Ice Nine Kills - Wurst Vacation Tour 2023

Ice Nine Kills mit Support am 14.06.2023 in der Batschkapp, Frankfurt am Main

Welcome to Horrorwood - leider nur eine Stunde lang

Headliner: Ice Nine Kills

Vorbands: Skynd, Defying Decay

Ort: Batschkapp, Frankfurt am Main

Datum: 14.06.2023

Kosten: 42 €

Genre: Metalcore, Modern Metal

Setlisten:

  1. Intro & System Of Sinners
  2. Headrush
  3. The Law 112: Secrecy And Renegades
  4. 21 Stitches
  5. Ghost
  6. Welcome To The Black Parade (My Chemical Romance Cover)
  7. Judas Kiss
  1. Richard Ramirez
  2. Michelle Carter
  3. Robert Hansen
  4. Columbine
  5. Jim Jones
  6. Edmund Kemper
  7. Tyler Hadley
  8. Gary Heidnik
  1. Funeral Derangements
  2. Wurst Vacation
  3. Hip To Be Scared
  4. Ex-Mørtis
  5. IT Is The End
  6. Communion Of The Cursed
  7. The American Nightmare
  8. The Shower Scene
  9. Assault & Batteries
  10. A Grave Mistake
  11. Savages
  12. Farewell II Flesh
  13. Stabbing In The Dark
  14. Opening Night… Welcome To Horrorwood (Zugabe)

Ice Nine Kills - Wurst Vacation Tour 2023

Nachdem Ice Nine Kills ihre Wurst Vacation Tour um einige Monate verschoben hatten, ist es am 14. Juni in Frankfurt endlich so weit: Welcome to Horrorwood. Moshen zum fröhlichen Metzelcore.

Kurz vor Einlass um 19:00 Uhr schlängelt sich eine beachtliche Menge Fans auf die ausverkaufte Batschkapp zu. Brutale Hitze animiert zum Biertrinken und wer Wortwitze toll findet, kann eine gegrillte Bratwurst Vacation hinterherschieben. Wie unglaublich populär Ice Nine Kills gerade sind, verrät ein Blick auf die unterschiedlichen Szenen, die hier zusammenfinden: Metalcore, Gothic, Nu und Heavy Metal, dazwischen Horrorfilmfans und breites Rock Am Ring Publikum. Der Großteil des Publikums ist unter 30, doch auch bei der Altersspanne bedienen INK ein breites Spektrum. Umfangreicher ist nur das Merch der Band, das die Fans zu stolzen Preisen kaufen und mit stolzer Brust zur Schau stellen. Wie viele INK T-Shirts gibt es bitte?

Viel besser als dieser bemühte Kalauer ist die Stimmung bei Defying Decay, die schon um 19:30 Uhr die Bühne betreten. Die 2010 gegründete Band aus der thailändischen Hauptstadt Bangkok bringt reichlich Spielfreude mit, die sich schnell auf das Publikum überträgt. Stilistisch zwischen Alternative und corigem Nu Metal angesiedelt, zwingt die siebenköpfige Truppe bereits die ersten Sauerstoffreserven der Batschkapp in die Knie, da alle schon den ersten Supportact hochmotiviert mit Moshpits und schweißtreibendem Hüpfen unterstützen.

Das enigmatische Industrial Rock Projekt Skynd bringt im Anschluss einen heftigen Stimmungswechsel in die Batschkapp. Headbanger und Moshpits frieren ein, denn abgesehen von Eingeweihten müssen sich viele Besucher:innen zunächst an die düstere Atmosphäre des australischen Duos gewöhnen, das live als Trio auftritt. Die Songs der Band drehen sich um Tod, Kriminalfälle und tragen mitunter die Titel von (tatsächlichen) Mörder:innen. Das passt zu den Horrorwelten von Ice Nine Kills, doch Skynd agieren in dieser Hinsicht ernster und bedrohlicher. Gestützt von visuell aufwendigen Videos hat sich die 2017 gegründete Combo um Frontfrau Skynd eine achtbare Fanbase erspielt, die auch heute Abend in Frankfurt anwesend ist. Es dauert nicht lange, bis die Menge gebannt den akrobatischen Verrenkungen der Sängerin folgt, während geschickt gebastelte Beats und heftige Riffs die Batschkapp erzittern lassen.

Und dann ist es Zeit für The Silver Scream. Als sich das Licht in der Batschkapp dimmt, ertönt eine im Horrorgenre so beliebte wie bekannte Stimme: Der Cryptkeeper (John Kassir) aus Geschichten aus der Gruft heißt alle zur Show willkommen. Stimmig! Bewaffnet mit blutigen Requisiten tauchen Ice Nine Kills, angeführt von Rampenschnucki Spencer Charnas, die Halle danach unmittelbar in morbide Glückseligkeit. „Sometimes dead is better.” Ganz im Gegenteil. Der Opener Funeral Derangements pumpt literweise Lebenselixier ins bewegungsaffine Publikum. In Sekunden krachen Körper ineinander, der Moshpit explodiert, Headbangen ist Extremsport. Menschen unterhalb einer Körpergröße von 1,70 Metern haben Schwierigkeiten, die Bühne zu sehen. Es sind einfach schon viel zu viel Arme in der Luft. Wer nicht in den Moshpit will, wird in den hinteren Teil der Halle gedrängt oder flüchtet freiwillig. Respekt an alle, die sich bei stetig steigenden Temperaturen die Seele aus dem Leib gerockt haben. Bereits beim ersten Song.

Die Band konzentriert sich auf Stücke des aktuellen Albums The Silver Scream 2: Welcome To Horrorwood und setzt den Erfolg folgend ganz auf das Horrorthema. Mit Communion Of The Cursed findet sich nur ein Track im Set, der vor dem Durchbruch mit dem The Silver Scream Konzept erschien. Angesichts der Publikumsreaktionen fällt das nicht ins Gewicht, der Großteil der konstant mitsingenden Fans dürfte ohnehin über den 2018er-Geniestreich The Silver Scream auf Ice Nine Kills aufmerksam geworden sein. Irre, dass sich die Band zu diesem Zeitpunkt schon knapp 20 Jahre den Hintern wund gespielt hatte.

Was bei einer Ice Nine Kills Show mittlerweile nicht fehlen darf, sind theatralische Gesten und die Liebe zum Grand Guignol. Platzbedingt mag in der Batschkapp nicht alles möglich sein, was die Jungs aus Boston auf einer größeren Bühne entfesseln können. Doch es gibt viel zu sehen. Egal ob axtschwingende Metzger, sonnenbebrillter Bateman-Yuppie, Deadites, Pycho-Clowns, Klauenhand-Killer oder besessenes Nachthemd-Mädel: Bei nahezu jedem Song präsentiert die Band eine stimmige Kurzinszenierung, die dem Konzert nahezu in ein schwarzhumoriges Musical verwandelt. Im Mittelpunkt dabei selbstverständlich immer Frontmann Charnas, der wie die gesamte Band mit viel Engagement auf der Bühne agiert.

Zwischen den einzelnen Liedern gibt es kaum Pausen, neben gelegentlichen Anfeuerungsrufen und Liebesbekundungen bleibt der Kontakt zum Publikum überschaubar. Das verwundert, da Ice Nine Kills um ein emotionales, immersives Fanerlebnis bemüht sind. Nach nur einer Stunde ist der Zauber schon wieder vorbei, was die fantastische Performance und hervorragenden Stimmung rückblickend ein wenig eintrübt.