Es gibt wohl keine Musikrichtung, die so sehr mit Klischees behaftet ist und diese auch bedient, wie unser allseits geliebter Heavy Metal. Denkt man an Metal, so fallen einem zunächst so illustre Namen wie Lemmy, James Hetfield, Ozzy Osbourne, Rob Halford, Tom Araya, Eric Adams, Udo Dirkschneider, Johann Hegg, Bon Scott … ein. Doch die Klischees gehen noch weiter, bei Metal denkt man(n) zuerst an biertrinkende, langhaarige, bärtige, tätowierte, Kutte-tragende, nach Schweiß, Öl, Leder und Alkohol stinkende Männer, die zu hartem Sound ihre Matte kreisen lassen. Heavy Metal ist eine Männerdomäne, Heavy Metal wurde von Männern für Männer erschaffen und so soll es auch bleiben, soweit es nach uns Männern geht. Für Frauen ist da kein Platz und wenn doch, nur als Aushängeschild für die Männer, oder als Anhängsel des Mannes.
Jeder kennt die Sprüche und Klischees, mit denen wir Männer um uns werfen und die wir unters Volk tragen, wenn wir unter uns sind. Ein paar der gängigsten sind immer noch:
Frauen gehören in den Haushalt und an den Herd! Frauen im Metal sind und bleiben Ausnahmen! Frauen können sich im harten Rock nur etablieren, wenn sie nicht mit ihren Reizen geizen! Frauen kommen nur durch ihre Männer in Kontakt zu Heavy Metal! Frauen können doch mit Metal eh nichts anfangen! Die wollen sich im Rahmen der Emanzipation nur profilieren. Frauen haben im testosterongeladenen Metal nichts zu suchen! Frauen sind im Metalsektor nur als Aushängeschild einer jungen, aufstrebenden Band hinter dem Mikro zu gebrauchen! Growlen können nur Männer! Frauen im Metal müssen sich auf Augenhöhe mit den Männern auf ihr Äußeres reduzieren lassen! Frauen haben zu zarte Stimmen für den harten Metalsound! Metal ist eine reine Männerdomäne! Metal ist eine Männerspielwiese, auf der Frauen nichts zu suchen haben! Weibliche Metalfans sind Groupies!
Die Liste ließe sich unbegrenzt so fortsetzen, doch ist das tatsächlich noch zeitgemäß?
Früher waren 80% aller Metalfans Männer. Darüber ließ sich schon Sarah Chaker in ihrer Doktorarbeit aus und dies lag nicht zuletzt daran, dass Männer sich diese Insel selbst geschaffen haben. Die Männer blieben gerne unter sich, wenn sie es sich gemütlich gemacht haben, in ihrer Welt. Jedoch erleben wir seit Jahren eine spannende Zeit, in der sich die Metalszene maßgeblich verändert. Neue Genres wie Symphonic Metal, Grunge, Metalcore … ect. haben sich etabliert, klassische Rollenbilder haben sich verändert und die Szene befindet sich weiterhin im Wandel, ohne ihre Wurzeln zu verlieren. Und mittendrin statt nur dabei: jede Menge mutige Frauen! Seit vielen Jahren schon wird die Frauenrate im Metalsektor immer größer und bei jeder Frau, die versucht im harten Rock Fuß zu fassen, gehen die Diskussionen aufs neue los und immer noch sind die Herren der Schöpfung sich meist einig. Bekommt man Gespräche unter Männern auf Konzerten und Festivals mit, so werden die Frauen meist auf ihr Äußeres reduziert. Leider hört man allzu oft, Frauen dienen im Metal nur als Aushängeschild, um eine junge, unbekannte Band einfacher und schneller bekannt zu machen, sind quasi eine geduldete Ausnahme, ein Mittel zum Zweck. Später, wenn die Jungs es dann geschafft haben, dann werden sie vernünftig und suchen sich bestimmt einen coolen Sänger, der so richtig growlen kann und der auf der Bühne in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Bier säuft. Doch warum schaffen es Female-Fronted-Bands oftmals schneller groß und bekannt zu werden, während männliche Gegenparts oftmals schon nach kurzer Zeit wieder im Sumpf von Hunderten gleichgesinnten Bands untergehen? Natürlich gibt es auch Ausnahmen, Männer, die Frauen als das ansehen, was sie tatsächlich sind, als eine Bereicherung für die Männerdomäne Heavy Metal, die die Szene bunter und interessanter und vielfältiger machen.
