Artist: Oceans
Herkunft: Wien, Österreich und Berlin, Deutschland
Album: Hell Is Where The Heart Is, Part I: Love (EP)
Spiellänge: 12:52 Minuten
Genre: Post Metal, Modern Metal, Post Death Metal, Nu Metal
Release: 14.01.2022
Label: Nuclear Blast Records
Link: https://www.facebook.com/oceansofficialDE
Bandmitglieder:
Gesang und Gitarre – Timo Rotten
Gitarre – Patrick Zarske
Bassgitarre – Thomas Winkelmann
Schlagzeug – J.F. Grill
Tracklist:
- Love
- Awakening
- Sulfur
- Skin
Die deutsch-österreichische Band Oceans ist so etwas wie meine wertvollste Entdeckung des letzten Jahres. Obwohl meine Playlist den Song We Are The Storm vom Debütalbum The Sun And The Cold schon seit Ende 2019 im Programm hatte, wurde mir die Band erst durch die EP We Are Nøt Okay so richtig ins Gehirn gemeißelt. Der Titelsong war mein Song des Jahres 2021. Die Thematik im Umgang mit den eigenen Dämonen und das Interview mit dem sympathischen Frontmann Timo verstärkte die Bindung zur Band zusätzlich. Somit ist meine Erwartungshaltung an das neue Material nicht gerade gering. Hell Is Where The Heart Is, Part I: Love nennt sich der kommende Output und lässt auf weitere Veröffentlichungen in naher Zukunft hoffen. Ein Hoffnungsschimmer, nachdem die Never Lose Hope Tour mit Venues abgesagt werden musste.
Der Titel des Intros Love sagt alles: Oceans schreiben ab sofort Liebeslieder. Nur vermittelt das Spoken-Word-Thema keine Schlager-Tralala-Atmosphäre, sondern führt gleich in die Abgründe der finstersten Ecken der Seele. Das eröffnende Riff von The Awakening liefert wieder unverkennbare 90er/2000er Nu-Metal-Vibes. Dort kommen die Einflüsse von Oceans her und sie transportieren diesen Sound perfekt ins Jahr 2022. Sänger Timo tritt ins Scheinwerferlicht und hat wieder eine gehörige Portion Wut im Bauch. Laut seiner Aussage ist The Awakening ein Art Liebesbekundung an die Menschen, die uns aus den schlimmsten Phasen unseres Lebens heraushelfen. Das Licht am Ende des finsteren Tals, das viele von uns durchschreiten. Der eindringliche Gesang und die nachstehende Textzeile sorgen direkt für Gänsehaut: „Can you destroy my chains? Push your life into my veins. Will you awake me from the dead? I am aliiiiiiiiive … „ Ein Song, der tiefschürfende Gefühle vermittelt, aber gleichzeitig auf einem Konzert zur kompletten Eskalation animiert. So oft wie das Ding schon gelaufen ist, steht einer erneuten Nominierung zum Song des Jahres nichts im Weg.
Sulfur ist entgegen meiner ersten Annahme kein Slipknot-Cover, obwohl das der Band auch gut zu Gesicht stehen würde. Wenn ich bei den ersten Noten von The Awakening schon dachte, dass der Zorn nicht mehr zu toppen wäre, belehrt mich Sulfur eines Besseren: „Can you feel my middle finger tearing out your heart. Every fucking word I say leaves a scar … I hope you die, you stupid fuck!“ Nette Worte, die Timo als unkonventionellen Lovesong raushaut. Besonders intensiv ist der Mittelteil mit den markerschütternden Schreien und den brutzelnden Basslines. In Kombination mit den Pianoklängen und dem bluttriefenden Musikvideo der perfekte Horrorfilm-Soundtrack. Skin ist wahrscheinlich die Überraschung des neuen Materials. Was als Ballade mit Elektro-Samples beginnt, wird im Laufe der Spielzeit zu einem verstörenden Trip durch die kranken Vorstellungen des Protagonisten. Nebel kriecht durch jede Fuge, der wolkenverhangene Himmel malt das Szenenbild und Skin lässt mich atem- und ziellos in der Einsamkeit meiner Gedanken zurück.