Imperial Triumphant, Support Monosphere am 10.04.2023 im Kesselhaus im Schlachthof Wiesbaden

Die außergewöhnlichen Extrem Metaller Imperial Triumphant auf ihrer "European Invasion 2023"-Tour auch in Wiesbaden

Bands: Imperial Triumphant, Monosphere

Ort: Kesselhaus im Schlachthof Wiesbaden, Murnaustraße 1, 65189 Wiesbaden

Datum: 10.04.2023

Kosten: 26,00 € VVK, 27,00 € AK

Genre: Black Metal, Post Black Metal, Extreme Metal, Jazz Metal, Avantgarde Metal, Post Hardcore

Besucher: 150 Besucher

Veranstalter: Schlachthof Wiesbaden

Link: https://schlachthof-wiesbaden.de/events/imperial-triumphant-monosphere-67742

Heute beginnt für mich die Post-Ostern Woche in Wiesbaden, die mit den herausragenden Extrem Metallern Imperial Triumphant beginnt und am Samstag im Thronraum herrschaftlich endet; also mit Wolves In The Throne Room!

Heute Abend habe ich eigentlich mit Sold Out gerechnet. Es kommt aber leider anders. An der Kasse erzählt man mir, dass man wohl nur mit etwas über 100 Fans rechnet. Woran das liegt, ist für mich nicht nachvollziehbar. Für mich persönlich sind Imperial Triumphant ein Must-have, gerade im kleinen Saal. Ich gehe mal davon aus, dass das Trio demnächst viel größere Hallen füllen wird. So habe ich allerdings genügend Platz vor der Bühne, um Fotos zu machen. Die Mainzer Monosphere machen heute den Support und Opener für Imperial Triumphant.

Wie gesagt, Monosphere kommen aus Mainz und das sorgt natürlich dafür, dass hier auch einige Fans und Freunde des Quintetts aus der Nachbarschaft anwesend sind. Die Band spielt einen recht eigenständigen Mix aus Post Hardcore und Prog Metal. Auf der Bühne ist gerade noch genügend Platz für den Fünfer. Meist im Dunkel agierend und mit heftig viel Einsatz von Flash. Die Blitze kommen recht schnell hintereinander, wie bei einem großen Gewitter in unmittelbarer Nähe. Dazu der musikalische Donner, den Monosphere passend dazu schnell und gewaltig hören lassen. Menschen mit einem Anfallsleiden hätten hier heute Abend wohl keine Chance, ohne einen solchen zu erleiden, rauszukommen. Die Band bringt in den knapp vierzig Minuten natürlich Songs von ihrem Debütalbum The Puppeteer. Ziemlich facettenreich ist ihre Mucke. Fronter Kevin Ernst wagt sich nicht nur mit Harsh Voices in den Vordergrund, sondern ist auch mit Clean Vocals dabei. Während er mit den Harsh Voices ziemlich stark auftrumpfen kann, sind die klaren Gesänge aus meiner Sicht doch noch ausbaubar. Vielleicht sollte sich die Band überlegen, dafür einen zweiten Sänger mit ins Line-Up zu nehmen. Das machen im Hardcore Bereich ja viele Bands.

Monosphere, Schlachthof Wiesbaden 2023
Pic by Big Simonski

Die Songs haben teilweise Mathcore-artige Wechsel. Es gibt harte, technisch vertrackte und auch sehr sphärische Parts auf die Ohren. Instrumental können die Jungs aus Mainz echt überzeugen. Ihr Schlagzeuger ist sehr oft im Stehen unterwegs, gerade wenn es etwas atmosphärischer wird. Ich bin im Koblenzer Raum sehr oft bei Metalcore, Deahtcore und ähnlichen Veranstaltungen unterwegs. Da würden die fünf Jungs aus Mainz ganz gut dazu passen, vlt. auch mal in der Kombi mit den Koblenzer Lokalmatadoren Coma-Taj bei einem Shout Loud Event.

Monosphere, Schlachthof Wiesbaden 2023
Pic by Big Simonski

Die Jungs werden mit dem verdienten Applaus entlassen. Die kurze Umbauphase ist zugange. Die drei Protagonisten Zachary Ilya Ezrin (Gitarre, Gesang) Kenny Grohowski (Schlagzeug) und Steve Blanco (Bass, Gesang) stimmen schon einmal ihre Instrumente ein. Dies noch völlig unmaskiert. Dann ist alles wohl in Ordnung und das Trio verschwindet wieder. Es dauert etwas, dann sind sie zurück. Und wie! In ihren schwarzen Gewändern und den goldfarbenen Masken haben sie mit den drei Herren von eben nichts mehr zu tun.

