Radio Bob! Rocknacht – 02.11.2018 in der Kulturwerft Gollan in Lübeck

Setlisten:

  1. Corrupted, Corroded
  2. Machine Gun
  3. Remedy
  4. Ocean
  5. Civilized In Harmony
  6. Easier Said That Done
  7. Rough Affair
  8. All The Leaves
  9. Postman
  10. Pet Sementary
  11. Satellite

  1. Extrabreit
  2. Her Mit Den Abenteuern
  3. Geisterbahn Fahrn
  4. Kleptomanie
  5. Polizisten
  6. 1-1-0
  7. Joachim Muß Härter Werden
  8. Lottokönig
  9. Hart Wie Marmelade
  10. Flieger, Grüß Mir Die Sonne
  11. Hurra, Hurra, Die Schule Brennt
  12. Annemarie
  13. Junge, Wir Können So Heiß Sein

  1. Action
  2. New York Groove
  3. Hellraiser
  4. Turn It Down
  5. The Six Teens
  6. AC/DC
  7. Set Me Free
  8. Lost Angels
  9. Coco / Funny Funny / Poppa Joe
  10. Drum Solo
  11. Teenage Rampage
  12. Wig-Wam Bam / Little Willy
  13. Love is Like Oxygen
  14. Fox on the Run
  15. Blockbuster
  16. Ballroom Blitz

Zum ersten Mal veranstaltet Radio Bob! eine Rocknacht in Schleswig-Holstein.
Geladen sind Bands, deren Musik die Geschichte des Rock geprägt hat.
Veranstaltungsort ist die Kulturwerft Gollan in Lübeck. Eine noch recht junge und schöne Location im Bereich der 1000-Besucher-Grenze, gewachsen aus einem historischen Industriekomplex im Lübecker Hafen.
Hier fanden aufgrund der Industriehallengröße schon Feuerengel Konzerte mit reichlich Pyroshow, aber auch Empfänge u.a. mit der Bundeskanzlerin statt. Nur ca. 350 Besucher kommen an diesem Freitagabend zu diesem eigentlich tollen Event. Das zeitgleich beginnende Metal Hammer Paradiese, der hohe Eintrittspreis und nicht zuletzt die Absage von John Diva machen der Veranstaltung zu schaffen.

