Oceans – We Are Nøt Okay (EP)

„It’s okay not to be okay“

Artist: Oceans

Herkunft: Wien/Berlin, Österreich/Deutschland

Album: We Are Nøt Okay (EP)

Spiellänge: 16:10 Minuten

Genre: Post Death Metal

Release: 30.04.2021

Label: Nuclear Blast Records

Link: https://oceansofficial.com/

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Timo Rotten
Gitarre – Patrick Zarske
Bassgitarre – Thomas Winkelmann
Schlagzeug – J.F. Grill

Tracklist:

  1. We Are Nøt Okay
  2. Everyone I Love Is Broken
  3. Voices
  4. Shark Tooth

Es gibt diese Themen, die einfach wichtiger sind als Musik und sich trotzdem am besten auf diesem Weg transportieren lassen. Musik hat mir persönlich in der dunkelsten Zeit meines Lebens oft genug den Arsch gerettet. Umso dankbarer bin ich dafür, dass sich die deutsch-österreichische Band Oceans auf ihrer aktuellen EP We Are Nøt Okay intensiv mit dem Thema psychische Krankheiten auseinandersetzt. Die Post Death Metal Band um Frontmann Timo Rotten hat sich dafür mit The Ocean In Your Mind zusammengetan, einem deutschen Verein, der sich für Menschen mit psychischen Krankheiten einsetzt. Dazu sagt Vereinsgründer Raphael Funck: „Wir träumen von einer Welt, in der Menschen frei sind, ihre Verletzlichkeit zu zeigen. Wir geben Hoffnung eine Stimme und kämpfen gemeinsam gegen Suizid und für psychische Gesundheit.“

Das Oceans Debütalbum The Sun And The Cold aus dem Januar 2020 hat nicht nur in der Redaktion von Time For Metal für Aufsehen gesorgt. Was sicherlich auch daran liegt, dass die Musiker zur Bandgründung 2018 keine Greenhorns mehr waren, sondern schon in Bands wie Mathyr und Varg mitwirkten. Mit den starken Partnern Nuclear Blast und The Ocean In Your Mind an ihrer Seite, veröffentlichen Oceans am 30.04.2021 die digitale EP We Are Nøt Okay. Physische Bundles können in limitierter Stückzahl exklusiv über die Bandwebsite geordert werden.

Zu jedem der vier Songs gibt es ein Feature. Diese sind, bis auf die Zusammenarbeit mit Andy Dörner von Caliban im Titelsong, bis zur Fertigstellung des Reviews leider nicht bekannt. „It’s okay not to be okay“ ist sozusagen das Leitthema von We Are Nøt Okay, in dem sich Timo Rotten und Andy Dörner das Mikro in die Hand geben. Die verzweifelte Stimme einer Frau erklingt mit den Worten: „I can’t handle feeling like this anymore“, bevor diese musikalische Urgewalt von einem Song ausbricht, wie der Hulk nach einer Verwandlung. Sänger Timo fegt wie der Teufel persönlich mit Growls über Modern Metal Geballer der Extraklasse. Dazu hält mich der getragene Refrain fest, ehe Andy Dörners Shouts mich bei den Haaren packen und mich wieder in den Abgrund ziehen. Zwischendurch gibt es noch verstörende Vibes à la Jonathan Davis durch die Adern gepumpt. We Are Nøt Okay könnte ohne Probleme mein persönlicher Song des Jahres werden.

Everyone I Love Is Broken„What does it say about this world?“ Das frage ich mich allerdings auch. Zumindest lässt mir Song Nummer zwei etwas mehr Luft zum Atmen. Hier steht zwar ebenfalls die düstere Grundstimmung im Fokus, doch eher auf die unterschwellige Art. Der Beginn lässt Einflüsse der Deftones durchscheinen, von denen Oceans in der Vergangenheit bereits den Hit My Own Summer (Shove It) gecovert haben. Ruhige Gesangspassagen wechseln sich mit starken Growls ab. Dazu wird wieder ein überragender Refrain abgeliefert, der sich perfekt in den Mix Aus Post Metal und Death/Doom integriert.

Oceans verkünden weiteres Unheil: Die Stimmen in unseren Köpfen, die oft nichts Gutes im Sinn haben, werden in Voices intoniert. „Who’s that man behind the mirror, I don’t know him anymore – when did this little boy get lost?“, diese Fragen musste ich mir schon zu oft stellen. Die Shouts wirken noch angepisster und verzweifelter als in den vorangegangenen Stücken. Leider ist mir hier nicht bekannt, wer die weiblichen Gesangsparts übernimmt. Diese fügen sich jedoch ohne Probleme ins Gesamtkonzept ein. Abgerundet durch abgefahrene Breaks, muss dieser sperrige Song erst mal verarbeitet werden.

Das Intro von Shark Tooth könnte man Joaquin Phoenix in seiner Rolle als Joker zurechnen. Ein herzhaftes „Blegh“ folgt auf den beklemmenden Gesang zu Beginn, um danach in einen verzerrten Sumpf aus Vocals und elektronischen Beats überzugehen. Ein abermals grandioser Refrain gestaltet diesen Cocktail aus Marilyn Manson und Metalcore noch eine Spur effektvoller. Zum Abschluss sei noch diese tiefgehende Textzeile erwähnt: „In our ocean, we drown your fear.“

Oceans – We Are Nøt Okay (EP)
Fazit
Puh, was für ein Ritt. Sowohl die musikalisch abwechslungsreiche Mischung als auch die Thematik, die in diesen Zeiten mehr und mehr an Bedeutung gewinnt, macht We Are Nøt Okay zu etwas ganz Besonderem. Ganz viel Liebe für Musiker, die in der heutigen Gesellschaft etwas zu sagen haben und ihre Position nutzen, um unbequeme Wahrheiten unters Volk zu bringen und Menschen damit zu helfen – #wearenøtokay

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