Dragonforce – Reaching Into Infinity

“Die Messlatte liegt wieder höher“

Artist: Dragonforce

Herkunft: London, Großbritannien

Album: Reaching Into Infinity

Spiellänge: 69:47 Minuten

Genre: Metal, Power Metal

Release: 19.05.2017

Label: earMUSIC

Link: https://www.facebook.com/dragonforce/

Produktion: Fascination Street Studios, Örebro von Jens Bogren

Bandmitglieder:

Gesang – Marc Hudson
Gitarre und Backgroundgesang – Herman Li
Gitarre und Backgroundgesang – Sam Totman
Bassgitarre und Backgroundgesang – Frédéric Leclercq
Keyboard und Backgroundgesang – Vadim Pruzhanov
Schlagzeug und Backgroundgesang – Gee Anzalone

Tracklist:

  1. Reaching Into Infinity
  2. Ashes Of The Dawn
  3. Judgement Day
  4. Astral Empire
  5. Curse Of Darkness
  6. Silence
  7. Midnight Madness
  8. War!
  9. Land Of Shattered Dreams
  10. The Edge Of The World
  11. Our Final Stand
  12. Hatred And Revenge
  13. Evil Dead

 

 

Im Jahr 1999 wurde die Band Dragonforce gegründet, mittlerweile sind es auch ausgerechnet nur die beiden Urväter Herman Li und Sam Totman, deren Namen immer noch in der Liste der Bandmitglieder stehen. Zuletzt stieß Drummer Gee Anzalone zur Band, und das am 19.05. erscheinende Album Reaching Into Infinity ist das erste, auf der am Schlagzeug zu hören ist. Nach dem letzten Album Maximum Overload aus dem Jahr 2014 wollte Frédéric Leclercq, der ja hauptsächlich mit dem Songwriting betraut ist, mal wieder etwas Neues ausprobieren und die Band wieder ein Stück weiter aus der Komfortzone herausführen. Das ist ihm definitiv gelungen.

Zunächst aber ist alles beim alten. Nach dem instrumentalen Intro, dem Titeltrack Reaching Into Infinity gibt es mit Ashes Of The Dawn genau das auf die Ohren, wofür Dragonforce seit Jahren stehen. Megaschneller und doch so ultramelodiöser Metal mit einer Eingängigkeit, die ihresgleichen sucht. Beim folgenden Judgement Day schafft man es dann tatsächlich, das Gaspedal durch das Bodenblech zu treten und mich für das Wort „megaschnell“ nach einer Steigerungsform suchen zu lassen. Da lacht mein Fanherz, das ist grandios, und zwar inklusive des epischen Outros!

Astral Empire lässt das Gaspedal gleich mal durchgetreten, auch hier gibt es aber das so typisch in eigentlich jedem Song auftauchende ruhigere Interlude, das hier sogar mal mit einem Bass-Solo aufwarten kann, bevor sich die beiden Gitarristen wieder duellieren dürfen. Dass Marc Hudson hier eine Stufe tiefer singt, seine Stimme manchmal auch ein wenig rau klingt, verleiht dem Song sogar eine gewisse Härte, die Dragonforce definitiv gut steht.

Nach dem für mich etwas nachlassenden Curse Of Darkness liefert Silence, der irgendwo zwischen Ballade und Powerballade pendelt, ganz ungewohnte Klänge, bevor es mit Midnight Madness wieder in den gestreckten Galopp geht. Sehr gelungener Griff, im Chorus zunächst mal das Tempo und den Bombast rauszunehmen. Aus der oben erwähnten Komfortzone heraus geht es dann auch mit War!, der für Dragonforce-Verhältnisse doch sehr brachial daherkommt, wozu zum einen der Gesangsstil von Marc in den Strophen beiträgt, aber auch der harsche Background-Chor im Refrain, den Marc dann wieder im Falsett bestreiten darf. Wieder mal „Daumen hoch“!

Mit Land Of Shattered Dreams bewegen sich Dragonforce wieder in gewohnten Gefilden, aber was dann kommt, hatte ich so definitiv nicht erwartet. Das Elf-Minuten-Epos The Edge Of The World, zu dem Sam und Frédéric vom Iron Maiden-Klassiker Seventh Son Of A Seventh Son inspiriert wurden, legt zunächst mal in relativ verhaltenem Tempo los – warum muss ich hier an Axel Rudi Pell denken? -, steigert sich aber und wartet mit einem ungefähr drei Minuten langen Interlude auf, bei dem es tatsächlich einen growlenden (!!) Marc – oder ist es Frédéric? – auf die Ohren gibt. Dann wird das Eingangsthema wieder aufgenommen und der Song langsam seinem Ende entgegengeführt. Ganz großes Kino!

Damit der Kopf aber nicht platzt vor so viel Innovationen, die man schon fast als progressiv bezeichnen kann, geht es mit Our Final Stand und Hatred And Revenge im typischen Dragonforce-Gewand weiter. Ganz zum Schluss wird bei Evil Dead noch mal die ganz grobe Kelle ausgepackt und Marc darf zu den ultraschnellen Beats mal nicht growlen sondern kreischen. Die Stille nach diesem Overkill ist umso krasser…

Hier gibt es die Audio-Version zu Judgement Day:

Fazit: Die Männer von Dragonforce haben nicht zu viel versprochen mit ihrer Ankündigung, sich mal wieder an einigen neuen Sachen versuchen zu wollen. Den typischen Dragonforce-Sound gibt es natürlich immer noch, aber selbst da wurden so einige Stellschräubchen ein wenig angezogen und mal ein wenig rumprobiert. Die spieltechnischen Fähigkeiten der Instrumentalfraktion muss man ja schon lange nicht mehr erwähnen, und dass Marc ein toller Sänger ist, hat er ja schon auf den beiden Vorgängeralben bewiesen. So steigern sich Dragonforce also insbesondere in den letzten Jahren von Album zu Album, man darf gespannt sein, wohin das noch führen soll.

Anspieltipps: Judgement Day, Astral Empire, War!, The Edge Of The World
Heike L.
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