Iron Fate – Crimson Messiah

Frisch geschmiedeter Stahl nach langem Winterschlaf

Artist: Iron Fate

Herkunft: Goslar, Deustchland

Album: Crimson Messiah

Spiellänge: 56:23 Minuten

Genre: Heavy Metal, Power Metal

Release: 17.12.2021

Label: Massacre Records

Link: https://www.facebook.com/Iron-Fate-132066280138096

Bandmitglieder:

Gesang – Denis Brosowski
Gitarre – Harms Wendler
Gitarre – Oliver von Daak
Bassgitarre – Jan Sasse
Schlagzeug – Kai Ludwig

Gastmusiker:

Henrik Osterloh (Deny The Urge) – Solo bei Strangers (In My Mind)
Jost Schlüter – Solo bei Crimson Messiah und Crossing Shores
Harry „The Tyrant“ Conklin (Jag Panzer, Satan’s Host) – Gastvocals bei Crossing Shores

Tracklist:

  1. Crimson Messiah
  2. Malleus Maleficarum
  3. We Rule The Night
  4. Crossing Shores
  5. Mirage
  6. Strangers (In My Mind)
  7. Hellish Queen
  8. Guardians Of Steel
  9. Saviors Of The Holy Lie
  10. Lost Forever (Bonus Track)

Der Name Iron Fate dürfte nicht jedem Metalhead geläufig sein. Das liegt zum einen daran, dass die Jungs nicht aus einer Weltmetropole stammen, sondern aus dem beschaulichen Harzer Touristenmagnet Goslar. Zum anderen dürfte auch die Tatsache eine Rolle spielen, dass das Debütalbum Cast In Iron schon stolze elf Jahre auf dem Buckel hat. Da ich einige Jahre in Goslar gelebt und gearbeitet habe, ist mir die klassische Metalband geläufig und knallt immer mal wieder durch meine Anlage. Vor allem Brecher wie Resurrection oder die Nevermore-Gedächtnis-Ballade Imagine A Better World. Nach so vielen Jahren hat sich einiges im Line-Up getan. Immerhin sind die Protagonisten und Aushängeschilder der Band geblieben. Da ist auf der einen Seite Wundersänger Denis Brosowski, der in einer Liga mit den ganz Großen spielt und wie ein uneheliches Kind von Rob Halford und Warrel Dane klingt. Auf der anderen Seite haben wir Saitenhexer Harms Wendler, der seine Künste ebenfalls vor niemandem verstecken muss. Der Rest der Truppe wurde einmal runderneuert. Mal schauen, welche Einflüsse nach einer derart langen Pause zu vernehmen sind. Das Cover und die Songtitel von Crimson Messiah lassen auf jeden Fall wieder eine Reise durch die amerikanische und europäische Metal-Landschaft vermuten. Also poliert euer Schwert und zieht mit Iron Fate erneut in die Schlacht.

Im Promoschreiben ist neben US-Metal auch von Thrash-Einflüssen die Rede. Der Opener und Titelsong zeigt gleich warum. Ohne Intro peitschen mir die Riffs um die Ohren. Leicht progressive Elemente, die vor allem Bands wie Nevermore oder Jag Panzer auszeichnen, sind ebenfalls zu hören. Das erwärmt mein Progger-Herz. Die Solo-Sektion im letzten Drittel der Nummer animiert direkt zum Luftgitarre-Spielen. Es folgt das Finale und Sänger Denis haut noch mal alles raus: „Messiiiiiaaaaaaahhhhh“ – was für ein Schrei. Halford wäre stolz.

Bei Malleus Maleficarum fällt mir direkt auf, dass der Frontmann sein Spektrum in den letzten Jahren noch erweitert hat. Selbst die Tonartwechsel eines Geoff Tate (ex-Queensrÿche) meistert er ohne Probleme. Absolute Waffe der Kerl. Der Refrain wird in bester Hammerfall-Manier geshoutet und die Soli schneiden wieder den härtesten Stahl in Stücke. Das Teil dürfte live abgehen wie ein Zäpfchen. Da kreisen die Matten der Kuttenfraktion. We Rule The Night tritt darauf mächtig auf die Bremse. Obwohl ich ein Verfechter von ruhigen Momenten im Metal bin, gibt mir der Song auch nach mehreren Anläufen nicht viel. Da fehlt mir der außergewöhnliche Moment.

