Pallbearer – Forgotten Days

Pallbearer auf dem Olymp des (Epic) Doom

Artist: Pallbearer

Herkunft: Little Rock, Arkansas, USA

Album: Forgotten Days

Genre: Doom Metal, Heavy Rock

Spiellänge: 52:55 Minuten

Release: 23.10.2020

Label: Nuclear Blast Records

Link: www.pallbearerdoom.com

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre – Brett Campbell
Gitarre – Devin Holt
Bass, Gesang – Joseph D. Rowland
Schlagzeug – Mark Lierly

Tracklist:

  1. Forgotten Days
  2. Riverbed
  3. Stasis
  4. Silver Wings
  5. The Quicksand Of Existing
  6. Vengeance & Ruination
  7. Rite Of Passage
  8. Caledonia

Am 23.10.2020 erscheint mit Forgotten Days das neue Album der amerikanischen Doomer Pallbearer. Veröffentlicht wird es, wie das Vorgängeralbum Heartless auch, über Nuclear Blast Records. Neben der CD wird es das Album in den Vinylvarianten Black, White (400 Stück) und White/Lilac Splatter (500 Stück) geben.

Das Artwork des Albums stammt ebenso wie das Artwork des Vorgängeralbums von Michael Lierly. Michael Lierly ist der Bruder von Schlagzeuger Mark Lierly. Entstanden ist dabei erneut ein Kunstwerk, welches stark den klassischen Pallbearer Touch widerspiegelt. Forgotten Days steht hier für Themen wie Familie, Verlust, Erinnerung und Bedauern. Das Cover und die weiteren Artworks auf der Rückseite und im Innenteil des Booklets spiegeln dabei die Melancholie der Musik von Pallbearer visuell wider.

Forgotten Days ist das vierte Album der Band aus den Südstaaten der USA. Pallbearer gründeten sich 2008 in Little Rock, Arkansas. Nach den Alben From Sorrow And Extinction (2012), Foundations Of Burden (2014), Heartless (2017) und dem vorliegenden Forgotten Days darf man die Band gewiss zur Speerspitze der neueren Generation des Dooms bezeichnen und dürfte solchen Fans von Black Sabbath oder auch Candlemass mittlerweile ein Begriff sein.

Live sind Pallbearer zudem eine sehr intensive und epische Nummer, die ein jeder Doom Fan einmal erlebt haben sollte. Ich durfte solch einem Live-Event 2018 in Wiesbaden beiwohnen (hier geht es zum Review).

Pallbearer setzen auf Forgotten Days ihre Interpretation von Doom konsequent fort. Epischer Doom mit einem progressiven Schuss. Bassist Joseph D. Rowland sprach einmal von einem Heavy Prog Doom. Egal wie man es jetzt nennen will, in Schubladen stecken lassen sich Pallbearer nicht unbedingt!

Brett Campbell und Joseph D. Rowland sind die Kreativköpfe hinter Pallbearer. Sie schreiben die Songs unabhängig voneinander, trotzdem haben sie einen roten Faden, was wohl damit zusammenhängt, dass man sich so gut kennt, wie Brett Campbell bemerkt. Bei den Songs auf Forgotten Days geht es um Familie, jedoch in der Intension von tragischen Geschichten, wie Verlust (sowohl physischer als auch immaterieller), oder die Konsequenzen von privaten Entscheidungen und deren intensive Aufarbeitung.

Bei dieser Themenstellung ist Forgotten Days natürlich ein sehr intensives Album geworden. Wie kann man Schicksal oder Melancholie musikalisch wohl besser aufarbeiten als mit (epischem) Doom.

Dies gelingt Pallbearer von den ersten Klängen an sensationell. Verstimmte Gitarrengeräusche führen uns vorzüglich in den Titelsong Forgotten Days ein. Forgotten Days baut sich langsam auf, ist teilweise rau und vor allem intensiv. Es beinhaltet, wie bei Pallbearer üblich, warme und beruhigende und zudem melodische Passagen, trotz aller Verzweiflung. Gerade die beruhigenden und melodischen Momente sind es auf dem neuen Pallbearer Album, die hier die wesentlichen Akzente ausmachen. Die zeigte sich besonders stark auch in den Gesangsparts, die in Songs wie Riverbed, Stasis und Vengeance & Ruination ein ganz besonderes Feeling erzeugen. Pallbearer schaffen es irgendwie, ein ureigenes Doomuniversum zu schaffen, welches dunkel und trotzdem warm ist. Das Kernstück des Albums ist aus meiner Sicht der über zwölfminütige Song Silver Wings, der voller riffgeschwängerter Verzweiflung ist. Nur schwer atmend erheben sich die behäbig schlagenden Flügel und kommen kaum vom Fleck. Ein episches Meisterwerk voller Verzweiflung. Ein Song, der den Ritterschlag verdient. Mehr Doom geht nicht, die Nackenhaare stehen auch noch, wenn der letzte Ton des Songs bereits lange verklungen ist. Ich könnte niederknien und Pallbearer preisen!

Nicht nur in diesem ultralangen Song zeigen Pallbearer, dass sie für großartige Riffs, dramatische Melodien und ein sehr ausgereiftes Songwriting stehen. Hinzu kommt die großartige Produktion des Albums, für die sich Randall Dunn (Sunn O))), Earth, Johan Johannson) mitverantwortlich zeigt. Er schafft es, einen doomigen Spirit einzufangen, welches ihm sicherlich aufgrund seiner bisherigen Zusammenarbeit mit den oben genannten Bands nicht schwer gefallen sein dürfte.

Sogar in solch einem Song wie The Quicksand Of Existing, der mit knapp vier Minuten recht kurz ausfällt, zeigen Pallbearer, wie intensiv vier Minuten sein können. Dieser Songs ist zudem mit einem gewissen doomigen Groove unterlegt und recht treibend.

Pallbearer – Forgotten Days
Fazit
Pallbearer sind dort angelangt, wo sie hingehören: Auf dem Olymp des Doom! Mit Forgotten Days sind sie den Altvorderen des Dooms zumindest gleichgestellt. Forgotten Days ist ein Album, welches man nicht vergessen wird!

Anspieltipps: Forgotten Days, Silver Wing und Ride Of Passage
Juergen S.
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