Laser Days am 02. und 03.12.2022 im Bambi Galore in Hamburg

Fantastische Bands und eine ausgelassene Stimmung trotz geringer Zuschauerzahl

Eventname: Laser Days

Bands: Night Laser, Astroking, Gun Called Britney, Mob Rules, Hammer King, Snakebite, Damn!Escape, Wasted Act

Ort: Bambi Galore, Hamburg

Datum: 02.+03.12.2022

Genre: Glam Metal, Power Metal, Kickass-Rock, Hard Rock

Besucher: ca. 60 Besucher

Link: https://nightlaser.de/

Es ist das erste Dezemberwochenende 2022. Das Jahr neigt sich dem Ende zu, aber Benno und Robert Hankers wollen es mit ihren Laser Days noch mal so richtig krachen lassen. Das Konzept umfasst vier Tage mit Livemusik – zwei in ihrer Wahlheimat Hamburg und zwei Wochen später sollen zwei weitere Konzertabende in ihrer „alten“ Heimat Braunschweig folgen. Neben ihrer eigenen Band Night Laser haben die beiden Brüder einige Hochkaräter der Glam und Power Metal Szene sowie interessante Newcomer eingeladen. Die Veranstalter gehen mit diesem Konzept ein gewisses Wagnis ein, denn die Verkaufszahlen von Tickets sind derzeit alles andere als gut, abgesehen vielleicht von Veranstaltungen der ganz großen Bands. Womit wir auch schon beim Thema wären, denn dieses Wochenende gastieren auch Powerwolf in Hamburg, die mit ihren Support-Acts Dragonforce und Warkings eine sehr ähnliche Klientel ansprechen. Es ist das generelle Problem dieser Tage, es gibt sehr viele und häufig parallele Veranstaltungen im gleichen oder verwandten Genre. Der potenzielle Besucher muss also zum einen schauen, wie viele Konzerte er eigentlich besuchen kann (Zeit, Geld) und welche es dann tatsächlich werden sollen. Im Prinzip ein Luxusproblem für den Musikliebhaber, aber eine große Herausforderung für die Veranstalter, Bands und Locations. Nun, ich habe mich dafür entschieden, dieses Wochenende im Bambi Galore zu verbringen, um das fantastische Line-Up, das Night Laser uns zusammengestellt haben, abzufeiern.

Tag 1: Freitag, der 02.12.2022

Es kommt, wie es vielleicht kommen musste, das Bambi Galore ist nur spärlich gefüllt. Mir fehlt die Fantasie, wie mit der Besucherzahl schwarze Zahlen geschrieben werden könnten, aber die Stimmung der Anwesenden trübt das glücklicherweise keineswegs.

Gun Called Britney, Bambi Galore, Hamburg, Foto: Lars Thoke

Den Auftakt macht eine Band, die zumeist auf dem Hamburger Kiez mit einem Coverprogramm in verschiedenen Clubs unterwegs ist. Die vier Jungs von Gun Called Britney um Sänger Josh Hadafew haben aber auch eigene Songs im Repertoire, die sie uns hier und heute präsentieren. Monsters In Chucks ist der erste Song ihres Sets und es gelingt ihnen hervorragend, die Menge damit direkt einzufangen. Einen besonderen „Special-“ Effekt erleben wir, als während Let Me Burn die Blitze, die auf Jans Bass zu sehen sind, plötzlich zum Leben erwachen und ein wirkliches Blitzgewitter abliefern. Die Eigenanfertigung begeistert sofort das Publikum. Von zart bis hart weiß das Quartett die Zuhörer mitzureißen, mir bleibt besonders der Song Gibsy im Ohr. Immerhin zehn Songs dürfen die Jungs abliefern, der Wunsch nach mehr liegt zum Ende ihrer Show jedoch in der Luft.

Astroking, Bambi Galore, Hamburg, Foto: Lars Thoke

Nach dem absolut gelungenen Auftakt in diesen noch jungen Abend geht es auf der Bühne nach der kurzen Umbaupause für Astroking um nichts Geringeres, als die bösen Mächte des Universums auf der Erde zurückzuschlagen. Astroking sind Gitarrist Danny Galactic, Beat Maschine Van Drómeda an den Drums, Rica Stardust zuständig für das Tieftonfundament sowie Sänger und Gitarrist Captain Power. Das Vierergespann aus Berlin spielt einen durchaus überzeugenden Power Metal, hat aber dennoch etwas Arbeit vor sich, um sein volles Potenzial auszuschöpfen. Dabei würde ich mir insbesondere mehr Kraft im Gesang wünschen. Die Bühnenoutfits erinnern ein bisschen an Steampunk oder den Endzeitfilm Mad Max, aber wer von uns weiß schon, welche Kleidung sich als Ritter für Recht und Ordnung in der Weite der Galaxien als vorteilhaft erweist 😉 Mit Stardust In Space endet ihre heutige Schlacht, und der Kampf gegen die Finsternis wird, gemeinsam mit dem begeisterten Publikum, gewonnen.

