Freak Valley Festival 2023 vom 08.06. bis 10.06.2023 im Netphen–Deuz – Tag 3

Freaks strömen zum Stoner Mekka Freak Valley

Festivalname: Freak Valley Festival

Bands: Clutch, Melvins, Orange Goblin, Earthless, King Buffalo, The Great Machine, Slift, Hällas, The Obsessed, Urlaub in Polen, Pontiak, Seedy Jeezus, El Perro, Hypnos69, Steak, Kamchatka, Earth Ship, Astroqueen, Tuskar, Tabernacel, Komodor, Besvärjelsen, Gaupa, Ritual King, Orsak:Oslo, Reverend Beat-Man, The Mad Hatter

Ort: AWO Gelände, Weiherdamm 3, 57250 Netphen

Datum: 08.06. – 10.06.2023

Kosten: 129,00 Euro zzgl. VVK Gebühr

Genre: Groove Rock, Psychedelic Blues Rock, Hard Rock, Heavy Rock, Stoner Rock, Doom

Besucher: 3000 (ausverkauft)

Veranstalter: Rock Freaks / Freak Festival  https://www.facebook.com/freakvalley

Link: http://www.freakvalley.de

Die zehnte Ausgabe Freak Valley Festival / 10th Anniversary steht in diesem Jahr an. Das Freak Valley Festival in Netphen-Deutz bietet seit jeher no Fillers – only Killers und ist das Mekka der Stoner schlechthin. Es ist für die Stoner Bands aller Couleur neben dem DesertFest Berlin, London, Antwerpen ein Muss. Was bekommen die Bands immer für glänzende Augen, wenn ich mit ihnen auf das Freak Valley in Siegen zu sprechen komme. Das Freak Valley ist der Traum jeder Stoner Band. Wie jedes Jahr heißt es auch in diesem Jahr wieder früh Sold Out!

Impressionen Tag 3, Freak Valley 2023
Pic by Big Simonski

Nachdem ich am ersten Tag nach Hause gefahren bin, habe ich gestern hier im Auto (Sharan ausgestattet mit einer Matratze) geschlafen. Die ersten Sonnenstrahlen wecken mich, also schon mal ein toller Beginn des dritten und letzten Freak Valley Tages. Etwas später ruft mich Reiner an, sagt mir, dass er unterwegs sei, Brötchen holen und mich in ca. 5 Minuten mit nach oben auf den Campground mitnehmen wird. Oben angekommen, ist der Frühstückstisch schon hergerichtet. Die Hoflärm-Familien Orfgen, Marrazza und weiteren Freunde sitzen gemütlich zusammen. Dies und das wird erzählt und alle freuen sich auf den heutigen Tag. Danke nochmals für die Einladung zum Frühstück ihr Lieben.

Rechtzeitig mache ich mich wieder hinunter, um den ersten Act heute auf der Bühne mitzubekommen. Der erste Act heute ist eine Ein-Mann-Show. Der Schweizer Beat Zeller unterhält die bereits anwesenden Fans vorzüglich als Reverend Beat-Man. Den Mann, hinter seinem Schlagzeug sitzend, Gitarre spielend und singend könnte man auch als Faktotum in der Szene bezeichnen. Das, was er macht, nennt er selbst Gospel Blues Trash. Aus meiner Sicht könnte man es vielleicht auch Psycho Blues Trash nennen. Auf jeden Fall hat der Mann es drauf. Ansonsten ist er noch Frontmann der Psychobilly Band The Monsters, DJ und Labeleigner. Auf jeden Fall heute ein toller und amüsanter Opener beim Freak Valley Festival.

Reverend Beat-Man, Freak Valley 2023
Pic by Big Simonski

Es folgen Ritual King aus Manchester, die aktuell bei Ripple Music unter Vertrag sind. Ritual King spielen einen saustarken Stoner Rock mit Heavy Psych Einfluss. Die Jungs könnte ich mir auf dem diesjährigen Ripple Fest im November in Köln (wenn es stattfindet) durchaus vorstellen.

Ritual King, Freak Valley 2023
Pic by Big Simonski

Heute ist es wieder heiß. So langsam trudeln die Fans  verstärkt ein. Da sind wohl auch einige, die Gaupa unbedingt sehen wollen. Auf die freue ich mich selbst auch total. Die Band um Frontfrau Emma Näslund bringt mit ihrem Psychedelic Doom / Stoner Metal mit Grunge Touch eine atemberaubende Show auf die Bühne. Das hört sich beinahe so an, als wenn Soundgarden sich Björk als Sängerin geholt hätten. Emma Näslund tänzelt sehr oft ausgelassen und vehement zur Mucke. Optisch ist das manchmal so anzusehen, als wenn sie einen anderen Rhythmus als ihre Jungs einschlagen würde. Audio-visuell ein Leckerbissen. Anschließend erzähle ich Emma Näslund meinen Eindruck. Sie muss dabei lachen und sagt mir, dass sie im Zirkus groß geworden sei und seit jeher einen unglaublichen Bewegungsdrang habe, den sie ausleben müsse.

