OvO – Miasma

Ein Pesthauch des italienischen Duos

Artist: OvO

Herkunft: Ravenna, Italien

Album: Miasma

Spiellänge: 43:14 Minuten

Genre: Experimental, Industrial, Noise Rock

Release: 07.02.2020

Label: Artoffact / Cargo

Links: http://ovolive.blogspot.com/
https://www.facebook.com/ovochannel/

Bandmitglieder:

Stimme, Gitarre, Synthesizer – Stefania Pedretti
Schlagzeug, Percussion, Samples, Synthesizer – Bruno Dorella

Tracklist:

  1. Mary Die
  2. You Living Lie
  3. Queer Fight
  4. Testing My Poise
  5. Psora
  6. Lue
  7. L’Eremita
  8. Sicosi
  9. Incubo
  10. Burn De Haus
  11. Miasma

Ich bin ehrlich. Unter Noise Rock habe ich mir etwas anderes vorgestellt. Das, was ich hier mit OvO auf den Schreibtisch bekommen habe, ist eine Beleidigung für die Ohren, ein Reinhören in dieses Album reine Zeitverschwendung.

OvO, das ist ein italienisches Duo aus Stefania Pedretti und Bruno Dorella. Seit 20 Jahren veröffentlichen sie Tonträger mit ihren avantgardistischen Klängen, sind also von ihrem Tun überzeugt und sind überzeugte Wiederholungstäter. Musik möchte ich das nur vorsichtig nennen. Das Miasma, übersetzt der Pesthauch, ist bereits ihr neuntes Full Lenght Album. Dazu kommen etliche EPs und Crossover mit anderen Künstlern. Die Diskografie ist sehr unübersichtlich. Veröffentlichten sie das Zeug bisher bei kleineren Labeln, unterschrieben sie für dieses Album einen Vertrag bei der renommierten kanadischen Company Artoffact.

Noch immer sitze ich hier und sinniere über die elf Tracks, die aus dem Lautsprecher schrammeln. Ich kann kein Konzept heraushören. Melodische Klangfolgen sind eher zufällig. Man scheint alle dunklen und harten Musikgenres gleichzeitig zu verarbeiten und es kommt einfach nichts Gescheites dabei heraus. Da mir der Verlag nichts weiter als die Sounddateien und ein paar Promofotos zur Verfügung gestellt hat, kann ich nicht einmal etwas zu den „Texten“ sagen. Zu verstehen ist nichts. Nach Recherche im Netz habe ich noch folgendes (ohne Gewähr) herausgefunden: Das Coverartwork stammt von dem in London lebenden Tattoo-Artist Michael Servadio. Die Tracks zu Miasma wurden von Ivano Giovedì und Franco Beat an geheimen Orten im ländlichen Italien aufgenommen. Gemixt wurde die Platte von Giulio „Ragno“ Favero, gemastert von Andrea De Bernardi.

Eine Menge Personal für diesen Klangschrott, zumal bei drei Tracks ja auch noch Gastmusiker dabei waren. Ausgewiesen ist Gnucci bei Testing My Poise, Årabrot bei L’Eremita mit einer daneben gegangenen Spoken Word-Darbietung sowie Gabor Holiday Inn bei Burn De Haus. Musikalisch soll ich eine Vielzahl Genres angerissen im Klangchaos erkennen können. Industrial – ja klar. Die Geräuschkulisse in einer Stahlbauhalle einer großen Kieler Schiffswerft ist sehr ähnlich. Aber wenn keine musikalischen Strukturen da sind, wie erkennt man dann Sludge Doom oder Grindcore-Punk? Kollegen, da kann ich euch nicht folgen. „Elektrischer Avant-Rock-Underground“ ist noch eine Bezeichnung, mit der ich leben kann. Ruhige, für einen Soundtrack geeignete Passagen wie auf früheren Werken finden sich einzig bei Burn de Haus. Den Rest kann man höchstens in Samples für Klangkollagen in Horrorfilmen nutzen.

Das Album ist keine leichte Kost, erwarten Käufer von OvO-Scheiben wohl auch nicht. Es ist bereits im Februar erschienen und es gab sogar eine Europatour dazu. Diese musste nach fünf Konzerten wegen der Corona-Pandemie abgebrochen werden. In Deutschland hätte es drei Konzerte in Freiburg, Leipzig und Berlin geben sollen. Schade. Ich hätte mir gerne die Gäste einmal angesehen und mit den Künstlern (Musiker nenne ich sie immer noch nicht) gesprochen.

Das Album ist in allen Formen erhältlich. Über Artoffact bekommt ihr das Album in Purple Vinyl (das Beste von allem: zumindest bunt an der Wand!) oder CD. Einen Download und Streams bekommt ihr über https://orcd.co/miasma.

Zur Promotion des Albums veröffentlichten OvO eine Woche vor dem Release ein Video zu Queer Fight. Es macht ein kleines Stück weit deutlich, dass es nur eine Klanginstallation sein kann. Aber bildet euch bitte eine eigene Meinung.

OvO – Miasma
Fazit
Musiker versuchen im Allgemeinen, großartige, melodiöse Songs zu schreiben und aufzunehmen. OvO scheinen genau das Gegenteil zu wollen. Ihre avantgardistische Klangkunst ist jedoch das Material nicht wert, das dafür verbraucht wird. Bevor ich mir diese Scheibe noch einmal anhöre, fahre ich zu meiner Mutter und schaue mit ihr Carmen Nebels Krone der Volksmusik. Da bekomme ich wenigstens ein Bier dazu...

Anspieltipp: Heino - Haselnuss. Ist nicht von dieser CD, aber immer noch besser...
Norbert C.
3.3
Leser Bewertung1 Bewertung
5
3.3
Punkte