Pit Viper – The Virus Tapes (EP)

Giftiger Einstand aus deutschem Edelstahl

Artist: Pit Viper

Herkunft: Göttingen, Deutschland

Album: The Virus Tapes (EP)

Spiellänge: 18:38 Minuten

Genre: Crossover Thrash

Release: 09.04.2021

Label: Eigenproduktion

Link: https://www.facebook.com/PitViperOfficial

Bandmitglieder:

Gesang – Schneggsche
Gitarre – Mikey
Bassgitarre – Tobi
Schlagzeug – Mosh

Tracklist:

  1. A Nightmare On Elm Street
  2. I Hate People
  3. The Werewolf Of Hanover
  4. Pit Viper

In Südniedersachsens Untergrund braut sich etwas zusammen: Neben Death Metal-Kapellen wie Asenblut, Atomwinter oder Stoned God, die sich in der Szene bereits einen Namen gemacht haben, fördert die Unistadt Göttingen frischen Stahl in Form der Anfang 2020 gegründeten Pit Viper zutage. Auf der ersten EP, die passenderweise auf den Namen The Virus Tapes getauft wurde, frönt man allerdings nicht dem Todesblei, sondern tobt sich in einem Stilmix aus Thrash, Punk und klassischem Heavy Metal aus. Die vier Songs wurden Ende letzten Jahres mit Unterstützung von Dirk Grove in Göttingen aufgenommen und sind seit Anfang April auf allen bekannten Streamingplattformen verfügbar. Seit Kurzem gibt es auch eine kleine CD-Auflage von The Virus Tapes, die man für sechs Euronen plus Versand auf der Facebook– und Bandcamp-Seite der Crossover Thrasher ordern kann.

Eins, zwei – Freddy kommt vorbei: A Nightmare On Elm Street erzählt vom allseits bekannten „Pizzaface“ der gleichnamigen Horrorfilmreihe. Die Riffs zeigen gleich, wo es langgeht und Shouterin Schneggsche bellt in Punkmanier die Zeilen des Freddy Krueger-Reims ins Mikro. Obwohl drei der vier Musiker noch unbeschriebene Blätter in der Szene sind, hört man es dem Sound von Pit Viper nicht an. Erfahrung bringt Gitarrist Mikey ins Geschehen, der bereits bei der Göttinger Groove Metal Band Übergang die Saiten quälte. Hier wird nicht Thrash-like alles in Raserei ertränkt, sondern geschickt mit Tempowechseln gearbeitet. Zum Schluss spukt mir die Sängerin noch „Nine, ten, never sleep again!“ ins Gesicht – und Mic drop. Guter Einstand.

Ohne Geplänkel legt I Hate People los und rechnet mit allen Mitmenschen ab, auf deren „politisch korrekte“ Aussagen man gut und gerne verzichten kann. Auch hier fällt der klassische Metal- und Rock ’n‘ Roll-Spirit der Riffs positiv ins Gewicht. An der einen oder anderen Stelle klingen die Vocals etwas holprig und der Akzent von Schneggsche kommt manchmal arg Denglisch daher. Aber das hat in den Achtzigern auch keinen bei deutschen Bands wie Tankard oder Kreator gestört. Der geflüsterte Part in der Mitte des Songs sorgt wieder für Abwechslung und beim anschließend überleitenden Riff packe ich die Luftgitarre aus.

Beim Stichwort Serienmörder fällt den meisten zuerst die USA ein. Dabei hatten wir Deutschen auch einen der berüchtigtsten Serienmörder der Geschichte zu bieten: Fritz Haarmann ließ in den 20er-Jahren vor allem in der Region Hannover keinen Menschen mehr ruhig schlafen. Insgesamt 24 Morde gingen auf das Konto des Vampirs, des Schlächters, des Kannibalen oder eben des Werwolfs von Hannover – wie Haarmann genannt wurde. Vor allem das berühmte Haarmann-Lied „Warte, warte nur ein Weilchen …“ dürfte einigen noch in Erinnerung geblieben sein. The Werewolf Of Hannover liefert allerdings keine Kinderreime, sondern wieder starken Crossover Thrash. Was in I Hate People noch nicht so flüssig ins Mikro lief, kommt in diesem Song bestens zur Geltung. Der Gesang folgt zunächst den eingängigen Gitarrenmelodien, um kurz darauf loszubrausen wie ein Bürstenschleifer auf ‘nem Kiefernbrett. Die Lyrics sind wie auch bei den anderen Songs von Bassist Tobi geschrieben worden.

Zum Abschluss der Knüppelpartie bleibt noch die Bandhymne Pit Viper. Bevor die Geschwindigkeit wieder angezogen wird, leiten Priest-artige Gitarrenriffs das Stück ein. Zu den Gangshouts im Refrain schrubbt Gitarrist Mikey die Saiten wieder deutlich schneller, bevor er im Mittelteil endgültig von der Leine gelassen wird – das Solo beschert mir Gänsehaut bis zur Schädeldecke. Dazu die polternde Schießbude von Drummer Mosh, da bleibt kein Auge mehr trocken.

Neben Burn Everything der Kölner Band Anti Anti Anti, das spannendste Underground-Release des Genres im laufenden Jahr.

Pit Viper – The Virus Tapes (EP)
Fazit
Wer mit Bands wie The Exploited oder Municipal Waste etwas anfangen kann, sollte The Virus Tapes unbedingt antesten. Der Mix aus Thrash und Heavy Metal Riffs, gepaart mit punkigen Vocals sorgt für Spaß und Action im Moshpit. Natürlich ist noch nicht alles perfekt, was Pit Viper auf ihrer ersten EP abliefern, aber genau das macht es auch so charmant. Die Göttinger schreiben bereits am Material für ihr erstes Langeisen – man darf gespannt sein.

Anspieltipps: The Werewolf Of Hanover und Pit Viper
Florian W.
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