Frauen sind im Metal eine Ausnahme!
Wer das in der heutigen Zeit immer noch glaubt, der lebt leider in seiner völlig eigenen Welt und muss sich wohl oder übel eines Besseren belehren lassen. Frauenpower ist angesagt in der einstigen Männerdomäne! Beispiele, die es bis ganz nach oben geschafft haben, gibt es viele. Doro Pesch war eine der ersten, die sich im harten Geschäft etablieren konnte. Jutta Weinhold machte ihre ersten Gehversuche sogar schon gegen Ende der 60er-Jahre, bevor sie 1985 Zed Yago und später Velvet Viper gründete und sich durch die Weltgeschichte rockte. Joan Jett und Lita Ford waren in den Siebzigern mit The Runaways erfolgreich, bevor sie in den 80ern noch größere Soloerfolge einfuhren. Die Mädels von Girlschool rocken sich seit 1978 in die Männerherzen. Auch Vixen gelten als eine der ersten weiblichen Hardrockbands, gegründet bereits in den 70ern, erklommen sie in den Achtzigern den Rock-Olymp. Karen Lynn Greening stieß 1977 als 15-Jährige zu Lee Aaron und wurde dann in den Achtzigern als Queen of Heavy Metal verehrt. Doch auch in anderen Szenegenres spielten Frauen schon früh eine Rolle, so revolutionierte Sabina Classen ab 1981 den Thrash Metal, indem sie bei Holy Moses das Ruder übernahm. Sandra Nasic gab mit den Guano Apes dem Alternative Rock / Metal ein neues Gesicht und rockte sich in die Charts. Spätestens aber mit den 90er-Jahren waren die harten Damen auf dem Vormarsch: Tarja Turunen brach mit Nightwish sämtliche Rekorde, Sharon den Adel veredelte die Songs von Within Temptation, Angela Gossow growlte sich durch die Arch Enemy-Songs. Die Liste ließe sich nahezu unbegrenzt so fortsetzen, Liv Kristine (Theatre Of Tragedy, Leaves Eyes), Alissa White-Gluz (The Agonist, Arch Enemy), Floor Jansen (After Forever, Nightwish), Amy Lee (Evanescence), Christina Scabbia (Laguna Coil), Simone Simmons (Epica), Elina Siirala (Leaves Eyes), Elize Ryd (Amaranthe), Noora Louhimo (Battle Beast), Maria Brink (In This Moment), Vicky Psarakis (The Agonist), Lzzy Hale (Halestorm), Heike Langhans (Draconian), Lacey Sturm (Flyleaf), Taylor Momsen (The Pretty Reckless), Chibi (The Birthday Massacre), Clèmentine Delauney (Visions Of Atlantis), Monika Pedersen (Sirenia, Mercenary), Vibeke Stene (Tristania), Mariangela Demurtas (Tristania), Maria Archipowa (Arkona), Lisa Middelhauve (Xandria), Dianne van Giersbergen (Xandria, Ex Libris), Anneke van Giersbergen (The Gathering), Lisa Johansson (Draconian), Fabienne Erni (Eluveitie), Debora Lavagnolo (Deep Sun), Candace Puopolo (Walls Of Jericho), Sabine Edelsbacher (Edenbridge), Andrea Dätwyler (Lunatica), Otep Shamaya (Otep), Nicole Bogner (Visions Of Atlantis), Ji-In Cho (Krypteria), Stefanie Duchène (Flowing Tears), … Das sind nur ein paar, die mir ganz spontan einfielen, aber kann man anhand von dieser Schwemme an Frauen im harten Rock und Metal wirklich noch von Ausnahmen sprechen?
