Dyces – Psychopath

When the breakdown hits hard

Artist: Dyces

Herkunft: Ochtrup, Deutschland

Album: Psychopath

Spiellänge: 42:24 Minuten

Genre: Death Metal, Deathcore

Release: 20.11.2020

Label: Eigenproduktion

Link: https://www.facebook.com/Dyces.official

Bandmitglieder:

Gesang – Simon
Gitarre – Max
Gitarre – Niklas
Bassgitarre – Tom
Schlagzeug – Philipp

Tracklist:

  1. Intro
  2. Psychopath
  3. Nightrider
  4. Manhunt
  5. Slaughterhouse
  6. Gallows
  7. Wasteland
  8. Cruel By Nature
  9. No God
  10. Craving Death
  11. Slice & Dice
  12. Frantic
  13. The Game

Aus dem an und für sich ja recht geruhsamen Münsterland melden sich die fünf Jungs von Dyces seit 2018 lautstark zu Wort. Nach der Veröffentlichung einer EP im Gründungsjahr haben sie ihr Debütalbum Psychopath am 20.11. komplett in Eigenregie in die Welt geschleudert. Wie der Name des Albums schon sagt, geht es in den zwölf Songs um einen Psychopathen, genauer gesagt, um einen Serienkiller. Während der Promophase haben die Jungs auf ihrer Facebook-Seite zu jedem Song ein Polaroidfoto eines Tatortes und den dazugehörigen Songtext veröffentlicht. Da geht es dann zum Beispiel in Nightrider darum, wie der Täter sich seine zukünftigen Opfer aussucht und sich dabei schon in allen schaurigen Details vorstellt, wie er sie später umbringen wird. In Slaughterhouse ist sein Opfer bereits tot, und im Kopf des Psychopathen findet ein letzter Dialog statt. So ist jeder Song ein virtueller Ausflug in die Gedanken dieses Psychopathen, ein Versuch, in seine Sichtweise einzutauchen. Erinnert mich ein ganz klein wenig an den großartigen Film Sieben aus dem Jahr 1995, aber auch andere Filmemacher haben sich ja schon mit diesem Thema befasst. Nun also die Interpretation von Dyces.

Kurz sind nicht nur die Songtitel. Bei Spielzeiten von irgendwo so zwischen knapp unter drei Minuten und knapp über vier Minuten kommen die Jungs von Dyces zügig auf den Punkt. Dabei wandeln sie mit traumwandlerischer Sicherheit auf dem schmalen Grat zwischen (Brutal) Death Metal und Deathcore. Während Simon seine Shouts, Screams und Growls raushaut, kann er sich auf die technische Versiertheit der Instrumentenfraktion immer bedingungslos verlassen. Das zeigt sich gleich im ersten Track nach dem Intro. Es ist der Titelsong Psychopath, bei dem mir durch die vielen Tempowechsel allerdings ein wenig der Fluss fehlt. Das machen Dyces aber gleich mit dem folgenden Nightrider wieder wett. Der kommt mit mächtig Groove aus den Boxen. Die Gangshouts im Chorus werden live definitiv für lautes Mitsingen im Publikum sorgen. Auch Manhunt stampft mit breiter Brust unaufhaltsam vorwärts, hier gibt’s keine Gangshouts im Chorus, sondern äußerst schrille Gitarrentöne.

Bei Slaughterhouse setzen Dyces wieder auf Tempowechsel, platzieren diese aber dieses Mal sehr geschickt und rahmen damit im Grunde die ultrafiesen Breakdowns ein. Großartig hier die Blastbeats und die Doublebase von Philipp! Gallows bewegt sich überwiegend eher im Downtempo, wartet aber immer mal wieder mit ultraschnellen Parts auf. Da wird sich der Pit des Öfteren mal neu sortieren müssen. Wasteland ist im Grunde ein einziger fieser Breakdown, und fast könnte man dem wie irre schreienden und growlenden Simon die Rolle des Psychopathen zuschreiben. Wie schon bei Slaughterhouse geht es dann auch bei Cruel By Nature, No God mit ihren Tempowechseln von ultraschnell über Midtempo darum, gnadenlos auf die Breakdowns hin zu spielen. Mächtig Groove legt dann wieder Craving Death an den Tag, der mit Gangshouts und coolem Tapping aufwartet, und bei dem es mir fast scheint, als ob der Chorus auch der Breakdown ist. Slice & Dice klingt ja fast wie ein Werbespruch für eine Küchenmaschine, aber hier brechen sich die wüstesten Fantasien des Psychopathen ihre Bahn, und wieder einmal bewundere ich zum einen Simon für diesen ständigen Wechsel zwischen (fast schon) Pig Squeals, Screams, Shouts und Growls, und auch die Instrumentalfraktion, die sich wieder mal in wilden Riffs und Doublebase austobt.

Fast ein wenig stolpernd – ich kann es nicht anders beschreiben – kommt Frantic streckenweise daher. Noch mal eine neue Zutat in dem Rhythmuscocktail, den Dyces auf dem Album gemixt haben, sehr cool. Mit dem letzten Song The Game schubsen Dyces dann die moshwütige Meute ein letztes Mal in den Pit, der Song ist im Grunde ein einziger Breakdown, und zwar der geilste vom gesamten Album.

Dyces – Psychopath
Fazit
Normalerweise würde ich Violent Dancer, die ja bei Shows dieses Genres des Öfteren am Start sind, am liebsten immer mit der großen Klatsche weghauen. Bei den ultrafiesen Breakdowns auf Psychopath musste ich mich aber tatsächlich sehr beherrschen, nicht selbst in Violent Dance-Manier durch mein Zimmer zu toben. Das hätte mir dann aber wohl nur wieder die Bandscheibe rausgehauen. Ein größeres Kompliment kann ich eigentlich nicht aussprechen! 😀

Anspieltipps: Nightrider, Slaughterhouse, Gallows und Frantic
Heike L.
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