Artist: L’Alba Di Morrigan
Herkunft: Turin, Italien
Album: I’m Gold, I’m God
Spiellänge: 59:35 Minuten
Genre: Post Metal, Gothic Metal, Doom Metal
Release: 18.06.2021
Label: My Kingdom Music
Link: https://www.facebook.com/lalbadimorrigan
Bandmitglieder:
Gesang und Keyboard – Hugo Ballisai
Gitarre – Giampero Ballisai
Gitarre – Raffaele Carano
Gitarre – Gianni Vallino
Bassgitarre – Osmar M. Santucho
Schlagzeug – Marco Rossini
Tracklist:
- Satya Yuga
- I Fiumi Di Rosso Sangue
- Where Everything We Know Begins And Ends
- I’m Lucifer
- I Am Gold, I Am God
- Aiwass
- The Chant Of The Universe
- Kali Yuga
- Alpha Supernova
- The Voice Of Choronzon
- Rosa Mundi
- Morrigan’s Dawn
Nicht nur Skandinavier und Briten haben einen Hang zu düsteren Post-Metal-Szenarien. Auch aus dem sonnigen Bella Italia kommen dunkle Vibes in Form der Post/Dark/Gothic Metal Hybriden L’Alba Di Morrigan. Geschlagene neun Jahre hat sich Bandgründer Hugo Ballisai Zeit gelassen, um den Nachfolger des Debütalbums The Essence Remains zu präsentieren. Diese lange Pause ist nicht zuletzt einigen Besetzungswechseln geschuldet. Vom damaligen Line-Up ist nur noch Hugo Ballisai selbst übrig geblieben. 2020 nahm die aktuelle Formation das vorliegende zweite Album I’m Gold, I’m God auf, welches am 18.06.21 auf My Kingdom Music erscheint.
Mal sehen, was die Datenbank von Time For Metal so über die 2008 in Turin gegründete Band ausspuckt. Tatsächlich hat das Debüt The Essence Remains damals die volle Punktzahl abgeräumt (zum Review), was mich natürlich umso neugieriger macht. Das Album ermöglichte der Band auch Supportgigs u. a. mit Anathema und Antimatter. Um vollständig in das Universum von L’Alba Di Morrigan einzutauchen, führe ich mir zunächst das erste Album der Italiener zu Gemüte. Mein kurzes Fazit: ein starker Mix aus alternativen Klängen à la A Perfect Circle und den schwarzen Sound-Landschaften von Katatonia. Wie hat sich der Sound über die Jahre und durch die vielen Wechsel im Line-Up entwickelt?
Wie gleich der Opener Satya Yuga zeigt, ist der Sound auf jeden Fall schwerer geworden. Weniger Alternative Rock, mehr Doom-Anteile. Auch an den Stimmbändern von Ballisai ist die Zeit scheinbar nicht spurlos vorbei gegangen. Während man auf dem Debüt noch typisch warme Alternative-Vocals hören konnte, wie man sie auch von Maynard James Keenan kennt, ist das Organ des Bandgründers deutlich rauer geworden. Wie gewohnt werden einige Stücke in der italienischen Sprache gesungen, andere wiederum auf Englisch. So oder so kann ich mich nur schwer mit dem „neuen“ Gesangsstil des Mainmans anfreunden.
Ein weiterer negativer Punkt kommt dazu und erschwert den Hörgenuss: Einen roten Faden kann ich in den ersten drei Songs nicht erkennen, obwohl ich als Fan von progressiven Bands durchaus mit ungewöhnlichen Strukturen vertraut bin. Bedrohlich und drückend, aber gleichzeitig auch zäh und schwer verdaulich rauschen die Songs mal mehr, mal weniger schnell durch die Boxen – hängen bleibt nichts.
Die Synthies und Drums zu Beginn von I’m Lucifer wirken zugänglicher und vertrauter. So wie ich mit dem ersten Album eingestiegen bin. Dieser Zustand hält leider nicht lange an. Spätestens ab der Hälfte des Songs wirkt alles wieder zerfahren. Tool-Huldigungen liefert der Titeltrack. Schlagzeug und Bass erinnern stark an die Amerikaner und der durch Effekte aufgemotzte Gesang unterstreicht diese Tatsache. Gleichzeitig ist I’m Gold, I’m God das erste Lied, bei dem ich wirklich hängen bleibe.
Die angedickten Riffs und die ersten richtigen Hooks in Aiwass wissen auch zu begeistern. Hier passt der Wechsel zwischen sanften und rauen Vocals perfekt und die Akustikgitarren runden den Song ab. Der Sprechgesang in The Chant Of The Universe funktioniert für mich wiederum gar nicht. Das vierte hinduistische Zeitalter Kali Yuga wird eingeleitet: das Zeitalter des Verfalls und des Verderbens. Das Instrumental mit den wunderschönen Gitarrensoli flutscht wieder bestens – wenn doch nur alle Songs diese Qualität besäßen.
Kaum tätige ich diese Aussage, schon werden in Alpha Supernova wieder so viele Ideen verwurstet, dass es einfach keinen Sinn mehr ergibt – selbst vor einem progressiven und polyrhythmischen Hintergrund. Zu viele Ideen trüben das Hörvergnügen wie die Köche den Brei. Copy-and-paste: Das Ganze gilt leider auch für The Voice Of Choronzon. Vielleicht hätten sich L’Alba Di Morrigan ihren Erfindergeist für den folgenden Longtrack Rosa Mundi aufheben sollen, denn dieser plätschert die ersten fünf Minuten etwas vor sich hin. Dann folgt allerdings ein starkes Finale mit gefühlvollen Soli und Gesangspassagen.
Wie schon ihren Bandnamen widmen L’Alba Di Morrigan den letzten Song der keltischen Schicksals- und Todesgöttin Morrigan. Begleitet von akustischen Gitarren intoniert Hugo Ballisai die atmosphärische Ballade Morrigan’s Dawn und sorgt immerhin noch für einen versöhnlichen Abschluss des Albums.