„Metal Clash“ am 21.01.2023 in der Factory in Magdeburg

Abriss pur mit Voltage 101, Nospheratu, Faces Of Fear und Gastgeber Torturized

Eventname: Metal Clash 2023

Headliner: Torturized

Vorbands: Voltage 101, Nospheratu, Faces Of Fear

Ort: Factory, Magdeburg

Datum: 21.01.2023

Kosten: 12 € VK, 15 € AK

Genre: Hardrock, Heavy Metal, Grindcore, Dark Metal, Death Metal

Besucher: ca. 350 Besucher

Veranstalter: Metal Clash (https://www.facebook.com/metalclashofficial)

Link: https://www.facebook.com/events/586488786253231

Setlisten:

  1. The Homicide Continues
  2. Massive Spastic Execution Of Disgorging
  3. 16 Nons
  4. About Burning And Eating
  5. A Tank Full Of Blood
  6. Cunt Hunt
  7. World Demise
  8. Humpa
  9. 8*8
  10. 5 Seconds

  1. Scroll Of The Seven Seals
  2. Rotting Heart
  3. Regent And War
  4. Away
  5. Residence
  6. Last Episode

  1. Inversion
  2. Maelstrom
  3. Asylum
  4. Dissolution
  5. Nebula
  6. Caustic
  7. Ecocide
  8. Aftermath

Geschlagene sechs Monate mussten die Magdeburger Death Metaller von Torturized warten, um endlich ihr aktuelles Album Aftermath vor heimischem Publikum zu präsentieren. Bei der geplanten Vorstellung zur Factory Metal Night im November machte Covid den Jungs noch einen dicken Strich durch die Rechnung. Für mich ist der heutige Tag wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag zusammen: Seitdem Torturized-Gitarrist Siggi ein geschätzter Kollege im Team von Time For Metal ist, habe ich mich intensiv mit dem Werdegang der Band beschäftigt. Spätestens seit dem Meisterwerk Aftermath bin ich zum Fanboy geworden und an diesem Abend kann ich mich endlich von den Livequalitäten der vor über 20 Jahren gegründeten Truppe überzeugen. Verstärkung aus Machdeburch und aus meiner Ecke im Nordharz ist ebenfalls am Start. Leider mussten die Stuttgarter Prog Deather von Virocracy ihren Auftritt krankheitsbedingt kurzfristig absagen.

Voltage 101, Metal Clash 2023 in Magdeburg, Pic by Flo W.

Dann kann’s ja losgehen. 350 Metalheads wollen heute Abend ihre Mähnen in der „Fecke“ kreisen lassen. Nachdem ich jetzt das zweite Mal innerhalb kürzester Zeit hier bin, kann ich nur sagen, dass sich hier zu Recht ein festes Event etabliert hat und mit den After-Show-Partys zusätzlich feierwilliges Publikum in die alte Fabrikhalle zieht.

Pünktlich um 19:30 Uhr legen die einheimischen Heavyrocker von Voltage 101 los, die erst im Coronajahr 2020 gegründet wurden. Aufgrund des ungünstigen Zeitpunkts für eine Bandgründung scheint der Band noch etwas die Routine zu fehlen. Sänger und Gitarrist Nurdin versucht wirklich alles, um das wohl eher auf härtere Klänge eingestellte Publikum anzustacheln. Der Rest der Band agiert mitunter etwas hüftsteif. Dabei erinnern mich die dicken Riffs im positiven Sinn an Metallica in den Neunzigern. Mit dem als „Happy-Song“ angekündigten Stück namens Pain versucht der Frontmann der Meute weiter einzuheizen, bekommt allerdings nur verhaltenes Feedback. Nach einer halben Stunde ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Mit etwas mehr Routine und in einer anderen Konstellation würde ich den Jungs deutlich mehr zutrauen. Mal im Auge behalten, was da noch so kommt.

Nospheratu, Metal Clash 2023 in Magdeburg, Pic by Flo W.

Shit the wall on: Jetzt kommt ein Kontrastprogramm, das sich gewaschen hat. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir nicht bewusst, was für eine Urgewalt im sonst eher verschlafenen Osterwieck schlummert. Die kleine Stadt am Südhang des Großen Fallsteins liegt nur einen Steinwurf von meinem Heimatort entfernt. Die Deathgrinder von Nospheratu sind bereits seit Ende der Neunziger unterwegs und schwitzen den sonst so inflationär gebrauchten Begriff oldschool aus jeder Pore. Nach dem schaurig-schönen „Kettensägenmassaker-Intro“ geht das fiese Grindgebolze von der ersten Sekunde an los. Obwohl Frontschwein Fred eher von kleiner und schmaler Statur ist, grunz-gurgelt er die „Texte“ wie Chris Barnes zu besten Zeiten ins Mikro. Bei der ersten Ansage gibt er sich ganz brav und stellt die Band nebst Heimatstadt in freundlichstem Ton vor und begrüßt ganz artig die Landeshauptstadt. Der Kontrast von Gesang zu den Ansagen ist mal wieder ein Meme wert. Ich liebe es.

