlichen würde. Da wir bei Boersma nur für ein Album unterschrieben hatten und wir gerne wieder was Neues ausprobieren wollten, waren wir uns recht schnell einig, dass der Wechsel das Richtige für uns ist. Wir passen musikalisch einfach sehr gut zu Kays Label und sein Name war uns schon länger bekannt.

Time For Metal / René W.:
Das letzte Album Of Fate And Sanity von vor vier Jahren behandelt die Geschichte eines Wachkoma-Patienten, der sich mit seiner Vergangenheit, Gegenwart und möglichen Zukunft auseinandersetzen muss. Welche Thematik erwartet den Hörer auf dem neuen Langeisen Edge Of Desolation oder habt ihr die Geschichte einfach weitergestrickt?

Apallic / Eike S.:
Nein, die Geschichte aus unserem ersten Album ist abgeschlossen. Die Option, die Story fortzuführen, wurde nach einigen Überlegungen verworfen und wir fühlten uns wohler, die neuen Songs nicht in ein vorgegebenes Konzept zu pressen, sondern davon losgelöst neue Texte zu schreiben. Die Themen auf Edge Of Desolation hängen trotzdem stellenweise etwas zusammen, da wir auch hier wieder z.B. Texte mit Bezug zur griechischen Mythologie untergebracht haben (wie auf dem ersten Album) und wir gerne Querverweise zu anderen unserer Songs einbauen. Das übergeordnete Thema der neuen Texte ist die Isolation/Abkehr von der Menschheit, welche sich in fast allen Songs auf die eine oder andere Art wiederfindet – im Opener und Schlusstrack insbesondere.

Time For Metal / René W.:
Ihr seid in den letzten Monaten (man kann schon Jahre sagen), immer weiter zusammengewachsen. Wie haben die zusammen erlangte Erfahrung und die gestärkte Team-Konstellation innerhalb der Band das Songwriting beeinflusst?

Apallic / Eike S.:
Ja, über die Jahre sind wir schon sehr zusammengewachsen. Jeder kennt die Stärken oder Schwächen des anderen, bei Problemen versucht man gemeinsam Lösungen zu finden oder den anderen zu fördern. Zu Anfang war es schwierig, neues Material zu schreiben, da wir krampfhaft versucht haben, an das erste Album anzuschließen. Es ist eine Menge Zeit ins Land gegangen, als wir uns gemeinsam dazu entschlossen haben, das Kapitel abzuschließen, neu anzufangen und so richtig Fahrt aufzunehmen. Als uns klar war, welche Richtung wir einschlagen wollen, ging alles Hand in Hand. Wir entwickelten zusammen Riffs, Songstrukturen, Texte, wobei ca. die Hälfte bereits vor der Pandemie fertig war. Während der Pandemie mussten wir von zu Hause aus den Rest des Albums weiter erarbeiten, was aber nicht schlimm war. Es hat den Prozess eher vereinfacht, da wir jederzeit von zu Hause aus gemeinsam daran arbeiten konnten.

Time For Metal / René W.:
Tauchen wir tiefer ein in die neuen Songs von Edge Of Desolation. Erläutere euren Anhängern und unseren Lesern bitte eure Gedanken zu den einzelnen Kompositionen in einem kleinen Track-by-Track.

Apallic / Eike S.:
Bow To Nothing
: Thematisch kann der Song etwas als Fortsetzung unseres ersten Albums gesehen werden, ohne Bezug zu einem menschlichen Protagonisten, aber mit der Natur verbunden. Egal was auf der Erde passiert, die Natur wird alles andere auf Dauer immer besiegen. Musikalisch vereint dieser Song alle Elemente, die auf Edge Of Desolation vorhanden sind. Deshalb haben wir ihn als Opener gewählt. Der Refrain hat die gleichen Akkorde wie das Outro unseres vorherigen Albums – wir verweisen gerne mal auf andere Songs und Themen innerhalb unserer Musik.

Torn: Dieses Lied ist aus der Perspektive einer Person geschrieben, die mit Depressionen zu kämpfen hat. Auf einer anderen Ebene könnte es auch ein weiterer Text des ersten Albums sein, wenn auch nicht beabsichtigt. Torn ist wohl der härteste Song des Albums und ein Tritt ins Gesicht nach dem langen und abwechslungsreichen Opener, aber wir haben einen Doom-Part eingebaut, um den Song ein wenig atmen zu lassen. Das war der zweite Titel, der nach unserem ersten Album geschrieben wurde.

