Hardholz – Herzinfarkt

“Retro Metal aus dem Thüringer Wald“

Artist: Hardholz

Herkunft: Tambach-Dietharz, Thüringer Wald, Deutschland

Album: Herzinfarkt

Spiellänge: 46:06 Minuten

Genre: Heavy Metal

Release: 19.02.2016

Label: Massacre Records

Link: http://www.hardholz.de

Bandmitglieder:

Gesang – Kelle
Gitarre – Ede
Bassgitarre – Der Hölzer
Schlagzeug – Franky

Tracklist:

  1. Charon
  2. Die Prophezeiung
  3. Herzinfarkt
  4. Praeludium Wielandia
  5. Wieland, Der Schmied
  6. Bonusdreck
  7. Jäger Und Gejagte
  8. Hardholz
  9. Asphaltlady
  10. Tannhäuser
  11. Spiel Mir Das Lied Vom Tod

hardholz_herzinfarkt_cover

Hardholz? Bisher war diese Band aus dem Thüringer Wald an mir vorbeigegangen. Bereits seit 1983 existiert die Gruppe unter diesem Namen. In der ehemaligen DDR haben sie dann eine Platte selbst herausgebracht mit dem Titel Jäger und Gejagte. Im eigenen Land waren sie sehr bekannt und in Polen spielten sie erfolgreich vor 10.000 Zuschauern. Der ganz große Durchbruch bleib ihnen aber verwehrt, so dass im Jahre 1995 die bis dato im Stile von Iron Maiden und Judas Priest agierende Band erst einmal auf Eis gelegt wurde. 2013 treffen sie erneut zusammen, aber die Urband kann sich nicht wieder formieren und so wird erst mit einem neuen Sänger das Projekt Hardholz 2014 realisiert. Die nun hier vorliegende CD Herzinfarkt ist das Resultat und soll neuen Aufschwung bringen.

Was dürfen wir erwarten? Deutsche Texte mit Vorlagen aus der Geschichte oder der Mythologie gepaart mit metallischen Klängen. Teilweise sehr Old School Metal-lastig mit modernen Einflüssen. Wem das gefällt oder auch nostalgisch an den Hard Rock der ehemaligen DDR erinnert werden möchte, sollte hier mal reinhören.

Die Platte fängt mit Charon an. Der erste Riff gefällt mir gut. Schlagzeug und Bass tun ihr übriges. Der Gesang kann mich zunächst nicht überzeugen. Der Text ist okay. Aber der Chorus fällt schon etwas aus dem Rahmen. Dafür punkten die Gitarrenriffs. Track zwei, Die Prophezeiung, beginnt wieder mit einem knackigem Riff und einem sich in den Vordergrund drängenden Basslauf, der schon sehr an Steve Harris erinnert. Dann eine gute Melodie und hier passt auch der Gesang von Kelle, wenn auch der Refrain etwas befremdlich wirkt. Aber dafür entschädigt Ede mit cleverer Gitarre. Mal sehen wie es weitergeht.

Der Titeltrack Herzinfarkt beginnt mit einer tickenden Uhr. Dann seltsame Breaks im Song, aber es entwickelt sich noch. Gitarist Ede überzeugt mich immer wieder. Der kann was auf seinem Instrument, ich würde ihn bisher als Match-Winner bezeichnen. Noch bin ich nicht überzeugt. Praeludium Wilandia, „die Einleitung Wieland“, ein ungewöhnlicher Titel, aber ein gutes Stück. Möwengeschrei, Bassgitarre dazu sanft gespielte Akkorde, Sprechgesang, es geht in Richtung Mittelaltermusik, zumindest Anleihen sind zu bemerken. Dann setzt der Riff ein und das Stück entwickelt sich prächtig zu einem Mid-Tempo-Stampfer. Leider zu abrupt beendet. Das zieht. Wieland Der Schmied schließt sich an und zielt textlich in die gleiche Schiene, gute Riffs, knallendes Schlagzeug und stimmlich passt es diesmal auch. Das ist ein epischer Chorus über Wieland den Schmied.

Bonusdreck, nächster Titel,erinnert wieder sehr stark an Old School Metal. Ein Instrumentalstück mit guten Riffs, das dadurch ungemein gewinnt. Ich glaube es ist der Gesang, der mich ab und an stört. Der Gitarist hat hier mal richtig Freiraum und kann sich austoben, wird dabei untermalt von Frankys treibendem Schlagzeug und den rasanten Basslinien von Der Hölzer. Jäger und Gejagte dürfte schon älter sein, denn so hieß ja bereits ihre erste Platte. Im Mittelteil überzeugen doppelläufige Gitarrenparts, das erinnert mich an die Doppelaxt von Wishbone Ash. Beim Song Hartholz darf sich der Bassist zur Abwechslung austoben. Treibend und schnell. Dann Stakkato gleich die Gitarrenarbeit oben drauf. Das hat was. Also instrumental ist da nicht viel auszusetzen. Asphaltlady beginnt wieder schön schnell, ist aber auch nicht herausragend. Tannhäuser nimmt textlich wieder Bezug auf die deutsche Geschichte, musikalisch werden einem ein geiles Riff und ein hämmerndes Schlagzeug um die Ohren gehauen. Hier kann mich auch der Gesang überzeugen. Er passt zu dem Stück und ist auch ausdrucksstark. Zu guter Letzt ein Enno Morricone-Klassiker, der auch in einer Heavy Version gut gemacht ist. Das Mundharmonikaspiel erinnert sofort an den Mexikaner, der auf den Schultern seines Sohnes am Galgen steht. Spiel Mir Das Lied Vom Tod entwickelt sich zu einer richtigen Metallhymne mit balladenhaften Zügen. Schon cool. So könnte es mehrfach klingen. Diese Richtung passt.

Fazit: Old School Metal mit einer Prise Retro Hard Rock der DDR und deutschen Texten. Ob das den Durchbruch bringen wird, kann ich nur schlecht beurteilen. Die Instrumentalfraktion leistet eine solide, gute Arbeit. Ich habe nur Probleme mit dem Sänger. Da fehlt mir das Alleinstellungsmerkmal und Ausdruck, ab und an passt sich die Stimme wunderbar den Songs an. Songwriting und Texte sind gut und finden bestimmt Freunde. Viele gute Momente, aber das durchschlagende Merkmal fehlt noch und das wird in der Masse der Erscheinungen benötigt, um Erfolg zu haben. Warten wir den nächsten Longplayer ab und sehen uns dann die Entwicklung an.

Anspieltipps: Die Prophezeiung, Praeludium Wilandia, Bonusdreck, Spiel Mir Das Lied Vom Tod
Kay L.
7.5
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