Die wollen sich nur profilieren!
Auch hier ist Doro ein gutes Beispiel, denn an ihr scheiden sich seit jeher die Geister, entweder man liebt sie, oder man hasst sie, dazwischen gibt es nichts. Ich kenne niemanden im Metalbereich, der/die so hart für ihre Karriere und den Erfolg gekämpft hat, wie die gebürtige Düsseldorferin. Ihre Anfänge liegen weit zurück in den frühen 80er-Jahren, wo sie zunächst bei verschiedenen Düsseldorfer Kellerbands wie Beast oder Snakebite aktiv war und dann das Mikro bei Warlock übernahm, mit denen sie auch den Durchbruch schaffte. Damals eine Sensation, denn Doro war in Deutschland die Vorreiterin, eine der ersten Frauen im Metal, doch schon damals wurde sie geliebt und gehasst gleichermaßen. Seit Beginn der 90er-Jahre ist sie als Solokünstlerin erfolgreich und gilt bei den Fans noch immer als die deutsche Metal Queen, während ihre Hater keine Gelegenheit auslassen, um über sie abzulästern. Sie hat mit unzähligen Szenegrößen wie Lemmy, Gene Simmons, Jean Beauvoir, Bobby Ellsworth, Chris Boltendahl, Klaus Meine, Axel Rudi Pell, Warrel Dane, Udo Dirkschneider, Schmier, Rudolf Schenker, Luke Gasser … ect. zusammengearbeitet, was man wohl so auslegen kann, dass sie in Musikerkreisen längst keine exotische Besonderheit mehr ist, sondern eine Rock- und Metal-Musikerkollegin, die respektiert wird. Was im Kollegenkreis funktioniert, klappt bei Metalfans längst nicht so gut. Man muss Doros Musik nicht unbedingt mögen, denn Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, aber nach all den Jahren hätte sie zumindest den Respekt aller Metalfans verdient, denn kaum eine andere Frau lebt den Metal so sehr wie die Düsseldorferin. Einige andere Frauen im Metal mussten ganz ähnliche Erfahrungen machen, auch Tarja Turunen wurde zu Nightwish-Zeiten geliebt und gehasst und wurde nicht einmal von den eigenen Bandkollegen wirklich respektiert. Sie hat mit Nightwish die größten Erfolge gefeiert und ohne die ausgebildete Sopransängerin wäre die Band um Keyboarder Tuomas Holopainen vielleicht nie so groß geworden und dennoch wurde sie nach ein paar Jahren abserviert und auf unschöne Art und Weise vor die Tür gesetzt. Auch Candace Puopolo von der US-Metalcore-Band Walls Of Jericho hat es nicht nötig, sich auf der Bühne zu profilieren, denn das tut sie anderenorts, wenn sie locker 200 Kilo stemmt und so das starke Geschlecht dumm aussehen lässt.
Frauen sind nur als Aushängeschild hinter dem Mikro zu gebrauchen!
