Jordfäst – Av Stoft

Höllisch bombastische Kälte

Artist: Jordfäst

Herkunft: Skåne (Småland), Schweden

Album: Av Stoft

Spiellänge: 33:07 Minuten

Genre: Black Metal

Release: 28.10.2022

Label: Nordvis Produktion

Link: https://www.facebook.com/jordfastband/

Bandmitglieder:

Gesang – Elis Edin Markskog
Alle Instrumente und Cleangesang – Olof Bengtsson

Tracklist:

  1. Abortologen
  2. Kom Eld, Kom Regn

Was lange währt, wird endlich gut und/oder böse oder gar kalt und bissig, so hoffe ich und mache mich an das schon lange überfällige Review von Jordfäst.
Das schwedische Duo ist seit 2017 aktiv und hat sich dem Black Metal verschrieben. Hinter der Band Jordfäst stecken Elis Edin Markskog und Olof Bengtsson, wobei Ersterer als Growler der schwedischen Grinder von Birdflesh bekannt sein müsste.

Das aus dem schwedischen Småland stammende Duo hat erst vor rund anderthalb Jahren sein Debüt Hädanefter (VÖ: 07.05.2021) veröffentlicht und legte vergangenes Jahr am 28.10.2022 mit Av Stoft nach. Es ist wohl das Konzept der Band, Alben mit maximal zwei überlangen Tracks und einer Gesamtspiellänge von gut 33 Minuten herauszubringen. Zumindest folgt das Album Av Stoft dem Credo des Vorgängers.

Av Stoft – schwedisch für „Von Staub“ als Sinnbild für Vergänglichkeit, Trostlosigkeit, Zerstörung und Tod – macht dort weiter, wo Hädanefter (2021) aufgehört hat. Mit folkigen Melodien und theatralischen Erzählungen, die in ein solides Rückgrat aus Black Metal eingewebt sind, tauchen Jordfäst weiter in die kargen Gefilde skandinavischer Härte und Melancholie ein. Episch und träumerisch beschwört Av Stoft wehmütige Klanglandschaften herauf, vergleichbar mit Genre-Größen wie Skogen, Saiva und Primordial.

Die beiden Songs auf Av Stoft, die zusammen auf eine Spielzeit von 33 Minuten kommen, erzählen ernüchternde Geschichten von menschlichen Kämpfen gegen gesellschaftliche Normen und religiöser Unterdrückung; der Kampf um das Recht, sein Schicksal selbst zu bestimmen. Wie es im wirklichen Leben üblich ist, sind diese Geschichten sowohl von Helden als auch von Happy Ends befreit.
Die harten Wahrheiten der Natur sind nicht nur in das Konzept des Albums, sondern auch in seinen musikalischen Kern durchdrungen – die düsteren Schichten, durchsetzt mit sengenden Melodien, spiegeln eine Realität wider, die so unversöhnlich ist wie der nördliche Winter.

Das Erzählte ist demnach alles andere als ruhmreich. Der Song Abortologen ist eine unglückselige Mär von Schuld und ausbleibender Sühne, handelt von Missbrauch und einer missglückten Abtreibung. Dieses 16-minütige Werk wirkt zu jeder Zeit schwermütig und wütend, blickt man auch erst mal durch und ordnet sich die Parts, so versteht man als Hörer immer wieder etwas mehr.

Kom Eld, Kom Regn hingegen beschreibt die Verbitterung eines jungen Mannes. Epischer Chorgesang und melodiöse Leads transportieren anfangs das Gefühl von riesiger Sehnsucht. Diese kehrt sich in besagte Negativität, welche auch hier in rasanten Ausbrüchen ihren Ausdruck findet, bevor doch wieder die Melancholie in entschleunigender Epik die Oberhand gewinnt. Der dynamische Aufbau verhindert, dass die Überlänge der Songs den Hörer erschlägt und doch hätten die Herren die einzelnen Phasen in Songs aufteilen dürfen. Leichte, verdauliche Kost ist dieses Album aber nicht. Freunde der skandinavischen Klänge sollten mindestens einen Durchlauf riskieren.

Av Stoft wurde im Studio Wheelmust aufgenommen. Gemischt und gemastert wurde das Album im The Overlook von William Blackmon.

Jordfäst – Av Stoft
Fazit
Zwei Songs, die aufgrund der Übersichtlichkeit auch gern hätten auf „neun“ Titel aufgeteilt werden können, wie es auf Spotify ersichtlich und hörbar ist. Keine Frage, die beiden Werke auf Av Stoft wirken und das macht auch Spaß, aber die Länge mag verschrecken. Dennoch: Jordfäst versprühen mit Av Stoft eine höllisch bombastische Kälte, die Fans des nordischen Schwarzmetalls gefallen dürfte.

Anspieltipps: Beide Songs wirken zusammen(!)
Dave S.
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