Kurzzeitig sind sich die Bandmitglieder nicht über den Song einig und die „falsche Nummer“ wird abgebrochen. Obwohl Grindcore nicht gerade sehr tanzbar anmutet, quittiert das Magdeburger-Publikum die Mucke des Quartetts mit ansehnlichem Applaus. In Machdeburch steht man eben auf gut abgehangene Todesblei-Hausmannskost. Der Club füllt sich weiter. Nach der Vorstellung eines „Songs aus dem Kloster“ wird weiter munter drauflos gegurgelt und geschreddert – stumpf, aber geil. Gegen Ende geht es im Moshpit etwas mehr zur Sache. Bevor auch hier nach 30 Minuten Schicht im Schacht ist, kündigt Fred noch an: „Wir haben noch 2 Minuten, dann spielen wir für 1,5 Minuten ein Lied“. Na dann, Mahlzeit!

Faces Of Fear, Metal Clash 2023 in Magdeburg, Pic by Flo W.

Nach der Umbaupause kommt ein wenig Ehrfurcht auf. Faces Of Fear sind einheimische Legenden. Ebenfalls in den Neunzigerjahren konnte die Band Erfolge im Underground verbuchen und brachte Mitte letzten Jahres nach langer Abstinenz ein neues Album namens Fateful Night auf den Markt. Laut Ankündigung auf Facebook stand die Band seit 16 Jahren nicht mehr auf der Bühne. Ein ganz besonderer Abend also. Nach dem obligatorischen Düsterintro wabern die ersten schwermütigen Töne von Scroll Of The Seven Seals durch die Factory. Muss ein geiles Gefühl sein, nach so langer Zeit wieder in die Saiten zu hauen. Der als Dark Metal bezeichnete Mix aus groovigen Riffs und Black-Metal-Vocals hat seinen Reiz. Die nach eigener Aussage in die Jahre gekommenen Herren haben „aktuelle Tanzmusik“ mitgebracht und in den ersten Reihen wehen die Haare. Das Publikum geht gut mit und startet den ersten fetten Moshpit des Abends. Frontmann Majkhen XES verkündet mit etwas Wehmut, dass es sich um den ersten Auftritt in der Factory seit 22 Jahren handelt. An der Schießbude sitzt dabei der junge Marian Müller, der erst seit November 2022 mit Faces Of Fear probt – Hut ab! Alte Gassenhauer wie Residence werden dabei mit einem Augenzwinkern – „die können wir auf jeden Fall“ – präsentiert. Nach einer guten halben Stunde fordern die Fans eine Zugabe. Comeback und Heimspiel geglückt.

Torturized, Metal Clash 2023 in Magdeburg, Pic by Flo W.

Bei allem Respekt für diese drei Bands, aber mehr als ein Vorspiel war das nicht. Was jetzt mit dem Headliner folgt, ist ein „Ohrgasmus“ und eine Machtdemonstration erster Güte. Ähnlich wie bei den Label-Kollegen von Path Of Destiny, die die Mauern der Factory im November fast zum Einsturz brachten, sind auch Torturized eindeutig zu höherem berufen. Slots auf größeren Extreme-Metal-Festivals sollten drin sein, so viel steht fest.

Doch der Reihe nach: Der Soundcheck dauert etwas länger, hier wird nichts dem Zufall überlassen. Die Headless-Gitarren gab es anscheinend im Dutzend billiger. Atmosphärisches Intro, die Dritte an diesem Abend. Vom ersten Takt an wird klar, warum der vor zwei Monaten angesetzte Gig nicht ohne Drummer Lars hätte stattfinden können. Was ist der Kerl bitte für eine Maschine? Shouter Lu gehört für mich in die oberste Liga und gibt sich nicht mit halbgarem Feedback der Fans zufrieden. Unterstützt wird er am Mikro von Zeit zu Zeit von Kollege Siggi. „Habt ihr Spaß?“, schreit Lu in die Menge. Hier soll gefälligst niemand mehr still stehen und der Schweiß muss von der Decke tropfen. Die epischen Intros, die zahlreiche Songs des aktuellen Albums einleiten, sorgen jedes Mal für Vorfreude auf das, was dann folgt – Abriss pur! Beim größtenteils verwendeten blauen Licht („Das ist blaues Licht. Und was macht es? Es leuchtet blau!“) und dem Propeller-Headbanging habe ich Mühe, vernünftige Fotos auf die Kette zu bekommen. Liegt vielleicht aber auch daran, dass bei mir inzwischen auch das Tanzfieber ausgebrochen ist. 😀 Immer wieder stehen die Bandmitglieder am vordersten Bühnenrand und fordern mehr Action ein. Gesagt, getan. Spätestens bei meinen Favoriten der Setlist, die ausschließlich dem aktuellen Werk gewidmet ist, Caustic und Ecocide gibt es kein Halten mehr. Die Physiotherapie stelle ich euch in Rechnung. Leider ist nach ca. 45 Minuten und dem abschließenden Titelsong „Aaaaaftermaaaaath“ schon Schluss.

Beim nächsten Mal kommt ihr nicht so billig davon. Aber wie schon beim letzten Abend in der Factory stehen die Besucher der After-Show-Partys School Of Rock und Dark Saturday schon in den Startlöchern. Danke, Factory – I’ll be back!