Tatsächlich findet man die allermeisten Frauen im harten Sektor singend hinter dem Mikrofon, doch ich glaube nicht, dass sich auch nur eine von ihnen als bloßes Aushängeschild sieht. Jeder macht halt das, was er am besten kann und längst nicht jede Frau ist zum Singen geboren, oder will unbedingt so sehr im Mittelpunkt einer Band stehen. Und trotzdem machen sie Musik und meist nicht schlechter, als es ein Mann machen könnte. Auch hier gibt es wieder genügend prominente Beispiele, wie zB. Joey Roxx, die bei den Dezert Eaglez, Hangmän`s Nooze, Kissin` Black, Paganini, Shakra, Shezoo und aktuell bei Mystic Prophecy und Psycho Millionnaire den Bass wummern lässt. Die Britin Jo Bench legte am Bass von 1987 bis 2016 das todesmetallische Fundament für Bolt Thrower und brauchte sich nie hinter männlichen Kollegen verstecken. Selbst in Italien, dem Land der Machos, kümmert sich Bassistin Speednecromancer der Speed/Thrash-Metaller Baphomet`s Blood wenig um Klischees. Bei den Epic-Metal-Helden von Equilibrium war der Bass von jeher in weiblicher Hand, zuerst mit Sandra van Eldik und dann mit der Stuttgarterin Jen Majura, die nun seit 2015 bei Evanescene Gitarrist Terry Balsamo ersetzt und keinen schlechten Job macht. Nicht zu vergessen natürlich die US-amerikanische Gitarristin Nita Strauss, die mit The Iron Maidens so richtig bekannt wurde. Auch Orianthi aus der Alice Cooper-Band gehört zu dieser Spezies, die dann ab 2014 durch Nita Strauss ersetzt wurde. Die Amerikanerin Jennifer Batten erreichte zwar erst durch ihre zehnjährige Tätigkeit bei Michael Jackson weltweite Berühmtheit, doch zuvor war sie schon eine gefragte Session- und Sologitarristin und tourte auch mit Jeff Beck. Bassistin Melissa Auf Der Maur stieg 1994 bei Hole ein, bevor sie ab 1999 bei den Smashing Pumpkins begeisterte. Lita Ford schwang die Leadgitarre bei den The Runaways, bevor sie ihre erfolgreiche Solokarriere einschlug. Doch auch an den Drums gibt es prominente Beispiele, z.B. Meg White des Rock-Duos The White Stripes, bei Surrogat lehrte Mai-LinhTruong das Fürchten. Nicht zuletzt wären da natürlich noch all die All-Female-Bands, die uns in der Vergangenheit begeistert haben und es teils auch noch heute tun: Girlschool, The Runaways, Vixen, Ashes Arise, Rosy Vista, The Iron Maidens, Indisposed, Gates Of Babylon, Psycho Queen, Kittie, Nervosa, Aborn, Aella, Astarte, Baby Dollz, Back:N:Black, Frantic Amber, Grabesmond, HellArise, Judas Priestess, Misstallica, Sisters Of Suffocation … Letztendlich kann man nur feststellen, für viele Bands sind Frauen im Rock und Metal auf Augenhöhe mit den Männern und wer einen guten Job macht und ehrlich mit der Szene umgeht, der braucht sich auch nicht verstecken.
Growlen ist Männersache!
Dass Frauen zu zarte Stimmen für den harten, gutturalen Metalsound haben, dieses Klischee ist weit verbreitet. Den Gegenbeweis lieferten Arch Enemy bereits im Jahr 2001. Frontmann Johann Liiva verließ die Band im Jahr 2000 und die Kölnerin Angela Gossow übernahm die Nachfolge, was jedoch geheim gehalten wurde. Als dann Wages Of Sin veröffentlicht wurde, wurde viel spekuliert, wer denn der neue Sänger ist. Als das Geheimnis dann gelüftet wurde, wollte es zunächst niemand glauben, doch das Klischee war widerlegt. Gerne wird vergessen, dass Growlen eine Technik ist, die man lernen kann. Angela Gossow unterrichtete dies später auch in einem Workshop.
Frauen können sich nur mit ihren Reizen etablieren!
