Messa mit Support von Julinko am 18.02.2023 in Die Trompete, Bochum

Außergewöhnlicher und faszinierender Doom Abend im Pott

Bands: Messa, Julinko

Ort: Die Trompete, Viktoriastraße 45, 44787 Bochum

Datum: 18.02.2023

Kosten: 20 Euro

Genre: Scarlet Doom Metal

Besucher: ca. 250 (ausverkauft)

Veranstalter: Shōgun KonzerteMESSA und Die Trompete

Link: https://www.facebook.com/events/3371884993090278

Ich will unbedingt schon lange mal Messa live sehen, schließlich habe ich deren letzten beiden Alben Close (2022) und Feast For Water rezensiert. Bereits als ich 2018 Feast For Water rezensiert habe, war ich total baff und das letztjährige Album Close ist für mich das Album des Jahres, nicht nur im Doom Metal gewesen.

Leider ergab es sich bisher nicht die Möglichkeit, die Band einmal live zu sehen. Meist zu weit entfernt, oder ich war unabkömmlich. Dieses Mal sind es nach Bochum (der nächstgelegene Gig) zwar auch 180 Kilometer, ich kann und will mir die Band nicht entgehen lassen. Also einen kleinen Wochenendtrip zusammen mit Robin eingelegt, der mich dieses Mal begleitet.

Wir checken in der Jugendherberge in Bochum ein, die nur knappe 200 Meter von der Eventlocation Die Trompete entfernt ist. Das ist ziemlich cool und muss ich mir für die Zukunft merken.

Um 20:00 Uhr ist Einlass. Eine Schlange sucht sich den Einlass. Ein paar wenige Karten sind an der Abendkasse noch zu erhaschen. Schnell stellen wir fest, dass Die Trompete eine coole Location ist. Die „Bühne“ ist nur ein paar Zentimeter erhöht und man steht hier mit den Musikern quasi Gesicht an Gesicht. Am Merchstand hat der Mercher von Messa schon eine Menge zu tun. Der Merch geht echt wie warme Semmeln über den Tisch.

Pünktlich um 20:30 Uhr kommt eine Dame nach vorne auf die Bühne, bedient einige Pedals auf dem Boden und ihre Gitarre. Das ist der Support des heutigen Abends und die Dame nennt sich Julinko. Julinko ist der Künstler bzw. Bandname. Hinter Julinko verbirgt sich die Italienerin Giulia Parin Zecchin. Julinko gibt es einmal als Trio, mit Carlo Veneziano am Schlagzeug und Synthesizer sowie Michele dall’Arche am Bass und eben auch, wie am heutigen Abend, solo. Solo führt Giulia die wesentlichste und nackte Komponente des Projekts aus, indem es um die Improvisation und den rituell-ambientalen Slowcore-Aspekten von Julinkos Klängen und Visionen geht. Das ist schon recht viel Ambient, den die Dame da auf der Bühne anrührt. Ich glaube auch ehrlich, dass das Publikum hier im ersten Moment doch schon etwas überfordert ist. Mit den weiteren Songs kommen die Fans allerdings immer besser in die musikalische Welt von Julinko hinein. Nach dem ersten Song gibt es noch zaghaften Applaus, der bei den weiteren Stücken immer stärker wird. Auch mich persönlich nimmt sie gerade mit den letzten beiden Stücken stark mit.

Julinko, Die Trompete Bochum 2022,
Pic by Big Simonski

Soloperformances mag ich sehr und bin auch total begeistert zum Beispiel von einer Lili Refrain, die allerdings wesentlich mehr Groove in ihrer Performance hat. Bei Julinko sind es die Ambient Einflüsse, die eher im Vordergrund stehen. Es dauert zwar etwas, bis man drin ist, aber dann hat sie einen regelrecht eingefangen, wenn man sich auf solche Klänge bewusst einlässt. Ohne sich darauf einzulassen, geht es wohl nicht. Als Trio erkundet Julinko eher lautere, düstere und psychedelische Gefilde. Das werde ich mir dann das nächste Mal geben, wenn Julinko als Trio unterwegs sind.