Boundless: Ein verlorener Seemann versucht auf See ein Ziel zu erreichen, kann aber aufgrund seiner inneren Kämpfe und seiner Vergangenheit nicht weiterkommen. Der Songaufbau ist sehr komplex, da viele Passagen mehrfach in unterschiedlichen Variationen wieder auftauchen und der Song durch einen Break in der Mitte in zwei Hälften geteilt wird. Die erste Hälfte klingt erst ziemlich zerfahren, aber in der zweiten Hälfte folgt dann musikalische Erleichterung durch epische Passagen und längere ruhige Clean-Passagen.

At The Shores Of Acheron: Acheron ist ein Fluss in der griechischen Mythologie. Das Lied handelt von den verlorenen Seelen an den Ufern von Acheron, die es sich nicht leisten können, Charon den Fährmann für die Überfahrt zu bezahlen. Musikalisch könnte dieser Song auch auf unserem ersten Album sein, da er recht schnell und geradlinig ist. Ein guter Kandidat für die hoffentlich kommenden Liveshows!

Perishing Void: Dieser Track ist stilistisch etwas herausstechend auf dem Album, wurde aber gerade deswegen als erste Singleauskopplung ausgewählt. Wir möchten, dass die Leute aufhorchen und merken, dass sich unser neues Album vom Ersten unterscheidet. Der Song hat viele Black-Metal-Elemente und eine Neuheit, einen sauberen, clean gespielten Refrain. Textlich wird der arktische Wolf in seiner natürlichen Umgebung dargestellt. Es droht eine tückische, eisige und nicht lebensfähige Welt, in der nur der Zusammenhalt innerhalb eines Rudels das Überleben sichert. Die tosenden Schneestürme zwischen den Berghängen harmonieren mit dem Heulen der Wölfe in einer düsteren Winternacht.

Forgotten: Wurde als Letztes für dieses Album fertiggestellt, als wir aufgrund der Covid-Beschränkungen nicht mehr zusammen proben konnten. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum sich der Song immer noch so frisch anfühlt und wir uns dazu entschieden, ihn als 3. Single mit einem Video (erscheint zeitgleich mit dem Album am 03.09.) zu veröffentlichen. Es ist eine sehr epische und dynamische Komposition mit vielen verschiedenen Parts. Textlich handelt es sich um Gaia aus der griechischen Mythologie.

Abandon All Hope: Ein weiteres Lied, das ein wenig auf die griechische Mythologie anspielt – eigentlich geht es hier jedoch um Dantes Inferno. Die Musik dazu war bereits geschrieben und zu 95 % im Herbst 2016 fertig, noch bevor Of Fate And Sanity herauskam. Der Song hat einige Folk-Melodien in der ersten Hälfte, aber insgesamt geht es dort weiter, womit wir nach Of Fate And Sanity anschließen wollten, kombiniert mit Insomnium-ähnlichen Melodien.

Solitude: Abkehr von der Menschheit und allein in der Natur leben. Der Protagonist hat die gängigen Muster und Verhaltensweisen satt und möchte nur noch alleine sein. Die Verbindung mit der Natur schließt einen Kreis mit dem ersten Track Bow To Nothing, obwohl dies kein Konzeptalbum ist. Be’Lakor und Enslaved haben uns hier stark beeinflusst. Wir haben erneut versucht, einen langen Albumcloser zu schreiben, bei dem alle Bandmitglieder einige Teile beitragen konnten. So ist das Ende des Albums wie auch auf Of Fate And Sanity aus unserer Sicht wieder sehr episch, dynamisch und mitreißend geworden.

Time For Metal / René W.:
Ihr habt euch hörbar weiterentwickelt. Wie schwer war der Prozess und vor allem, wie seid ihr mit dem Handicap der Pandemie umgegangen, die euch in einer wichtigen Entwicklungsphase von jetzt auf gleich alle Konzert- und Festivalauftritte geraubt hat?

Apallic / Eike S.:
Anfangs war der Prozess wie schon erwähnt schwierig – wir haben uns quasi selbst etwas mehr Druck gemacht, als es hätte sein müssen. Das hat uns schon etwas beeinflusst. Um den Druck zu nehmen, haben wir deswegen erstmals den Fuß vom Gas genommen und uns gefragt: Was wollen wir eigentlich für eine Richtung einschlagen? Wir waren uns dann einig, dass wir epischer und melodischer werden möchten. Der Song A Taste Of Lethe von unserer letzten Scheibe Of Fate And Sanity war da ein guter Anhaltspunkt. Nachdem wir schon den Großteil der Songs geschrieben hatten, traf die Pandemie ein und hat uns alle ziemlich gebeutelt, die Proben fanden nicht mehr statt und der persönliche Kontakt fehlte. Das Zusammensein war nicht mehr möglich im herkömmlichen Sinne, daher sind wir ins Digitale gewechselt. Jeder hatte sein privates “Homeoffice“ zum Aufnehmen von Songs eingerichtet, wir haben regelmäßig Skype-Sessions abgehalten. So konnten wir über die Pandemie hinweg unser Album schreiben. Unser Gitarrist Frank und Bassist Kristian hatten bereits gute Erfahrungen mit Home-Recording, sodass wir entsprechendes Know-how in der Band hatten. Wir haben dadurch gemeinsam mehr experimentieren und Erfahrungen sammeln können.

