Metal Around The World – Mongolei

Dschingis Khans Söhne erobern die Metalwelt!

Karge, weite Steppenlandschaften, schroffe Gebirgsketten und eine menschenunfreundliche Wüste. Das alles klingt nicht nach einem beliebten Touristenziel, dennoch führt uns unsere heute Ausgabe von Metal Around The World in die unendlich scheinende Weite der Mongolei. Das Land des Dschingis Khan ist geprägt von rauem Klima, außergewöhnlicher Flora und Fauna und sibirischem Winter. Unter dem mongolischen Himmel begegnet man kaum einer Menschenseele. Die eigene Jurte baut man dort auf, wo man will und wandert einfach weiter, wenn man keine Lust auf diesen einen Steppenabschnitt mehr hat. Klingt im ersten Moment nach einem Reiseziel, das geradezu perfekt für Metalheads ist. Spätestens bei den Lederkutten tragenden und Pferdeherden eintreibenden Männern auf Motorrädern scheint sich dieser Eindruck noch zu bestätigen. Dass aus diesem recht großen Flecken Erde auch erstaunlich rock- und metallastige Musik herstammt, wissen wir spätestens, seit The Hu die Bühnen der Welt bestiegen haben.

Traditionelle Musikinstrumente findet man im Land der Nomaden zuhauf. Um die Entstehung mancher winden sich mystische Sagen, wie zum Beispiel um die Pferdekopf-Geige. Das Nationalinstrument soll auf zwei Legenden basieren. Eine erzählt von einem gesangsbegabten Soldaten, der sich in eine wunderschöne Frau verliebte und von ihr ein magisches Pferd geschenkt bekam. Leider missachtete er dabei aber dessen spezielle Pflegehinweise und so starb das Tier. Aus Trauer fertigte der Sänger eine Geige aus dessen Knochen und Haaren.

Die andere Geschichte berichtet von einem Jungen namens Süche. Nachdem ein böser Fürst (wahrscheinlich Black Metaller – Anm. der Red.) sein geliebtes Pferd tötete, besuchte dessen Geist ihn in einem Traum und bat ihn, als Andenken aus seinem Körper ein Musikinstrument zu bauen. So konnten beide für immer zusammen sein.

Dass unsere heutige Band natürlich auch eine MorinKhuur, wie die Geige in der Landessprache genannt wird, im Repertoire hat, ist selbstverständlich. Und damit genug auf die Folter gespannt. Heute treffen wir auf die fünf Metalheads von Nine Treasures. Auf der einen oder anderen Festivalbühne konnte man die Herren schon live erleben und bewundern. Die Band kommt aus der Inneren Mongolei und hat bisher drei Alben rausgebracht. Ein Best-of Album ist vor Kurzem erschienen. Der bisher auf YouTube meist gesehene Song Wisdom Eyes erreichte mit Stand von heute 1,6 Millionen Klicks. Die Mongolen scheinen in unserem Zeitalter zumindest musikalisch wieder auf Raubzug zu sein.

Als sie sich 2010 gegründeten, standen eigentlich nur vier Bandmitglieder auf dem Line-Up. Doch als Saina die von der Großmutter vererbte Balalaika seines Freundes sah, fand er, dass diese für Nine Treasures ein ungemeiner Zugewinn wäre. Dass er diese auch noch spielen konnte, war natürlich reiner Zufall und so stieg die Bandgröße um einen weiteren Musiker an. Die Liebe zum Heavy Metal und der Stolz über die Kultur des eigenen Landes inspiriert das Schaffen der Mongolen bis heute. Neben den beiden traditionellen Instrumenten, Pferdekopf-Geige und Balalaika, finden auch alte Mythen und Geschichten den Weg in die Lyrics von Nine Treasures. Doch auch eigene Geschichten aus dem Leben der Musiker spielen hier und da eine Rolle. So erzählt der Song Dont Want To Dance von einem Kindheitserlebnis aus Schulzeiten.

Dass die Metalszene in einem Land wie China schon allein durch seine Population nicht klein ist, dürfte nicht verwundern. Mehrere Hundert Bands decken jedes Genre ab und bieten jungen Bands wie Nine Treasures hervorragende Bedingungen, um ihre Musik ausleben zu können. Das führt natürlich auch zu interessanten Kooperationen unter den Bands. Nine Treasures holten sich für den Song Bodhicitta die mongolischen Metalcore Enthusiasten von Liberation an Bord und schufen so eine gelungene Abwechslung. Für mich sorgen hier gerade die traditionell mongolischen Instrumente für den besonderen Kick.

Am Ende unserer heutigen Tour lässt sich feststellen, dass das Nomadenland mit seiner stolzen Kultur, der besonderen Landschaft und dem unglaublich einnehmenden Metal auf keinen Fall von der To-Travel-Liste gestrichen werde sollte. Unsere Reise neigt sich langsam dem Ende zu. Wir packen unsere virtuellen Metal-Jurten zusammen und reiten gemeinsam auf halbwilden Pferden über die weite Steppe in den Sonnenuntergang. Dschingis Khan wäre stolz!