Natürlich gibt es hier gewisse Negativbeispiele wie die Briten Rockbitch, die für ihr nacktes Auftreten, heidnische Rituale und das Vollziehen von Sexualakten auf der Bühne bekannt waren, sonst aber musikalisch nicht wirklich viel drauf hatten. Auch die Butcher Babies sind eher durch Brüste und teils anderes unattraktives Fleisch aufgefallen und konnten musikalisch nicht wirklich überzeugen. Ebenso fiel die Punkband The Plasmatics eher durch nackte Haut von Wendy O`Williams auf, als durch ihr musikalisches Wirken, aber was sollte man von einer Dame, die ihr Geld überwiegend mit Erotikfilmchen verdiente, sonst erwarten. Sicherlich gibt es noch einige weitere Beispiele, doch das sind eher die Ausnahmen. Gerade im Symphonic Metal gibt es unendliche Beispiele, dass Frauen nicht auf ihre weiblichen Reize verzichten müssen und sich auf den Metalbühnen dennoch modisch und elegant kleiden können. Mit ihren Outfits zeigen Frauen wie Tarja, Floor Jansen, Sharon den Adel und Co, dass sie auch mit ihren Stimmen überzeugen können und das es nicht immer nach dem Motto Sex Sells laufen muss. Diva und Rampensau, beides ist heute möglich! Dann gibt es natürlich die femininen Frauen, die nicht mit Reizen geizen, die Make-Up tragen und sich in knappes, enges Leder kleiden, aber dennoch nicht billig wirken, wie z.B. Doro, Alissa White-Gluz, Lita Ford und Elina Siirala. Alle vier überzeugen mit ihrer Rock-Röhre und alle Männer, die darin etwas anderes sehen, haben ein sexistisches Problem. Keine Frau möchte allein auf ihr Sex-Appeal reduziert werden, auch nicht in der testosterongesteuerten Machowelt des Heavy Metal. Jede Frau im harten Musikzirkus will für ihre künstlerische Arbeit respektiert und akzeptiert werden. Christina Scabbia von Laguna Coil brachte es einst auf den Punkt: „Wenn du deinen Job machst und nicht nur das schöne Mädchen raushängen lässt, ist alles kein Problem!“ Die growlenden Powerfrauen wie Angela Gossow, Sabina Classen, Candace Puopolo, Alissa White-Gluz und Maria Brink werden dagegen eher respektiert, obwohl auch sie nicht mit ihren Reizen geizen. Sie klingen auch nicht wie Männer, sondern wie Frauen, nur halt mit kräftigen Stimmen. Gilt ein anderes Klischee „Männer dürfen laut und wütend sein, Frauen eher klein und leise!“ heute etwa nicht mehr?
Frauen sind nur Anhängsel der Männer!
Die Frau, die ein sogenanntes Anhängsel ihres Metaller-Freundes ist. Ja, die gibt es tatsächlich! Sie ist nur durch ihn in diese Szene geraten, hatte vorher überhaupt keine Berührungspunkte und macht nun gute Miene zum bösen Spiel. Nach einer Weile fängt sie an, sich mit der Szene zu identifizieren, und trägt die ersten Bandshirts, obwohl sie von der Musik wenig bis gar keine Ahnung hat. Dieses Klischee hat sich besonders in den Köpfen der Männer verankert und führt auch gleich zum Nächsten, Frauen haben alle keine Ahnung von Metal. Dagegen gibt es wahrscheinlich kaum bis gar keine Fälle, in dem der Mann das Anhängsel der Frau ist, was an der prozentualen Geschlechteraufteilung zusammenhängen könnte. Kurz: Eine Metallerin hat auf Konzerten/Festivals so viele potenzielle Opfer zur Verfügung, dass sie es gar nicht nötig hat, in irgendwelchen andersgearteten Revieren jagen zu müssen.
Dann gibt es in der Szene Frauen, die schon gar nicht mehr wie Frauen aussehen und wirken. Frauen, die in Kleidung und Verhalten einen Mann nachahmen, wenn auch unbewusst, werden von Männern eher als Kumpel-Typ akzeptiert, aber auch gerne belächelt. Logisch, dass die Männerwelt daran keine Freude hat, da taucht schon mal eine der wenigen Frauen auf und dann schaut sie auch noch aus wie ein Typ. Dabei wollen diese Frauen meist nichts anderes, wie jeder andere auch, akzeptiert werden und nicht aufs Geschlecht reduziert werden. Das geht schnell mal über das Ziel hinaus und so wandern viele Frauen auf einem schmalen Grat zwischen Ernsthaftigkeit und Lächerlichkeit.