Night Laser, Bambi Galore, Hamburg, Foto: Lars Thoke

Bühne frei für den Headliner! Schon vor Beginn des Auftritts von Night Laser wird es vor der Bühne spürbar enger. Es sind vermutlich nicht deutlich mehr Leute im Saal, aber dennoch rücken alle etwas dichter zusammen. Die Vorfreude auf das Kommende elektrisiert das Publikum spürbar. Mit Chaos Crew starten Night Laser standesgemäß in ihre Show. Die Stimmung ist überragend und die Spielfreude steht den Jungs auf der Bühne ins Gesicht geschrieben. Es folgt ein wahres Feuerwerk an Hits. Unter anderem Street King, Prime Minister Of Rock And Roll oder Promised Land heizen der Meute ordentlich ein. Etwa zur Hälfte des Sets bekommt Ingemar Inge‘ Oswald die volle Aufmerksamkeit. Die Band verlässt die Bühne, nur der Schlagzeuger muss weiter ackern. Die Beatmaschine der Night Lasers zeigt, was in ihr steckt. Die Sticks wirbeln nur so durch die Luft. Der Trommler weiß seine Zuhörer definitiv zu begeistern. Untermalt wird das Finale seines Solos durch Pyrotechnik, die mich in dieser Location tatsächlich überrascht hat. Mit Volldampf geht es direkt weiter. Die zweite Hälfte ihres Auftritts dürfen wir Roberts und Bennos Workout-Erfolge bewundern. Also für mich stehen ab sofort weniger Schokoriegel und mehr Bewegung auf dem Programm. Ob in Wrecked, Captain Punishment, LA One Day oder Fighting The Blues – das Quintett versprüht eine Wahnsinns-Energie und die begeisterten Fans stehen dem in nichts nach. Na klar, eine Night Laser Show kann nicht ohne die Huldigung ihrer Fans auskommen, so ist der letzte Song des Sets Laserhead. Der letzte Song? Denkste! Die jubelnden Fans fordern eine Zugabe ein, der auch prompt nachgekommen wird. Als Nachschlag spendiert der Headliner Keep This Love Alive und On My Own. Nach dem Abbau stellt sich die Band ausdauernd für Gespräche, Autogramme und Selfies. Damit endet der wunderbare Freitag und die Vorfreude auf den Samstag ist bei mir riesig.

Tag 2: Samstag, der 03.12.2022

Der zweite Tag beginnt schon ein paar Stunden früher, schließlich spielen heute gleich sechs Bands. Vor den Konzerten findet im Kulturpalast eine Plattenbörse statt, zu der ich aber leider nicht rechtzeitig vor Ort bin. Auch heute erhalte ich die Info, dass der Vorverkauf der Tickets zu wünschen übrig lässt. Mir ist bewusst, dass ihr das inzwischen fast überall zu lesen bekommt, aber wenn zu wenig Tickets gekauft werden, dann sind solche Veranstaltungen nun mal vielleicht schon bald nicht mehr möglich. Dann wird es vielleicht lange dauern, bis ihr eure Lieblingsbands wieder in einer Stadt in eurer Nähe zu sehen bekommt. Einzuräumen ist aber sicherlich, dass die Dichte an Konzerten derzeit auch überdurchschnittlich hoch ist und die meisten von uns eben auch nur einmal im Monat Einkommen bekommen. Aber genug der Moralpredigt. Es sind immerhin ein paar mehr Leute anwesend als am Vortag und an diejenigen, die heute nicht den Weg ins Bambi Galore gefunden haben, ihr verpasst etwas!

Night Laser, Bambi Galore, Hamburg, Foto: Lars Thoke

Es ist so schön, wenn der Tag da anknüpft, wo der vorige Abend so fulminant endete. Night Laser starten mit einem Quickie den zweiten Tag ihrer Laser Days. Dabei tritt die Band mit einem vollkommen anderen Bühnenoutfit an als noch am Vortag. Die schicken Anzüge erinnern eher an eine Blues-Kapelle als an eine Heavy Glam Metal Truppe. Wer allerdings dachte, dass heute ein anderer Musikstil präsentiert werden könnte, wird schnell eines Besseren belehrt. Das Programm des Vortages haben Rob und Benno auf 30 Minuten zusammengestrichen, die Energie, mit denen die Songs vorgetragen werden, ist aber trotz der frühen Zeit auf einem sehr hohen Niveau. Sieben Songs, keine Zugabe, heute steht noch einiges auf dem Programm.