Gaupa, Freak Valley 2023
Pic by Big Simonski

Obwohl Tabernacle aus San Francisco kommen, spielen sie nach eigenen Bekunden „Strictly traditional British folk songs, played loud.“ Sie vertonen dabei traditionelle mittelalterliche britische Folk Songs, indem sie diese neu arrangieren und ein rockiges Gewand geben. Auch nicht schlecht, ich selbst bin allerdings noch vom Gig von Gaupa eben recht benebelt/begeistert und das muss ich erst einmal setzen lassen.

Tabernacel, Freak Valley 2023
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Ich nutze die Zeit immer wieder, um etwas über das Festivalgelände zu schlendern, mich zu unterhalten und vor allem das eine oder andere erfrischende Getränk zu mir zu nehmen. Da ist auch schon mal Wasser dabei, denn bei diesen Temperaturen muss zwischen alkoholischen Getränken auch immer wieder etwas Erfrischendes sein. Ganz toll vom Veranstalter auch, dass sich die Fans kostenlos am frischen „Leitungswasser“ bedienen können. Das wird von vielen genutzt.

Impressionen Tag 3, Freak Valley 2023
Pic by Big Simonski

Space-Rock-Träumereien und Jazz-Ausflüge – so in etwa würde ich den nun folgenden Act Hypnos 69 beschrieben. Die Belgier dürften für viele hier heute eine der großen Überraschungen sein. Bereits 1994 gegründet, löste sich die Band 2012 auf, um dann im letzten Jahr wie Phönix aus der Asche wieder aufzusteigen. Pink Floyd und King Crimson lassen grüßen. Für den besonderen Touch sorgen natürlich die (manchmal ausufernden) Saxophon-Einlagen von Steven Marx, der dieses auch mal gegen eine Flöte wechselt. Aber auch Steve Houtmeyers an der jazzigen Gitarre nimmt mich total mit. Ich bin richtig geflasht, genau mein Ding, was das Quartett auf der Bühne macht. Am Merchstand kann ich sogar noch eine EP von der Band erhaschen.

Hypnos 69, Freak Valley 2023
Pic by Big Simonski

Es folgt kultiger Doom mit The Obsessed. Ja, genau The Obsessed, eine der dienstältesten Doombands, 1976 als Warhorse gegründet, 1980 in The Obsessed umbenannt und anschließend noch einige Splits. Die Band rund um Frontmann Scott „Wino“ Weinrich durfte ich bereits vor Kurzem im Holy Ground des Kesselhauses in Weedbaden erleben. Der Ex-Frontmann von Saint Vitus rockt hier auf dem Freak Valley zusammen mit seinen aktuellen Mitspielern Brian Constantino (Schlagzeug), Chris Angleberger (Bass) und Jason Taylor (Gitarre) natürlich wie erwartet. Wino bin ich eben vor dem Gig bereits begegnet, er signiert mir einen Kunstdruck eines Fotos, welches ich von ihm in Wiesbaden gemacht habe.

The Obsessed, Freak Valley 2023
Pic by Big Simonski

Alles bisher erlebte ist noch gar nichts gegen das, was jetzt folgt: The Great Machine. Die Israelis The Great Machine haben bei Noisolution unterschrieben und dort vor zwei Monaten mit Funrider ihr Labeldebüt (gleichzeitig ihr fünftes Album) herausgebracht. Mein Freund, Promo Pitbull und Labelchef Arno hatte mich quasi vor ihnen „gewarnt“. Das Trio hat beim diesjährigen Desertfest in Berlin wohl einen wahnsinnigen Abriss gemacht. Eigentlich sollte ich mit den Jungs noch ein Interview machen, habe das aus zeitlichen Gründen jedoch nicht geschafft, werde dies auf jeden Fall nachholen. Hatte ich eben Abriss gesagt!? Ja, das ist ein gewaltiger Abriss, den die drei Jungs hier fabrizieren. Mehr irrsinnige Energie als The Great Machine geht einfach nicht mehr. Der absolute Wahnsinn kann es einfach nicht beschreiben, denn sie sind in ihrem Element! Irgendwann wird von ihnen der letzte Song angekündigt. Na ja, vielleicht sollte es wohl so sein. Da sie aber von den Fans ausgelassen gefeiert werden, setzen sie noch einen Song drauf, nein zwei. Beim dritten Song wird ihnen dann der Stecker gezogen, es sollen ja noch andere Bands folgen.

