Greydon Fields – Tunguska

“Da haben sich die Männer selbst übertroffen“

Artist: Greydon Fields

Herkunft: Essen, Deutschland

Album: Tunguska

Spiellänge: 46:08 Minuten

Genre: Metal, Heavy Metal, Thrash Metal

Release: 28.04.2018

Label: Roll The Bones Records

Link: https://www.facebook.com/GreydonFields/

Produktion: Rock & Soul  Studio, Duisburg von Michael Neugebauer

Bandmitglieder:

Gesang – Volker Mostert
Gitarre – Gregor Vogt
Bassgitarre – Patrick Sondermann
Schlagzeug – Marco Vanga

Gastmusiker:

Gitarre bei „The Island“ – Marek Schoppa
Gesang bei „Dancing On Our Graves“ – Patrick „Ted“ Donath

Tracklist:

  1. Sole Survivor
  2. Autophobia
  3. Tunguska
  4. Golem
  5. Defcon Zero
  6. The Island
  7. The Walking Dead
  8. Inner Fire
  9. Dancing On Our Graves

 

Die Metalszene im Ruhrgebiet war wohl schon immer ein „bunter“ Haufen. Jeder kennt jeden, man hilft sich gegenseitig und trifft immer irgendwo Irgendwen. So stand Volker bei der Releaseshow von Tombstone auch mal am Mikro und wurde unter anderem vom ehemaligen Greydon Fields-Mitglied Jochen am Bass begleitet. Und wo wir gerade bei ehemaligen Mitgliedern sind: Auf dem neuen Greydon Fields-Album Tunguska, das am 28.04. über Roll The Bones Records erscheinen wird, gibt es ein gesangliches Gastspiel des ehemaligen Sängers/Rhythmusgitarristen Ted. Auch Marek, der normalerweise bei den ebenfalls bei Roll The Bones Records unter Vertrag stehenden Ra’s Dawn die Saiten zupft, trägt seinen Teil zu Tunguska bei. Ist die Verwirrung jetzt komplett? 😀

So viel also erst mal zu den „harten“ Fakten. Viel wichtiger ist aber sicherlich das, was die Songs auf Tunguska können. Mit dem ersten Track Sole Survivor überraschen mich Greydon Fields dann gleich mal, ich stelle mir eigentlich nur die Frage, ob die Männer jetzt genauso altersmilde werden, wie Nickelback es schon lange geworden sind. Das ist im Grunde gepflegter Hard Rock, der sofort ins Ohr geht, und mit dem man an warmen Sommertagen im Cabrio durch die Lande fahren kann. Aber altersmilde sind die vier Männer definitiv noch nicht, mit Autophobia wechseln sie vom Mittelklassewagen in den Porsche, um mit quietschenden Reifen die nächste Rennstrecke abzugrasen. Sehr geiles Uptempo-Stück, das stark in die Thrash-Ecke drückt und sofort zu einem meiner Favourites wird. Hier darf sich Gregor auch zum ersten Mal richtig austoben und mit einem kleinen Solo die Saiten in Extremschwingungen versetzen. In derartige Schwingungen werden sicherlich auch die dickeren Saiten am Bass von Patrick versetzt, bei dem Track hat er mächtig zu tun. Von Marco am Schlagzeug rede ich mal gar nicht, da wäre ich liebend gern bei den Aufnahmen dabei gewesen! Die Aufnahmen von Volker habe ich bei meinem Studiobesuch ja teilweise mitbekommen und ihn ja auch, wie oben geschrieben, schon als Gastsänger bei der Releaseshow von Tombstone erlebt. Der Kerl hat sich tatsächlich mächtig gesteigert, kann man nicht anders sagen 🙂

So stampfen die vier Männer also mit Songs wie dem Titeltrack Tunguska oder dem folgenden Golem weiter durch den (Heavy) Metal-Urschlamm oder rasen mit Defcon Zero, The Walking Dead oder Inner Fire über die weiten Salzwüsten, wo die Sonne unbarmherzig runterbrezelt und man sich vielleicht ganz weit weg auf eine Insel wünscht. Ob The Island nun gerade das Traumziel ist, denke ich mal eher nicht, der Text verheißt jedenfalls anderes, und das ist auch so ziemlich der einzige Track, der für mich ein wenig nachlässt. Ganz neue Töne schlagen Greydon Fields dann noch mit dem letzten Song Dancing On Our Graves an, der mächtig im Southern Rock wildert, und auch da hinterlassen Greydon Fields ihre ganz eigene Spur. Grandioses Gitarrenspiel, und ein weiterer meiner absoluten Lieblingstracks!

Wer sich das ganze auch noch live geben möchte, dem sei die Releaseshow empfohlen, die auch von Time for Metal präsentiert wird und am 28.04. im Don’t Panic in Essen steigen wird. Neben Greydon Fields stehen dann auch die Labelkollegen Ignition und Lyra’s Legacy auf der Bühne und werden mit dafür sorgen, dass die Nackenmuskeln einem Härtetest unterzogen werden. Ich bin natürlich dabei! 🙂

Fazit: Ich hatte ehrlich mit allem gerechnet, aber nicht mit so einem Album. Auch mal etwas ungewohnte Klänge, aber nicht deswegen, weil Greydon Fields keine Ideen hatten und nicht wussten, was sie machen sollten, sondern genau das Gegenteil. Die Männer haben anscheinend übergesprudelt vor Inspiration, Einfällen und Kreativität und das dann in diesen Silberling gepackt. Dass dabei nicht jeder Track bei jedem auf offene Ohren stößt, ist klar, aber ich erinnere mich an ein Gespräch, das ich mit einem Fan vor kurzem geführt habe. Das Mädel sagte da schon zu mir, dass die Scheibe bei ihr den Player seit dem ersten Hören nicht mehr verlassen hat. Mittlerweile kann ich sie verstehen 🙂 Das Album dürfte bei jedem Heavy Metal-Fan einschlagen wie der Komet, der sich auf dem tollen Cover bedrohlich nähert und, wenn man weiter durch das toll aufgemachte Booklet blättert, nur verbrannte Erde hinterlässt. Insofern bin ich mit den von mir im Review erwähnten Salzwüsten zwar ganz weit weg, aber als Rennstrecke eignen die sich definitiv besser, als die verwüstete und verbrannte Waldlandschaft auf dem Cover von Tunguska 😀

Anspieltipps: Autophobia, Defcon Zero, The Walking Dead und Dancing On Our Graves
Heike L.
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