Wasted Act, Bambi Galore, Hamburg, Foto: Lars Thoke

Wer auf Hard Rock oder 80er-Jahre Heavy Metal steht, sollte jetzt die Ohren spitzen, denn die folgende Combo aus Göttingen hat sich diesem Genre verschrieben. Wasted Act haben sich 2017 gegründet und sind somit relativ jung, insbesondere, wenn man auch die Coronapause noch abzieht. Im Netz findet man noch nicht sehr viel über die fünf sympathischen Musiker. Gerade mal einen Song, die 2020 veröffentlichte Single Fastlane, bieten Spotify und Co. uns an. Rein optisch fühlt man sich direkt in der Zeit um einige Jahrzehnte zurückversetzt. Die Band um Sänger Mosi Hollywood bringt vieles mit, was man sich von einer Metal Band wünscht. Die Bühnenpräsenz, nicht nur des Sängers, ist großartig und absolut stimmig. Die Bühnengröße im Bambi lässt keine allzu gewagten Choreografien zu, dennoch gelingt es der Band, sehr lebendig zu erstrahlen. Wasted Act spielen ein Set aus neun Songs und neben der bereits erwähnten Single hören wir Titel wie Moonlight Driver, Cut Loose, Devil’s Child und Take Me. Insgesamt liefern die Niedersachsen eine sehr solide und unterhaltsame Show ab. Leider kommt der Livesound heute allerdings nicht so recht an die Studioaufnahme heran. Die Band sollte man in jedem Fall mal im Auge behalten, so einem der Stil generell gefällt. Ich für meinen Teil bin jedenfalls positiv angetan.

damn!escape, Bambi Galore, Hamburg, Foto: Lars Thoke

Der geplante dritte Auftritt des heutigen Tages waren Cobrakill, die aus gesundheitlichen Gründen leider kurzfristig absagen mussten. Den Hankers Brüdern ist es glücklicherweise gelungen, die Lücke mit einer Lüneburger Band zu schließen, die gerade erst Mitte Oktober ihr Debütalbum veröffentlicht hat. Damn!escape ist ein Quartett junger Männer, die ihre Musik selbst als Energetic Kickass Rock beschreiben. Die Reise beginnt mit Devil’s Friend. Dabei überrascht mich Gitarrist und Sänger Eddy mit seiner kräftigen, rauen und sehr dynamischen Stimme. Bassist Wolfi habe ich bereits zuvor kennengelernt, als er vor der Markthalle Werbung für die Release-Show ihres Albums gemacht hat, daher war ich besonders angetan, als ich von der Änderung im heutigen Programm erfahren habe. Diese Jungs werde ich auf jeden Fall im Auge behalten. Die Setliste für ihren Gig umfasst zehn Titel, wie auch die CD, allerdings dürfen wir live auch den sonst nur digital erhältlichen Bonustrack Make Rock ’n‘ Roll hören, dafür fällt If I Had A Gun raus. Mit wahnsinniger Energie rocken sie die Bude und verstehen es, dies auf ihr Publikum zu übertragen. Richtig Zeit zum Durchatmen gibt es kaum. Gut 40 Minuten ballen sie uns einen grandiosen Song nach dem anderen in die Ohren. Es ist das reinste Vergnügen und schon ein wenig schade, als es dann mit Winner zum Ende der Performance kommt.

Snakebite, Bambi Galore, Hamburg, Foto: Lars Thoke

Bereits zehn Jahre im Geschäft sind Snakebite aus Essen und obwohl die Jungs bereits drei Scheiben auf dem Markt haben, zuletzt das Livealbum 100 Deperate Hearts aus dem Jahr 2020, höre ich sie heute zum ersten Mal. Searching For Freedom heißt der erste Song, der uns in die Welt von Snakebite einführt. Hardrock wie in den guten alten Zeiten! Haben sie ein Alleinstellungsmerkmal? Diese Frage müsst ihr euch wohl selber beantworten, ich selbst habe diese Art Musik in der Form jedenfalls schon seit vielen Jahren nicht mehr auf Konzerten oder Festivals erlebt und bin total begeistert. Stimmgewaltig und mit einer unermüdlichen Instrumentalabteilung ballern sie Heroes Of The Unknown, Stormriders, After Dark oder Princess Of Pain durch den Saal. Die Meute ist voll bei der Sache und feiert das Ensemble standesgemäß ab. In meinem Kopf verankert sich Two Desperate Hearts. Eine gute Stunde und epische zwölf Songs begeistern mich von dieser Band. Wir sehen uns wieder meine Herren!