Als Erstes betritt um 19:00 Uhr Andreas „Maschine“ Pooch die Bühne und kündigt die kurzfristig verpflichtete Hamburger Kultband 5th Avenue an. 
John Diva mit seinen Rockets Of Love sagten ihren Auftritt am Vortag aus „produktionstechnischen Gründen“ ab. Was auch immer das heißen mag: Etliche Fans waren schlichtweg stinksauer. Manche hatten Hotels gebucht und sich auf den Gig trotz des hohen Eintrittspreises gefreut. Die Kommentare aus dem Internet gebe ich hier lieber nicht wider.
Nichtsdestotrotz, die Wacken-Kultband leistet einen tollen Job, heizt den Anwesenden gut ein. Bereits beim zweiten Wacken-Open-Air 1990 vertreten, erspielten die Hamburger sich bis zur Auflösung 1996 derweil fünf Wacken Teilnahmen und erlangten solch einen Kultstatus, dass die Hamburger die Band zum Live-Act des Jahres wählten. Seit 2012 spielen die Jungs nun wieder zusammen und haben schon etliche Support-Acts wie bei The Hooters oder jüngst Status Quo hinter sich.
Bei dem Auftritt dominieren natürlich die Titel ihrer 2016er-Scheibe Last Greetings From The Petting Zoo. Kurz nach dem Auftritt waren die Jungs dann auch an ihrem kleinen Merch-Stand. Da der Zulauf bei den wenigen Zuschauern nicht gerade groß war, nahmen sie sich für jeden, der vorbei kam, besonders viel Zeit. Sie standen für Gespräche, Selfies und Autogramme geduldig bis zum Auftritt von Sweet bereit.
20:30 Uhr, Andreas „Maschine“ Pooch entert wieder die Bühne und kündigt die zweite Band an. Extrabreit aus Hagen, die Väter des deutschen Pop-Punks, haben Musikgeschichte geschrieben, aber sie sind weit davon entfernt, Spinnweben anzusetzen. 2018, im 40. Jahr nach der Bandgründung 1978 und über 1700 Konzerten, materialisieren sie sich mit ihren Gassenhauern auf Open Airs und Hallenbühnen, um zu beweisen, dass sie live immer noch zum Besten zählen, was deutsche Rockmusik zu bieten hat. Der Merch-Stand der Extrabreit-Truppe ist wohl sortiert und Markus hat wie immer gut zu tun. Die Breiten, wie sie von ihren Fans liebevoll genannt werden, halten sich nicht mit Reden auf. Ihr 60-Minuten-Slot soll voll genutzt werden. So spulen sie auch ein Programm ab, das die Menge erwartet. Ihre Hymne Extrabreit bestreitet wie bei jedem Konzert den Opener. Danach folgt Her Mit Den Abenteuern und Geisterbahn Fahr´n. Ab diesem Zeitpunkt sollen nur noch die großen Hits folgen. Kleptomanie, Polizisten, 1-1-0, Joachim, Lottokönig, Marmelade, Flieger, Hurra Hurra Die Schule Brennt, Annemarie und zum Schluss Junge, Wir Können So Heiß Sein, ihr Lou Reed Cover, füllen die Stunde Auftrittszeit problemlos und ohne Langeweile aufkommen zu lassen. Für Hildes Rosen, die gerade von den weiblichen Fans in den ersten Reihen gefordert wurden, war im Set dann allerdings kein Platz mehr. So machen Kai Havaii und Stefan Kleinkrieg mit ihren Mitstreitern Rolf MöllerBubi Hönig und Lars Hartmann dann auch Eigenwerbung für die Weihnachts-Blitz-Tournee. Hier kann man sich in der Hamburger Markthalle das volle Programm abholen.
Nach dem Auftritt der Phantastischen Fünf verlassen rund zwei Drittel der Zuschauer die Kulturwerft.
The Sweet betreten um 22:00 Uhr die Bühne. Freilich ist von der 1968er-Urbesetzung niemand mehr dabei. Mit Andy Scott steht der dienstälteste Rocker auf der Bühne. Zwei Jahre nach Gründung stieg er bereits in die Band ein. Mit ihm wurden sie eine der erfolgreichsten Glam-Rock-Bands der Siebziger Jahre. Bruce Bisland kam erst 1993 nach der Glanzzeit dazu. Pete Lincoln (2006) sowie Tony O’Hora (2001) sind zu den Revival-Mitgliedern zu zählen.
Die Jungs wollen heute Promotion für ihre im Mai anstehende Deutschland-Tour machen, allerdings haben sie auch schon eine Zusage für das Wacken-Open-Air im August. Einen Merch-Stand gibt es von ihnen nicht, angeblich ist der Sprinter auf der Autobahn liegen geblieben.
Wie auch bei Extrabreit wird nicht lang geschnackt, die Zeit ist kurz und die verbliebenen 150 Gäste wollen die großen Hits der Band hören.
Die bekommen sie auch. Nach dem Opener Action folgt allerdings mit New York Groove ein Hello Cover. Hellraiser bringt die Menge wieder in die Spur. Den Mittelblock bestreiten dann Turn It Down, The Six Teens und AC/DC sowie Set Me Free. Barhocker werden auf die Bühne gebracht und es folgt ein Akustik Set. Beginnend mit Lost Angels folgt ein Medley aus Co-Co, Funny Funny und Poppa Joe. Da Schlagzeuger Bruce Bisland nun ja 10 Minuten Pause hatte, folgt ein Drumsolo von ihm. Sehenswert, denn der Gute ist ja auch keine 30 mehr… Was folgt, ist dann wieder Number-One-Hit-Satisfaction bis zum Ende des Gigs. Teenage Rampage (1974) macht den Anfang. Es folgen Wig-Wam Bam und Little Willy (beide 1972), Love Is like Oxygen (1978) sowie Fox On The Run (1975).

Als Headliner mit Hitpotenzial bis in den Morgen folgt dann noch die berechenbare Zugabe aus den 1973er-Krachern Block Buster! und Ballroom Blitz. Wenn ich bedenke, dass ich meine erste Single dieser Band mit neun bekam – Gottogott, was bin ich für ein alter Knochen.
Unmittelbar nach dem Ende der Zugaben geht das Licht an, die Band zu treffen ist nicht möglich.
Ein launiger Retro-Abend. Hoffentlich sind sich die Macher trotz der geringen Besucherzahl bei dieser Premiere dessen 
bewusst und schauen bei der Terminwahl mal besser ins Internet… Bei einer Wiederholung wäre ich zumindest wieder dabei.