Die dritte Art Frau setzt in der Szene stark auf ihre Weiblichkeit und sexy Outfits. Jeder kennt diese Barbie-Püppchen, die dann irgendwo auf dem Acker rumstolzieren, als wären sie auf dem Laufsteg. Diese Art Frau ist auch immer mal wieder in der einen oder anderen Band anzutreffen, schließlich steigert man so das Interesse der Männerdomäne Metal. Natürlich springen die Männer darauf an, jedoch werden diese weiblichen Metalheads dann tatsächlich auf ihr Aussehen reduziert und dieses ist dann nicht selten selbst verschuldet. Oft bekommt man den Eindruck, es gehe nur noch darum, die weiblichen Reize in den Mittelpunkt zu rücken, die Metalszene ist nur Mittel zum Zweck. Solche Frauen sorgen dafür, das Metallerinnen in dem Ruf stehen, oberflächlich zu sein und oft nur als Sexobjekte angesehen werden.
Frauen können mit Metal nichts anfangen!
Der ganz normale weibliche Metalhead, der in keine dieser drei Kategorien passt, wird dadurch eher abgeschreckt und bleibt den Konzerten fern. Der Metal ist besonders hart und männlich geprägt und das mögen viele Frauen gar nicht. Studien sagen dagegen etwas ganz anderes: Obwohl die Metalszene meistens mit harten Männern in Verbindung gebracht wird, sind es gar nicht so die ganz harten Männer, die Metal hören, sondern eher Personen mit einem eher geringen Selbstwertgefühl. Andere Studien haben dieses widerlegt, jedoch ist wissenschaftlich bewiesen, dass sich Musikgeschmack nicht ein ganzes Leben lang entwickelt. Eine erste Prägung entwickelt sich durch Musik, die Kindern vorgesetzt wird. Musikalisch beschallte Embryos im Mutterleib erkennen gehörte Songs nach ihrer Geburt wieder und erfreuen sich daran. Eine weitere Prägung findet in der frühen Kindheit statt, wenn die Eltern regelmäßig Heavy Metal hören, so färbt sich das auf die Brut ab. Der Musikgeschmack wird drei Jahrzehnte weiter geformt und ist mit spätestens 40 Jahren voll ausgeprägt. Das, was dann bekannt ist, wird als angenehm empfunden. Warum das dann aber bei Männern oft Metal ist und bei Frauen Nicht-Metal, das kann die Wissenschaft auch nicht beantworten.
Ein Grund könnte vielleicht die Stellung der Frau in der Gesellschaft sein, denn in der Anfangszeit des harten Rocks waren Metalkonzerte nicht unbedingt Orte, die für weibliche Entfaltung bekannt waren. Metal war eine Männerspielwiese, auf der die Männer gerne unter sich blieben. Wer sich alte Videos von Metalkonzerten in den 80ern ansieht, der kann beobachten, dass die Fans fast ausschließlich Männer sind.
Ein weiterer Grund könnte die in einigen Genres zum Alltag gehörende Frauenfeindlichkeit sein, die von Frauen als Provokation empfunden wird und abschreckt. Doch warum hören viele Frauen dann Hip-Hop, wo die Frauenfeindlichkeit noch um ein vielfaches höher ist? Auch Songs aus den Charts sind nicht immer frauenfreundlich.
Frauen wurden früher ein Leben lang darauf gedrillt, nicht wütend und laut zu werden. Laute Frauen waren nicht gesellschaftsfähig! Viele Frauen verstehen Metalmusik deshalb auch heute noch einfach nur als laut und unverständlich und können mit dem Geschrei und Gegrunze nichts anfangen, besonders ältere Generationen.
Für Männer ist der Besuch eines Metalkonzertes ein Treffen mit Kumpels und Gleichgesinnten, Frauen dagegen sind deutlich in der Unterzahl, sofern es nicht ein Bon Jovi-Konzert ist.
Eine eindeutige Erklärung, warum weniger Frauen auf Metal stehen, oder damit etwas anfangen können, gibt es tatsächlich bis heute nicht, nur eine Vielzahl an Vermutungen. Komisch dabei, viele Frauen stehen auf Männer, die Metal hören, Männer dagegen werden vorsichtig, wenn Frauen Metal hören.
