Heimburger Metalnacht Festival 2021 vom 13.08. – 15.08.2021 in Heimburg

Es galt die 3G-Regel: Gemütlich, Gelungen, Gefeiert!

Eventname: Heimburger Metalnacht Festival 2021

Bands: Blakylle, Bloody Invasion, Bøneshakers, Extinct, Hangatyr, King Leoric, Obscurity, Path Of Destiny, Warkings, XIV Dark Centuries, Zero Degree

Ort: Metalnachtplatz Heimburg, 38889 Heimburg, Deutschland (zwischen Heimburg und Derenburg)

Datum: 13.08.2021 bis 15.08.2021

Kosten:

  • Wochenendticket + Camping – 72 € – inkl. Camping und Parkplatz
  • Wochenendticket + Parken – 72 € – inkl. Parkplatz (ohne Camping)
  • Tagesticket 13.08.21 + Camping – 32 € – inkl. Camping und Parkplatz
  • Tagesticket 13.08.21 + Parken – 32 € – inkl. Parkplatz (Freitag) (ohne Camping)
  • Tagesticket 14.08.21 + Camping – 52 € – inkl. Camping und Parkplatz
  • Tagesticket 14.08.21 + Parken – 52 € – inkl. Parkplatz (Samstag) (ohne Camping)

Genres: Heavy Metal, Thrash Metal, Power Metal, Death Metal, Black Metal, Pagan Metal und Melodic Death Metal

Besucher: ca. 500 Besucher

Veranstalter: Kneipe „Linde“

Link: https://www.heimburgermetalnacht.de/

Wir befinden uns im Jahre zwei der Pandemie. Ganz Deutschland kapituliert vor den behördlichen Auflagen zur Eindämmung des Coronavirus … ganz Deutschland? Nein! Ein von unbeugsamen Metalheads bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten: Das beschauliche Heimburg – mitten im Harz! Schon 2020 gelang Veranstalter Kay Sebastian, Besitzer der Heimburger Kneipe Linde, das Kunststück, eine Metalparty auf den Acker an der L84 zwischen Heimburg und Derenburg zu zaubern. Damals noch als eintägige Veranstaltung unter extrem hohen Corona-Auflagen. Nichtsdestotrotz bestaunten dort 250 Zuschauer Bands wie Varg und Asenblut auf dem Gelände mit dem malerischen Ausblick in die Harzer Wälder. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich trotz der unmittelbaren Nähe nichts davon mitbekommen hatte. Wahrscheinlich hat man sich im on-off Lockdown zu sehr damit abgefunden, ein Jahr ohne Konzerte und Festivals zu verbringen. Die Jahre zuvor gab es die Metalnacht bereits in der Kneipe Linde.

An diesem Wochenende steht meinem ersten offiziellen Festival im Namen von Time For Metal jedoch nichts im Weg. Im Sinne der Metalnacht dieses Mal auch als ausgewachsenes Zweitagesfestival plus dem Sonntag zum Ausklang. Auch der Wettergott ist Metalhead, wie man an den Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad ohne einen Tropfen Regen am gesamten Wochenende feststellen kann.

Freitag

Seitdem feststeht, dass ich mich zu diesem Festival begebe, denke ich darüber nach, wo ich denn den Metalnachtplatz finden kann. Nachdem das Navi mich nach unschlagbaren zehn Minuten Anfahrtszeit perfekt „vor die Tür“ geleitet, fällt es mir wie Schuppen von den Augen, denn dort bin ich schon unzählige Male vorbeigefahren. Die Zufahrt ist kein Problem und auf dem Acker ist genug Platz für Auto, Zelt oder Wohnwagen.

Pünktlich zur Öffnung des Infields um 16:00 Uhr stehe ich auf der Matte und die Akkreditierung nebst Kontrolle des Coronatests bzw. dem Stand der Impfung klappt problemlos. Ein schönes Bändchen gibt es ebenfalls. Im noch menschenleeren Infield sehe ich mir zunächst die Stände an. Neben den üblichen Merch- und Getränkeständen finde ich leider nur einen Stand für Essen – das finde ich ausbaufähig. Toiletten und Gelegenheiten sich die Hände zu waschen bzw. zu desinfizieren stehen jedoch reichlich parat.

