Ural – Psychoverse

Italienische Voivod-Liebhaber mit Hang zur Bay Area

Artist: Ural

Herkunft: Italien

Album: Psychoverse

Spiellänge: 38:30 Minuten

Genre: Thrash Metal

Release: 10.10.2023

Label: Xtreem Music

Link: https://uralthrash.bandcamp.com/

Bandmitglieder:

Gesang – Andrea Calviello
Gitarre – Alex Gervasoni
Gitarre – Luca Caci
Bassgitarre – Stefanio Cipriano Moliner
Schlagzeug – Filoppo Torno

Tracklist:

1. Drag Me To The Wolves
2. Heritage
3. Nightmare
4. Blood Red Sand
5. Fall Of The One World
6. Uncanny Valley
7. Carousel Of Hell
8. 66.6 F.M.

Die ehemaligen Black Metaller von Nebendunkel, Stefano (Bass) und Filippo (Drums), gründeten im Jahre 2010 die Band Ural, um dem guten Thrash Metal die Ehre zu erweisen. Die beiden Protagonisten sind die einzigen Urgesteine der Band, die Gitarristen und der Sänger wurden bereits verändert. Nach einem Demo und einer EP im Jahre 2013 erschien dann endlich das Debütalbum Party With The Wolves. Album Nummer zwei und eine weitere EP folgten und ein Deal mit Xtreem Music sprang heraus. Also raus aus dem Proberaum und ab ins Studio und Album Nummer drei auf den Markt werfen.

Die Burschen lieben zwar den Thrash Metal, gehen aber schon ein wenig anders zur Sache wie z.B. die Teutonen oder Bay Area Anhänger. Drag Me To The Wolves, der Opener, macht dieses sofort hörbar. Die typischen Dreschparts sind natürlich vorhanden, klaro, aber eben nicht altbacken, sondern eher auf eine progressive Art und Weise und so sind klare Einführung von Bands wie Voivod, Annihilator oder Cryptosis zu hören. Der Drummer treibt aber schön voran und trotz des technischen Anspruchs bleibt man nachvollziehbar. Hier und da mit Ecken und Kanten, aber das steht ihnen gut zu Gesicht.

Heritage kommt auch mit ansprechenendem Riffing aus den Boxen, fliegt aber wie ein schnelles Geschoss durch den Raum. Sehr geil. Die thrashigen Screams werden mit Gangshouts kombiniert. Dann ein groovender Refrainpart und dann ein verspieltes Solo, welches es echt in sich hat. Danach wird der Spaß wiederholt. Besonders der Groove klingt sehr geil, da er mit einer Uftata vorgetragen wird. Ja, das hat was. Technisch anspruchsvoll und schön auf die Zwölf. Schockt. Dann nimmt man das Tempo heraus und zelebriert einen melancholischeren und atmosphärischen Part. Klingt verspielt, aber ist absolut intensiv. So lässt man den Song ausklingen. Läuft sehr gut rein.

Nightmare kommt denn wieder mit der Voivod beeinflussten Gitarrenarbeit um die Ecke. Muss ich mich persönlich erst einmal dran gewöhnen, aber die Tempowechsel sind recht geil. Der Drummer versteht es, diese verspielten Elemente gut in Szene zu setzen, indem er immer schön treibt. So eine schnelle, thrashige Uftata, die auch auf alt getrimmt ist, kommt schon klar. Dieser vertrackte und progressive Mittelteil ist dann nicht so meine Baustelle, da kein richtiger Flow aufkommt. Ist aber Geschmackssache. Danach erfolgt aber ein geiles Solo und die Burschen thrashen wirklich ordentlich drauflos. Diese Melodie, die dann herausgeholt wird, ist schon recht geil. Auch der nachfolgende Groove-Part sitzt, zwickt und drückt einen ohne Vorwarnung die Faust ins Gesicht. Der Gesang wird dazu auch noch um einiges aggressiver. Mit diesem Part hört man langsam auf und zeigt, dass sie durchaus ein Händchen für das Songwriting haben.

Der Gesang passt mir an einigen Stellen auch nicht so richtig, ist mir dann zu heavy, aber im Grunde macht Andrea Calviello seine Sache gut. Vor allem im Zusammenhang mit den Gangshouts klingt es immer ziemlich geil. So wie beim Song Blood Red Sand. Auch hier gehen sie wieder an einigen Stellen vertrackt vor, vergessen aber auch das Ballern nicht und dreschen sich somit in die Herzen des Zuhörers. Ein Slayer-hafter Groove wird mit eingestreut und dann technisch gekonnt ausgebaut, mit Sprachsequenz. Und ab wieder ins Dreschbeet und alles zerpflücken. Ein fetziger Midtempopart folgt und am Ende darf der Bass auch einmal glänzen. Sie spielen noch ein wenig herum und dann geben sie noch einmal Vollgas. Ein wildes Solo mit schnellen Drums verlassen den Raum der Stille und lassen den geneigten Zuhörer recht zufrieden zurück.

Diese progressiven Einflüsse hört man ganz gut beim Song Fall Of The One World, aber sie verbinden diese immer mit recht thrashigen Momenten und das macht das Ganz mehr als interessant. Auch hier verlassen sie die typischen Wege des Thrash Metals und gehen in den Crossover über. Klingt gut.

Das fetzige und zu Beginn rockige Uncanny Valley ist dann mein Highlight des Albums. Klingt ein wenig nach alten Anthrax, nicht nur gesanglich, sondern auch musikalisch. Die Gangshouts und diese Parts sind cool. Aber auch hier bringen sie wieder ihre eigenen Ideen mit ein. Cooler Song.

Thrasher, die es auch mal anders mögen, sollten unbedingt zuschlagen.

Ural – Psychoverse
Fazit
Ural schaffen es anno 2023 sehr frisch und interessant zu klingen und liefern ein schon beinahe Crossover-Album ab, welches es echt in sich hat. Bay Area Thrash Metal trifft auf avantgardistische und progressive Riffs der Marke Voivod. Dabei vergisst man aber eben nicht, den Thrash Metal in den Vordergrund zu stellen. Hier und da verrennt man sich mal ein wenig, aber ansonsten knallt Psychoverse ganz ordentlich.

Anspieltipps: Heritage und Uncanny Valley
Michael E.
8.3
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