Mob Rules – Tales From Beyond

“Geschichtsunterricht mal anders“

Artist: Mob Rules

Herkunft: Oldenburg, Deutschland

Album: Tales From Beyond

Spiellänge: 60:05 Minuten

Genre: Power Metal

Release: 18.03.2016

Label: Steamhammer/SPV

Link: https://www.facebook.com/mobrulesband und http://www.mobrules.de/

Produktion: Bazement Studio von Markus Teske

Bandmitglieder:

Gesang – Klaus Dirks
Gitarre – Matthias Mineur
Gitarre – Sven Lüdke
Bassgitarre – Markus Brinkmann
Keyboard – Jan Christian Halfbrodt
Schlagzeug – Nikolaus Fritz

Tracklist:

  1. Dykemaster’s Tale
  2. Somerled
  3. Signs
  4. On The Edge
  5. My Kingdom Come
  6. The Healer
  7. Dust Of Vengeance
  8. A Tale From Beyond (Part 1: Through The Eye Of The Storm)
  9. A Tale From Beyond (Part 2: A Mirror Inside)
  10. A Tale From Beyond (Part 3: Science Save Me!)
  11. Outer Space (Bonustrack Digipak)

Mob Rules - Tales From Beyond

 

Es gibt einfach so Bands, die sind bei mir nicht so präsent, wie sie es eigentlich verdient hätten. Mob Rules ist so eine Band. Bereits seit über 21 (!!) Jahren ist der Name ein fester Bestandteil der Power Metal-Landschaft, vor 18 Monaten wurde das 20jährige Jubiläum mit der Veröffentlichung der Best-of-Box Timekeeper angemessen gewürdigt. Aber auf ihren Lorbeeren ausruhen wollten sich die Männer aus dem hohen Norden Deutschlands definitiv nicht. Und so erscheint am 18.03.2016 bereits das achte Studioalbum Tales From Beyond. Dieses enthält neben den zehn Songs eine komplett neue Version des ursprünglich im Jahr 2000 auf dem Album Temple Of Two Suns veröffentlichten Stücks Outer Space.

Obwohl es ja im Power Metal oft um Drachen und andere Fantasiegestalten geht, ist das auch auf dem neuen Album nicht das Ding von Mob Rules. Dieses Mal hat man sich daran begeben, historische Ereignisse oder auch Texte aus der Weltliteratur in neue Lieder zu gießen. So hat z. B. beim ersten Track Dykemaster’s Tale der Roman Der Schimmelreiter von Theodor Storm die Vorlage geliefert (erinnert mich an meinen Deutschunterricht auf der Realschule, hat aber keinen negativen Einfluss auf die Bewertung).

Der längste Song des Albums startet noch sehr verhalten mit einem schönen Gitarrenspiel und ruhigem Gesang. Aber genauso, wie sich das Buch um die Hauptfigur Hauke Haien entwickelt, steigert sich auch der Song zu einem schönen Uptempo-Track, à la Mob Rules 2.0. Die typischen Trademarks, an denen ich die Band auch in meiner Playlist immer sofort erkenne, sind deutlich rauszuhören, aber man hat sich alles in allem doch weiterentwickelt und ist im Jahr 2016 angekommen.

Die britischen bzw. keltischen Einflüsse, die Mob Rules immer wieder mal gern in ihre Songs einarbeiten, sind zu Beginn von Somerled besonders präsent, es gibt nämlich den Klang von richtigen Dudelsäcken auf die Ohren, bevor sich dieser ebenfalls im Uptempo gehaltene Song in seiner vollen Pracht entfaltet. Den Chorus konnte ich beim zweiten Mal schon begeistert mitsingen, sehr einprägsam das Ding 😀

Nach dem im Tempo etwas gedrosselten und etwas düster klingenden Signs wird mit On The Edge wieder das Gaspedal durchgetreten. Gar so hoch wie Klaus Dirks komme ich mit meinem Gesang nicht, bei mir klingt es wohl eher wie Quietschen, aber auch dieser Song macht richtig Laune und dürfte live zu beeindruckenden Publikumschören führen. Wie bei allen anderen Songs auch, gibt es hier einen ruhigeren Part, während dem sich die Band noch einmal zu sammeln scheint, um dann weiterhin eine großartige Gesamtleistung abzuliefern.

Fast schon im Erzählstil startet My Kingdom Come, der für meine Ohren fast schon progressivste Track des Albums. Auch hier schimmert immer mal wieder der Einfluss von keltischer bzw. britischer Folklore durch. An meinen bisherigen Lieblingssong von Mob Rules erinnert mich The Healer, nämlich an Waiting For The Sun vom Album Radical Peace. Hier darf dann auch mal das Keyboard ein kleines Solo beisteuern und tritt damit etwas in den Vordergrund. Ansonsten habe ich es kaum bewusst wahrgenommen, was ich bei diesem Album auf jeden Fall lobend erwähnen möchte. Nichts gegen Keyboard, aber manche Bands kleistern ihre Songs damit so was von zu, dass es keinen Spaß mehr macht. Das ist hier definitiv anders.

Nach dem richtig tollen Uptempo-Kracher Dust Of Vengeance gibt es dann die drei Teile des Titeltracks, wobei ich bei A Tale From Beyond (Part 1: Through The Eye Of The Storm) eigentlich nur gedacht habe, dass man diesen längsten Part des Dreiteilers auch ein wenig hätte straffen können. Hier werden doch viele Parts wiederholt, was auf Dauer ein wenig anstrengend ist. Auch die mit für mich nicht zuordenbaren gesprochenen Passagen gespickte Ballade A Tale From Beyond (Part 2: A Mirror Inside) kann mich nicht wirklich überzeugen. Das reißen Mob Rules dann aber mit dem dritten Teil A Tale From Beyond (Part 3: Science Save Me!) wieder raus. Ein ganz besonders melodiöser Midtempo-Track mit sehr schönem Gitarrenspiel. Wenn auch der Gesang ein anderer ist, hätte dieser Song auch auf einem Album der kanadischen Band Borealis einen guten Platz gefunden.

Und dann kommt auch schon der Bonustrack. Wie bereits geschrieben, handelt es sich um eine Neuaufnahme des bereits im Jahr 2000 veröffentlichten Tracks Outer Space. Die Originalfassung ist im Vergleich zu dieser neuen Version auf jeden Fall ursprünglicher und erdiger, die Gitarren stehen sehr im Vordergrund, eben purer Power Metal. Jetzt hat man anscheinend stellenweise den Gesang ein wenig verfremdet und alles auf ein Niveau gebracht. Auch stilistisch will dieser eine, letzte Song nicht so ganz zu den zehn komplett neuen Tracks passen, aber als Bonustrack kann das Teil gut durchgehen.

Fazit: Da jetzt weitere sechs Songs von Mob Rules in meiner Playlist gelandet sind, werden sie in Zukunft auf jeden Fall von mir wieder mit mehr Aufmerksamkeit bedacht. Verdient haben Sie es wirklich, denn ihre ganz eigene Version von Power Metal ist immer wieder hörenswert, was sie auch mit diesem Album wieder beweisen.

Anspieltipps: Somerled, On The Edge, My Kingdom Come, The Healer, Dust Of Vengeance und Outer Space
Heike L.
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