Guardian Of Lightning – Cosmos Tree

Kosmischer Durchschnitt statt Donnergrollen

Artist: Guardian Of Lightning

Herkunft: Brasilien

Album: Cosmos Tree

Spiellänge: 33 Minuten

Genre: Thunder Metal, Doom Metal, Heavy Metal

Release: 17.07.2020

Label: Eclipse Records

Links: https://www.eclipserecords.com/band/guardian-of-lightning/
https://www.facebook.com/guardianoflightningofficial

Bandmitglieder:

Bassgitarre – Iron King
Gitarre, Gesang – Marco Fino
Schlagzeug – Lord Drum

Tracklist:

1. Intro
2. Cosmos Tree
3. Raise Your Sword
4. Sound Of Thunder
5. Aligned With The Stars
6. Follow Your Silver Shine
7. Inside Of Us
8. Another Place
9. Be Like The Moon

Darf man ein Album nach dem Cover bewerten? Nun, was wäre dann mit Alben wie Dance Of Death, Kings Of Metal oder Port Royal? Würde wahrscheinlich so gut wie niemand jemals zu Ohren bekommen haben, obwohl es sich bei allen dreien um verdammt starke Outputs handelt. Unser Metaluniversum wäre um einiges kleiner und ärmer. Also, belassen wir es bei Cosmos Tree daher bei einem Schmunzeln und erfreuen uns an den Farben, Formen und… Baumhänden. Alliteration am Arsch!

Das Trio aus Sao Paulo beansprucht für sich den Begriff Thunder Metal.
In meinem Hirn startete das Kopfkino mit dem „Ahahahaaah“ aus Thunderstruck, gefolgt vom Twilight Of The Thundergod-Anfangsriff und einem dramatischen Ausdruckstanz zum theatralischen Mittelteil von Thunder In The Sky.
Weit gefehlt. Das Donnern bezieht sich auf den Sound des E-Basses, der bei Guardian Of Lightning die Rolle der Leadgitarre einnimmt. Tatsächlich wird der Bass hier nicht nur als Stütze, sondern stark als Soloinstrument eingesetzt. Habe ich so, wenn überhaupt, nur selten gehört.

Nach einem kurzen Intro mit Männerchor und etwas Geklimper geht es mit dem Titeltrack dann auch sofort ziemlich richtungsweisend los. Sehr getragenes Tempo, ein etwas an einen ruhigen Quorthon erinnernder Gesang und ein leicht doomiges, klassisches Metalriffing, das ich irgendwo in der Schnittmenge aus Manowar zu Sign Of The Hammer-Zeiten, Black Sabbath, den letzten beiden Bathory-Alben und Cathedral ansiedeln würde.

Einen Song wie Sound Of Thunder kriegen die selbst ernannten, gähn, Metal-Kings seit Jahren nicht mehr hin. Hier verschmilzt Epos mit Doom, getragen von minimalen Pianoklängen und Marco Finos robustem Gesang. Für mich ganz klar der beste Song der Platte.

Während ich diese Zeilen tippe, läuft das Album das dritte Mal durch. Und bis auf die oben erwähnten Sound Of Thunder und Cosmos Tree sind mir keine weiteren Songs im Gedächtnis geblieben. Und genau das ist das Hauptproblem dieses Debütalbums.
Ja, man spürt hier die Passion für Musik, alles ist völlig ok produziert und ausgearbeitet. Was aber fehlt, sind zündende Ideen, geile Hooklines und der Mut zu großen Melodien. Alles wabert relativ gleichförmig und ausdruckslos links rein und rechts wieder raus. Ich hätte mir mehr Dynamik und Abwechslung gewünscht. Ab und zu blitzt das kurz mal auf, zum Beispiel im Solopart von Another Place oder durch die Akustikgitarren am Anfang von Be Like The Moon.

Ich bin mir nicht sicher, ob das am Ende reicht und dazu führen wird, dass ich in zwei oder drei Wochen Bock habe, das Album mit Freuden noch mal zu hören. Wahrscheinlich nicht.

Guardian Of Lightning – Cosmos Tree
Fazit
Guardian Of Lightning haben mit Iron King (ja, er heißt wirklich Iron) einen echt guten Bassisten in den eigenen Reihen, der - kleine Nebeninfo - auch der Sohn vom Gitarristen und Sänger ist. Die Einflüsse des Dreiers sind auf dem Papier und in der Theorie der Wahnsinn. Am Ende bleibt von Cosmic Tree aber nicht wirklich viel hängen. Ein paar ganz coole Momente hat die Scheibe, der Großteil verweilt aus Mangel an Ideen und Inspiration leider irgendwo im Niemandsland. Man spürt das Herzblut und die Leidenschaft der Musiker, dennoch wollen die meisten Songs auch nach mehrmaligem Hören einfach nicht zünden. Schade.

Anspieltipps: Sound Of Thunder und Cosmos Tree
Andreas B.
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