Time For Metal / René W.:
Kommen wir, bevor es unter den Tisch fällt, noch schnell zum Artwork. Habt ihr selber Hand angelegt oder das Design in externe Hände gegeben?

Apallic / Eike S.:
Das Artwork haben wir in externe Hände gelegt. Die Zusammenarbeit mit dem Künstler Mordiggian Art war unkompliziert und er hat unsere Vorstellungen bzw. Verbesserungsvorschläge zeitnah umgesetzt, kann man nur empfehlen!

Time For Metal / René W.:
Aufgenommen habt ihr bei Jörg Uken im Soundlodge-Studio. Wie habt ihr die Zeit gestalten können? Hattet ihr beim Einspielen mit einem verschärften Hygienekonzept zu kämpfen?

Apallic / Eike S.:
Um Jörg, uns und alle im Umfeld zu schützen, war es unausweichlich, Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Wir haben im Schichtsystem gearbeitet, um die Personenzahl gering zu halten. Durch unsere Berufe, in denen einige sowieso in einem Schichtmodell arbeiten, war das auch kein Problem. Ich war zwischenzeitlich auch in der Nachtschicht, um mittags dann anschließend weiter aufnehmen zu können. Das alles hat uns und vor allem Jörg nicht daran gehindert, an Edge Of Desolation zu arbeiten – ganz im Gegenteil: Wir hatten richtig viel Spaß während unseres Aufenthalts bei ihm. Eine Zeit, an die man sich trotz der Pandemie gerne zurückerinnert.

Time For Metal / René W.:
Welche Gedanken sind dir gekommen, als du das erste Mal den fetten, final produzierten Sound von Edge Of Desolation gehört hast?

Apallic / Eike S.:
Der erste Gedanke war: Sind das wirklich wir? Ich meine das nicht im negativen Sinne, sondern ich war einfach nur überwältigt davon, was für Fortschritte wir zusammen in den letzten Jahren gemacht haben. Wir waren uns beim Songwriting schon bewusst, dass die neuen Songs ein anderes Level erreicht haben, aber die finale Version zusammen mit Jörgs geilem, fettem Sound war einfach nur Gänsehaut pur. Da freut man sich immer mehr darauf, das Album auf die Welt loszulassen!

Time For Metal / René W.:
Die ersten Outdoor Veranstaltungen laufen diesen Sommer bereits und werden bis in den frühen Herbst fortgesetzt. Auch ihr könnt die Bühne besteigen. Wo kann man euch dieses Jahr noch live erleben und wie stehen aus deiner Einschätzung die Chancen, dass es im Winter auch Indoor neue Apallic-Songs aus den Boxen gehämmert gibt?

Apallic / Eike S.:
Die erste Gelegenheit hatten wir am 14.08.2021, wo wir auf dem Let The Bad Times Roll Festival in Manslagt gespielt haben. Nach all der Zeit sind wir extrem heiß darauf, zusammen mit den Leuten wieder richtig abgehen zu können – unser letzter Auftritt war schließlich schon im Januar 2020. Zu den Indoor-Konzerten kann man aber noch nichts sagen. Es wäre wünschenswert, im Winter wieder spielen zu können, aber wenn die Fallzahlen wieder steigen sollten, wird sich der Wunsch wohl nicht erfüllen. Wir wollen ja alle sicher durch diese Zeit kommen und da wäre es unverantwortlich, bei hohen Infektionszahlen Konzerte stattfinden zu lassen. Zur Not muss die Anlage im Wohnzimmer bei den Hörern zu Hause unser neues Album ordentlich durchhämmern!

Time For Metal / René W.:
Auf hoffentlich bald und dass auch unsere Region mit neuem Leben erwacht und die Pandemie von den Bühnen verbannt. Das letzte Wort gehört ganz alleine dir und du kannst es ganz offen an unsere Leser und eure Anhänger wenden.

Apallic / Eike S.:
In diesen schweren Zeiten ist der Zusammenhalt extrem wichtig geworden, egal ob für Privatperson, Musiker oder Veranstalter. Die Unterstützung war immer spürbar und von daher sagen wir Danke an alle, die uns und alle anderen in dieser Zeit der Pandemie immer weiter supportet haben und dies auch weiterhin tun. Wir von Apallic sind einfach nur begeistert und wir freuen uns sehr darauf, unser neues Album auf euch loszulassen.