Julinko, Die Trompete Bochum 2022,
Pic by Big Simonski

Eine wirklich kurze Umbaupause bis Messa kommen und ihre unheilige Messe darbieten. Umbauen muss man hier wirklich nicht viel, das Schlagzeug steht sowieso schon die ganze Zeit auf der Bühne.

Jetzt ist es so richtig kuschelig hier. Ich drängele mich mal wieder durch, damit ich direkt vor Sara, der Sängerin, stehe und Bilder von der Band machen kann. Den um mich stehenden Fans erkläre ich, dass ich nach zwei bis drei Songs wieder weg bin, damit sie dann besser sehen können. Der Umgang untereinander ist nett und Verständnis auf allen Seiten da. Einer der Fans sagt mir sogar, dass er sich freut, wenn er anschließend tolle Bilder sieht. Ich hoffe, ich kann ihm hiermit dienen.

Das Publikum ist vom ersten Ton/Moment an wie elektrifiziert. Tiefe, unter die Haut gehende Riffs werden hinausgeschleudert, und wenn Sara ans Miko geht, ist es tatsächlich um einen geschehen. Messa ordnen sich dem Scarlet (Übersetzung: scharlachrot) Doom zu, wobei ich jetzt keine weitere Band wüsste, die sich diesem Subgenre zuordnet. Ich würde dann auch dem, was Messa machen, den Stempel eines Alleinstellungsmerkmales aufdrücken. Ich war ja schon von den Alben der Band, die sie mir heute Abend signieren, total gefesselt. Die Liveumsetzung ist im wahrsten Sinne ungeheuerlich. Wie ein Sog ziehen die Songs die Fans regelrecht in ihren Bann. Nicht nur ich bin hin und weg.

Messa, Die Trompete Bochum 2022,
Pic by Big Simonski

Songs wie If You Want Her to Be Taken, Babalon oder Suspended sind fesselnd, haben ein Maximum an Dramatik und vermitteln einem den totalen Doom/Untergang. Wie ferngesteuerte Zombies bewegen sich die Fans dazu. Auch ich erwische mich dabei, wie die Songs mir in Glieder und Bein gehen und mich zu entsprechenden Bewegungen verleiten. Mittlerweile bin ich zur Seite gegangen, auch da ist es total eng. Ich stehe quasi direkt neben Bassist Marco und bekomme sein Saitenspiel in wenigen Zentimetern Entfernung hautnah mit.

Messa, Die Trompete Bochum 2022,
Pic by Big Simonski

Die Fans hier sind unersättlich. In den Songpausen gibt es stürmischen Applaus. Neben Saras betörender Stimme ist es Alberto, der das musikalische Geschehen mit seiner Gitarre bestimmt. Er kann sowohl überharte Riffs raushauen, als auch im jazzigen Gefrickel versinken oder auch folkloristische Elemente einfließen lassen. Die Songs sind so vielseitig und betörend. Ich kann überhaupt nicht satt werden von Songs wie Leah, Pilgrim oder Robedo. Nach diesem Song macht das Quartett um Sara (Gesang), Rocco (Schlagzeug), Marco (Bass) und Alberto (Gitarre) Anstalten Schluss zu machen. Das geht allerdings nicht, denn ihre Fans lassen sie natürlich ohne Zugabe hier nicht raus. Nach kurzer Beratung gibt es dann noch die geforderte Zugabe. Nach der Zugabe darf ich noch ein Bandfoto mit Publikum machen. Danach löst sich die Menge hier nur langsam auf. Ich kann mich mit den Musikern noch etwas unterhalten und treffe Julinko noch am Merchstand, wo Massenandrang herrscht.

Messa, Die Trompete Bochum 2022,
Pic by Big Simonski

Abschließend bleibt festzuhalten, dass dieses Konzert noch geiler als erwartet war. Die Messlatte hatte ich da schon sehr hochgelegt. Ich bin geneigt zu sagen: Doom Event des Jahres hier mit Messa! Aber da kommt ja noch einiges dieses Jahr, unter anderem die Church Of Misery in Dortmund im Mai. Und sehr erfreulich ist, dass ich Messa dieses Jahr noch einmal auf dem Hoflärm in Marienthal live erleben werde.