Hammer King, Bambi Galore, Hamburg, Foto: Lars Thoke

Diesen Sommer habe ich Hammer King auf dem Rockharz zum ersten Mal live erlebt. Ich dachte, ich traue meinen Augen nicht, als ich den Bandnamen im heutigen Billing gelesen habe. Die Musiker dieser Kapelle, wie man Vater so schön zu sagen pflegt, kann man durchaus als erfahrene Haudegen bezeichnen. So spielte beispielsweise Drummer Dolph A. Macallan einst bei Saltatio Mortis, oder Gitarrist und Sänger Titan Fox V machte fünf Jahre mit Ross The Boss die Bühnen der Welt unsicher. Als ob die Meute im Saal wachgerüttelt werden müsste, hämmert uns das Karlsruher Quartett mit Awaken The Thunder gleich mal vorsorglich die Müdigkeit aus den Knochen. Die deutsche Antwort auf Hammerfall erweckt die Bude erneut zum Leben. Gut gelaunt und voller Energie schallen ihre Hits Hammerschlag, King Is Raising oder Pariah Is My Name durch die Kellergewölbe. Immer wieder wird der Hammer des Hammer King dem ergebenen Volke präsentiert, dem einen oder anderen wird sogar die Ehre zuteil, das Symbol der Stärke für einen Moment selbst in Händen halten zu dürfen. Ich kann euch sagen, der hat ordentlich Gewicht. Nach den Songs I Am The Hammer King und Kingdom Of The Hammer King ist die Show dann leider schon zu Ende und die Recken hinterlassen ein elektrisiertes Gefolge, das jetzt heiß auf den Höhepunkt der Laser Days ist.

Mob Rules, Bambi Galore, Hamburg, Foto: Lars Thoke

Nach der letzten Umbaupause warten jetzt alle gespannt auf den Headliner. Die Vorzeichen deuten auf einen Gig mit starken Emotionen hin, denn Schlagzeuger Nikolas Fritz hat kürzlich bekannt gegeben, Mob Rules nach 14 gemeinsamen Jahren zum Jahresende zu verlassen. Heute findet also das letzte Konzert in dieser Besetzung statt. Auf der Bühne wird es jetzt noch mal voll. Neben dem Schlagzeug steht Jan Christian Halfbrodt am Keyboard. Die beiden Gitarristen Sven Lüdke und Florian Dyszbalis rahmen Markus Brinkmann mit seiner Tieftonzupfe und Frontmann Klaus Dirks ein. Die sechs Power Metal Helden spielen einen Hit der Bandgeschichte nach dem anderen. Zwischendurch sind immer wieder „Nikolas“ Sprechchöre zu hören, sogar eine „Danke für alles Nikolas!“-Flagge prangt in der ersten Reihe. 14 Songs, unter anderem Ghost Of A Chance, Black Rain, My Kingdom Come, Veil Of Death, Sinister Light oder On The Edge umfasst das Set. Als Zugabe gibt es noch Rain Song und danach wird es auch auf der Bühne emotional. Der eine oder andere kann die Abschiedstränen nur mit großer Mühe unterdrücken. Immer noch schallen Nikolas-Rufe durch das Bambi, aber auch der Rest der Band wird für die heutige, sehr starke Show gebührend gefeiert. Wie auch die anderen Bands zuvor, stehen Mob Rules nach dem Abbau und einem kurzen Durchatmen den Fans für allerlei Autogramme, Fotos und Gespräche bereit. Wir lassen dieses Wahnsinnswochenende an dieser Stelle bei ein paar kühlen Drinks ausklingen.

Das Wort zum Sonntag
Mob Rules, Bambi Galore, Hamburg, Foto: Lars Thoke

Robert und Benno Hankers sind mit ihrem Konzept ein Wagnis eingegangen, das aus meiner Sicht von den Fans (Anwesende ausgeschlossen) nicht ausreichend gewürdigt wird. Die Qualität der Bands sowie die Stimmung vor und auf der Bühne sind während der gesamten Laser Days überragend, ob die Anzahl verkaufter Tickets unterm Strich eine schwarze Zahl stehen lässt, bleibt jedoch zu bezweifeln. Die Szene ist derzeit durchaus am Wanken und Veränderungen sind vermutlich unumgänglich. Wer die Gewinner und Verlierer sein werden, bleibt abzuwarten. Die Metalszene ist ja leiderprobt und wird sich sicherlich auch dieses Mal neu erfinden, also kein Grund, Trübsal zu blasen. Gewinner an diesem Wochenende sind in jedem Fall alle Teilnehmer der Laser Days! Ein ganz großes Dankeschön möchte ich auch noch an das Bambi Galore richten. Solider Sound, faire Preise und eine tolle, freundliche und immer hilfsbereite Crew gibt es lange nicht mehr überall. DANKE! und bis hoffentlich bald.