Metal ist primär männlich, Metal ist Wut, Stärke, Aggression, Hass, Stolz, Rebellion und Extreme. Vielleicht lässt sich so der geringe Frauenanteil in der Szene erklären. Aber auch Frauen können einen speziellen Bezug zu diesen Metalgrundlegenden und eben tendenziell maskulinen Themen haben, nur sind das eben nicht die durchschnittlichen Frauen.
Weibliche Fans = Groupies
Groupies gehören zum Erfolg dazu! Noch heute ist das Klischee fest in vielen Köpfen verankert, dass weibliche Fans eh nur Groupies sind und dem Musiker an die Wäsche wollen. In den 70er und 80er-Jahren war das tatsächlich so, die weiblichen Fans taten fast alles, um ihrem Star so nah wie nur möglich zu sein. Dem Groupie ging es nicht um die Musik des Künstlers – das Groupie wollte dem Menschen hinter dem Künstler nah sein. Die geheime Hoffnung, dass der Unerreichbare, durch das geheime Zaubermittel Sex doch erreichbar wird, war allgegenwärtig. Sex war meistens ein erklärtes Ziel von Groupies und um das zu erreichen, war jedes Mittel recht. Die Crew wurde vernascht, die Security verführt, der Backgroundsänger abgeschleppt, dem Gitarristen schöne Augen gemacht, bevor vielleicht mal der Hauptgewinn winkte, irgendwo im dreckigen Backstage-Klo Sex mit dem Star.
Doch auch hier hat sich die Szene schon vor langer Zeit gewandelt. Sicherlich gibt es auch heute noch Frauen, die alles tun würden, um dem Star nah zu sein, doch heute sind es dann eher Stalkerinnen, die dem Star das Leben schwer machen.
Das Groupie ist nahezu ausgestorben, jedenfalls das Groupie, wie es es früher einmal gab. Spätestens im Zeitalter von AIDS wurden die Musiker vorsichtiger und auch das Computer-Zeitalter hat sicherlich einiges dazu beigetragen. Die Stars von früher sind heute nicht mehr so unnahbar fern, bei Facebook und ähnlichen Plattformen kann man viele heutzutage einfach anschreiben. Heute reisen die Die Hard Fans den Bands während einer ganzen Tour hinterher, fliegen wegen eines Auftrittes mehrfach im Jahr in die USA und sind bereit, Unsummen für Konzerttickets und ein Meet & Greet auszugeben. Man versucht immer noch mit den Stars ins Gespräch zu kommen, lauert am Hinterausgang einer Location und steht stundenlang bei Autogrammstunden an, aber der Hauptgwinn ist heute nicht mehr Sex, eher ein Selfie mit dem Star.
Der Star hat heute nicht einmal mehr die Zeit, ein Groupie überhaupt nur auszuziehen, zu groß ist der Druck auf diesen Konzertreisen. Nach dem Auftritt wird es hektisch, denn schon am nächsten Tag steht die nächste Location, das nächste Konzert auf dem Plan, oftmals Hunderte Kilometer von der letzten entfernt. Natürlich kommt man auch heute, mit ein bisschen Glück und dem nötigen Kleingeld, noch in den Backstage-Bereich, doch werden viele überrascht sein, wie gesittet und organisiert es mittlerweile bei vielen Bands zugeht. Sexgeile Sternchen, Alkohol, Drogenexzesse – Fehlanzeige! Gut, Alkohol spielt noch bei einigen Bands eine Rolle, doch Drogen sind meist tabu und sexgeile Mädels werden eher rausgepfercht. Viel öfter sieht man dagegen Mineralwasserflachen und gesunde Säfte, statt Kistenweise Bier und Schnaps. Sex, Drugs & Rock ’n‘ Roll sind längst überholt! Die aufgetakelten Girls kommen nicht mehr zum Zug und die alte Riege an Rock Musikern, die nichts hat anbrennen lassen, stirbt langsam aber sicher aus. Die Zeiten von Led Zeppelin, AC/DC, Deep Purple, Motörhead und Guns n’ Roses sind vorbei! Nur das Klischee Groupie bleibt hängen …