Es beginnt ein kultähnlicher Liveauftritt des Trios Imperial Triumphant. Seltsam, mysteriös und vielleicht auch dekadent!? Dekadent erscheinen sie auf jeden Fall im Umgang ihres Musikstils. Die New Yorker verschmelzen in ihrer extrem avantgardistischen Musik viele Musikstile, ebenso wie im Big Apple verschiedene Kulturen verschmelzen.

Imperial Triumphant, Schlachthof Wiesbaden 2023
Pic by Big Simonski

Ich bin von der allerersten Minute an extrem begeistert. Das ist einfach großartig, was die Band da oben fabriziert. Ich bin allerdings auch dem Avantgarde und allen extremen Musikrichtungen sehr zugeneigt und empfinde Disharmonie als die größte Bereicherung für die verwöhnten Ohren. Den Fans hier und auch dem Leser dürfte aber klar sein, dass das absolut nichts ist für den „gemeinen und ordinären“ Metaller, obwohl Imperial Triumphant auch schon in Wacken gespielt haben. Iron Maiden Fans sind hier total fehl am Platz, Sabaton und andere Kirmesmusiker sowieso. Und obwohl die drei Protagonisten Masken tragen, ist das hier überhaupt kein Mummenschanz, wie zum Beispiel bei Ghost und ähnlichen Bands. Das ist kein „Eins, Zwei, Drei, Vier – noch ein Bier“-Metal; auch wenn die Dame neben mir gerade ihr volles Bier auf den Boden fallen lässt 🙂

Bei Songs wie Atomic Age, Devs Est Machina, Transmission To Mercury, Chernobyl Blues, Death On A Highway oder Rotted Futures gehen die Fans hier genauso extrem mit, wie die Band ihre Extrem Musik serviert. Ziemlich krasses Zeug, welches insbesondere auf den letzten beiden Studioalben Alphaville (2020) und Spirit Of Extasy (2022) zu hören ist. Genial live auch festgehalten 2021 auf An Evening With Imperial Triumphant mitten in der Corona-Krise 2021 im New Yorker Slipper Room. Die bekomme ich heute Abend von ihnen signiert. Da fällt mir gerade ein, dass Mastermind Zachary Ilya Ezrin auch bei den Symphonic Black Metallern Folterkammer tätig ist. Ein weiteres Must Do für mich.

Imperial Triumphant, Schlachthof Wiesbaden 2023
Pic by Big Simonski

Wie soll ich die Musik des Trios beschreiben? Zwar noch (Black) Metal, aber eigentlich davon auch viel zu weit weg, um nur dort eingeordnet zu werden. Alles, was man eben nicht so eindeutig einordnen kann, wird gemeinhin unter Avantgarde eingestuft. In diesem Fall eben unter Avantgarde Metal, da der Anteil an Metal noch zu überwiegen scheint. Wobei ich schon gestehen muss, dass ich das in diesem Fall nicht unbedingt so eindeutig feststellen kann, denn der Anteil an jazzigen Einflüssen ist hier schon extrem hoch, genauso wie der Anteil an Soundsequenzen, die man auch nicht unbedingt im Metal ansiedeln muss oder kann, sondern die eher wohl für Soundtracks konzipiert zu sein scheinen. Ich persönlich würde Imperial Triumphant am ehesten als experimentell avantgardistische Jazz Metal-Band bezeichnen, auch wenn nicht unbedingt alle Songs jazzige Anteile haben. Einiges erinnert mich an die verrückten Sachen von John Zorns Naked City oder auch Painkiller.

Mitten in der Show schüttelt Zachary Ilya Ezrin eine Sektflasche und öffnet sie, natürlich folgt der zu erwartende Effekt. Die Fans direkt vor der Bühne öffnen ihre Münder und erhalten einen Schluck des edlen Getränkes. Im weiteren Verlauf wird die Flasche noch einige Male als Hilfsmittel zum Spielen des Basses von Steve Blanco eingesetzt. Dieser ist übrigens teilweise derart verzerrt, dass man ihn nicht unbedingt als Bass wiedererkennen kann. Einen Auftritt eines Trompeters oder eines Saxofonisten (wie es gelegentlich bei Performances von Imperial Triumphant geschieht), gibt es heute leider nicht.

Imperial Triumphant, Schlachthof Wiesbaden 2023
Pic by Big Simonski

Nach circa 70 Minuten und einer lautstark geforderten Zugabe ist dann leider Schluss. Die Show hätte ich mir noch wesentlich länger ansehen können. Schnell sind die drei Musiker „unmasked“ nach der Show wieder auf der Bühne, um selbst abzubauen. Für das eine oder andere Gespräch oder Selfie mit ihren Fans nehmen sie sich dabei allerdings genügend Zeit.

Abschließend sage ich einfach: Eine sehr schräge avantgardistische Sache, die mir persönlich außerordentlich gefallen hat. Ob dies für die Ohren vor breiterem Publikum geeignet war, sei mal dahingestellt. Die Fans, die dabei waren, haben es auf jeden Fall genossen.