The Bøneshakers

Überpünktlich legt die Motörhead-Coverband The Bøneshakers los. Am Einlass zum Bühnengraben stellt man fest, dass versäumt wurde, mir einen Presseausweis auszuhändigen. Ein Glück, dass das Gelände eine überschaubare Größe hat. Denn so bin ich im Sprint durch den Haupteingang pünktlich wieder zurück zur Show. Wie schon in ihrer Bandinfo präsentiert sich die Band aus dem Mansfelder Land auf der Bühne: „Wir sind eine nicht-vegetarische Motörhead-Tribute-Band. Mit einem leichten Hang zum Eierlikör.“ Das festivalhungrige Publikum nimmt diese Tatsache wohlwollend auf. Die Ansagen des optisch und stimmlich gut aufgelegten Lemmy-Doubles wechseln zwischen feinstem Mansfelder Dialekt und Denglisch.

Neben Lemmys-Erbe wird vor allem der Eggnog gepriesen. Zu Hits wie Killed By Death und Iron Fist gibt es den ersten Mini-Moshpit und die erste blutige Nase zu verzeichnen. An das leicht ansteigende Festivalgelände muss sich die tanzwütige Meute erst noch gewöhnen. Der Sound ist wie am gesamten Wochenende herausragend. Da kann sich das nicht weit entfernte Rockharz gerne mal eine Scheibe abschneiden. Jeder Band wird mit ein bis eineinhalb Stunden reichlich Spielzeit gegönnt.

Blakylle

Nach 30 Minuten Umbau sind die hessischen Pagan Metaller von Blakylle an der Reihe. Erst kürzlich standen sie dem Chef von Time For Metal persönlich im Interview Rede und Antwort. Sehr zu meinem Leidwesen und dem der anderen Fotografen fällt in der Abenddämmerung für kurze Zeit das Licht aus, ist aber nach kurzer Zeit behoben. Die Reihen vor der Bühne lichten sich etwas. Ist der aggressive Pagan mit Black Metal Einschlag eventuell nicht das Richtige für die feierwütigen Fans? Die Band um Sänger Adrian (vom Blog Totgehört und dem Podcast Total Moshpod) hatte trotzdem sichtlich Spaß und wurde nicht müde zu betonen, das es verdammt noch mal Zeit wurde, wieder auf der Bühne zu stehen.

Obscurity

Vor der Bühne füllt es sich, denn mit der Dunkelheit kommen Obscurity. Es wird Zeit für einen Abriss und diesen liefert der Freitags-Headliner aufs Wort. Gefühlt liegt das beschauliche Heimburg kurze Zeit später in Schutt und Asche. Die Battle Metaller aus dem Bergischen Land sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Die Texte werden mitgegrölt und die erste Reihe verlangt nach Bandhits wie Naglfar und Bergischer Hammer. Sie fressen dem charismatischen Frontmann Mark Fähling alias Agalaz aus der Hand. Auf sein Geheiß hin stürmen zum Bergischen Hammer diverse Fans die Bühne, feiern mit der Band und singen die Schlachtrufe mit. Am Bass hilft der Italiener Gia von den Solingern Helgrindur kurzfristig aus. Kurze Randnotiz: Das Mikrofon streikt für ca. 30 Sekunden, was leider am folgenden Samstag häufiger vorkommt. Im Vergleich zu den vorangegangenen Bands wird hier die Bühne endlich mal für Action und Gepose genutzt. Neben den genannten Klassikern werden viele neue Songs wie Glod En Isa und Schwertmission vom kommenden Album Skogarmaors (VÖ: 27.08.2021) gespielt und ebenso abgefeiert. Es wird gegrölt, gepogt und gerudert. Ein absoluter Abriss in einer lauen Sommernacht im Harz.

Nach dem Auftritt lassen es sich die Bandmitglieder nicht nehmen, am Merchstand aufzutauchen, um bis spät in die Nacht Autogramme zu geben und Fotos mit den Fans zu machen. Trotz der kurzen Anreise entscheide ich mich für eine Nacht im Auto, um noch ein Bier mit den Kumpels zu trinken.

Samstag

Leider ist die Nacht im Auto doch kälter als erwartet. Zur heißen Dusche und zum Frühstück geht es kurz nach Hause, denn Duschen sind vor Ort nicht vorhanden. Für Kaffee, belegte Brötchen und Rührei ist jedoch gesorgt. Am Eingang sorgt das DRK dafür, dass alle Wochenendbesucher noch mal getestet werden können. Die Temperaturen gehen nur unmerklich nach unten, für Abkühlung sorgen lediglich der Wind und natürlich kühle Getränke. Frisch gestärkt kann in der heißen Mittagshitze der Festival-Samstag beginnen.