The Great Machine, Freak Valley 2023
Pic by Big Simonski

Hällas sind nun an der Reihe. Hällas kommen nicht, wie es der Name vermuten lässt, aus Griechenland, sondern aus Schweden. Schwedische Bands scheinen für dieses Festival prädestiniert zu sein 😀 Die durfte ich vor Jahren bereits beim Der Detze Rockt und 2019 auf dem Desertfest in Berlin live erleben. Hällas sind mittlerweile richtig angesagt. Sie werden auch auf dem diesjährigen Hoflärm im August spielen. Die Jungs von Hällas stehen in auffälligen Fantasykostümen und geschminkt auf der Bühne. Insgesamt läuft da eine geniale audiovisuelle Show ab. Progrock/Metal mit psychedelischen Attitüden. Die Show ist großes Kino für Augen und Ohren. Hardrock mit psychedelischen Einflüssen der Siebziger ist angesagt. Uriah Heep meets Wishbone Ash and many more. Nach der Show treffe ich sie wieder. Sie können sich noch sehr gut an mich und das Open Air Der Detze Rockt erinnern. Wir tauschen noch ein paar Worte.

Hällas, Freak Valley 2023
Pic by Big Simonski

Vorletzte Band am heutigen/letzten Festivaltag sind Orange Goblin. Ich selbst habe Orange Goblin das erste Mal auf dem Metalfest auf der Loreley gesehen. Wenn man diese Band gesehen hat, weiß man, woher der Begriff authentisch kommt. Und wenn man sieht, wie Ben Ward sich die Stimme mit Whisky ölt, weiß man, wo die Stimme herkommt. Das britische Rock-Urgestein ist bereits seit über 28 Jahren unterwegs und hat eine Menge an Alben herausgehauen. Das letzte Album heißt The Wolf Bites Back. Am heutigen Tag spielen sie allerdings zum 25-jährigen Jubiläum das Album Time Travelling Blues. Orange Goblin sind eine wilde, authentische Liveband. Sänger Ben Ward habe ich bisher noch nie mit kurzem Haar gesehen. Die lange Mähne, die er letztes Jahr noch auf dem Desertfest Berlin trug, ist weg. Ungestüm, dreckig und staubig sind Orange Goblin, bester Schweinerock wird hier am letzten Abend des Festivals von der Band geboten.

Orange Goblin, Freak Valley 2023
Pic by Big Simonski

Mit Orange Goblin ist das Festival allerdings noch nicht zu Ende, denn als letzte Band stehen heute hier Slift an. Die aus Toulouse in Frankreich stammende Band gründete sich 2016, als die Brüder Jean und Rémi Fossat an einer Schule für klassische Musik den Schlagzeuger Canek Flores kennenlernten. Der Stil der Band ist eine Extraktion von Acid Rock, Psychedelic Rock und Space Rock mit massiven (progressiven) harten Metal Einschlägen. Das Trio vollzieht auf der Bühne vor (surrealistischen) Videoeinspielungen ein regelrechtes Spektakel. Ziemlich abgefahrenes Zeugs wird dargeboten, am ehesten zu beschreiben als Pink Floyd auf Metal. Schon recht beeindruckend hier als Abschluss in der Nacht. Das scheint den Fans auf dem prallgefüllten Gelände zu gefallen.

Slift, Freak Valley 2023
Pic by Big Simonski

Nicht vergessen möchte ich abschließend The Mad Hatter, die an allen drei Tagen jeweils für 20 Minuten im Einsatz waren. Dabei handelt es sich um drei gestandene Herren aus dem Siegerland. An allen drei Festivaltagen servierten sie den in der Höhe der Cocktailbar trockenen und staubigen Blues in Tradition alter Bluesgrößen. Im wahrsten Sinne „gut behütet“ brachten sie Songs dieser Legenden in eigenen Versionen unter das feiernde Volk.

Mad Hatter, Freak Valley 2023
Pic by Big Simonski

Nach Slift geht es ab ins Auto, Eindrücke verarbeiten, ausschlafen und am nächsten Morgen verzückt vom Freak Festival ab nach Hause. Tolle drei Tage Freak Valley 2023 erlebt. Das Freak Valley Festival 2024 kann kommen!