Schöne Twin-Leads eröffnen Crossing Shores. An dieser Stelle ist die Zeit, um die tolle Produktion von Jost Schlüter aus den PureSonic Studios zu loben: glasklar, weder zu rumpelig noch zu modern. Genauso höre ich dieses Genre gerne. Wie schon erwähnt, erinnert der Gesang von Denis Brosowski wirklich an bekannte Stimmen des Metal, doch hier imitiert er nicht etwa Harry Conklin von Jag Panzer, nein, die Goslarer haben sich The Tyrant himself für das Stück eingeladen. Da kann man schon mal ehrfürchtig werden. Seine markante Stimme ergänzt sich hervorragend mit den hohen Screams von Fronter Denis. Dazwischen holen mich die melodischen Gitarrenläufe immer wieder aufs Neue ab.

Mirage greift zwar zu ähnlich introvertierten Klängen wie We Rule The Night, jedoch ist der Spannungsbogen hier weitaus gefälliger. Der leicht vertrackte Rhythmus wird von Bassist Jan Sasse und Drummer Kai Ludwig in Szene gesetzt. Darüber legen sich warme Gesangsharmonien und abermals melodische Arrangements der Herren an den sechs Saiten. Ein richtiger Grower, den man beim ersten Durchlauf durchaus übersehen kann.

Der mit knapp zehn Minuten längste Song namens Strangers (In My Mind) beginnt als klassische Ballade à la Beyond The Realms Of Death und wird durch den ersten Akt von Gesang und Akustikgitarre getragen. Schöner warmer Sound mit viel Hall, wie man es aus den Achtzigern kennt und liebt. Hier und da gesellt sich ein verträumtes Solo dazu. Denis singt, leidet, schmachtet und holt dazu noch „Evil-Vocals“ aus seinem Repertoire. Dann wendet sich das Blatt im zweiten Akt und galoppiert in feinstem Power-Metal-Stil davon. Toller Aufbau des Songs, der zu keiner Sekunde langweilt. Helloween und ganze alte Fates Warning grüßen zu Beginn von Hellish Queen, welches einen perfekten Beat zum amtlichen Headbangen mitbringt.

Eine Band namens Iron Fate könnte mit einem Songtitel wie Guardians Of Steel leicht in die Kitschecke gestellt werden. Zum Glück haben die Goslarer außer bei den Namen keinen Platz für Kitsch. Die Schnittmenge zwischen US- und EU-Power Metal wird immer geschmackvoll umgesetzt. Mehr Stahl, weniger Einhörner. So rockt und frickelt sich das Quintett in den besagten Song. Obwohl mir die Maiden-artigen Gitarren mit Hang zur Wiederholung gefallen, fehlt mir bei den „Wächtern des Stahls“ etwas die Durchschlagskraft.

Saviors Of The Holy Lie baut sich wie alte Sabbath oder ähnliche Epic-Doom-Haudegen auf und zeigt wieder einmal das breite Spektrum von Iron Fate. Auf Crimson Messiah können sie neben US-Metal auch Power Metal, Hard Rock und Doom verarbeiten, ohne dass es aufgesetzt wirkt. Da wir gerade beim Thema sind, gibt es ein Black Sabbath-Cover als Bonus obendrauf. Es handelt sich um Lost Forever vom 87er Eternal Idol-Album aus der weniger beachteten Tony Martin-Phase. Dass Denis Brosowski Mr. Martin locker an die Wand singt, macht die Angelegenheit interessant. Seine Darbietung erinnert mich wieder einmal an Geoff Tate, und da ich mich in der Sabbath-Diskografie nicht sonderlich heimisch fühle, hätte ich sogar auf eine alte B-Seite von Queensrÿche getippt. Runde Sache.

Iron Fate – Crimson Messiah
Fazit
Iron Fate kommen nach elf Jahren Winterschlaf zurück und haben nichts verlernt. Im Gegenteil. Die Songs auf Crimson Messiah haben im Vergleich zum Debüt deutlich an Abwechslung gewonnen. Durch die immer wieder eingestreute Finesse der beteiligten Akteure heben sich die Kompositionen von der Masse ab, ohne natürlich das Rad des klassischen Metal neu zu erfinden. US-Metal Made in Goslar mit einem Sänger Made in Heaven (or Hell).

Anspieltipps: Crimson Messiah, Malleus Maleficarum und Strangers (In My Mind)
Florian W.
8.3
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8.3
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