Extinct

Pünktlich um 12:30 Uhr beginnen die Hamburger Old School Thrasher von Extinct ihr Set. Leider zieht es um diese Zeit höchstens 20 Leute vor die Bühne. Zu heiß oder die Nacht zuvor zu hart gefeiert? Sei‘s drum, die amtliche Mischung aus Kreator und Slayer gefällt mir ausgesprochen gut und die Band spielt sich den Arsch ab. Sänger Helge erinnert mich dank seiner Stimme und den gesellschaftskritischen Ansagen an Kreators Mille. Der Song Spongo wird einem verstorbenen Freund und allen zu früh Verstorbenen gewidmet. Ebenfalls wird ein neuer Song angepriesen, der auf Kassette (!) zu erwerben ist. Zu einer anderen Stunde hätten vermutlich mehr Fans zum Thrash Metal von Extinct gefeiert.

King Leoric

Die zweite Band des Tages sind King Leoric aus der Jägermeisterstadt Wolfenbüttel. Diese zelebrieren ihren melodischen Heavy Metal bereits seit Ende der Neunziger. Aushängeschild der Band ist Bassist und Sänger Jens Wunder, der 2008 zum „besten Hard ’n‘ Heavy Sänger“ beim 26. Deutschen Rock und Pop Preis ernannt wurde. Dieser darf der gut aufgelegten ersten Reihe im Publikum erst mal erklären, was es mit dem Bandmotto Lingua Regis (dt. Die Sprache des Königs) auf sich hat. Mit einem Augenzwinkern erklärt er, dass man besonders intellektuell klingen wolle, ihre Songs aber primär von Drachen, Kriegern, Schwertern und Saufen handeln. Stimmlich klingt er wie ein angepisster Hansi Kürsch (Blind Guardian) auf Rock ’n‘ Roll. Optisch könnte an der Seite von Jack Black als Kyle Gass-Double bei Tenacious D auftreten.

Der mit einer Prise Rock ’n‘ Roll versetzte 80er Metal sorgt jedenfalls für Stimmung vor der Bühne, auch wenn dort nach wie vor nicht viele Metalheads zu sehen sind. Die erste Reihe wird von Sänger Jens animiert und singt umgehend die Refrains mit. Material gibt es viel vom 2005er Album Thunderforce zu hören. So z. B. der Titelsong oder die Schlachthymne Warrior’s Tune, der den Fans ordentlich einheizt.

Bloody Invasion

Nach dieser Vorlage haben es Bloody Invasion aus Neuruppin nicht leicht. Beim Old School Death Metal der Brandenburger lichten sich die Reihen ein wenig. Die zumeist langsam vorgetragen Songs im Stil von Edge Of Sanity werden mit technischen Finessen und akustischen Einlagen versetzt. Für humoristische Auflockerung zwischen den schwermütigen Songs sorgen der Sänger der Deather und Drummer Trommel. Der Schlagzeuger, den man das ganze Wochenende auch vor der Bühne sieht, wird nicht müde zu betonen, dass er nicht aus Brandenburg kommt, sondern aus dem Mansfelder Land. Daraufhin entwickelt sich zwischen Sänger und Drummer ein Schlagabtausch im Stile des Komikerduos Elsterglanz – großartig, Meiner. 😀 Der schwer zugängliche Sound, gespickt mit vielen Breaks ist nicht jedermanns Sache, aber die erste Reihe feiert die Band trotzdem gut ab. Mir persönlich ist für Death Metal Verhältnisse sowohl auf, als auch vor der Bühne zu wenig Action.

Zero Degree

Zero Degree aus Nordhausen sind erst wenige Tage vor dem Festival für die Band Metall ins Line-Up gerutscht. Eine der Bands, auf die ich mich am meisten freue. Leider haben sie beim Soundcheck noch mit Problemen in Form von Störgeräuschen zu kämpfen. Dann geht endlich die Post ab. Moderner Melodic Death Sound mit Anleihen von Dark Tranquillity und einem Touch Metalcore. Leider zieht sich das technische Problem fort. So sehr sich Sänger Matthias Grünewald beim Bandklassiker Grapes Of Wrath auch anstrengt, es kommt kein Ton aus seinem Mikro und so wird fast ein Instrumental daraus. Schade, denn seine unverkennbare Ähnlichkeit zu Mikael Stanne zaubert mir den Rest des Sets ein Lächeln aufs Gesicht. Das Infield ist wieder überschaubar, nur zum Ende hin wird es mehr, da einige doch noch merken, dass die Jungs was drauf haben.

