Fjoergyn – Terra Satanica

“Verheißendes Lebenszeichen“


Artist:
Fjoergyn

Herkunft: Deutschland

Album: Terra Satanica

Spiellänge: 26:00 Minuten

Genre: Black Metal, Avantgarde, Epic Metal

Release: 09.04.2015

Label: Trollzorn Records

Bandmitglieder:

Gitarre, Gesang – Stephan L.
Gesang – Ivo R.
Gitarre – Marcel W.
Bass – Sven G.
Schlagzeug – Martin L.

Tracklist:

  1. Terra Satanica
  2. ISON14
  3. What A Wonderful World
  4. Ernte Im Herbst

Fjoergyn - Terra Satanica

Nach gut drei Jahren melden sich Fjoergyn erstmals seit dem 2013 erschienenen Monument Erde wieder zurück. Diesmal gibt’s für Anhänger der außergewöhnlichen Black Metal-Kapelle mit Terra Satanica eher weniger neues Liedmaterial zu konsumieren. Vier Songs umfasst die EP, darunter eine Coverversion und eine Neuauflage von Ernte im Herbst, dem fantastischen fjoergynschen Klassiker vom gleichnamigen Album aus dem Jahre 2005.

Den Beginn läutert Terra Satanica ein. Geradeaus wird zerberstet und die Kehle aus dem Leib geschrien. Mit all den synthetischen Chören, Orgeln und Streichern äußern sich Fjoergyn hier eigentlich nur als bessere Cradle Of Filth. Bisher noch recht unspektakulär trotz Vielseitigkeit, aber auf keinen Fall schlecht. Gerade die Taktwechsel in Black’n’Roll-Gefilde in der zweiten Hälfte des Songs bauen dann wieder Spannung auf und das übliche Blastbeatgewitter sollte alle eingefleischten Fans beglücken. Sollte man hier mit Bandvergleichen kommen, um sich ein Bild zu machen, wie es annährend klingt, käme man nicht um neue Dimmu Borgir, Dornenreich und vielleicht sogar einer Prise Rammstein herum. Aber selbst das ist noch weit entfernt von dem, was Fjoergyn ausmacht und musikalisch darstellt.

Gefolgt wird Terra Satanica von ISON14. Anfangs baut man hier mit Wolfsgeheul und unverzerrter Cleangitarre Atmosphäre auf. Mit all den synthetischen Orchesterklängen im Hintergrund weiß man auf jeden Fall, dass man die Komponisten von Meisterwerken wie Jahreszeiten oder Sade Et Masoch vor sich hat. Diese Instrumentierung, die Effekte und Synthiesounds sind als Gesamtpaket einfach unverkennbar einzigartig. Auch aus kompositorischer Sichtweise kann sich ISON14 hören lassen, bleibt im Gegensatz zum ersten Song im Kopf und hängt sich fest. Gerade der immense Einsatz von Orchesterelementen oder Klargesangparts, ohne dabei kitschig zu wirken, lassen diesen schleppenden Song, der später mehr Fahrt aufnimmt, bis jetzt als Höhepunkt erscheinen.

Metalcover von Klassikern der Popkultur gibt es zuhauf und auch Louis Armstrong’s What A Wonderful World (komponiert im Original von George David Weiss) wird davon nicht verschont. Normalerweise reicht es der gängigen covernden Band auf Youtube dann immer, alle Akkorde runterzurasseln, den Gesang durchzugrowlen und alles mit Blastbeat zu hinterlegen. Glücklicherweise denken Fjoergyn kreativer, weiter und allerhand Zacken ironischer. An das Original reicht natürlich nichts heran, aber ein interessantes Experiment mit der fjoergynschen Instrumentierung und den Samples der Merkel-Vereidigung ist es allemale. Dass bei Fjoergyn zudem eine angenehme Klargesangsstimme hinter dem Mikro steht, muss man gar nicht erst erwähnen.

Als Abschluss schicken die Avantgardisten eine Neuaufnahme von Ernte im Herbst ins Rennen. Der Song unterscheidet sich dabei stark vom 2005 erschienenen Lied. Zwei Strophen sind hinzugekommen und auch musikalisch gestaltet sich alles ruhiger. Kein Growling, keine Verzerrung in der Stromgitarre. Welche Version davon zukünftig live gespielt wird, bleibt abzuwarten.

Damit sind die wenigen Minuten auf Terra Satanica bereits vorbei. Ein kleiner, aber verheißungsvoller Vorgeschmack auf das im Herbst kommende Album ist das allemal. Kann man mal machen!

Fazit: Fjoergyn sind zurück! Der geringe Output wird etwas enttäuschen, aber ein Lebenszeichen ist für Fans der ungewöhnlichen Formation wohl Entschädiung genug. Dabei machten es einem die Thüringer nie wirklich leicht, das komponierte Material auf Anhieb zu lieben. Mit jedem Durchhören entdeckt man jedoch immer wieder neue Facetten und auch Terra Satanica bietet ein paar Überraschungen. Eine gewisse Hassliebe ist deshalb vorprogrammiert: Entweder kommt man auf Fjoergyn nicht klar oder feiert ihr Material in den Himmel.
Glenn V.
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