Path Of Destiny

Ebenfalls aus Thüringen und aus dem Umfeld von Zero Degree stammen Path Of Destiny, deren aktuelles Album The Seed Of All Evil von Kollegin Sandra R. mit satten 9,2 Punkten bedacht wurde. Der pechschwarze Melodic Death Metal ist schon eine andere Hausnummer. Die Band und allen voran Sänger Sebastian Schaffert nutzen die ganze Breite der Bühne aus und ich muss zusehen, dass ich mit der Kamera folgen kann. Danke, für das kostenlose Training. Unglaublich viel Energie, die das Quintett auf die Bretter zimmert. Zunächst sind die Reihen vor der Bühne auch noch verhältnismäßig leer, was sich aber mit jedem Song ändert. So kann auch endlich mal wieder ein Moshpit bestaunt werden. Je länger die Show dauert, desto besser kommt die Band beim Publikum an und gibt richtig Gas.

XIV Dark Centuries

Noch mal Thüringen, in dem Fall allerdings mit Pagan Metal. XIV Dark Centuries bevölkern die Bühne mit ihrem Arsenal an Instrumenten. Der „Heidnische Thüringen Metal“, wie die Band ihn bezeichnet, erzählt von der Heimat und germanischen Göttern. Auch wenn mir der Allvater auf ewig den Zutritt in seine heiligen Hallen verwehrt – der zumeist auf Deutsch vorgetragene Pagan Metal ist einfach nichts für mich. Die Anspielung auf Nena und sogenannte „Freidenker“ gibt mir dann den Rest, auch wenn die Musik gut beim Publikum ankommt.

Warkings

Der Soundcheck dauert deutlich länger als bei den anderen Künstlern, dann wird es Zeit für den Headliner und die einzige internationale Band auf dem Line-Up: Die Power Metaller Warkings um den österreichischen Sänger Georg Neuhauser von Serenity haben ihr Battlefield von der ersten Sekunde an im Griff. Zum ersten Mal versammelt sich nahezu das gesamte Publikum im Infield. Nicht verwunderlich, denn einige Fans geben preis, dass sie nur für diese Band angereist sind. Ähnlich wie am Freitag bei Obscurity mit Agalaz wird das Heer durch den Tribune am Mikro geführt. Der dramatische Auftritt mit dem Intro und Hits wie Hephaistos, Sparta oder Gladiator sind der absolute Stimmungsgarant. Nicht zu vergessen Fight vom kommenden Album Revolution (20.08.2021) mit der von Bella Ciao entliehenen, einprägsamen Melodie.

Dazu begibt sich der Sänger regelmäßig auf die Absperrung oder direkt ins Publikum. Wie bei der Schlacht von Bannockburn wird das Publikum in zwei Hälften geteilt: Die schottischen Highlander gegen das britische Heer liefern den ersten richtig amtlichen Moshpit des Festivals. Der Tribune gibt an, dass ihm Freddy Mercury im Traum erschienen ist, woraufhin er ähnlich versucht, mit dem Publikum zu spielen wie der legendäre Queen-Frontmann in Wembley. Ein würdiger Headliner für ein gelungenes Festival oder um es mit den Worten des Tribune zu sagen: „Gracias Heimburgas!“

Zur dunkelsten Stunde gibt es passend noch Black Metal von Hangatyr als Futter für die schwarze Seele. Leider kann ich mir nur noch sagen lassen, dass nur wenige Schwarzkittel den Weg vor die Bühne fanden. Ich selbst erlebe den Auftritt der Band, die die Thüringische-Festival-Übermacht vollzählig macht, nicht mehr – die Beine wollen nach dem langen, heißen Tag einfach nicht mehr.

Fazit

Ein schönes kleines Festival mit malerischer Kulisse im Harz. Unter diesen Auflagen so ein gut organisiertes Festival auf die Beine zu stellen, ist erstaunlich. Klar gibt es hier und da ein paar kleine Schönheitsfehler wie die wiederkehrenden Mikrofonprobleme oder die geringe Auswahl an Essensständen. Aber das ist meckern auf hohem Niveau und passiert auch größeren Festivals. Allein schon aufgrund der kurzen Anreise komme ich gerne wieder. Das nächste Heimburger Metalnacht Festival ist bereits für das kommende Jahr angekündigt: Vom 05.08. bis 07.08.2022 darf wieder auf dem Metalnachtplatz gefeiert werden. Die ersten bestätigten Bands sind Deliver The Galaxy, Thrudvangar und Mysterica. See you there!